Die Seele ist ein weites Land

Fern jeder Idylle widmet sich Oscar-Preisträgerin Caroline Link („Nirgendwo in Afrika“) auch in ihrem aktuellen Film einem faszinierenden Land auf dem afrikanischen Kontinent: „Exit Marrakech“ entstand in Marokko. Im YOGA JOURNAL – Interview spricht die Regisseurin über Authentizität in der Kunst und im Leben.

In „Exit Marrakech“ müssen der Theaterregisseur Heinrich und sein 17-jähriger Sohn Ben vor der Kulisse Marokkos eine neue Beziehung zueinander finden. Welche Dynamik entsteht, wenn ein erfahrener Schauspieler wie Ulrich Tukur auf einen Newcomer wie Samuel Schneider trifft?
Die Energie zwischen den Darstellern passt zum Vater-Sohn- Konflikt in der Geschichte: Der Junge reagiert impulsiv und intuitiv auf die fremde Umgebung, in die die beiden regelrecht geworfen werden. Sein Vater gibt sich souverän. Er reflektiert, analysiert und meint, die Dinge verstanden zu haben, bevor er sie erlebt hat. Was sie beide brauchen, ist Offenheit für die Welt des anderen.

Wann empfinden Sie Ihre Darsteller generell am authentischsten?
Es wird immer interessant, wenn Schauspieler ihr eigenes Ich in eine Figur einfließen lassen. Ich meine damit nicht das Klischee, dass jemand immer nur „sich selbst spielt“. Es ist auch für Profis schwer, frei von der Kamera sie selbst zu sein und sich wirklich zu spüren. Am schlimmsten finde ich Künstlichkeit und eine erkennbare Absicht, wie man gerne gesehen werden möchte. Zu Beginn des Films schickt Samuels Schulleiter, gespielt von Josef Bierbichler, den Jungen mit folgendem Auftrag in die Ferien: Erlebe endlich etwas! Er möchte ihm helfen, etwas zu wagen, und will unbedingt, dass er sich ehrlich für etwas interessiert. Ich persönlich finde es langweilig, wenn sich Menschen für nichts interessieren. Begeistern kann ich mich für Menschen, die sich mit Leidenschaft etwas zuwenden, egal was es ist.

Für Bens Vater Heinrich ist das die Kunst. Klingt da auch die Regisseurin Caroline Link durch?
Heinrich empfindet „die Fantasie spannender als die Realität“. Dieser Satz stammt von meinem Mann (Anm. d. Red.: dem Regisseur Dominik Graf). Klar liebe ich es, die Welt durch die Perspektive begabter Autoren zu betrachten und mich dadurch im besten Fall den Dingen noch mehr zu nähern. Aber gerade auf Reisen lasse ich mich gerne von der unmittelbaren Umgebung inspirieren. Ich stürze mich auf Märkten in die Menge, während mein Mann die passende Literatur aus dem Rucksack zieht.

Warum spielt Ihr aktueller Film nach „Nirgendwo in Afrika“ erneut an einem fremden, exotischen Ort?
Ich bin wahnsinnig gerne unterwegs und sehe es als Privileg des Filmemachens, an Orte kommen zu können, die mir sonst verschlossen bleiben würden. Ich komme aus der Provinz und habe als Kind nicht so viel gesehen. Den Entdeckergeist habe ich von meinem Vater, der als junger Mann in die Welt aufgebrochen ist und als Tellerwäscher in den besten Hotels gearbeitet hat. Angeblich hat er einmal in Monte Carlo Brigitte Bardot das Frühstück serviert – aber ich weiß nicht, ob das stimmt. Hier haben wir vielleicht wieder ein Beispiel für das Spannungsfeld Fantasie und Realität … Auch mir haben meine Eltern immer erlaubt, hinauszugehen und etwas zu wagen. Sie haben mir die Welt als bunten Spielplatz vermittelt.

Welchen Einfluss nahm der Drehort auf die Erzählung?
Ich spiele gerne mit Erwartungen. Wir haben den Film gedreht, als würden wir selbst auf diese Reise gehen. Auf gewisse Weise verschleiert Tourismus die Realität eines Landes, also wollten wir auch nicht so tun, als ob die Figuren komplett mit dieser Welt verschmelzen. Bens Moment der größten Freiheit kommt, als er in der Wüste auf Skiern eine Düne herunterfährt. Sicher nicht das, was man sich unter einem meditativen Wüstenerlebnis vorstellt, aber für ihn ein authentisches Gefühl des „So ist es“: Hierhin bin ich alleine, aus meiner eigenen Kraft gekommen.

Auch bei der Regie ist man letztlich auf sich allein gestellt. Wo liegt die Balance zwischen künstlerischer Vision und dem Ego, das man auslebt?
Zur Charakterbildung ist Regie sicher nicht sehr vorteilhaft (lacht). Am Set bist du die Autorität, du hast Zugang zu allen Orten, kannst deine Neugier ausleben und dir werden – sofern sie sich im Rahmen des Budgets befinden – alle Wünsche erfüllt. Sicher ist ein Filmset eher ungesund hierarchisch angelegt, und es ist schwierig, nach der Drehzeit zuhause wieder alleine den Müll hinunter zu bringen. Die Machtposition relativiert sich allerdings durch die hohe Verantwortung: Ob der Film gut oder schlecht wird, liegt alleine an dir und wird später auch nur dir zugeschrieben. Daran zu denken, überschattet bei mir jeden Anflug von Größenwahn.

Beim Schnitt entsteht aus dem gedrehten Material ein im idealen Fall emotional stimmiges Ganzes. Welche Energie bestimmt diesen faszinierenden Prozess?
Das Puzzle, aus dem sich jeder Film zusammensetzt, ist wirklich interessant und birgt auch für mich ein Restgeheimnis. Ich persönlich verzweifle jedes Mal am Rohschnitt und frage mich, ob der Film überhaupt gerettet werden kann. Doch je mehr ich mich mit meiner Cutterin herantaste und die einzelnen Ebenen – Bild, Ton, Musik – kombiniere, strukturiert sich das vermeintliche Chaos. Als wir bei „Exit Marrakech“ in der Schlussszene die Musik vom Anfang wiederholten, fuhr auf einmal die entscheidende Chemie in die Szene ein. Der Kreis der Geschichte hatte sich geschlossen. Gewisse Dinge kann man nicht planen, nur hoffen, dass sie sich im Schneideraum fügen. Man kann regelrecht nur beten, dass sich der Zauber einstellt! Beim Film kannst du nicht mit Worten arbeiten oder mit den Händen formen, sondern nur Bausteine bereitstellen und dann vertrauen. Entscheidend kann dann ein zufälliger Blick des Schauspieler sein und nicht das, was du wohlüberlegt inszenieren wolltest.

Wann macht Sie eine Szene oder ein ganzer Film wirklich glücklich?
Mich beglückt Kunst, wenn ich das Gefühl habe, dass ich nicht alleine auf diesem Planeten bin, sondern erkenne, dass andere Menschen ähnlich fühlen. Kunst kann vermitteln, von einem eigentlich fremden Menschen gesehen und verstanden zu werden.

