Interview mit dem Experten der Achtsamkeit

Grenzen erkennen und akzeptieren 

„Achtsamkeit“ – ein inzwischen überstrapazierter Begriff? Wir sprachen mit einem, der es wissen muss: Jan Thorsten Esswein ist Achtsamkeitstrainer und hat zwei Bücher zu diesem Thema geschrieben.

YOGA JOURNAL: Jan, was bedeutet Achtsamkeit für dich?
JAN THORSTEN ESSWEIN: Achtsamkeit bedeutet, dass du voll und ganz bei dem bist, was du gerade tust oder erlebst. Es bedeutet, mit dir selbst in Kontakt zu sein. Wenn du achtsam bist, trittst du innerlich einen kleinen Schritt zurück, um das, was gerade in dir und in der Situation abläuft, mit Abstand zu betrachten. Diese Perspektive hilft dir, deine eigenen Denk- und Verhaltensmuster, deine Bedürfnisse, die Signale deines Körpers sowie die Erfordernisse der Situation klarer zu erkennen. Die Distanz gibt dir einen zusätzlichen Handlungsspielraum. Das reduziert Stress und lässt mehr Ruhe und Gelassenheit entstehen. Das vielleicht wichtigste an der Achtsamkeit ist, dass man durch sie die kleinen Momente des Lebens wirklich genießen kann.

Dein neues Buch trägt den Titel „Achtsame Yogaübungen“. Ist nicht jede Form von Yoga achtsam?
Achtsam Yoga zu üben, bedeutet für mich zum einen, die Rückmeldungen des eigenen Körpers sehr genau wahrzunehmen, die Grenzen seiner Belastbarkeit zu spüren und zu akzeptieren. Zum anderen beinhaltet es auch, auf Details in der Bewegung zu achten und dabei anatomisch korrekt zu üben. Nur dann entlastest du deine Wirbelsäule und Gelenke optimal und nur dann kann die Übung ihre positiven Wirkungen voll entfalten. Als Physiotherapeut weiß ich ganz genau, was bei den Asanas im Körper geschieht. Und weil ich mich vor vielen Jahren zu Beginn meiner Yogapraxis aus Unachtsamkeit mehrmals verletzte, wurde mir klar, wie wichtig es ist, sorgsam und mitfühlend mit sich umzugehen. Deshalb ist es mir ein persönliches Anliegen, Menschen zu einem achtsamen Umgang mit sich zu ermutigen.

Deine Arbeit basiert auf Stressbewältigung durch Achtsamkeit (MBSR, Mindfulness Based Stress Reduction) nach Prof. Jon Kabat-Zinn. Was hat es mit dieser Methode auf sich?
MBSR – ich benutze übrigens den Begriff „Achtsamkeitstraining“ – ist eine hochwirksame und wissenschaftlich belegte Methode. Sie wird klassisch in Form eines achtwöchigen Kurses unterrichtet. Die Gruppe von ca. 15 Teilnehmern trifft sich einmal wöchentlich für zweieinhalb Stunden und verbringt außerdem einen ganzen Übungstag zusammen. Die Achtsamkeit ist wie ein Muskel. Indem die Teilnehmer das Gelernte täglich zu hause üben und im Alltag anwenden, werden ihre Achtsamkeitsmuskeln immer kräftiger. Wer sich auf das Training einlässt, lernt mit Stress und starken Emotionen besser umzugehen, wird ruhiger und gelassener. Auch psychosomatische Beschwerden und depressive Verstimmungen lassen sich mit der Methode in den Griff bekommen. Die Übungszeit hilft, Achtsamkeit und ihre positiven Wirkungen nachhaltig im eigenen Leben zu verankern.

Du bietest unter anderem Seminare für Führungskräfte an, die mit deiner Hilfe ein Verständnis für Achtsamkeit entwickeln und dadurch weniger Fehler machen sollen.
Ja. Denn viele Menschen, darunter Führungskräfte, reagieren auf die tägliche Informationsüberflutung und den Leistungsdruck im Job, indem sie Multitasken, also zwischen verschiedenen Aufgaben hin- und herspringen. Wer oft Multitasking betreibt, schwächt seinen Achtsamkeitsmuskel und macht mehr Fehler. Ich rate daher zum Unitasking: richte deine Aufmerksamkeit für eine gewisse Zeit nur auf eine einzige Tätigkeit. Außerdem versetzt dich die Achtsamkeit in einen wachen und gleichzeitig entspannten Zustand, sozusagen in eine sprungbereite Gelassenheit. Dadurch behältst du einerseits den optimalen Überblick über die Situation, andererseits kannst du sofort handeln, wenn es nötig wird.

2006 hast du ein halbes Jahr schweigend in einem nepalesischen Meditationszentrum verbracht. Was hast du in dieser Zeit über dich gelernt?
Unglaublich viel, die Erfahrungen könnten alleine ein ganzes Buch füllen. Unter anderem ist mir klar geworden, was meine wichtigste Lebensaufgabe ist: Menschen zu zeigen, wie sie die heilsame und zutiefst positive Kraft der Achtsamkeit für ihr Leben nutzen können.

Was können wir über die im Buch vorgestellten Übungen hinaus tun, um im Alltag etwas achtsamer zu werden?
Eine gute und einfache Alltagsübung ist das Achtsam Essen: alle Geräte wie Fernseher oder PC sollten aus sein und alle Sinne beim Essen benutzt werden. Lege beim Kauen das Besteck aus der Hand und konzentriere dich nur darauf und auf den Geschmack. Für den Anfang reicht es vollkommen aus, wenn du diese Übung mit nur einem Bissen pro Tag machst.


