Im Zusammenhang mit Yoga ist immer häufiger von „spiritual activism“ die Rede. Aber was bedeutet das eigentlich? Die beiden Yogalehrer und Organisatoren der Yoga Conference Nicole Bongartz und Frank Schuler erklären den Begriff am Beispiel ihres eigenen Yogastudios.
Eine Yogaschule zu leiten und Schüler zu unterrichten, ist für uns bereits eine Form des spirituellen Aktivismus. Unsere Schüler nehmen aus jeder Stunde etwas mit und verändern vielleicht ihr Leben Schritt für Schritt. In der Jivamukti-Tradition ist es sehr wichtig, die Überzeugung eines Yogis zu leben und den Schülern als Vorbild zu dienen. Dennoch ist es ein Prozess, sich als Lehrer zu finden und zu seinen eigenen Überzeugungen zu stehen, damit man authentisch bleibt. Als Studiobesitzer und Lehrer agieren wir permanent in verschiedenen Rollen und sind mit unterschiedlichen Menschen in Kontakt: mit den Schülern, die wir ausgebildet haben, und unseren Angestellten. Da ist man oft genug gefordert, zu reflektieren und darauf zu achten, wie man miteinander umgeht. Spiritueller Aktivismus muss nicht immer laut und politisch sein. Aus der Werbebranche wissen wir, wie man mit Plakaten und Bannern laut wird und was das für das Ego bedeutet. Yoga bereitet darauf vor, bewusst die Aufmerksamkeit dorthin zu lenken, wo sie nötig ist, und mit Achtsamkeit zu handeln. Daraus entsteht Kraft. Wir fangen an, von innen heraus etwas an uns verändern zu wollen – und dann in unserem engsten Umfeld. Jeder, der das erlebt hat, weiß, wie schwer es ist.
Wenn es im Studio Probleme gibt, nehmen wir uns viel Zeit, diskutieren alles aus und lösen den Konflikt mit Hingabe. Dadurch, dass wir so viel mit Menschen zu tun haben, ist es eine Herausforderung, uns selbst treu und Yogi zu bleiben. Es ist schön, wenn Leute mutig und laut für etwas einstehen. Genauso wichtig ist es aber, dass das Herz hinterherkommt. Uns hat Yoga dazu gebracht, einen eher leisen und beherzten Aktivismus zu verfolgen, mehr als David zu agieren statt als Goliath. Yoga ermöglicht es vielen Menschen, für sich selbst zu formulieren, was ein Lebensstil alles sein kann. Wir müssen in unserer Position immer wieder darauf achten, dass unser Lebensstil authentisch ist und wir wirklich dahinter stehen. Das ist unsere Verantwortung. Unser persönlicher Aktivismus besteht darin, unsere Schulen mit Enthusiasmus und Liebe zu führen.
Foto: über Off The Mat Into The World
Nicole Bongartz und Frank Schuler leiten gemeinsam mit Amy Heger und Judith Hennemann die „Lord Vishnus Couch“-Studios in Köln.