Wird hier für Sie ein größerer Zusammenhang deutlich?
Auf jeden Fall eine universelle Melancholie und die Sehnsucht nach Verbindung mit anderen Menschen. Grundsätzlich glaube ich auf jeden Fall an einen größeren Zusammenhang und an den Sinn von Gemeinschaft. Letzteres habe ich in Marokko stark empfunden. Dort pochen die Menschen nicht so sehr auf ihren eigenen Individualismus, sondern pflegen mit großem persönlichen Einsatz eine starke Community. Dennoch idealisieren Sie das im Film nicht, was oft die Gefahr ist – Stichwort „arm, aber glücklich“. Allerdings sagten mir viele Menschen, die wir in Marokko getroffen haben, dass sie gerne in Deutschland arbeiten oder studieren würden, aber ungern hier leben oder gar alt werden wollen. Oft sieht unsere viel beschworene „Verwirklichung“ ja so aus, dass wir fünf Mal im Jahr mit dem Flugzeug in den Urlaub fliegen wollen, materielle Güter sammeln und besser dastehen wollen als der Nachbar. Das stellt sich oft als keineswegs attraktiver oder menschlich weiser heraus als die Verbundenheit in einer Gemeinschaft, die dafür geopfert wurde. Natürlich ist Selbstverwirklichung ein Wert, für den es sich zu kämpfen lohnt, seine Realisierung gerät aber oft sehr banal. Ein Blick auf andere Kulturen relativiert dies.

Wie sorgen Sie als Kopf eines starken Filmteams und darüber hinaus im Alltag für sich selbst?
Tatsächlich übe ich Yoga, allerdings seit Jahr und Tag im Basic-Kurs (lacht). Nicht nur, aber vor allem in Phasen großer Erschöpfung hilft mir Yoga sehr, meine Gedanken zu leiten und nicht wild im Kopf herumspuken zu lassen. Die bewusste Atmung und die Verbindung zwischen Strecken, Öffnen und Entspannen ist sehr heilsam für meine Art zu sein. Mir gefällt Yoga als freies System: Ich kann es mir leicht machen und mich durch die Stunde mogeln, kann aber auch alles hineingeben. Es liegt an mir. Letztlich ist die Praxis meine Rettung, wenn mir mein Körper wieder einmal signalisiert: „Caroline, du bist nicht lieb zu mir, du machst mich wahnsinnig.“ In unwirklichen, von anderen organisierten Zeiten wie Promotion-Touren bleibt dadurch, dass ich beim Üben auf mich selbst schaue, der Blick auf dem Wesentlichen.

Was gehört für Sie zum Wesentlichen?
Mir hilft bei Stress der Gedanke: „Sei doch mal gnädig mit der kleinen Caroline von früher.“ Durch Yoga gelingt mir der Kontakt mit dem Kind in mir, also nicht immer ehrgeizig und fordernd zu sein. Vielmehr kann ich mich dann selbst einmal in den Arm nehmen und Zeit mit mir selbst verbringen. Ich brauche und liebe meinen Körper. Dass ich mich so hektisch und grenzenlos in der Welt bewegen kann und mir der Körper immer wieder verzeiht, schafft bei mir Demut. Es ist so sinnvoll, ihm zu geben, was er braucht.

Damit auch für Andere gut gesorgt werden kann?
Vor allem, um mit den Anderen im Reinen zu sein. Ich habe gelernt, zu meinen eigenen Verwundungen und allem, was mich als Kind geprägt oder auch verletzt hat, liebevoll zu sein. Die kleine Caroline hatte es schwer: Jetzt kann die große Caroline ihr über den Rücken streichen und sagen, dass alles besser wird. Ich muss niemanden Vorwürfe machen, sondern kann alles früher Belastende in meiner aktuellen Welt anerkennen, ohne Bedürfnis, eine Rechnung zu begleichen.

Hat das auch die Vater-Sohn-Geschichte in „Exit Marrakesh“ geprägt?
Für jede neue Erfahrung verlieren wir im Leben etwas anderes. Mit der Erfahrung kommen Bedenken und Sorgen. Jugend bedeutet Mut zur Unvernunft. Das ist ein kostbares Gut und hat für mich eine große erzählerische Kraft. Da gibt es noch nicht so viel Meinung und Bewertung – etwas, was mich an vielen Erwachsenen stört.

„Die Seele ist ein weites Land“, zitiert Ihr Protagonist Heinrich den Autor Arthur Schnitzler im Gespräch mit seinem Sohn. Eine Rechtfertigung für die Kompliziertheit des erwachsenen Denkens?
Eher ein schöne Zusammenfassung davon, dass so vieles Raum in uns hat: Liebe und Trug, Wahrheit und Lüge. Und dafür, dass die Dinge oft nicht so einfach sind, wie sie scheinen.

Die im hessischen Bad Nauheim geborene Autorin und Regisseurin Caroline Link studierte an der Hochschule für Fernsehen und Film München und wurde 1998 mit „Jenseits der Stille“ erstmals für den Oscar nominiert, den sie schließlich 2001 für „Nirgendwo in Afrika“ gewann.

Magische Momente in Berlin

Ob in den Straßen New Yorks, auf Moskaus Rotem Platz oder an den Stränden von Rio – auf seinen Reisen verfolgt Yoga Fotograf Guillem Castellsague (33), aka Wari Om, immer das selbe Ziel: Seine Bilder sollen die Schönheit des Yoga einfangen und den Spirit einer weltweiten, grenzüberschreitenden Gemeinschaft transportieren.

„Yoga in Berlin“ nennt sich Wari Oms neuestes Projekt. Aus ganz Deutschland sind begeisterte Yogis und bekannte Yogalehrer nach Berlin gekommen. Viele von ihnen haben schon gehört, dass am Set und auf den Bildern eine ausgelassene und freudige Stimmung herrscht. Mehr noch: Das Bewusstsein schimmert durch, Teil von etwas Größerem zu sein. Den Beweis werden später Momentaufnahmen liefern, die sie in anmutigen Yogahaltungen zeigen, scheinbar auf magische Weise mit dem Hintergrund verschmolzen. In diesen warmen Augusttagen ziehen Fotograf und Models gemeinsam durch Berlins Straßen, steigen in der Dämmerung auf den Teufelsberg und posen vor dem Schloss Sanssouci in Potsdam. Was später auf den Fotos beinahe zufällig und mühelos aussieht, ist genau kalkuliert. Wari hat präzise Vorstellungen und ein Faible für Perfektion. Eine der Locations, der Märchenbrunnen, dient mir als Hintergrund für mein Interview. Bevor ich allerdings herausfinden kann, wie Wari Oms Name innerhalb kürzester Zeit in alle Munde kam, stellt der AcroYoga-Lehrer mit leuchtenden Augen eine Bedingung: Kein Interview ohne Flugstunde! Also nehme ich all meinen Mut zusammen (was bleibt mir bei diesem spanischen Temperament auch anderes übrig!) und lasse mich von Wari-Om-Airlines in die Lüfte befördern. „Wari Om“ bedeutet übrigens „beschützt von den Göttern“, beim Fliegen allerdings fühle ich mich durch ihn als „Base“ beschützt. Ein guter Start für ein offenes Gespräch aus dem Herzen.

