Tauchen und Yoga: Zwei Puzzleteile die passen

Sie ist Yogalehrerin und Freitaucherin, zog erst von München nach Thailand und eröffnete später in Kaş die erste Freediving- & Yogaschule direkt am türkisblauen Wasser der türkischen Ägäis. Hatha Yoga praktiziert sie nicht nur auf der Terrasse über dem Meer, sondern auch auf dem SUP. Einmal im Jahr tauscht Isabel Meditation gegen Massenansturm und arbeitet als Bedienung auf dem Oktoberfest. Uns verriet die junge Frau, wie Tauchen und Yoga sich ergänzen und warum die “Wiesn” auch dazu passt.

Bereits als Kind praktizierte Isabel Yoga mit ihrer Mutter. Mit 18 Jahren fing sie dann mit Kundalini Yoga an. “Das war noch alles vor dem Yoga Boom und in meiner Gruppe waren fast nur ältere Frauen. Das war mit 18 etwas schwierig für mich. Auf der Schauspielschule hatte ich dann ein Jahr Tai Chi und war davon auch sehr begeistert. Wie beim Yoga spürte ich schnell, dass die Nadis – beziehungsweise im Tai Chi die Meridiane – in Bewegung kommen.” Mit Mitte Zwanzig zog es die Münchnerin dann nach Thailand, wo sie als Tauchlehrerin arbeitete.

Tauchen und Yoga greifen ineinander

Ihr damaliger Chef leitete eine Yogaschule auf Koh Tao. Sie begann, sich wieder intensiv mit dem Thema auseinander zu setzen: “Das bewusste Atmen und die Meditation haben mir innere Ruhe und ein besseres Körpergefühl verliehen. Tauchen und Yoga waren seit damals für mich eine wunderschöne Kombination.” Ihr Yogalehrer Devrim war es auch, der Isabel den Anstoß gab, eine Ausbildung zur Yogalehrerin zu machen. “Ich praktizierte sehr viel mit ihm, aber auch mit vielen anderen Yogalehrern auf Koh Tao. Viele von ihnen machten ihre Ausbildung mit Sivananda. Da ich in München auch eine ganze Zeit intensiv in einem Sivananda-Center praktizierte, entschloss ich mich, die Ausbildung mit Sivananda zu machen.” Dem Hatha Yoga ist sie bis heute treu geblieben und unterrichtet auch die Gäste ihrer Freediving- & Yogaschule auf Kaş darin: “Mir ist es wichtig, dass meine Yogaschüler ein gutes Körpergefühl bekommen. Sie sollen bewusst auf ihre Atmung achten und lernen, zu entspannen. Alles andere kommt mit der Zeit.”

Abtauchen in eine andere Welt

Yoga und Tauchen
Isabel beim Tauchen im türkisblauen Wasser vor Kaş – Foto: @lifeaquatic_freediving_yoga

Durch ihren Mann Adnan kam Isabel zum Apnoetauchen. Adnan wuchs in Istanbul, direkt am Bosporus auf. Er tauchte bereits in seiner Kindheit ohne Schnorchel und Co. nach Muscheln in den Wellen des Kanals. Das Paar lernte sich in Thailand kennen und verbrachte jede freie Minute gemeinsam im Wasser. Nur mit Schnorchel und Maske, ganz ohne SCUBA-Equipment. Dieses Gefühl der Freiheit und Natürlichkeit weckte Isabels Liebe zum Freitauchen. Dank Yoga konnte sie sich besser auf den Apnoe-Zustand einlassen: “Vor allem jetzt, da wir gar kein SCUBA Diving mehr machen, sondern Freediving, wird Yoga immer hilfreicher und wichtiger. Pranayama, Entspannung, Meditation, Flexibilität und gesunde Ernährung sind für das Apnoetauchen der Nährboden und enorm wichtig.”

Apnoe funktioniert dank Meditation und Pranayama

Tauchen und Yoga

Je entspannter Taucher beim Freitauchen sind, desto angenehmer wird der Tauchgang. Dabei versuchen sie den Herzschlag zu senken, damit der Sauerstoff beim Luftanhalten langsamer verbraucht wird. So haben sie mehr Zeit unter Wasser. Die Entspannungstechniken aus dem Yoga helfen Isabel dabei. Meditation über Wasser hilft ihr, tief unten im Meer völlig loszulassen und sich gleichzeitig zu konzentrieren.