Jan Thorsten Esswein ist Physiotherapeut, Iyengar-Yogalehrer, Autor und Experte für Achtsamkeit. Durch zahlreiche Aufenthalte in buddhistischen Meditationszentren und Klöstern vertiefte er sein Verständnis der Achtsamkeit und entwickelte besonders wirkungsvolle Körperübungen. 

Das SHANTIPHANT-Project

Yogis hautnah

YOGA JOURNAL-Redakteurin Laura Hirch hat ein Filmprojekt für Yogaschaffende vewirklicht. Was es damit auf sich hat, hat sie uns bei einer Tasse Tee erzählt.

YOGA JOURNAL: Laura, wer oder was bitte soll das sein – ein Shantiphant?
LAURA HIRCH: Ein Shantiphant ist jemand, der friedvoll, anmutig und doch bestimmt seine Ziele verfolgt und Gutes bewirken möchte. Demnach ist eigentlich jeder Yogi ein Shantiphant. Für meine ersten Filme habe ich fünf deutsche Yoginis gewählt, die ihr Leben durch Yoga verändert und nun Wege gefunden haben, andere an der Transformation teilhaben zu lassen oder Gutes für die Welt, die Umwelt, die Gemeinschaft zu bewirken. Es gibt jedes Jahr so viele Yoganeulinge, die ihr Leben zum Guten verändern möchten, aber noch nicht wissen, wie. Für sie und alle anderen, die vor allem in ihrem beruflichen Alltag nicht mehr so ganz zufrieden sind, oder sich nicht trauen, ihre Bestimmung zu leben, mache ich meine Motivationsfilme – mein eigenes Seva-Projekt, wenn man so möchte.

Inwiefern hat dein Seva-Projekt mit dem Namen zu tun?
Shanti bedeutet Friede, der Teil Phant kommt von Elefant in der englischen Schreibweise. Bei der Namensfindung wusste ich, dass „elefant“ unbedingt enthalten sein muss, als Anlehnung an meine Liebe zu Elefanten und insbesondere zu Ganesha, dem Elefantengott. Diese Tiere strahlen so viel Ruhe, Gleichmut, Sanftheit und zugleich Stärke aus – Eigenschaften, die mich auch an Menschen faszinieren. Ganesha ist dafür bekannt, Hindernisse aus dem Weg zu räumen – und wir beten immer dann zu ihm, wenn wir etwas Neues beginnen. Ich finde das sehr passend für meine ersten fünf „Phants“, da auch sie ihr Leben verändert haben und dabei viel Klarheit und Kraft gebraucht haben.

Mit welcher Motivation hast du das Projekt auf die Beine gestellt?
Ich war schon immer ein Fan von Veränderung. Besonders imponiert mir, wenn Frauen unabhängig und selbstbestimmt ein Leben für sich erschaffen, das sie glücklich macht, ihre Bestimmung und Träume leben. Deswegen habe ich auch erstmal fünf Frauen porträtiert. Eine gute Freundin von mir hat 2012 ihr eigenes Yogalabel gegründet, was ich sehr mutig fand. Im Rahmen meiner Diplomarbeit habe ich damals einen Film über sie gedreht und dabei gemerkt, dass ich gerne weitere Filme in diesem Stil machen möchte.

Welche besonderen Momente hast du für dich mitgenommen?
Im Laufe des Projektes haben sich viele kreative Freunde von mir eingeschaltet und ich bin immer noch sehr gerührt, wie viel Schönheit in einem liebevollen Kollektiv entstehen kann. Nach jedem Dreh war ich außerdem total erfüllt von der guten Energie, die im Zusammenspiel geflossen ist, und davon, wie ehrlich und liebevoll alle Protagonistinnen waren. In Momenten des Zweifelns waren mir meine Protagonistinnen ein gutes Vorbild, weil sie nur das machen und durchziehen, was aus ihrem Inneren heraus in die Welt möchte. Das, wofür ihr Herz schlägt.

Was ist deine Vision für Shantiphant?
Ich fände es schön, wenn die Szene etwas transparenter wird und stärker zusammenwächst. Auf Messen kann man das schon sehr gut beobachten, aber ich würde gerne mehr über meine Mityogis erfahren. Was hat der andere für ein Leben, womit hat er zu kämpfen und was sind seine Wünsche und Träume? Vielleicht helfen die Filme beim Zusammenwachsen, das würde mich freuen. Ich warte jetzt mal die Reaktionen ab und dann wird sich zeigen, ob Bedarf für weitere Filme in diesem Stil besteht – was ich natürlich sehr hoffe! Es hängt auch davon ab, ob es noch andere mutige Phants da draußen gibt, die mir gerne von sich und ihrem Leben erzählen möchten. Wenn mir die Geschichten gefallen und ich sie inspirierend finde, kommen wir sicherlich zusammen (lacht).

YOGA JOURNAL-Redakteurin Laura Hirch ist zertifizierte Sivananda-Yogalehrerin, liebt das Filmemachen und hat sich mit SHANTIPHANT films einen Traum erfüllt. Die nächste Phant-Week, bei der wieder fünf weitere Porträts über Yogis gezeigt werden, findet im Herbst 2014 statt. 

Die Kunst, sich selbst auszuhalten

Unter den beinahe unzähligen neueren Definitionen und Erklärungen, was Yoga eigentlich ist und macht, finde ich nach wie vor den Ausspruch meines Lehrers Patrick Broome am Treffendsten: „Yoga heisst, sich in seiner Haut wohlzufühlen.“
Foto: Zeitgeist Films

Das ist mal keine komplizierte oder spirituell aufgeblasene Auskunft für Eingeweihte, die langatmig erläutert werden müsste. Auch wer gar kein Yoga übt, kann sich darunter sofort etwas vorstellen. Yoga präsentiert sich hier ganz direkt zugänglich und verfügbar, verständlich und offen für alle. Es ist ausdrücklich nicht zuerst von Erleuchtung, Heilung, Befreiung oder ähnlichen Dingen die Rede, die im Grunde unklar bleiben. Es geht in dieser einfachen Kurzformel vielmehr auf eine unprätentiöse Weise um den ganzen Menschen, um seine körperlichen Belange ebenso wie um seine seelischen oder geistigen Aspekte.