Wari, wie bist du zum Yoga gekommen?
Mit 22 Jahren war ich sehr unglücklich mit allem, was ich von der Gesellschaft wusste. Ich brauchte eine große Veränderung und begab mich auf die Suche. Allerdings begann diese Reise in mir: Ich war viel in meinem Zimmer und bin wenig ausgegangen. Erst wusste ich natürlich nicht, dass ich nach Yoga suchte, doch als ich es fand, war es mir klar. Anfangs übte ich Hatha Yoga und Meditation in einer Yogaschule in Navarra im Norden Spaniens. Da mein Lehrer aber Integral Yoga unterrichtet, einen Stil mit verschiedenen Techniken und Wurzeln, befasste ich mich bald mit allem, was Yoga beinhaltet.

Wie entstand die Verbindung zur Yogafotografie?
Ich habe Fotografie studiert und das erste Jahr meiner Yogalehrerausbildung damit finanziert, auf Hochzeiten zu fotografieren. Nach meiner Ausbildung hielt ich mich fast nur noch an Yogaorten auf und wurde ich immer öfter beauftragt, Bilder für Studios, Freunde oder von Events zu machen. Etwas größer wurde es, als ich das erste Mal mit meinem Bruder Pau und meiner Schwester Isis Mireia die Barcelona Yoga Conference organisierte. Es war ein großes Projekt und wir brauchten gute Werbung. Nun musste ich mich wirklich anstrengen! Der erste Schritt war eine Fotogalerie mit Yogabildern aus Barcelona. Das war mein erstes großes Städteprojekt – ich bin für fast 100 Bilder mit vielen Yogis durch Barcelona gezogen. Zuvor hatte ich immer nur kleine Fotosessions, die maximal drei Tage in Anspruch nahmen, doch dieses Projekt hat den Wandel bewirkt.

Wie ging es weiter?
Weil es mir in Barcelona schon so viel Spaß gemacht hatte, beschloss ich, das selbe Projekt in New York durchzuführen. Ich schickte dem amerikanischen YOGA JOURNAL eine Mail mit ein paar Bildern, hätte jedoch nie mit einer prompten Antwort gerechnet. Die Redaktion sah in meinem Angebot eine gute Möglichkeit, ihre Conference in New York zu bewerben. Also ging es los und wir haben drei Wochen geshootet! Im Jahr darauf wurde ich für die YOGA JOURNAL Conferences in Colorado und San Francisco gebucht. Danach fanden weitere internationale Projekte wie „Yoga in Rio“ statt.

Und dadurch entstand dein heutiger Bekanntheitsgrad?
Den kann ich mir eigentlich selbst nicht erklären. Vor allem, da ich nie geplant hatte, dahin zu kommen, wo ich jetzt bin. Aber Yoga ist mein Weg, ich besitze eine Kamera und die Fotografie gehört zu meinem Leben, daher mache ich eben Yogafotografie.

Ist es dir ein Anliegen, Yoga zu popularisieren?
Auch. Es ist einfach eine Konsequenz meiner Praxis. Meine ganze Leidenschaft kommt aus dem Herzen und deswegen muss ich das teilen, was ich erlebe. Ich versuche, Yoga zu verbreiten und zu zeigen, dass es nicht eigenartig oder mysteriös ist. Yoga ist einfach und pur und spricht ohne Ideologie direkt das Herz an.

Hängen ein gewisser Körperkult und Fotografie für dich zusammen?
Nein. Ich selektiere die Teilnehmer nicht im Vorfeld nach ihrem Aussehen – jeder kann mitmachen. Oft kommen sogar noch während des Projektes spontan Leute dazu.

Deine Bilder sind sehr farbenfroh. In der zur Zeit angesagten Fotografie wird dagegen die Sättigung eher herausgenommen oder man arbeitet mit Vintage-Filtern…
Ich denke, mein Stil spiegelt meine Erfahrung mit Yoga wider: Es bringt Farbe und Licht in mein Leben. Ich bevorzuge es, morgens oder nachmittags mit natürlichem Licht zu shooten, wenn die Sonne nicht so steil wie mittags steht – dann ist das Licht magischer.

Warum wolltest du ein Fotoprojekt in Berlin umsetzen?
Für Europa habe ich sofort an Berlin gedacht. Ich fühlte, dass es ein sehr interessanter Ort für meine Projekte ist. Außerdem kann man schon behaupten, dass Yoga in Deutschland sehr beliebt ist.

Du kannst das beurteilen, denn du bist wirklich viel unterwegs …
Ja, bald unterstütze ich in Paris eine deutsche Filmproduktionsfirma bei einer Dokumentation über Kirtan – mit Interviews mit Krishna Das, Deva Premal und Miten. Danach stehen Korea, Indien, Laos und Australien auf dem Programm. Es ist schön, dass ich so viele Angebote bekomme – und wenn das bedeutet, viel zu reisen, mache ich das. Im Grunde fühle ich mich überall daheim, weil viele Yogis auf mich warten, die meine Leidenschaft teilen (zwinkert).

Wari Om gilt als einer der gefragtesten Yogafotografen der Welt und reist für seine Städteprojekte von Land zu Land.

Cremige Reisflocken Apfel-Zimt

Cremige Reisflocken Apfel-Zimt

Zutaten für vier bis sechs Personen
150 g Bio-Reisflocken (oder glutenfreie Haferflocken)
20 g fein gemahlene Bio-Braunhirse
400 ml Bio-Sojamilch Vanille (bester Geschmack: Natumi oder Provamel)
1-2 große Bio-Äpfel, mit Schale in feine Würfel geschnitten oder gerieben
3 gehäufte EL Reissirup und eine Handvoll Bio-Rosinen
30 g gehobelte Bio-Mandeln (oder andere Nü sse)
1 große Prise Steinsalz, 1 große Prise Zimt, etwas Kardamom
1 Prise Kurkuma und 1 flacher TL Bourbon-Vanillepulver

Zum Verfeinern
Soja-Joghurt und/oder Soja-Sahne
ein wenig frischer Zitronensaft
geriebene Bio-Zitronenschale und/oder geriebener Ingwer
2-3 TL Kokosöl für eine verführerisch buttrige Note
Alternativ zu Äpfeln kann man auch anderes frisches Obst (z. B. Birnen) verwenden.

Zum Servieren
1 TL Vollrohrzucker und etwas Apfeldicksaft über das Gericht geben.