Mit Pranayama reinigt sie ihre Lunge. Das schafft eine Balance zwischen Körper und Geist und baut Stress und Anspannungen ab: “Durch Asanas und Dehnen werden wir flexibler und beweglicher und regulieren und verbessern unsere Durchblutung.” Die Verbindung zwischen Yoga und Freediving scheint für das Paar tiefer zu gehen. Vor allem ist sie geprägt von einem starken Körpergefühl, einem intensiven Bewusstsein für die eigenen Fähigkeiten und Grenzen. Für Isabel und Adnan spielt auch die Location ihrer Schule “Life aquatic” eine große Rolle. Das glasklare, türkisblaue Wasser vor Kaş, die Yogaplattform direkt auf den Felsen über dem Meer, die Ruhe, die Weite des Himmels. All das greift ineinander, rundet sich gegenseitig ab.

Ruhe und Entspannung für ihre Yogaschüler

Und auch ihre Gäste, egal ob Tauch- oder Yogaschüler oder eben Beides, sollen dieses Gefühl zu spüren bekommen. “Unsere Yoga Retreats sind für Jeden gedacht, der nach Ruhe und Entspannung in einer wunderschönen Natur sucht. Wir bieten eine Kombination aus Yoga, Entspannung, Pranayama und Meditation. Dazu kommen anderen Aktivitäten wie Wandern, Ausflüge zu antiken Städten, Stand up Paddling, Schnorcheln und eben Freediving.

Yoga Retreat Türkei

Alles wird organisiert, dabei bleibt der Charakter eines Individual-Urlaubs erhalten. “Es war mir wichtig, dass die Teilnehmer nicht isoliert sind, sondern Kaş und das Leben dort auch selbstständig entdecken können. Wir sind nur fünf Minuten Fußweg vom Zentrum entfernt, aber du fühlst dich wie mitten in der Natur. Es gibt immer ein gemeinsames Frühstück, die Abende sind frei.”

Wenn es sich ergibt, gehen Isabel und Adnan abends mit ihren Gästen gemeinsam zum Essen. Alles geschieht freiwillig, Gruppenzwang Fehlanzeige.

Bierzelt und Yoga… Wie bitte???

Die Stille unter Wasser, das totale Loslassen, Meditation und Asanas bei Sonnenaufgang über dem glitzernden Meer. Eine Umgebung voller Ruhe, ursprüngliche Natur und die tägliche Besinnung auf die Fähigkeiten des eigenen Körpers. Und dann, für zwei Wochen im Jahr ein Kontrastprogramm wie es extremer nicht sein könnte: Während des Oktoberfestes in München gehört Isabel zur festen Besetzung der Bierzelt-Bedienungen. Ein Job, der heiß begehrt, nicht einfach zu bekommen und noch viel schwieriger durchzuhalten ist. Aber vor allem ein Job, der mit der Ruhe und Stille, mit Yoga und Freitauchen so rein gar nichts zu tun hat.

Yoga hilft im Zelt die Ruhe zu bewahren

Doch genau hier sieht die lebenslustige Yogalehrerin eine unerwartete Verbindung: “Bierzelt und Yoga sind totale Kontraste, aber gerade deshalb eine interessante Mischung. Im Bierzelt ist man mitten im Leben und begegnet Menschen, die man sonst nie getroffen hätte. Es ist unglaublich bunt und alles kann passieren, alles ist möglich. Yoga hilft mir, die Ruhe zu bewahren, wenn so viele verschiedene Menschen aufeinander treffen. Für mich ist es immer wieder ein interessanter Prozess, mich dem Leben und den Menschen, mit denen ich sonst vielleicht nie etwas zu tun hätte, mehr zu öffnen. Yoga bringt Menschen auch zusammen, aber auf eine andere Art und Weise.” Für Isabel ist es ein Lernen über das Leben und die Menschen, wie auf einer Reise, die nie zu Ende geht.


Isabel und Adnan. Gründer von "Life Aquatic" Yoga und Freedving Schule

“Life aquatic” von Adnan und Isabel ist übrigens die erste “Freediving & Yoga”-Schule im türkischen Tauchparadies. Retreats können das ganze Jahr über gebucht werden, die Saison geht von Frühling bis Anfang Winter Auch wenn das Selbstständig sein auch mal mit Stress verbunden ist, geht das Paar voll darin auf. Denn das Gefühl, den Job mit ganzem Herzen zu machen und das Lächeln ihrer Schüler nach einer Yogastunde, entschädigt für alle Anstrengungen. Die Retreats finden übrigens immer im Frühling und im Herbst statt. Mehr Infos unter www.lifeaquatickas.com oder auf www.facebook.com

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