(Schein)heilige Yogawelt?
Mitten im Advent hat sich die YOGA JOURNAL-Redaktion diese, zugegeben, etwas provokante Frage des Öfteren gestellt. Denn wieder einmal hat sich im Entstehungsprozess dieses Heftes eine Art Trend, eine gewisse Synchronizität gezeigt: Mehrere Autoren und Yogalehrer geben in ihren Texten den dringend nötigen Anstoß zu reflektieren und zu hinterfragen – die Yogaszene, Yoga als Lebenseinstellung, als Berufung, als Business, und damit uns selbst. So schreibt Diana Krebs in „Ach, Du (schein-)heilges Ich!“ über „Sauberfrauen“ im Yoga – Sie wissen schon: Diese spindeldürren Yoga-Heiligen, vegan unterwegs, stets lächelnd, perfekt und harmlos, ein ganz besonderer Fall von Selbstoptimierung, die sicher am Ziel von Yoga vorbei geht. Michi Kerns kritische Betrachtung von selbst ernannten Gurus setzt dem Ganzen noch eins drauf: In „Lernen von den Menschen“ appelliert er an die Yogalehrer dieser Welt, sich zu hinterfragen und selbst auch wieder Schüler zu sein.
Mit Heiligenbildern ganz anderer Art beschäftigen sich Anjali und R. Sriram in „Biblische Shakti“. In ihrem Gespräch diskutieren die beiden, inwieweit biblische Figuren den westlichen Yogaübenden dienen können. Warum sollten sie sich nicht, wie in der indischen Tradition üblich, die Freiheit nehmen, einen individuellen Umgang mit ihrem Gottesbild und ihren Heiligen zu pflegen? Schauspielerin Maria Schrader spricht im Interview über ihre Rolle in dem Kinofilm „Schwestern“, in dem eine junge Frau beschließt, ins Kloster zu gehen und damit ihre ganze Familie in Aufruhr versetzt. Es geht um Glück, um Erwartungen und die (scheinbar) große Freiheit unserer Zeit, den eigenen Lebensentwurf zu gestalten. „Freiheit kann so schön wie furchterregend sein,“ meint Schrader. Dazu passt wiederum unser Special zu vedischer und abendländischer Astrologie, das sich dem vielleicht individuell empfundenen Widerspruch zwischen Schicksal und freiem Willen widmet.
Mit Selbst- und Fremdbildern geht es weiter, in unserer wunderschönen Strecke „Portraits Of A Soul“. Dieses Kunstprojekt haben der Fotograf Richard Pilnick und Eric Standop gemeinsam ins Leben gerufen. Exklusiv für das YOGA JOURNAL ergründen sie anhand von Schwarzweiß-Fotografien, der uralten Technik des Gesichtlesens und passenden Gedichten die Persönlichkeit bekannter deutscher Yogalehrer. Die sechsteilige Asanaserie mit Gedicht startet mit Ashtanga-Yogalehrer und YOGA JOURNAL-Anatomieexperte Ronald Steiner.
Viel Freude beim Lesen, erfüllte Feiertage und einen fantastischen Start für 2014!
Ihre YOGA JOURNAL-Redaktion
TITELTHEMEN der Ausgabe Januar und Februar 2014:
- 4 Übungsstrecken für mehr Balance im Leben
- Jahreshoroskop 2014 und Yoga & Astrologie
- Kunst und Yoga: Bekannte Yogalehrer im Portrait + Die Kunst des Gesichtslesens
- Scheinheilige Yogawelt -Pin-Up-Yogamädchen und Möchtegern-Gurus
- Interviews: Schauspielerin Maria Schrader, Theaterregisseur Luc Perceval
- Yoga City Trip: Allgäu
- + für Abonnenten: den Leserfotokalender 2014
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