Auch der Münchener Philosoph und Jesuitenpater Prof. Michael Bordt erklärt das holistische Konzept des Sich-in-der-eigenen-Haut-Wohlfühlens in seinem neuen Buch mit einfachen Worten. Das Ziel sei schlicht „die Kunst, sich selbst auszuhalten“. Für Yogis wenig überraschend besteht diese Kunst hier wie dort darin, sich in Selbstreflexion und Selbstwahrnehmung zu üben. Für Michael Bordt geht es dabei vor allem um den Abbau innerer Spannungen, die uns letztlich daran hindern, es mit uns selbst auszuhalten. Mittels einer philosophischen (Selbstreflexion) und/oder einer meditativen (Selbstwahrnehmung) Anstrengung lassen sich innere Spannungen wie Stress, Ungeduld, Aggression, Angst, Nervosität lösen – wir halten uns selbst besser aus, wir fühlen uns wohl in unserer Haut.

Fast jeder, der heute Yoga übt, kennt die Musik von Krishna Das. Seine Musik ist Hingabe und Meditation. Ich glaube, die meisten Menschen würden sagen, dass diese Musik auf eine sehr direkte Art beruhigend wirkt. Dabei ist der Lebensweg von Krishna Das alles andere als ruhig (DVD-Tipp: „one Track Heart: Die geschichte des Krishna Das“, Mind jazz Pictures). Vollkommen zerrissen, unstet, über lange Strecken drogenabhängig, sucht Jeffrey Kagel (alias Krishna Das) jahrzehntelang einen Weg aus seinen inneren Spannungen. Und findet ihn in einer Person, die offenbar vollständig in sich selbst ruht, der alle Spannungen fremd sind und die anscheinend aus nichts als Liebe besteht: Neem Karoli Baba. Dieser große indische Lehrer wird als Heiliger, vor allem aber auch als Mensch verehrt. Weil Maharaj-ji (wie er auch genannt wurde) nämlich Natürlichkeit, Ungezwungenheit und Selbstverständlichkeit ausstrahlte. genauso simpel sind Krishna Das’ Erklärungen zu seinem eigenen Weg. Die Erzählung des Films ist weder esoterisch verkompliziert noch sonst wie verklausuliert. Yoga als Weg zu größtmöglicher Natürlichkeit ist in diesem Sinne eine gute Beschreibung.

Das Problem könnte nun sein, dass wir dazu neigen, die ganze Sache mit dem Yoga – unser Yoga – mit Konzepten, Ansprüchen und Geboten zu überfrachten und so beim Gegenteil von Selbstverständlichkeit und Natürlichkeit landen. Das merken wir zum Beispiel schon bei den ellenlangen Erklärungen, die wir plötzlich zu geben versuchen, und in den vielen Büchern zum Thema Yoga, die Konzepte auswalzen. Was vor lauter Gerede mitunter verloren geht, ist die Einfachheit und Unmittelbarkeit des Übens, welches von seiner Basis und Motivation her ungezwungen und unbefangen bleiben will. Der Sanskritlehrer Vivek Nath bringt es wunderbar auf den Punkt: „Gute Konzepte führen zu einem konzeptlosen Zustand.“

Natürlich will ich nicht leugnen, dass Yoga ein sehr ausdifferenziertes und komplexes System ist, das sich bis in die subtilsten Bereiche unserer Wahrnehmungsfähigkeit verästeln kann. Das passiert aber alles beim Üben. Yoga lebt eindeutig von der Praxis und nicht von der Theorie. Und es bleibt immer die Frage, wie und ob wir die Phänomene bewerten, die wir da beobachten. Muss ein wunderbares Entspannungsgefühl oder ein entspannter Kopf gleich als Erlösung von schlechtem Karma aus unseren früheren Leben betrachtet werden? Im Grunde zeigt sich hier unsere grundsätzliche Einstellung zu uns selbst und zum Leben. Daher lässt sich die Ausrichtung einer unkomplizierten, gelösten, spannungsfreien und humorvollen Herangehensweise an Yoga wunderbar mit den Worten Krishnamurtis zusammenfassen: „Das Leben ist äußerst normal, es ist keine Abstraktion, nur wenn Sie ihm mit Bildern begegnen, entstehen Probleme.“ Oder noch kürzer auf Englisch: Keep it small and simple – K.I.S.S..

Michi Kern lebt und unterrichtet als Jivamukti-Yoga-Aktivist in München. Neben Yogastudios betreibt er diverse Clubs sowie Restaurants und studiert Philosophie.

 

 

7 Tage grün

Grün, grün, grün sind alle meine Smoothies!

Sollten Sie nach der Lektüre dieser Ausgabe Lust auf eine Detox-Woche bekommen haben, kann ich Ihnen das Buch von Online-Publizistin und Food-Bloggerin Franziska Schmid und Detox-Expertin Stephanie Katharina Mehring empfehlen. 7 Tage grün ist weit mehr als eine schnöde Anleitung für eine klassische Fastenkur; es geht vielmehr darum, den Körper in der Woche mit „flüssigem Sonnenlicht“, wie der grüne Pflanzenstoff Chlorophyll gerne poetisch umschrieben wird, zu fluten. Das Grünzeug steckt voller Vitamine und Nährstoffe, die beim leichten Start in den Frühling helfen. Das Immunsystem wird gestärkt und schon nach kürzester Zeit verschwinden Energiemangel, Konzentrationsschwäche oder Stimmungsschwankungen. Auch das Hautbild verbessert sich eklatant. Die Smoothie-, Salat- und Suppenrezepte im Buch kann man in nur 10 bis 20 Minuten zubereiten und sie schmecken richtig lecker. Zusätzlich liefern die Autorinnen nützliches Wissen zu einzelnen Zutaten sowie Antworten auf die häufigsten Fragen zum Thema Detox.

