Thai-Yoga-Massage in der Schwangerschaft

Wie passt die Thai-Yoga-Massage in der Schwangerschaft mit dem Prinzip dieser Massagetechnik von “No pain, no gain” zusammen? Für unseren Autor Till Heeg ist eine Thai-Yoga-Massage dagegen „Liebe in Berührung“ – ganz besonders wenn eine Schwangere massiert wird.

Auch im Yoga wollen wir auf unseren Körper achten und seine Grenzen respektieren und nicht über die Schmerzgrenze gehen. Bei einer Schwangeren ist Schmerz das Gegenteil von dem, was sie wirklich braucht. „Liebe in Berührung“ findet statt, wenn man absolut präsent im Hier und Jetzt ist – dann wird die Massage zu Yoga. Diese Achtsamkeit lenkt der Gebende von seinem Herzraum, dem liebenden Zentrum zur Empfängerin. Hierbei gelten die Hände als Verlängerung des Herzens.

Thai-Yoga-Massage in der Schwangerschaft – Warum?

Wenn es um körperliche Symptome geht, braucht eine Schwangere keine Thai-Massage, sondern professionelle Beratung durch Osteopathen, Physiotherapeuten, und klinisch ausgebildete Masseure, die bei ernsthaften Beschwerden unbedingt konsultiert werden sollten. Aber der Körper besteht auch aus feinstofflichen Koshas (Hüllen oder Schichten) und diese lassen sich mit einer achtsamen und liebevollen Massage erreichen – hier kommt der Yogaaspekt ins Spiel.

Traditionell orientiert sich die Thai-Massage an energetischen Linien, den Prana Nadis, wie sie auch in der Yogaphilosophie beschrieben werden. Durch die Behandlung dieser beeinflusst die Massage auch die Emotionen und das ganzheitliche Wohl des Empfängers. Mit der Berührung des Gebenden werden elektrische Signale und feinste Vibrationen erzeugt, die bis auf Zellebene wirken. Der erste Sinn, der beim Fötus ausgebildet wird, ist der Berührungssinn. Umso wichtiger ist, dass der Behandelnde seine Hände mit viel Achtsamkeit einsetzt.

Was muss man in der Schwangerschaft beachten?

Während der ersten zwölf Schwangerschaftswochen sollte man nicht massieren, die werdende Mutter hat mit der hormonellen und körperlichen Umstellung genug zu tun. Zugleich ist es die sensibelste Phase, in der die Wahrscheinlichkeit für einen Abgang am größten ist. In der Schwangerschaft fühlt es sich nicht gut an und es ist im letzten Trimester sogar kontraindiziert, lange auf dem Rücken zu liegen. Die beste Position für die Thai-Yoga-Massage in der Schwangerschaft ist daher die Seitenlage. Weniger die Behandlung, sondern vielmehr eine wohltuende Unterstützung, Entspannung und Harmonisierung sollte während der Schwangerschaft im Vordergrund stehen. Häufige, kurze und auf die Empfängerin abgestimmte Massagen eignen sich dazu besser als sehr lange Behandlungen.

1. Begrüßung

© Wari Om

Nimm vor der ersten Berührung verbal Kontakt auf: Dabei ist es gut, neben dem körperlichen auch das energetische, emotionale und seelische Befinden abzufragen. Als Massierender solltest du vor der ersten Berührung bei dir ankommen: Bist du geerdet und mit dem Raum, der dich umgibt, verbunden? Lenke deine Aufmerksamkeit nun auf die Empfangende. Lege nur dann die Hände auf den Bauch, wenn das für die Schwangere okay ist. Sei absolut bei ihr – Wertung oder Erwartung hat bei der Thai-Yoga-Massage in der Schwangerschaft nichts zu suchen.

2. Fußmassage

© Wari Om

Warum? Wenn die Füße berührt werden, fließt die Energie nach unten: Erdung entsteht. Die Füße sind Reflexzone des ganzen Körpers – über sie kann man Einfluss auf das gesamte Wohlbefinden nehmen. Das kann bei Zweifeln, Ängsten, Sorgen und Stimmungsschwankungen hilfreich sein. Außerdem lastet in der Schwangerschaft zunehmend Gewicht auf den Füßen – eine Fußmassage ist eine Wohltat.

Massiere die Fußsohle und alle Zehen fächerförmig entlang der Zehenlinien – ausgehend von der Ferse – oder in parallelen Linien über die Fußfläche.

Wie? Eine gute Berührung ist sanft und trotzdem tief und klar – dafür bedarf es Ruhe und Rhythmus. Lege die Daumen an die Fußsohle und schmiege die restlichen Finger um den Fuß. Beginnen Sie mit beiden Händen gleichzeitig zu massieren. Verlagere dein Gewicht nach vorn, um tiefer zu arbeiten, und nach hinten, um die Position des Daumens zu wechseln. Lasse den Daumen jedes Mal entlang der Zehenlinie eine neue Stelle finden (etwa 3 bis 4 Punkte von der Ferse bis zu den Zehen) und gib über dein Gewicht Druck ab.

