In 4 Schritten zum Yoga-Crunch

In den letzten Jahren ist der in der Fitness-Szene so beliebte Crunch (zu deutsch: Bauchpresse) etwas in Verruf geraten. Und es stimmt, dass hier einseitig die Bauchmuskeln beansprucht werden, wo doch ein umfassendes Rumpfmuskel-Training auch die an der Rückseite liegenden Muskeln einbeziehen sollte. Genau darum ist im Yoga die Bretthaltung so beliebt: Dort wird der gesamte Rumpf aktiviert. In diesem Artikel geht es natürlich nicht darum, einseitig Sixpacks zu züchten, sondern viel eher darum zu lernen, wie man die vordere Rumpfmuskulatur gezielt einsetzen kann – denn das ist vor allem in Rückbeugen unglaublich wichtig. Die Idee: Wenn man im Yoga-Crunch geübt hat, vor allem die queren Bauchmuskeln und den Psoas bewusst in der Vorwärtsbeuge zu aktivieren, kann man das auch in der entgegengesetzten Richtung nutzen, also in Rückbeugen. So wird man in der Lage sein, die Brust aktiv zu heben, anstatt im unteren Rücken einzuknicken.

Die vier Schritte, die wir hier vorstellen, beruhen auf dem so genannten „Carpenter-Crunch“, den meine Lehrerin Annie Carpenter, die Erfinderin von Smart Flow Yoga, entwickelt hat. Sie bewirken eine fein dosierte Verkürzung der Körpervorderseite (anatomisch: spinale Flexion). Das hilft Ihnen, die Übungen der auf den kommenden Seiten gezeigten Sequenz sicherer und müheloser auszuführen – insbesondere- die Rückbeugen (spinale Extension). Bevor Sie mit der Sequenz beginnen, sollten Sie die vier Schritte des Crunchs etwa 10 Mal wiederholen.

  1. Neutrale Wirbelsäulenposition

Stellen Sie in Rückenlage die Füße etwa hüftbreit flach auf den Boden. Mit einer Einatmung führen Sie die Arme in die Senkrechte. Ausatmend schieben Sie die hinteren Rippenbögen fester gegen die -Unterlage. Nehmen Sie die neutrale Position der Wirbelsäule wahr und halten Sie die Rippen tief am Boden verankert, wenn Sie nun die Fingerspitzen hinter die Ohren legen.

2. Brust heben

In dieser Position rollen Sie sich mit einer Ausatmung etwas nach oben, dabei rundet sich der Rumpf von den Schultern bis zum Steißbein und die Schulterblätter lösen sich vom Boden. Gleichzeitig schieben Sie den Nabel Richtung Boden und ziehen die untersten Rippen an der Körpervorderseite zum Schambein hin. Dieses Runden erzeugt die spinale Flexion.

3. Beine heben

Behalten Sie diese Ausrichtung genau bei, wenn Sie nun mit einer Einatmung die Beine etwa in einen 45-Grad-Winkel über dem -Boden ausstrecken. (Wenn Sie die Beine dichter über dem Boden halten, wird die Übung schwieriger.) Aktivieren Sie die Beine, heben Sie die Kniescheiben und strecken Sie sich durch die Fußballen nach oben. Wenn sich das im unteren Rücken unangenehm anfühlt, dann beugen Sie die Beine oder strecken sie nur abwechselnd.

4. Intensivieren

Mit einer Ausatmung setzen Sie die Füße wieder am Boden auf. Ganz zum Ende der Ausatmung runden Sie den Rücken noch etwas stärker, heben die Brust noch ein bisschen höher und schieben den unteren Rücken gegen die Unterlage. Dann beginnen Sie wieder mit Schritt 1.


Anatomie: Mittenmanagement

Um diese Rumpfmuskeln geht es:

Rectus Abdominis

Die geraden Bauchmuskeln verlaufen an der Körpervorderseite von der Mitte des Brustkorbs bis zum Schambein und bilden die berühmten Sixpacks.

Obliquus

Die schrägen Bauchmuskeln ziehen sich diagonal über die Flanken und vereinen sich an der „Mittelnaht“ (Linea Alba) mit den Rectus Abdominis.

Transversus Abdominis

Die quer verlaufenden Bauchmuskeln liegen unter den schrägen Bauchmuskeln. Sie verlaufen zwischen Rippen und Becken waagerecht über den Bauch und halten ihn wie ein Korsett zusammen.

Iliopsoas

Der große Lendenmuskel (Psoas Major) verläuft von den Lendenwirbeln durch das Becken zur Innen-seite der Oberschenkel. Gemeinsam mit dem Darmbeinmuskel (Iliacus), der vom Becken ausgehend ebenfalls bis zu den Oberschenkeln reicht,
bildet er den Iliopsoas.

Quadratus Lumborum

Der quadratische Lendenmuskel gehört zu den tiefsten Rumpfmuskeln. Er liegt zwischen den untersten Rippen und dem Becken und spielt eine entscheidende Rolle für eine gute Haltung.

 

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Das Neueste

Achtsame Hedonist*innen – wie wir glücklich nachhaltig leben

In der Theorie sind wir Yogis und Yoginis wohl alle umweltbewusst. Dennoch ist unsere Ökobilanz oft schlechter als die...

10 Fallen der Untätigkeit: die Hürden aktiv nachhaltig zu leben

Du hast den Wunsch, dein Leben nachhaltiger zu gestalten, weißt aber nicht, wie du ins Handeln kommen kannst? Du...

YogaWorld Podcast: #126 Der verbundene Atem – mit Stefan Zwosta

Willkommen beim "YogaWorld Podcast"! Die Idee dahinter: Zugang zu echtem Yogawissen, ohne stundenlangem Bücherwälzen. Hier erfährst du einfach alles...

#126 Der verbundene Atem: Wie Conscious Connected Breath tiefe emotionale Heilung ermöglicht – mit Stefan Zwosta

Erfahre, wie du durch Breathwork in Trance-Zustände gelangen und dein Leben positiv verändern kannst In dieser Folge „YogaWorld Podcast“ nimmt...

Power Core – Yogapraxis für eine kraftvolle Körpermitte

Eine kraftvolle Körpermitte ist nicht nur die Basis für eine gesunde Körperhaltung, sondern auch die Grundvoraussetzung für eine fortgeschrittene...

“Wir brauchen mehr Mitgefühl” – Interview mit Sharon Salzberg

Sharon Salzberg zählt zu den einflussreichsten buddhistischen Meditationslehrerinnen im Westen. Zehn Jahre nach Erscheinen ihres Bestsellers "Umarme deinen Feind"...

Pflichtlektüre

Yoga-Playlist für deine Herbstrituale

Der Herbst ist eine Zeit der Veränderung und des Loslassens. Diesen Wandel macht uns die Natur zur Zeit sehr...

Power Core – Yogapraxis für eine kraftvolle Körpermitte

Eine kraftvolle Körpermitte ist nicht nur die Basis für eine gesunde Körperhaltung, sondern auch die Grundvoraussetzung für eine fortgeschrittene...

Das könnte dir auch gefallen
Unsere Tipps