FAZIT // Beinahe erschreckend, mit wie wenig Aufwand man sich Gutes tun kann.

Grüne Smoothies und Rohkost, von Franziska Schmidt und Stephanie K. Mehring, Trias Verlag, Preis ca. 13 Euro

Ernährung: Liebe für den Magen

Die wichtigste Regel einer gesunden Ernährung lautet für Krishnataki: „Smile to your stomach.“ Seinem Magen zulächeln, das bedeutet: innehalten, Freude empfinden und hineinspüren, was gut tut. Es kommt zuerst auf die Einstellung an, dann auf die Inhaltsstoffe.

Seele, Körper und Geist – ein gutes Essen nährt alles. Deswegen sind für den griechischen Yoga- und Thai-Massagelehrer Krishnataki bei Kursen die Mahlzeiten die wichtigsten Übungseinheiten. Nach den konzentrierten Unterrichtststunden freuen sich alle auf ein Frühstück mit Müsli, Honig, Tahini, Joghurt aus Schafmilch, frischen Früchten und verschiedenen Tees. Auch die Mittag- und Abendessen sind sehr abwechslungsreich – mit würzigen Linsengerichten, überbackenem Gemüse, Salaten aller Art, Kräutern, Bratlingen, selbstgebackenem Sprossenbrot und diversen Aufstrichen. Fast zu viel und viel zu lecker, um sich, wie gefordert, zu mäßigen. Krishnataki oder Thakis, wie ihn seine Freunde nennen, arbeitet bei seinen Seminaren immer mit befreundeten, ausgesuchten Köchen, etwa mit Daphne Tsatsou. Aber er lässt es sich trotz vollem Stundenplan nicht nehmen, bisweilen selbst für die Kursteilnehmer zu kochen: mit viel Wissen und Intuition. Seine Karriere begann überhaupt in der Küche. Weil seine griechische Familie sich regelmäßig obskuren Diäten unterzog, wollte er mehr über Ernährung erfahren. Er lernte zunächst alles über die gesunde griechische Küche, wurde Koch und leitete mit 23 Jahren das Restaurant eines Casinos. Als er Thailand bereiste, um mehr über die asiatische Küche zu erfahren, riet ihm ein Mönch: „Du solltest Thai-Masseur werden, du hast gute Hände.“ So kam es. Später studierte Krishnataki auch in Indien und Japan chinesische und ayurvedische Medizin und Ernährung. Zu Hause in und um sein Sunshinehouse auf der Insel Evia bei Athen wachsen allerlei Früchte, Kräuter und Gemüse, ganz ökologisch versteht sich.

In seinen Seminaren fügt sich nun alles: Essen, Kochen, körperliches Training, Meditation, Singen, Tanzen, Massieren, die Anwendung von heilsamen Kompressen mit Kräutern aus dem Garten. Und auch das Lustzentrum wird immer belohnt, denn wer sich anstrengt, darf kleine Sünden begehen: Mit Löffeln ausgerüstet scharen sich in Mitternachtssessions Trauben von Schülern um Schüsseln und Tabletts voller Energiebällchen oder Melonenschnitze, für die Geburtstagskinder gibt es vegane Torte mit Avocado-Bananen-Schoko-Creme auf Trockenfrucht-Walnuss-Boden… Wer würde da nicht lächeln? Aber auch das Fasten will gelernt sein – und wird von Krishnataki gelehrt, denn: Ein voller Bauch praktiziert nicht gern!

YOGA JOURNAL: Krishnataki, zu deinen Massagekursen in der Schweiz bringst du oft Lebensmittel aus Griechenland mit. Du lädst deinen Van mit Kanistern voller Olivenöl, Brot, Körnern, Kräutern, Tees, Gewürzen und Schafskäsebis unters Dach voll und fährst von Evia nach Tenna. Gibt es in der Schweiz nichts zu essen?
KRISHNATAKI: Doch, natürlich. aber einige Lebensmittel hatte ich dort im Jahr zuvor nicht gefunden, nicht in der frischen Qualität, wie ich sie mir wünsche. Den Schafskäse zum Beispiel, oder das Olivenöl, das ich von einem Freund bekomme. Da weiß ich genau, wo es herkommt. Außerdem sind frische Lebensmittel in der Schweiz sehr teuer. Und wir versuchen ja, die Kurse für die Teilnehmer so günstig wie möglich anzubieten. Einige Körner habe ich übrigens in Deutschland organisiert.

Wie wichtig ist die Ernährung bei Retreats? Vieles baut sich ja geradezu um die drei Mahlzeiten am Tag herum auf…
Die Ernährung ist das Wichtigste. Ich glaube, dass sie noch mehr Gutes bewirken kann als alles andere, für den Körper, den Geist und die Seele.

Brauchen Yogis eine spezielle Ernährung bei Längeren Immersions, vielleicht Kohlenhydrate,um mehr Energie zum Verbrennen zuhaben oder Proteine für den Muskelaufbau?
Generell würde ich das nicht sagen. Jeder braucht das, was er braucht. Jeder sollte herausfinden, was für ein Typ er ist. Vor allem, ob er eher ein kalter oder warmer Typ ist, und ob er Lebensmittel braucht, die Hitze erzeugen, oder die kühlen.