In der Schwangerschaft ist die Rückenlage nicht die beste Position, aber im 2. Trimester angenehm. Im 3. Trimester die Füße in Seitenlage massieren.

Nimm am Ende der jeweiligen Linie das Zehengelenk zwischen Daumen und Zeigefinger und massiere es kreisförmig. Löse den Griff, indem du den Zeh Richtung Spitze ausstreichen. Wechsele Sie anschließend zur zweiten Linie. Sie können die Massage an allen fünf Zehenlinien 3 bis 5 Mal wiederholen.

3. Energielinien an den Beinen

© Wari Om

Warum? In der Schwangerschaft sind schwere, müde Beine häufig, auch Wassereinlagerungen (Ödeme) kommen vor. Daher sind die Energielinien an den Beinen wichtig – ähnlich wie die Fußmassage erdet die Beinmassage und bringt die Aufmerksamkeit in den unteren Bereich des Körpers.

In dieser Sequenz massierst du großflächig die Innenseiten der Ober- und Unterschenkel, was mehrere Energiebahnen stimuliert.

Wie? Finde eine stabile Position, die es dir erlaubt, dein Gewicht fließend einzusetzen. Lege beide Hände mit nach außen zeigenden Fingen oben an die Innenseite des Oberschenkels. Um zu massieren, verlagere das Gewicht aus dem Körperzentrum heraus nach vorn: Dadurch verstärkt sich der Druck deiner Hände. Halte die Hände dennoch locker und sanft, damit du alles wahrnehmen, was unter den Händen passiert. Atme aus, wenn du nach unten sinkst und ein, wenn du den Druck wieder löst. Versetze die Hände Stück für Stück das Bein entlang nach unten und spare dabei das Kniegelenk aus. Je langsamer du dich dabei bewegst, desto tiefer ist die Erfahrung für den Empfänger.

Tipp: Gerade bei Wassereinlagerungen in den Beinen kann man auch mit einem reinen Pflanzenöl ohne ätherische Öle oder chemische Zusätze massieren (Sesamöl = leicht wärmend, Kokosöl = kühlend).

4. Die Energielinien am Rücken sollten mit einbezogen werden in die Thai-Yoga-Massage in der Schwangerschaft

© Wari Om

Warum? Die Energielinien nahe der Wirbelsäule sind dafür verantwortlich, die Energien im Körper auszugleichen – die Massage in diesem Bereich kann sich positiv auf das vegetative Nervensystem, die Verdauung und Rückenschmerzen auswirken.

Am Rücken neben der Wirbelsäule: vom kleinen “Tal” zwischen den Dornfortsätzen wandert die Massage nach oben

Wie? Massiere mit den flachen Daumen die Linie (das „Tal“) entlang der Wirbelsäule – auf keinen Fall auf den Knochen! Beginne oberhalb des Sacrums (Kreuzbein) und wandere zum unteren Rand des Schulterblatts – und wieder zurück, vielleicht auch mehrmals.

Wichtig! Für diesen Teil der Massage muss die Empfängerin gut auf der Seite gelagert und mit Kissen abgestützt sein. Es sollte keinesfalls Druck auf den Bauch entstehen: Das passiert, wenn die Empfängerin nach vorne kippt. Außerdem sollte der Rücken vom Becken bis zur Halswirbelsäule lang gestreckt sein. Am unteren Rücken nur mit sanftem Druck arbeiten!

5. Arbeit unter dem Schulterblatt

© Wari Om

Warum? Die Muskelgruppe zwischen der Wirbelsäule und dem inneren Schulterblattrand neigt zu Verspannungen. Man sagt auch, dass an der Rückseite von Herz und Lunge Emotionen ins Gewebe gespeichert sind. Diesen Bereich zu massieren, schenkt ein befreiendes Gefühl, die Atmung kann sich vertiefen, die Körperhaltung insbesondere im Brust- und Schulterbereich verbessern.

Sind Schulter und Arm nicht so beweglich, kannst du den Arm vor dem Bauch auf einem Kissen ablegen

Wie? Die Empfängerin liegt auf der Seite, du kniest hinter ihr. Stell das kopfnahe Bein auf. Unterstütze mit dem Arm, der weiter vom Kopf entfernt ist, den oberen Arm der Empfängerin und lege die Hand um ihre Schulter. Mit dieser Hand wird der Körper während der Massage leicht nach vorne und hinten bewegt. Der kopfnahe Arm massiert und wird vom aufgestellten Bein unterstützt: Dadurch braucht es keine reine Muskelkraft. Beginne am unteren Rand des Schulterblatts und arbeite in Richtung Kopf weiter, bis der Daumen keinen Platz mehr findet. Dabei ziehst du den Körper leicht zu sich und schiebst den Daumen unter das Schulterblatt. Der Daumen sollte passiv und dadurch weich und empfänglich bleiben. Die Bewegung kommt aus der Körpermitte und ohne Krafteinsatz.