INFO: Reis, Braunhirse und Hafer sind glutenfrei – also auch ideal für Allergiker!
Braunhirse enthält zudem wertvolle Nährstoffe für den Aufbau und die Regeneration
von Bandscheiben, Knorpeln, Gelenken, Knochen, Haut, Haaren und Nägeln.

Zubereitung:
1. Am Vorabend alle Haupt- Zutaten (ohne die Äpfel) in einem Kochtopf gut vermischen und über Nacht quellen lassen. Das lange Quellen fördert eine leichte Verdaulichkeit.
2. Am Morgen etwa 7 Minuten köcheln lassen, dann die frisch geriebenen bzw. geschnittenen Äpfel unterheben. Den Topf mit einem Handtuch umwickeln und das Getreide 15 Minuten nachquellen lassen.
3 Nach Belieben mit oben genannten Zutaten verfeinern.

Lange Zeit litt der ehemalige Ingenieur Werner Langbauer unter zahlreichen Allergien und Krankheiten, bis er in den 1990er-Jahren Zugang zum Ernährungswissen alter Weltkulturen fand und wieder vollkommen gesund wurde. Seit damals arbeitete er mit zahlreichen Ernährungsexperten zusammen, er besuchte unter anderem die führende Universität von Shanghai für TCM und Ernährungswissenschaft. 1998 gründete er hoch motiviert sein Unternehmen für „ehrliche und vitale“ Lebensmittel, das er mit einem eigenen Seminar- und Ausbildungsprogramm verband. Der Firmenname „Gourmet Vital“ spricht für sich selbst. In seiner genussvollen Vitalküche fand er über die Jahre im direkten Austausch mit Verbrauchern heraus, welche Geschmäcker bevorzugt werden und welche Rezepte für wirklich jeden (auch ohne Kocherfahrung) leicht umzusetzen sind. Werner legt größten Wert auf enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Bio-Bauern und Verarbeitungsbetrieben. Sein Konzept verbreitet er in Vital-Kochbüchern, auf Ernährungsseminaren, bei Kochkursen (Vital-Kochschule München) und Events. Außerdem bietet er in Unternehmen Gesundheitsmanagement inklusive Kantinen- Optimierung an.

Jotisha: Michael Jordan und sein Widder

Der Aszendent ist in der vedischen Astrologie entscheidend. Durch die Rotation der Erde taucht in 24 Stunden jedes Sternzeichen einmal am östlichen Horizont auf. Dieses aufgehende Sternzeichen ist der Aszendent, der sich hervorragend dafür eignet, Horoskope differenzierter zu betrachten. Zwei Menschen mögen am selben Vormittag am selben Ort geboren worden sein; wechselt jedoch der Aszendent zwischen den beiden Geburten, wird das leben des einen Menschen mit dem des anderen kaum mehr etwas gemeinsam haben. Denn mit dem Wechsel rotiert das Horoskop. Jedes Sternzeichen rückt eine Position weiter – und damit auch die Planeten. Der Aszendent entscheidet also über den kompletten Aufbau des Horoskops. Wurde zu vedischen Zeiten ein König geboren, erhielt seine Mutter eine Einweisung in Rituale, um während der Niederkunft die Geburt verzögern zu können. Dadurch wurde gewährleistet, dass der zukünftige König das optimale Horoskop hatte, um den Aufgaben gerecht zu werden, die auf ihn warteten.

Das Sternzeichen im Aszendenten nimmt viel Einfluss auf die Persönlichkeit eines Menschen und bestimmt seine Denk- und Handlungsweisen. Für Erfolge oder Enttäuschungen hingegen sind die Planeten, ihre Position und ihr Einfluss auf den Aszendenten verantwortlich. Michael Jordan ist der erfolgreichste Basketball-Spieler aller Zeiten. Sein Aszendent steht im Widder. Das alleine reicht zwar nicht aus, um ihn zum All-Star werden zu lassen, aber der Widder schenkte ihm zumindest den nötigen Ansporn und die Eigenwilligkeit, um sich im Zirkus der Basketball-Profis durchzusetzen. Der Widder steht für Ambition, schnelle Entscheidungen, allerdings häufig gepaart mit mangelnder Vorausschau. Die Ungeduld und der Wunsch, etwas zu bewegen, lässt wenig Zeit für strategische Überlegungen und kann leicht zu Aggressiviät und Frustration führen. Menschen mit Aszendent Widder sind generell gerne unterwegs.

Im Fall von Michael Jordan verwundert es daher nicht, dass er als Profi in einer Sportart brillierte, die durch Schnelligkeit und enorme Beweglichkeit gekennzeichnet ist. 20 Jahre amerikanische Basketball-Liga bedeuten auch 20 Jahre ohne häusliche Stabilität. Dank seines Aszendenten für Jordan kein großer Deal.

Will man den überragenden Erfolg von Michael Jordan astrologisch verstehen, muss man sich allerdings den Rest seines Horoskops anschauen. Saturn steht perfekt positioniert im 10. Haus der Karriere in seinem eigenen Zeichen Steinbock, wodurch Jordans Profi-Laufbahn ermöglicht und stabilisiert wird. Zu Saturn gesellt sich der Mondknoten Ketu, der Saturns Möglichkeiten vervielfacht. Zwischen 19 und 26 Jahren befand sich Michael Jordan in seiner Ketu-Phase – exakt die Zeit, in der er entdeckt wurde. Das Haus der Karriere, in dem sich Saturn und Ketu befinden, wird in Jordans Horoskop von beiden Seiten wohlwollend von Jupiter und Venus flankiert. Besser geht’s nicht!

Saturn und Mars stehen einander gegenüber und beeinflussen sich gegenseitig stark. Der Effekt ist eine ungebremste Bereitschaft, sich zu fordern, mitunter zu quälen, um sich zum Erfolg durchzukämpfen. Eine Kombination, die Widdern besonders liegt. Und genau das ist es, was Jordan tat. Sein erfolg beruhte nicht nur auf Talent, sondern auch auf seiner unerhörten Disziplin. Keiner möchte wissen, wie viel Frust sein Aszendent ihm auf seinem ambitionierten Weg nach oben beschert haben mag. Michael Jordan ist ein Parade-Beispiel für den Widder-Aszendenten. Einer der weltweit führenden Sportartikel-Hersteller verdankt seine heutige Größe allein diesem Ausnahme-Athleten. Der allseits bekannte Slogan dieser Firma traf perfekt auf Jordan zu (…oder doch eher auf den Widder?): „Just do it!“

Das Magazin // März – April 2014

Erkenne dich selbst?!