Wie findet man das heraus?
Ich selbst habe früher, als ich noch mehr Retreats mitgemacht habe, meistens gefastet. Das hat mehr in meinem Körper bewegt als die Asanas. Durch das Fasten habe ich viel über mich erfahren. Deswegen ermuntere ich die Yogis bei mir auch immer, einen Tag in der Woche zu fasten. Das gibt dem Körper frei, eine Auszeit. Es stärkt den Körper von seinem Kern heraus. Beim Fasten kann man auch Säfte zu sich nehmen, Früchte oder eine Mono-Diät aus gekochten Körnern oder Gemüse.

Fehlt dann nicht die Kraft,um zu üben?
Nein, wenn man achtsam mit sich ist, weiß der Körper genau, was und wie viel er braucht und wie viel er leisten kann.

Etwas ist mit Liebe gekocht, sagt man oft. Wie wichtig ist die richtige Einstellung bei den Menschen, die das Essen zubereiten?
Sehr wichtig. Am Besten ist es, das Essen von Menschen zu bekommen, die es mit Liebe gekocht haben. Ich selbst singe immer Mantras in der Küche, die ich im Ashram von Amma gelernt habe.

Gerade Yogis wollen sich oft ayurvedisch ernähren und kochen Rezepte aus Indien nach. Sollte man nicht eher Zutaten verwenden, die in der eigenen Gegend wachsen?
Ja. Wir müssen benutzen, was uns die Natur gibt, wo wir sind. Wenn man in Island eine Banane vom Äquator isst, dann hat die einen kühlenden Einfluss, der dort gar nicht nötig ist. Wenn wir lernen, wie wir unser Essen für den Winter lagern und richtig im Sommer essen, oder wie man zum Beispiel Gemüse einmacht, dann brauchen wir nichts anderes als das, das uns an Ort und Stelle zur Verfügung steht. Die Natur weiß, dass wir im Winter wärmendes Essen brauchen, und der Sommer bietet uns kühlendes Essen. Dazwischen, im Frühling und im Herbst, haben wir die Möglichkeit, wenig zu essen und diese Phase für unsere jährliche Reinigung und Entgiftung zu nutzen, entweder mit einer Mono-Diät oder mit Fasten. aber weil wir uns so sehr an alle Geschmäcker und die Produkte aus aller Welt gewöhnt haben, die wir überall zu jeder Zeit kaufen können, haben wir völlig den Bezug zu unseren eigenen regionalen Küchen verloren. Wir sind abhängig von Essen, das von der anderen Seite der Erde kommt.

Spielen für dich dabei auch ethische Aspekte eine Rolle?
Natürlich – die Produkte, die wir verwenden, bestimmen unseren ethischen Fußabdruck. Wenn wir in Dänemark eine Ananas aus Südafrika kaufen oder Kiwis aus Neuseeland, ist das den Kohlendioxidausstoß wert? Regionale Produkte zu verwenden, ist moralisch noch wichtiger, als keine Tiere zu essen.

Du denkst buddhistisch und verteufelst nicht das Essen von Fleisch?
Das ist ein sehr weites Feld. aber schauen wir uns doch einmal an: Warum werden Tiere getötet? Unsere Vorfahren lebten eher im Einklang mit den Gesetzen der Natur als heute, sie töteten Tiere, um sich deren energetische Qualitäten wie Stärke oder Lebendigkeit anzueignen. Sie sahen das mehr als eine Art Medizin. Einmal im Monat wurde geschlachtet, das war ein Ritual mit Gebeten, das der Ganzen Gemeinschaft Essen für eine lange Zeit brachte, und zwar von einem einzigen Tier. Es war Teil der spirituellen Praxis. Heutzutage dagegen töten wir Tiere, weil wir Lust haben, Fleisch zu essen. Wir beuten die Tiere aus – indem wir sie nur aufziehen, um sie zu essen – und wir verbrauchen so viel Land, um sie zu füttern und unseren übermäßigen Verbrauch zu stillen.

Bei deinen Seminaren gibt es keine Kuhmilchprodukte. Was hast du dagegen?
Wenn du mich fragst, was heutzutage das Schlimmste Lebensmittel ist, eines voller Gifte, würde ich sagen: Kuhmilch. Wir sind die einzigen Lebewesen, die noch Milch trinken, nachdem wir als Babys abgestillt wurden. Das ist die schlimmste Ausbeutung von Tieren, dass wir sie gefangen halten in Käfigen für die Milchproduktion. Die Tiere werden oft mit Chemikalien vollgepumpt, an ihren Eutern haben sie Mastitis. Und überdies können wir Menschen die Milch gar nicht aufnehmen und verarbeiten. Wir haben die Enzyme dazu nicht. Im Darm und in der Lunge entstehen viele Krankheiten: Allergien, Asthma, Verdauungsprobleme – ich könnte weiter und weiter erzählen. Wir werden auch schwermütig vom Milchverzehr. Im alten Griechenland haben Kühe und Schafe nur einmal im Jahr Milch gegeben, im Frühling. Die Menschen konnten Milch und Käse für den Sommer aufheben in der warmen Zeit, denn Milch hat einen kühlenden Effekt auf den Körper. Das ist die einzige Ausnahme, die ich gelten lasse: Milch an warmen tagen für Menschen mit warmer Konstitution. So wie die Inder Joghurt, Raita, zu Mittag mit ihrem Essen zu sich nehmen, um sich in der größten Hitze des Tages zu kühlen.