6. Nackenmassage als Teil der Thai-Yoga-Massage in der Schwangerschaft

© Wari Om

Warum? Im Nackenbereich hat fast jeder Verspannungen. Man kann sagen, dass dort Sorgen und Probleme sitzen: Je mehr Sorgen, desto stärker ziehen wir die Schultern hoch und umso mehr Verspannungen entstehen.

Wie? Als Masseur benötigst du an dieser Stelle eine besonders stabile Position. Steig mit dem fußnahen Bein über den Oberkörper der Empfängerin und knie mit dem anderen Bein hinter ihrem Rücken. Stütze dich mit dem fußnahen Arm auf das aufgestellte Bein, damit du das Gewicht nicht halten musst. Fasse den Unterarm der Empfängerin nahe der Beuge, deine freie Hand beginnt, den Nackenbereich zu massieren. Mit einer wippenden Bewegung aus der Körpermitte heraus wird die Massage verstärkt. Massiere mit jedem neuen Schwung immer wieder von sich weg und lass Sie den massierten Bereich passiv zurückschwingen.

Die Massage kann auch weiter zur Rückseite der Oberarme wandern

Wichtig! Wenn die Empfängerin viel mit Schwindel, Übelkeit oder ähnlichen Beschwerden zu kämpfen hat, massiere bewusst langsam und nicht so dynamisch. Oberhalb des Trapeziusmuskels befindet sich ein Akupressurpunkt, der in der Schwangerschaft ausgespart werden sollte: Gib deshalb keinen punktuellen Druck in diesem Bereich ab.

7. Zentrales Nervensystem

© Wari Om

Warum? Diese Sequenz integriert die bisherige Massage in das zentrale Nervensystem. Durch die angewandte Technik fällt es leicht, in die Stille zu kommen und die Aufmerksamkeit von außen nach innen zu lenken.

Auch bei dieser Sequenz sollte der Körper stabil auf der Seite gelagert sein, damit sich die Wirbelsäule in einer langen Linie befindet.

Wie? Die kopfnahe Hand liegt auf dem Übergang von der Halswirbelsäule zur Schädelbasis (Occiput), die andere auf dem Kreuzbein (Sacrum). Nehmen Sie mit den Händen so sanft wie möglich Kontakt mit dem Körper der Empfängerin auf. Ihre eigene Position ist stabil und ruhig, stützen Sie Ihre Arme ab. Das ist wichtig, um mindestens 5 Minuten lang ohne Bewegung zu verweilen. Sei vollkommen präsent und spüre die Verbundenheit, Atmung und Wärme unter deinen Händen. Verbinde dich mit dem Wasserelement und visualisiere eine Welle, die vom Kopf bis zum Kreuzbein durch den Körper läuft. Gib deine innere Ruhe, Erdung, Respekt für die Schwangere über die Hände weiter. Löse nach einigen Minuten die Hände langsam vom Körper und bleibe noch einige Zeit ruhig sitzen.

8. Faszienarbeit an verschiedenen verspannten Stellen des Rückens

© Wari Om

Warum? Schon ohne Massage ist ein unterstützter Sitz sehr entspannend: Der Rücken wird entlastet, die Atmung kann sich vertiefen. Durch die gleichzeitige Massage lassen sich die Faszienzüge an der Rückseite des Körpers mobilisieren und Verklebungen lösen.

Wie? Finde eine gute Position für die Hände: Lege diese flach und locker auf den Rücken der Empfängerin. Passe deine eigene Atmung an ihre an. Was nimmst du unter den Händen wahr? Untersuche behutsam, ob du das Gewebe in alle möglichen Bewegungsrichtungen verschieben kannst. Stell fest, wohin es sich leichter bewegen lässt, wo es fester ist oder du mehr Widerstand fühlst. Massiere mit schiebenden Bewegungen eine einzelne Stelle: von unten nach oben und zurück, von innen nach außen und zurück. Wenn sich die Atmung der Empfängerin vertieft, entspannt sich das Gewebe. Löse die Hände langsam und finde eine andere Stelle am Rücken.

Wichtig! Die Schwangere braucht einen stabilen, aber auch gleichzeitig entspannten Sitz: Entweder lehnt sie sich (wie auf dem Bild) auf einen Ball oder sie sitzt auf einem Hocker und legt Arme und Kopf auf einem Tisch ab.

Wie geht es euch beiden nach der Thai-Yoga-Massage für die Schwangerschaft?


Im YogaWorld Podcast gibt es eine interessante Folge zum Thema Yoga und Schwangerschaft. Hör’ gerne mal rein:

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