„Alles ist Yoga!“ Schnell dahin gesagt, bedeutet dieser Satz in der Realität häufig… nicht viel. Denn viel zu schnell und oft assoziieren viele mit Yoga Wellness, Lifestyle und die Abgrenzung von Leid. Dürfen Krisen, Themen wie Verlust und Trennung und der kritische Blick auf sich selbst etwa nicht in einem Yogamagazin vorkommen? „In Deutschland habe ich den Eindruck, dass Yoga zum Lifestyle geworden ist, der gewisse Gruppen – Alte, Dicke, Kranke – ausschließt“, meint Doris Dörrie im Interview (ab S.22). Und: „Wir sind gefährdet, alles in Schubladen zu sortieren und trennen oft, statt Verbindung zu schaffen.“
Auch wenn wir uns dazu Kritik anhören müssen, findet die YOGA JOURNAL-Redaktion, dass in unserem Heft alles vorkommen darf, was zum Leben und zum Yoga gehört: Frühlingsthemen wie Yogamode, Ernährungs- und Detox-Tipps, Thai-Yoga-Massage und Sehnsucht weckende Bilder genauso wie ernste Themen rund um die Krise in Griechenland – die zugleich Chance ist, sich auf Werte und Wurzeln zu besinnen. Oder die kritische Frage, ob Yoga und Geldverdienen zusammenpassen – erneut eine gute Möglichkeit, sich zu fragen, wo denn die eigenen Grenzen liegen. Und wenn Katharina Middendorf und Ralf Sturm in ihrem Artikel „Plötzlich allein“ (ab Seite 92) darüber sprechen, wie ihnen ihr Yogaweg dabei geholfen hat, mit dem Tod naher Angehöriger umzugehen, ist dies sicher eines der schwersten Themen überhaupt, denn es betrifft unsere größte Angst. Doch wenn wir erkennen, wie viel Hoffnung im bewussten Umgang mit Verlust und Trennung liegen kann, ändert sich für den ein oder anderen vielleicht die Perspektive. „Wenn man sich spirituelle Weisheiten einredet wie: ‚Man ist verbunden mit allen’, oder: ‚Alleinsein ist All-Ein-Sein’, dann ist das oft nur Augenwischerei. Wenn man es allerdings schafft, da durchzubrechen und durch den Schmerz hindurch tatsächlich tief im Innern mit seinem Kern Kontakt aufzunehmen und seine Seele zu fühlen, dann setzt das eine unheimliche Kraft frei“, so Ralf Sturm.
Die Krise als Chance – in diesem Heft sprechen Athener Yogalehrer, in Deutschland lebende Griechen und in Griechenland lebende Deutsche über Veränderung, Vergangenheit und Zukunft eines Landes mit tiefen philosophischen Wurzeln, die denen des Yoga gleichen: Erkenne dich selbst!

In diesem Sinne: Herzlich, Ihre YOGA JOURNAL-Redaktion

TITELTHEMEN in der Ausgabe März – April 2014:

– 4 Übungsstrecken: Twists zum Entgiften
– Frühjahrsputz: Yogische Detox-Tipps
– Krise als Chance: Yoga in Griechenland
– Liebe für den Magen: Krishnataki über Ernährung für Körper und Seele
– Yoga & Geld: Das große Tabu
– Zart umhüllt: Mode-Basics für den Frühling
– Interview: Regisseurin Doris Dörrie, Buddhistischer Yogalehrer Dharmapriya über Buddhismus auf der Matte

Sie können die Ausgabe 02/2014 bequem und versankostenfrei in unserem Wellmedia-Shop bestellen.

Mut zur Veränderung

Deutschlands Yogawelt ist bereit für soziale Projekte. Der neueste Import: Street Yoga.

Die gemeinnützige Organisation Street Yoga will auch solchen Menschen Yoga und Achtsamkeit näherbringen, die mit besonderen Herausforderungen wie Obdachlosigkeit, Armut oder Missbrauch zu kämpfen haben. Dazu bietet die engagierte Therapeutin Carina Auler gemeinsam mit dem amerikanischen Gründer der Organisation, Mark Lilly, nun hierzulande eine Ausbildung zum Street-Yoga-Teacher an.

Wie ist Street Yoga entstanden?
Der Street-Yoga-Gedanke hat sich aus Marks Geschichte entwickelt: Eines seiner drei Kinder war eine Zeit lang sehr krank. In dieser Zeit begann er mit Yoga. Nach der Genesung seines Kindes hatte er das Bedürfnis, etwas „zurückgeben“. Er entwickelte ein Programm für obdachlose Jugendliche, das sich später auch auf Familien, Schulen, therapeutische Einrichtungen und soziale Zentren ausweitete. Heute arbeitet er unter anderem im Krankenhaus auf der Kinder- und Unfallstation.

Und nun bringst du Street Yoga auch nach Deutschland.
Ich habe fünf Jahre in Arizona gelebt und bin über meinen vorherigen Job als Therapeutin auf die Zusatzausbildung „Street Yoga“ gestoßen. Ich habe mich auf Anhieb gut mit Mark verstanden und so stand nach meiner Heimkehr einer Kooperation nichts mehr im Weg. Mark wird im November aus Portland anreisen und Jina Oh, Leiterin des Bliss Yoga Studios, und ich werden während der Ausbildung übersetzen.

Street Yoga Carina Auler
Carina Auler und Mark Lilly beim Street Yoga Teacher Training in Mülheim a.d. Ruhr.

Muss man für die Ausbildung eine therapeutische Vorbildung haben?
In erster Linie sind Erfahrung in der Arbeit mit Menschen und Freude am Yoga wichtig. In der Ausbildung lernt man, seine Stärken und grenzen selbst einzuschätzen. Solange man achtsam und nicht zu ehrgeizig ist, kann man nicht viel falsch machen. Ich bin selbst keine Yogalehrerin und vermittle meinen Klienten nur einfache Übungen, weil ich mir sehr wohl des Verletzungsrisikos bewusst bin. Aber Meditation und die bewusste Atmung können auch schon effektiv sein.

Wie geht es nach der Ausbildung weiter?
Mit dem Erhalt des Zertifikats bringt man Street Yoga entweder in den Bereich ein, in dem man bereits arbeitet, oder man überlegt sich selbst, wo das Programm in der eigenen Community Sinn machen könnte. Man kann sich zum Beispiel an Schulen, beim Jugendamt oder bei einem Streetwork-Büro vorstellen. Ich möchte deutschlandweit ein Netzwerk aufbauen, um auch denjenigen zu helfen, denen es schwer fällt, sich zu vernetzen.

Wie sieht „dein“ Street Yoga aus?
Ich betreue eine Gruppe mit jüngeren, verhaltensauffälligen Jugendlichen. Wenn sie es tatsächlich schaffen, zehn Minuten ruhig zu liegen, bin ich sehr stolz. Nach der Stunde sagen sie dann „das ist Yoga? Das hat ja total Spaß gemacht“. Mit älteren Jugendlichen übe ich ein forderndes Programm, damit sie in Schwung kommen. Hier im Ruhrpott hängen viele Kids eigentlich den ganzen Tag nur herum – die haben keine Hobbys. Viele von ihnen leiden schon in jungen Jahren unter gesundheitlichen Problemen. Wichtig ist, dass man das Programm an die Bedürfnisse der jeweiligen Klienten anpasst: Mit Teenagern muss man ganz anders arbeiten als mit Drogensüchtigen. Verschiedene Möglichkeiten und Übungen werden in der Ausbildung vermittelt.

