Was, wenn es auch anders ginge? Wenn unsere Vorstellungen von “richtig” und “gut” keine solch in Stein gemeißelten Wahrheiten wären, wie wir oft denken? Ein Spielfilm aus Bhutan hält uns einen Spiegel vor – und stellt unser Denken auf den Kopf. // Anzeige
Foto: Dangphu Dingphu
Wie passt das zusammen? Ein Lama mit einem Gewehr, in einem Land, dessen Lebensweise vom Buddhismus geprägt ist?
Diese Auflösung zeigt der Regisseur Pawo Choyning Dorji in seinem neuen Film “Was will der Lama mit dem Gewehr?” Dieser ist sein zweiter Spielfilm, nach seinem international erfolgreichen Film “Lunana – Das Glück liegt im Himalaya”, für den er 2022 als “bester internationaler Film” für den Oscar nominiert wurde. In seinem neuen Film geht er auf den außergewöhnlichen Modernisierungsprozess seiner Heimat Bhutan ein und zeigt, welche Herausforderung die moderne Welt mit sich bringen kann.
Der Film erzählt wie das Land von einem absolutistischen Königreich ohne Internet, in die Welt der Digitalisierung und der Demokratie eintritt. Doch anstatt dem gewünschten “Glück”, treten bei der Bevölkerung vermehrt Verwirrung und Unsicherheit durch diese Veränderungen auf. Mit dem Recht auf Mitbestimmung müssen sie nun das Wahlsystem erlernen und zwischen “Freiheit und Gleichheit”, “industrieller Entwicklung” oder “Wahrung der Werte” wählen. Außerdem werden sie durch den Zugang zu Fernsehen und Internet, mit gewaltverherrlichenden Filmen und den Kriegsgeschehnissen der Welt konfrontiert.
Überfordert mit den neuen Umständen, kommen zunehmend Unruhen und Unfrieden in der Gesellschaft auf. Um die Dinge wieder in Ordnung zu bringen, fordert der Lama seinen Mönch Tashi auf, ihm ein Gewehr zu besorgen. Dieser macht sich auf den Weg, die Forderung seines Lamas zu erfüllen und trifft dabei auf einen US-amerikanischen Waffensammler. Eine Begegnung, die zu aberwitzigen Verwicklungen führt.
Wie der Lama das Gewehr einsetzen will, um die Situation zu beruhigen, bleibt bis zum Ende spannend.
Die Satire von Regisseur Pawo Choyning Dorji wirft einen liebevollen und zugleich mild-spöttischen Blick auf die eigene Bevölkerung und zeigt zugleich die kritischen Seiten des Kapitalismus und den Auswirkungen der Globalisierung auf. Somit schafft er ein Kinoerlebnis, dass einen nicht nur zu Schmunzeln bringt, sondern auch zum Nachdenken anregt.
Was will der Lama mit dem Gewehr? (MFA, ab 1. August im Kino)