Was hältst du von Spirulina, Gojibeeren oder anderen Wundermitteln?
In den vergangenen zehn Jahren wurde Superfood zu einem wichtigen Markt, einer Handelsmode. Ich nenne es den Superfood-Boom. All diese grünen Mikroalgen-Produkte wie Spirulina, Chlorella und Weizengras beliefern den Körper mit unglaublichen Antioxidantien. Die stellen die Leber wieder her und beugen Krebs vor. Und Gojibeeren, Maca und Acai katapultieren unser Immunsystem nach oben. jedoch müssen wir verstehen: Wo kommen diese Produkte her? In welchem Klima wachsen sie? Und wir müssen wissen, ob unser Körper sie verdauen und aufnehmen kann. Die Hauptursache für Gesundheitsprobleme in unserer heutigen Gesellschaft ist, dass wir das Verdauungsfeuer und die Enzyme gar nicht haben, dieses Superfood in seine Bestandteile zu zerlegen und aufzubereiten. Viele Menschen müssen ihr Zentrum, ihr Erd-Element, wieder in den Urzustand versetzen. Manche Superlebensmittel kühlen den Körper – und das kann bei übermäßigem Verzehr unserem System sogar schaden. Deswegen müssen wir solches Essen sehr klug einsetzen, bewusst und zur richtigen Zeit im Jahr. Ich glaube, dass die alten Griechen und die Chinesen sich vollwertig und klug ernährt haben, weil sie den Körper als Ganzes betrachteten, das Äußere und Innere, sie haben immer die Temperatur des Körpers beachtet und wussten, wie bestimmte Kräuter, Lebensmittel und auch Superfood helfen können, Yin und Yang auszubalancieren.

In Griechenland leben die Menschen mit am längsten auf der Erde. Liegt das an der Ernährung?
Ja, das stimmt, jedoch sind die Antike griechische Medizin und die alte Ernährungsweisheit fast vollständig ausgelöscht worden über all die Zeit. viele Menschen versuchen gerade, das Wiederzuentdecken und Zurückzubringen ins moderne Griechenland. Das Interessante an Griechenland ist erst einmal sein Klima, zwischen Italien und der Türkei gelegen hat es genau das richtige Verhältnis von Feuchtigkeit und Trockenheit für ein langes Leben. Und die Natur bietet alles, um diese klimatischen Schwankungen auszugleichen: verschiedenste Arten von Früchten, Gemüse, Samen, Nüssen, Kräuter und Wildpflanzen. Zusammen mit dem uralten Wissen gibt das Land uns alles, was wir brauchen. Neulich haben deutsche und niederländische Forscher herausgefunden, dass in Griechenland 5300 verschiedene Kräuter wachsen. Es ist das Land mit der größten Pflanzenvielfalt in Europa.

Wann hast du begonnen, dich mit Ernährung zu beschäftigen?
Ich habe meine persönliche Lebensmittelreise bei meiner Großmutter begonnen. Ich wollte immer bei ihr sein, wenn sie in der Küche ihre Alchemie betrieb, sie hat großartige hausgemachte Rezepte erfunden. Ich wuchs in einem traditionellen griechischen Haushalt mit Tanten, Schwestern und Großmüttern auf. Und doch wurde es bei uns irgendwann schick, dass jeder irgendeiner Diät oder den Dogmen irgendeines Abnehmexperten folgte. Dennoch haben sie nie gelernt, ihr Essen weise zu nutzen. Sie verloren Gewicht und hatten es nach ein paar Monaten wieder drauf. Das hat mich so fasziniert, dass ich begann, sie intensiv zu beobachten. Das Wichtigste, was ich verstand, war: Es ist nicht so entscheidend, was wir essen, sondern zu welcher Zeit des Jahres und wie wir es essen.

Du hast viel gelesen, studiert, ausprobiert. Kann man das als Laie selbst überhaupt alles richtig machen?
Ja, man muss nur wieder ein natürliches Gespür für sich und seinen Körper entwickeln. Wenn wir zum Beispiel regelmäßig zu den selben Zeiten essen, finden wir unseren eigenen Rhythmus, verbinden uns mit unserem einzigartigen inneren Klang und dem Stuhlgang. Wir lernen wieder, auf unser Hungergefühl zu achten. In unserer Überflussgesellschaft ist es nicht leicht, die richtige Men- ge zu essen. Wenn du nicht hungrig bist, warum solltest du dann essen? Iss, um zu leben und lebe nicht, um zu essen.

Am Morgen wie ein König, mittags wie ein Bauer, abends wie ein Bettelmann. Stimmt’s?
Ja, die größte Mahlzeit sollte das Frühstück sein, mittags weniger, und abends noch mal weniger. Und nach Sonnenuntergang, nach sieben Uhr abends, sollte man gar nichts mehr essen, dann kann sich unser Verdauungstrakt über Nacht ausruhen. Zum Frühstück kann ein Morgenelixier mit Zitrone und einer Prise Cayenne-Pfeffer helfen, den Darm zu öffnen und Blut und Leber zu reinigen.

Hat der gute alte Brauch des Tischgebetes einen Sinn?
Ja, man sollte vor seinem Essen immer ein Dankgebet sprechen. Man sollte sich vergegenwärtigen, dass so viele Elemente, Regen, Sonne, Erde, Luft und Liebe, zusammengeholfen haben, dieses wunderbare Essen zu formen. Durch dieses Mahl sehen wir, dass das ganze Universum unsere Existenz unterstützt. Und wir sollten Mitgefühl zeigen für alle, die nichts zu essen haben.

Und dann können wir endlich loslegen?
Erst einmal sollte man sich seines emotionalen Zustandes bewusst sein und einfach da sein. Das Essen vollständig zu genießen, ist Bedingung dafür, dass wir uns dafür öffnen und es aufnehmen können. Oft ist es viel wichtiger, unsere Einstellung zum Essen zu verändern, als zu ändern, was wir essen.