Ist hier manchmal weniger mehr?
Oft neigen Menschen im sozialen Bereich dazu, sich zu sehr zu engagieren. Man kann schwierige Situationen häufig nicht ändern oder jemanden heilen. Aber man kann Methoden vermitteln, die jeder Betroffene für sich selbst anwenden kann. Manchmal hilft es bereits, zu lernen, wie man sich im Hier und jetzt besser fühlen kann.


Das nächste Street Yoga Teacher Training findet vom 21. bis 23. November 2014 im Namasté Yoga Studio in Herrsching statt. Weitere Infos unter www.namaste-yoga.de/ausbildungen

 

Kirtan mit Geschmack

„Du kannst ein Mädchen aus Italien holen, aber nicht Italien aus einem Mädchen“, schmettert Spring Groove mit kraftvoller, aber weicher Stimme, lacht laut und wirft ihre blonden Dreadlocks in den Nacken. Danach beisst sie herzhaft in ein Stück Pizza. Derzeit lebt die gebürtige Amerikanerin in Italien, doch zu hause ist der ehemalige Broadway-Star auf der Bühne.

Foto: Wari Om

Spring, hast du Pläne für ein neues Album?
Zusammen mit Erhard Dengl möchte ich ein kleines Album herausbringen: Ein Welt-Folk-Album, weil ich so viele unterschiedliche Interessen habe. Ein wenig wie in Ani DiFrancos Lied „32 Flavors“, denn so fühle ich mich: Ein bisschen Broadway, ein bisschen Jam-Band, ein bisschen Mantra und Folk. Ein wunderschönes Rezept. Ich könnte mich selbst nicht in eine Schublade stecken – für mich ist das zu begrenzt.

Spiegelt sich diese Einstellung auch in der Auswahl der Künstler wider, mit denen du arbeitest?
Ich habe das Gefühl, es ist so ein Yogiding, dass wir höhere Erwartungen an unsere Mitmenschen und deren Verhalten haben. Jedenfalls habe ich diesen Anspruch – und bin deshalb schon öfter enttäuscht worden. Heute bin ich glücklicherweise in der Lage, die Menschen auszuwählen, die die richtige Einstellung haben und mit denen es sich energetisch gut anfühlt. Auch, wenn es dann am Ende weniger Geld gibt. Dafür ist es eben „Shanti“, wir gehen respektvoll miteinander um und halten unsere Versprechen aneinander. Ich finde das sehr wichtig.

Es ist schön zu sehen, dass du nach deiner ersten erfolgreichen Karriere am Broadway auch in der Yogawelt schnell berühmt wurdest!
Das ist sehr nett von dir! Klar, man kann sagen, ich hätte mein Leben verändert und das Genre gewechselt, aber es ging immer um Musik. Ich kam schon trällernd aus dem Mutterleib und wusste immer, was ich einmal werden wollte. Meine Eltern haben als Lehrer oft ermäßigte Tickets für neue Broadway-Shows bekommen und uns Kinder mitgenommen. Aus diesem Grund wollte ich bei diesen Shows singen – wären meine Eltern allerdings Rocker gewesen, hätte ich bestimmt mit 13 Jahren eine Rock’n’Roll-Band gegründet (lacht).

Wie kamst du schließlich zum Kirtan?
Ich hatte bereits zehn Jahre lang Asanas bei Samantha Mehra praktiziert, als sie mich eines Tages fragte, ob ich ihr Gesangsunterricht im Austausch gegen Yogaunterricht geben könnte. Mir kam das gelegen, da ich damals mehrmals pro Woche ins Studio ging und es allmählich teuer wurde. Sie sang ganz gut, aber nicht professionell, also fragte ich sie nach ihrer Intention und sie meinte, sie wolle gerne Kirtan singen. Dabei rollte sie das „R“, was es für mich noch exotischer machte. Ich hatte keine Ahnung, was das war! Sie war verwundert, dass ich als begeisterte Yogini und noch dazu als Sängerin keinen Kirtan kannte. Also schickte sie mich zu einem und ich war vom ersten Augenblick an begeistert, weil es für Menschen dadurch so einfach ist, die Kraft der Musik zu erfahren. Und natürlich wollte ich als Musikerin selbst anleiten! Als es soweit war, öffneten sich plötzlich sämtliche Türen. Einmal spielte ich in Santa Monica auf der Straße Gitarre und ein begeisterter Zuhörer bat mich, an seinem wöchentlichen Kirtan teilzunehmen und sogar auf seiner CD zu singen. Bald darauf lernte ich während eines Abendessens bei Samantha Dave Stringer kennen und wir jamten zusammen. Als Dave später Samantha fragte, ob sie für seine Tour durch Europa einen Sänger vor Ort wüsste, passte das gut, denn ich arbeitete gerade in Europa. Seit damals hat der Kirtan in meinem Leben einfach nicht mehr aufgehört.

Wie würdest du deine Beziehung zu Dave Stringer beschreiben?
Ich denke, wir können zusammen ganz besonders performen, denn wir haben gewisse Ähnlichkeiten, ergänzen und bestärken uns. Wir singen jetzt schon eine längere Zeit zusammen, sind gemeinsam gewachsen und schon bei unserer ersten gemeinsamen Show 2006 gab es eine besondere, freundschaftliche Chemie zwischen uns.

Welche kulturellen Unterschiede bemerkst du, wenn du auf Tour bist?
Yogis aus mediterranen Ländern fällt es – pauschal gesprochen – leichter, sich zu öffnen und mitzusingen. Ich finde es aber immer besonders schön, auf Konzerte nach Deutschland zu kommen: Am Anfang kommen die Menschen hier etwas verschlossen an und sind später so befreit, wenn sie wieder nach Hause gehen. Wenn ich sehe und fühle, dass sie loslassen, ist das wie Medizin für mich. Wenn andere mit einem singen, gibt einem das eine Art Erlaubnis, sich zu entfalten. Marianne Williamson sagt so schön: „Es ist nichts erleuchtend daran, wenn wir uns zurückhalten, damit sich andere um uns herum nicht verunsichert fühlen. Wir dürfen alle leuchten wie Kinder.“ Schließlich sind wir hier, um gegenseitig unser Feuer zu entzünden. Asanas sind cool und sicher transformierend, aber der Weg des Bhakti ist so viel schneller. Es fühlt sich wie ein sofortiges Transportmittel zum Höheren an…

Infos zu Spring Grooves akutellen Konzert- und Tourterminen finden Sie hier:

In Liebe wachsen

Wenn Ihre Partnerschaft Teil Ihrer Übungspraxis wird, entsteht Verbundenheit, die weit über die Paarbeziehung hinausreicht.

