Bei so vielen unterschiedlichen Yogastilen fällt die Auswahl oft schwer. Das liegt unter anderem daran, dass viele Stilrichtungen schwer von einander abzugrenzen sind. Das gilt im Besonderen für Flow Yoga. Wir erklären dir, was Flow Yoga ist.
Was genau ist Flow?
Flow ist eigentlich ein psychologisches Konzept. Es sagt aus, dass wir in einen ganz besonderen Tunnel-ähnlichen Zustand kommen – wenn die äußeren Gegebenheiten ideal sind. Dazu muss die zu bewältigende Aufgabe ein wenig größer sein, als das eigene Können. So sind wir gefordert, aber nicht überfordert und vergessen die Zeit. Wir kommen im yogischen Hier und Jetzt an. Das kann durch Arbeit, das Lösen von Kreuzworträtseln oder eben Yoga entstehen. Auf der Matte erreichen wir diesen Zustand durch sehr dynamisches Yoga. Der Geist wird durch das Meistern schneller Bewegungen (Flow) ruhig gestellt. Die Richtlinie lautet: Ein Atemzug ist mit einer Bewegung synchron.
Wie immer im Yoga ist die Atmung entscheidend. Man vertieft sie und passt sie den Ansagen des Lehrers an. Fortgeschrittene nutzen gerne die Ujayy Atmung. Sie ist hörbar. Ähnlich einem Wellenrauschen trägt sie Yogis durch den Flow. Der Flowzustand wird aber meist nur beim Höhepunkt der Stunde erreicht. In diesen Flows werden drei bis 15 Asanas aneinandergereiht. Davor wird durch Mobilisation und Sonnengrüße aufgewärmt. Hier besteht die Kunst darin, den Körper anatomisch optimal auf den Flow und die die Peak Pose (die schwierigste Asana) vorzubereiten. Danach wird der Körper mit sanften Dehnungen wieder ausgeglichen und abgekühlt. Der Stundenaufbau ist eine Wissenschaft für sich.
Ein kurzer Überblick über verschiedene Flow Yogastile
Chakra Flow, Vinyasa Flow, Hatha Flow. Was genau ist jetzt der Unterschied? Wenn man die verschiedenen Flow-Yogastunden besucht, fällt dem Schüler vielleicht kein großer Unterschied auf. Von der Tradition des Yoga sind sie aber etwas unterschiedlich. Im Stammbaum kann man das meiste Flow Yoga vom Guru Krishnamancharya ableiten. Seine Schüler entwickelten daraus allerdings ihre eigenen Schwerpunkte. Zu den verwandten Yogastilen zählt deshalb auch Ashtanga und Anusara Yoga.
Vinyasa bedeutet auf Sanskrit so etwas wie “festgelegte Abfolge von Übungen”. Deshalb wird das Wort auch für die Reihenfolge Brett, Chaturanga, heraufschauender Hund und herabschauender Hund verwendet. In der Praxis geht es im Vinyasa Flow aber weniger um eine starre Abfolge. Im Gegenteil: Die Lehrer sind höchst kreativ. Die Grenzen zu Hatha Flow verlaufen jedoch unscharf. Auch hier steht längst nicht mehr nur die Tradition im Vordergrund. Beim Chakra Flow strebt man, wie der Name schon sagt, nach der Balance der Chakren. Verschiedene Lehrer bauen ihre Stunden mit dem Fokus auf ein Chakra auf. Andere wiederum haben das Ziel, in einer Stunde von unten nach oben alle Chakren anzusprechen. Aber auch viele Hatha oder Vinyasa Flow Lehrer richten ihre Stunden nach den Energiezentren aus. Die Übergänge sind fließend.
Für wen ist Flow Yoga gut geeignet?
Flow Yoga ist heute sehr beliebt und weit verbreitet. Dabei ist es nicht unbedingt für jeden etwas. Denn es spricht besonders körperlich gesunde und fitte Menschen an, die auf der Yogamatte ordentlich schwitzen wollen. Dies kannst du beim Hatha Yoga oder in einer Vinyasa Flow Beginner-Klasse langsam trainieren. Dann ist die Grundkenntnis über die Asanas schon vorhanden und du kannst den schnellen Anweisungen des Lehrers besser folgen. Hierbei ist zudem ein Bewusstsein für das Können und die Grenzen des eigenen Körpers entscheidend. Denn obwohl komplexe Übungen und die Atmung angesagt werden, musst du dich zurück nehmen, wenn es zu viel wird. Dafür eignet sich am besten die Stellung des Kindes. Denn die Verletzungsgefahr ist bei diesen dynamischen Stilen besonders groß. Zu leicht lässt man sich von der Welle mitreißen und spürt erst am nächsten Tag, dass man zu weit gegangen ist. Eine entspannte Yin Yoga Praxis zum Ausgleich zahlt sich aus.
Foto von Retha Ferguson von Pexels | Text: Kerstin Thost