Was ist denn die richtige Einstellung?
Lächle deinen Magen an. Genieße jeden Bissen. Und sei nicht radikal oder dogmatisch. Verurteile andere nicht, wenn sie etwas in deinen Augen Ungutes essen. Sei dankbar für deine Achtsamkeit und dafür, dass du ernährt wirst.

Sind Tischgespräche verboten oder dienen die auch dem Spaß am Essen?
Besser ist es, schweigend und friedlich zu sitzen. Und mit aufrech-er Wirbelsäule. Wir können die Nahrung besser aufnehmen und verdauen, je entspannter wir sind. Deshalb sollte man Ablenkungen wie Fernsehen, Lesen, und ganz besonders Streit beim Essen vermeiden.

Hast du auch für die Nahrungsaufnahme selbst einen Tipp, so wie: „Gut gekaut ist halb verdaut“?
Das ist richtig: Verdauung beginnt im Mund. Kaue das Essen gründlich und achtsam, der Magen stellt sich dann automatisch auf das richtige Säureniveau ein. Trinke dein Essen und iss deine Getränke – der Magen hat keine Zähne. Man sollte auch zum Essen nichts trinken, weil sonst die Enzyme verdünnt und ausgespült werden. Ein Tee zum Essen ist aber in Ordnung.

Wovon soll man sich eher leiten lassen: Vom Geschmack oder von den Regeln?
Der Geschmack ist wichtig, er sagt dir, was gut für dich ist. Die Geschmackssinne sind aber durch den ganzen Stress im Alltag und das Essen, das wir dann schnell in uns hineinstopfen, fehlgeleitet. Daran ist auch die Lebensmittelindustrie schuld: gerade Massenprodukte, manipulierte, stark veränderte Nahrungsmittel wie Mais, Soja, Weizenmehl, Zucker, Milch, Fleisch, Kaffee und gentechnisch veränderte Produkte sind schädlich und machen uns abhängig. Ein paar Regeln helfen einem dann wieder, zu sich zu finden.

In einem Kurs hast du jeden aufgefordert, an ein Lebensmittel zu denken, von dem er glaubt, nicht loszukommen. Dann sollten alle den Beschlussfassen, einen Monat lang auf diese kleine Sünde zu verzichten: Kaffee, Milch, Schokolade.Was ist so schlecht daran?
Eigentlich gar nichts, in Maßen genossen. Auf etwas zu verzichten ist eher eine Übung. Da geht es um Disziplin, um die Kontrolle unserer Gelüste.

Hast du eigentlich ein Lieblingsessen oder wäre das gegen die Prinzipien?
Ach, ich weiß schon was du meinst. Klar, alle Yogis lieben Schokolade, damit kann man sie beim Seminar auch mal belohnen, ich mag das auch. Aber wenn ich wirklich in mich hineinhorche, dann finde ich, was meinem Körper gut tut und was mir wirklich am meisten schmeckt: frisches, grünes Gemüse.

// YAGNA MANTRA

Dieses Mantra kann man als Gebet vor dem Essen rezitieren, Gruppen bilden dazu oft einen Kreis und fassen sich an den Händen. Krishnataki singt das Mantra gerne beim Kochen in der Küche. Im Sanskrit-Orignal klingt es natürlich viel schöner als in der Übersetzung.

om brahmarpanam brahma havir brahmagnau brahmana hutam brahmaiva tena gantavyam brahma karma samadhina. om shanti shanti shanti. om shri gurubhyo namah hari om.

Übersetzung:
Om. Brahma ist der Gebende, Brahma ist der Essenspender, von Brahma wird alles dem brahmanischen Feuer geopfert. Brahma ist das Ziel, das erreicht werden soll, durch das vollständige Aufgehen in der heiligen Tat. Om, Friede, Friede, Friede. Om, ich verneige mich vor den Glücksspen- denden Lehrern, Hari Om.

Außer seinen Kursen als „Senior Massage teacher“ des Sunshine Network gibt Krishnataki auch gerne sein Wissen um Ernährung und Gesundheit weiter. 

Jyotisha: Aristoteles Onassis

Aristoteles Sokrates Homer Onassis – ein Name, wie er griechischer nicht sein könnte. Er steht für Reichtum, Jet-Set und Wirt- schaftsmacht. Onassis ist einer der bekanntesten Griechen der jüngeren Geschichte und bis heute eine Art Nationalheld in seiner Heimat. Sein Leben war der märchenhafte Aufstieg eines staatenlosen Flüchtlings des griechisch-türkischen Krieges, der 1922 mit 16 Jahren mittellos in Buenos Aires, Argentinien landete. Bereits zehn Jahre später kaufte er Mitten in der Weltwirtschaftskrise seine ersten Frachter mit Geld, welches er zuvor in der Tabakindustrie verdient hatte. Binnen weniger Jahre baute er ein Transportimperium auf und wurde zu einem der größten privaten Reeder überhaupt. Onassis nannte mit 48 Jahren über 900 Schiffe sein Eigen, mit denen er Mittels eines raffinierten Firmengeflechts Waren und vor allem Öl über die Weltmeere transportierte.