Wenn Alejandra Sosa Siroka und Matthew Siroka zusammen im Yogaunterricht sind, gibt es immer einen Moment, in dem sie einander ansehen. „Manchmal dauert das nur den Bruchteil einer Sekunde, aber es fühlt sich an, als ob wir einander ganz neu erkennen würden: ‚Oh, du bist das neben mir, wie schön’“, erzählt Alejandra, eine 37-jährige Dolmetscherin, Übersetzerin und Kommunikationsberaterin. „Bei jedem nach unten schauenden Hund werfen wir uns einen kurzen Blick zu. Jeder ist mit seinem eigenen inneren Wachstumsprozess beschäftigt, aber dabei sind wir uns nah.“ Das Gefühl der Verbundenheit ist eins der vielen Geschenke, mit denen Yoga die beiden nicht nur im Übungsraum, sondern auch in ihrer Ehe bereichert. „Durch Yoga werden wir uns stärker bewusst, wie wir miteinander umgehen“, sagt Matthew, Anwalt und 36 Jahre alt. „Wir ärgern uns nicht mehr so oft und entwickeln dafür schneller Mitgefühl für den anderen.“

Yoga als Wunderwaffe im Beziehungstraining? Vielleicht etwas übertrieben formuliert, aber viele der Fähigkeiten und Prinzipien, die wir beim Yoga üben – darunter Achtsamkeit, gewaltfreie Ehrlichkeit und die Erfahrung von Einheit – können auch Bedeutung für Liebesbeziehungen erhalten. Sie können Ihnen und Ihrem Partner helfen, aus eingefahrenen Bahnen auszubrechen, Konflikte zu klären und ein stärkeres Gefühl der Verbundenheit zu erleben. Und weil Liebesbeziehungen nun einmal gleichzeitig den größten Schmerz und die größte Freude für uns bereithalten, kann eine yogische Struktur unsere Beziehungen radikal verändern. „In gewissem Sinne ist dein Partner dein Guru“, sagt die Paarberaterin Jett Psaris. In ihrem Ratgeber „Undefended Love“ beleuchtet sie die emotionalen Barrieren, die Nähe erschweren, und versucht, ihren Lesern mit Hilfe östlicher und westlicher Philosophie bei deren Überwindung zu helfen. „Ein Partner kann die besten und die schlechtesten Seiten in uns zum Vorschein bringen – mit allen Ecken und Kanten, aber auch mit allen Möglichkeiten“, sagt sie. Es kann Jahre dauern, diese Potenziale zu entdecken. Aber wie unsere Yogapraxis eine Methode ist, die Aufmerksamkeit, Neugier und Präsenz erfordert, so kann auch unsere Beziehung eine Praxis sein. Statt nach Perfektion zu streben, sollte eine Beziehung zu einem Prozess werden, der uns tiefer in uns selbst hineinführt und uns stärker an den Partner bindet. Erneut ist hier der Weg das Ziel: Yoga kann den Pfad unserer Beziehung zu einer freudvolleren, verbindlicheren und lebendigeren Reise machen.

Spiel mit den Grenzen
Als Wegbereiter des „Yoga der Beziehungen“ gelten die Amerikaner Diana Alstad und Joel Kramer. Die Verfasser des Buches „The Passionate Mind Revisited“ wenden seit fast 35 Jahren ihre eigene, ganz individuelle Perspektive des yogischen Wissens auf ihre Beziehung an. Eins der wichtigsten Prinzipien, mit dem sie arbeiten, stammt direkt aus Kramers inzwischen berühmtem Konzept „Playing the edge“ (Spiel mit den Grenzen), das auf jede Asana angewendet werden kann. Wahrscheinlich haben Sie das schon oft erlebt: Sie befinden sich beispielsweise tief in einer Vorbeuge und versuchen, Ihre persönliche Grenze zu finden – den Punkt, an dem Sie klar die Dehnung spüren. Dann halten Sie inne und beobachten, was in Körper und Geist passiert. Anstatt aus der Haltung herauszugehen, atmen Sie, und vielleicht löst sich mit der Zeit die Grenze auf und Sie sinken mühelos tiefer in die Haltung hinein, bis Sie an die nächste Grenze stoßen. Diese Praxis hilft Ihnen, Ihren Körper und Ihren Geist aufmerksamer wahrzunehmen. Mit der Zeit wurde das Prinzip der Grenze zum festen Bestandteil von Joel Kramers Yogastunden. Zugleich entdeckte seine Partnerin Diana Alstad, eine renommierte Autorin und Dozentin, die die ersten „Women’s Studies“-Seminare an den Universitäten Yale und Duke entwickelt hat, dass dasselbe Konzept auch auf Beziehungen übertragbar ist.

Wenn Sie in einer Situation an der Grenze dessen sind, was Sie glauben ertragen zu können, beobachten Sie, atmen Sie und erlauben Sie der Situation, sich zu entfalten – ohne zu versuchen, sie zu verändern oder sich abzuwenden. Denn was zunächst wie eine Grenze wirken mag, kann sich in eine ganz neue Erfahrung verwandeln. Damit diese Methode funktioniert, müssen Paare gemeinsam ihre Grenzen erforschen und verstehen lernen – bei sich selbst und beim anderen. Wenn Partner in einem Therapieprozess an schwierige, schmerzhafte Punkte kommen, empfiehlt Jett Psaris, sich dem hinzugeben, sich zu öffnen und damit zu atmen, wie man es beim Yoga tut. „Sie werden spüren, wie ein tieferer Teil Ihres Selbst zum Vorschein kommt, der Sie unterstützt. Das kann Mitgefühl mit uns selbst sein, eine Form des Gegenwärtig- Seins, vielleicht Frieden oder Akzeptanz.“ Einer ihrer Klienten sprach kürzlich von einer „Welle der Ruhe“, die sich einstellte, nachdem er und seine Frau ihrer Unzufriedenheit mit der Kommunikation in der Beziehung Ausdruck verliehen hatten und Verständnis für den anderen aufbringen konnten. Was sie vorher als tiefe Unzufriedenheit zwischen sich wahrgenommen hatten, wich einem Gefühl von Klarheit und Weite. „Durch Achtsamkeit beginnt man, die emotionalen Minenfelder des anderen wahrzunehmen, die explodieren und Schmerzen verursachen können. Anschließend kann man lernen, sie ganz behutsam zu umgehen.“ So beschreibt es Diana Alstad. Schließlich können beide Partner diese Grenzen geduldig erforschen, in dem Bewusstsein, zusammen auf der Suche nach Wahrheit und einer gemeinsamen Richtung zu sein. Wenn unser Partner dennoch etwas tut, das uns über unsere Schmerzgrenze hinaus belastet, können wir wertvolle Erkenntnisse aus diesem emotionalen Schmerz ziehen. Er macht uns schlicht und ergreifend darauf aufmerksam, dass etwas in der Beziehung falsch läuft. Dann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem wir Veränderungen in Betracht ziehen sollten – besonders, wenn die Beziehung in einer Sackgasse steckt. Darunter versteht Diana Alstad die mangelnde Übereinstimmung bei entscheidenden Themen, beispielsweise Zugang zu den Gefühlen finden, die diese Vorwürfe ausgelöst haben: „Ich bin verletzt, weil das für mich bedeutet, dass du mich nicht respektierst.“ Das kann wiederum Erinnerungen an vergangene Erlebnisse auslösen: „Das erinnert mich daran, wie gedemütigt ich mich gefühlt habe, wenn mein Vater mich kritisiert hat.“ Der zuhörende Partner sagt meist nichts und reflektiert von Zeit zu Zeit aktiv, was der sprechende Partner gesagt hat – aber ohne zu reagieren oder zu urteilen. Beispielsweise: „Du empfindest mich also als respektlos dir gegenüber und vermisst Anerkennung von mir.“ Dann tauschen die Partner die Rollen.

Auch Joel Kramer und Diana Alstad empfehlen, sich Zeit zu nehmen, um schwierige Themen zu besprechen und die angesammelten emotionalen „Rückstände“ aufzuräumen. Wie die Feldmans vergleichen auch sie diesen Vorgang mit der Yogapraxis. Man übe auch dann, wenn man gerade nicht in der Stimmung ist, weil man weiß, dass man sonst schlechte Laune bekommt. Diana fügt hinzu, dass mit dem Festlegen regelmäßiger Gesprächstermine das Reden einfacher wird: „Manchmal kann man in 45 Minuten etwas klären, das einen ein Jahr lang blockiert und entzweit hat.“ Klar und ehrlich über heikle Gefühle zu sprechen, ist eine große Herausforderung – und manchmal werden sogar geübte Sprecher aggressiv. Jett Psaris betont, dass es völlig in Ordnung ist, ab und zu wütend oder verletzt zu reagieren. „Manchmal werden festsitzende Dinge aufgewühlt, wenn wir unsere Wut oder unseren Schmerz herauslassen. Danach können wir uns dann näher mit unseren Reaktionen beschäftigen“, sagt sie.

Judith Hanson Lasater hingegen – Yogalehrerin aus San Francisco und Co-Autorin des Buches „Weil Worte wirken“ (Verlag Junfermann, ca. 13 Euro), das sie mit ihrem Mann Ike Lasater verfasst hat – schwört auf das Schweigen, denn wie alles im Leben können Gefühle unbeständig sein. Je mehr man sich in dem üben kann, was sie „die heilige Pause“ nennt, desto besser. „Asanas und andere Übungen lehren uns, uns selbst zu reflektieren, sodass wir eben nicht reflexartig auf Ereignisse reagieren. In Bezug auf Beziehungen empfehle ich das das ,Ehe-Mudra’: Öffnen Sie den Mund legen Sie die Zunge zwischen die Zähne und beißen sie fest zu“, rät sie lachend. Die Fähigkeit zur Selbstbeobachtung, die wir durch unsere Asana- und Meditationspraxis entwickelt haben, hilft uns, unsere Gedanken zu beobachten, ohne an ihnen zu hängen oder sie zu vertiefen, indem wir sie aussprechen. „Manchmal ist es einfach am besten, gar nichts zu sagen – nicht aus Trotz, sondern weil man sich dafür entschieden hat“, sagt Lasater. „Denn wir wissen, dass alles vorübergeht.“

Verbindung aufnehmen
Wie beim Yoga kann man auch bei der viel beschworenen „Beziehungsarbeit“ ein entspanntes Gleichgewicht zwischen Anstrengung und Leichtigkeit finden, wenn man achtsam ist. „Viele Menschen empfinden so: ‚Wenn du mich lieben würdest, müssten wir nicht daran arbeiten.’ Ich empfinde das als unrealistisch“, sagt Joel Feldman. Um Paaren dabei zu helfen, unterstützen Joel Feldman und seine Frau ihre Klienten bei der Entwicklung von „Liebesritualen“ – kleinen Gesten, die man bis zu dreimal täglich zwei oder drei Minuten lang praktiziert, damit man sich dem Partner wieder nahe fühlt. Dies können Formeln bei Begrüßung und Abschied sein oder auch Unterstützung bei der Organisation des Alltags. Diese scheinbar kleinen Dinge sind so wichtig, weil sie ausdrücken, dass einem der Partner wichtig ist. Und manchmal können diese relativ leichten und kleinen Aufmerksamkeiten neben den schwierigen, großen Themen, die gelöst werden müssen, sogar dazu beitragen, einer bröckelnden Beziehung wieder ein Fundament zu geben. Mit solchen Ritualen können wir „Liebesreserven“ aufbauen, genau wie wir mithilfe unserer Yogapraxis unseren Vorrat an Dankbarkeit und Mitgefühl aufüllen können. Laut den Feldmans ein schlüssiger Vergleich: „Wenn Sie fünf Minuten am Tag meditieren, können Sie Ihr ,Friedenskonto’ aufladen. Wenn Sie als Paar Liebesrituale ausüben, laden Sie Ihr , Verbindungskonto’ und Ihr ,Liebeskonto’ auf.“ Die meisten Menschen werden erleichtert sein, wenn sie merken, dass es meist keiner stundenlangen Gespräche bedarf, um eine Beziehung lebendig und leicht zu halten – jedenfalls nicht immer. „Wenn Sie eine Verbindung herstellen, ist weniger Arbeit erforderlich“, sagt Joel Feldman. „Man beginnt, den anderen als Quelle der Freude und nicht als Quelle der Frustration zu sehen; als jemanden, der einem zur Seite steht und nicht jemanden, gegen den man kämpfen muss.“

Bei sich selbst anfangen
Yoga hilft uns dabei, mit dem Partner zu kommunizieren und eine tiefere Bindung einzugehen, aber es ist genauso wichtig, dass Yoga uns mehr mit uns selbst in Verbindung bringt. „Dadurch, dass die Übungen uns helfen, ganz präsent in unserem Körper zu sein, ist es viel einfacher, ganz präsent bei unserem Partner zu sein, wenn Probleme auftauchen“, sagt Alejandra Siroka. Ihr Mann Matthew fügt hinzu: „Wenn Sie verständnisvoll sind und sich selbst Liebe und Mitgefühl entgegenbringen – und dabei kann Ihre Übungspraxis Ihnen helfen – können Sie die tiefe Verbundenheit mit anderen Menschen spüren.“ Diese Art des Herzöffnens und der Liebe, wie es die Sirokas in den kurzen gemeinsamen Momenten in ihren Yogastunden wahrnehmen, kann von einem Paar in die Welt ausstrahlen. Joel Kramer betont, dass die tiefe Verbindung mit einem Partner uns über die Paarbeziehung hinaus tiefer an das Göttliche, an unser inneres Selbst und an unsere Mitmenschen binden kann. „Diese Verbindung ist die Basis, von der aus wir uns bewegen, uns gegenseitig verändern und uns unserer eigenen Rolle im Lauf der Dinge stärker bewusst werden“, sagt Kramer. ✤

Valerie Reiss ist Redakteurin für ganzheitliches Leben bei beliefnet.com. Sie lebt
in New York.

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