In der Nacht des 15. Januar 1906, als Onassis geboren wurde, stand am östlichen Horizont das Sternzeichen Skorpion; sein Aszendent. Direkt im Süden, hoch am Zenit des Firmaments, schien ein fast voller Wintermond, während tief im Westen ein hell flackernder Jupiter den Nachthimmel schmückte. Mond und Jupiter sind zu dieser Zeit am Geburtsort Onassis’ die einzigen Planeten oberhalb des Horizonts und haben damit großen Einfluss auf seinen Erfolg und seine gesellschaftliche Position. Der Mond im Süden entspricht einer Platzierung im 10. Haus der Öffentlichkeit und Karriere. Er verleiht Onassis Popularität sowie die Fähigkeit, sich darzustellen und Einfluss auf Andere zu nehmen. Da Jupiter sich im Westen befindet, fällt er im Horoskop ins 7. Haus der Partnerschaften und Beziehungen. Die Folge sind vorteilhafte soziale und geschäftliche Verbindungen.Und tatsächlich haben seine Ehen, seine Kontakte und Geschäftspartner Onassis’ Weg zum Tankerkönig beflügelt. Mond und Jupiter Formen hier zudem ein sogenanntes Kesariyoga; eine Verbindung, die Onassis zum hervorragenden Netzwerker werden lässt. Menschen mit Skorpion im Aszendenten zeigen oft unermüdlichen Ehrgeiz im Verfolgen ihrer Ziele. Ihre manchmal ungewöhn- liche Vorgehensweise führt nicht selten zu Problemen. Gerne pflegen diese Menschen Geheimnisse und lassen sich nur ungern in die Karten schauen. Gepaart mit einem großen Unabhängigkeitsdrang sind diese Neigungen keine gute Voraussetzung für ein harmonisches Beziehungsleben. Im Falle von Onassis war das nicht anders. Die Zielstrebigkeit sowie sein azyklisches und undurchschaubares Vorgehen haben Onassis in seiner Karriere bestens gedient. Als ganz Argentinien amerikanischen Tabak kaufte, importierte er erfolgreich türkischen. Sein Mut bescherte ihm ein kleines Vermögen, mit dem er während der Weltwirtschaftskrise seine ersten Schiffe von Bankrotten kanadischen Reedereien für einen Schnäppchenpreis erwerben konnte. Doch so sehr sein Naturell und seine Talente ihm wirtschaftlichen Erfolg verhießen, so sehr verwehrten sie ihm Glück in seinem Beziehungsleben. Sein Erfolg auf der einen Seite und seine zwei dramatisch gescheiterten Ehen und eine ewige Liebschaft mit Maria Callas auf der anderen Seite, fasste Onassis so zusammen: „Ein reicher Mann ist oft nur ein armer Mann mit sehr viel Geld.“

Die meiste Zeit lebte und arbeitete Onassis auf seiner Luxus-Yacht. Als Feriendomizil hatte er für sich und seine Familie schon früh eine griechische Insel gekauft, auf der er später auch in zweiter Ehe Jackie Kennedy heiratete. Heute liegt „Ari“ Onassis dort begraben. Der Name dieser Insel wird seinem Leben wie auch seinem Horoskop mehr als gerecht: Skorpios.

Ein Kurs für Zuhause

Wenn man gewohnt ist, außerhalb des Studios mittels DVD oder Online-Filmen Yoga zu üben, wirkt ein Kurs auf CD ohne Begleitbuch erst einmal ungewohnt und ein wenig antiquiert, da jegliche Visualisierung wegfällt. Lässt man sich jedoch darauf ein, hat diese Form der Praxis durchaus (wieder) etwas für sich. Man kann sich ganz auf das Gehörte und sich selbst konzentrieren. Man muss sich keinerlei Gedanken darüber machen, wie man den Bildschirm am besten positioniert, um auf der Matte überall so gut sehen zu können, dass man sich dabei nicht mehr ver- als entspannt. Allein dadurch fällt Stress ab – sehr hilfreich! Im Booklet der CD erklärt die Autorin, Heilpraktikerin, Rückenschulleiterin und Yogalehrer-Ausbilderin Anna Trökes schnörkellos und anhand von Skizzen die zwölf Übungen und macht Vorschläge für ihre Zusammenstellung zu Kurzprogrammen – für eine schnelle Energetisierung, innere Sammlung und Meditation oder für einen ruhigen und tiefen Schlaf. Sich gelassen gegen den Stress wappnen – mit diesem Kurs ist das ein Kinderspiel!

FAZIT // Puristen werden ihre wahre Freude an dem Hörbuch haben.

Anti-Stress-Yoga – Übungen für mehr Gelassenheit. Von Anna Trökes, Herder Audio, Preis ca. 15 Euro

Achtsame Yogaübungen

Achtsam durch den Tag

Diesmal klappt es bestimmt mit dem regelmäßigen Üben: Jan Eßweins neues Buch „Achtsame Yogaübungen“ macht Lust auf die Praxis und liefert vier für den Alltag passende Übungssequenzen gleich mit. Diese konzentrieren sich auf die Wirbelsäule, das richtige Sitzen, einen festen Stand und beruhigende Haltungen für den Abend. Allen, die ihre Zeit hauptsächlich am Schreibtisch verbringen, sei die zweite Reihe „@ work“ sehr ans Herz gelegt, für die man noch nicht einmal vom Bürostuhl aufstehen, sondern lediglich ein paar Minuten Zeit aufbringen muss. Im Anschluss ist die Nackenmuskulatur gelockert und der Kopf wieder frei für die nächste Aufgabe. Am besten übt es sich mit der beiliegenden CD, auf der der Autor jede Haltung leicht verständlich und mit angenehmer Stimme anleitet. Am schwersten von der Theorie in die Praxis umzusetzen sind nicht die Übungen selbst, sondern die Tipps für den Alltag, wie etwa Eßweins Plädoyer fürs „Unitasking“. Oder wann haben sie sich das letzte Mal voll und ganz auf nur eine Tätigkeit konzentriert?

FAZIT // Für alle, denen regelmäßiges Sitzen und Meditieren zu anstrengend ist, ein guter Einstieg in das Thema Achtsamkeit.

Achtsame Yogaübungen, von Jan Thorsten Eßwein, Gräfe und Unzer Verlag,  Preis inkl. CD // ca. 17 Euro