Männeryoga

Yoga ist eben nicht nur Frauensache – wie übrigens nur wir hier im Westen häufig annehmen. Das beweist einmal mehr Yogalehrer Dirk Bennewitz mit seinem Buch „Männeryoga“.

Der Hamburger Personenschützer, ­Aikido-Meister, Ex-Fallschirmspringer und Yoga-Studioleiter weiß aus Erfahrung, dass man den richtigen Ton ­treffen muss, wenn man die männliche Zielgruppe ansprechen möchte. Und dabei meint er nicht „Ommmmmmm“…

„Männeryoga“ ist ein plakativer Titel. Wie sieht es mit Frauen aus?
Die Ansprache an beide Gruppen ist unterschiedlich, die Übungen aber sind die gleichen. Ich erfinde Yoga ja nicht neu. Dennoch: Die Zusammenstellung macht’s. Daher kann „Männeryoga“ auch für Frauen sein, solange sie Vergleiche mit Automatikgetrieben mögen.

Mit Automatikgetrieben?
Professionalität bedeutet ja nicht Abwesenheit von Humor, und ich beschreibe Yoga einfach in einer männertauglichen Alltagssprache.

Was sind denn klassische Männer-Asanas?
Asanas für den Oberkörper machen Männern in der Regel Spaß und fallen ihnen leicht, weil sie es eher gewohnt sind, ihre Oberkörpermuskulatur einzusetzen. Das können Frauen auch. Ohne Muskeln klappen die Übungen allerdings weder bei Mann noch Frau.

Welche Asana magst du am liebsten?
Die Dirk-Asana auf Seite 94. Auf den Zehen zu sitzen ist wichtig, weil dadurch die Energie in eine vernachlässigte Region geschickt wird und kräftige Füße die Grundlage für alle Asanas im Stehen sind. Männer haben aber oft kein Bewusstsein für ihre Füße. Frauen lackieren sich ja wenigstens noch die Zehen. Wenn ich sage, hebe einen Zeh hoch, dann müssen die Männer immer erst nach unten gucken.

Welchen Stellenwert hat Respekt für dich?
Respekt ist wichtig. Dem Lehrer ­gegenüber, der schon einen Teil meines Weges gegangen ist, dem Raum, dem ­Altar im Studio und vor allem vor mir selbst.

Erklär doch mal genauer…
Das Wichtigste ist Respekt vor dem ­eigenen Körper. Der Fokus ist nach innen ­gerichtet und wenn einem danach ist, muss man eine Pause einlegen. Im Unterricht sollte es keine Wettbewerbsgedanken geben – viele glauben fälschlicherweise am Anfang, dass es erst richtig gut ist, wenn es schmerzt. Das ist natürlich Quatsch.


Buch_MaenneryogaMänneryoga In der Welt der Männer muss es herrlich einfach zugehen. Freund/Feind, gut/schlecht, einfach/schwer – die meisten Frauen haben es sich da ein bisschen anders eingerichtet. Aber „Männeryoga“ von Dirk Bennewitz wendet sich ja auch eher an Testosteron- als an Östrogen-dominierte Anfänger und so wundert es nicht, dass der bekannte Personenschützer und Yogalehrer die Dinge bereits in seiner Einführung vereinfacht. „Ihr habt ja jetzt dieses Buch. Sucht euch einen Platz zum Üben.“ Mit der quadratischen Lektüre neben der Matte wird der ambitionierte Yogi erst in „Richtig Atmen“ und in eine stabile Standhaltung eingeführt, bevor es recht schnell zu den ersten Asanas geht. Diese sind gut bebildert und vor allem ist bei jeder Haltung beschrieben, wie man wieder aus ihr herauskommt und wann man wie atmet. Allerdings ist es so ganz ohne Vorwissen auch mit „Männeryoga“ so eine Sache: ­lesen, atmen, Haltung einnehmen, weiterlesen. Vielleicht reichen die charmante Anrede und die netten Kommentare von Bennewitz dann doch nicht ganz für allererste Yogastunden aus. Gut sind auf jeden Fall die Fotostrecken, in der noch einmal alle Schritte auf einer Doppelseite gezeigt werden. Allerdings irritiert es, dass die Abfolge pro Buchseite unterteilt ist und die Doppelseite nicht ausgenutzt wurde. Lesenswert sind die beiden Abschnitte „Yoga und Konsum“ und „Ernährung“, in der Bennewitz den besten und schönsten Schlusssatz noch nicht einmal als Fazit schreibt, sondern auf Seite 127 versteckt. „Ihr seid schon perfekt. Wenn ihr abnehmen wollt, esst weniger.“ 

Fazit: Auch „harte Kerle“ fühlen sich von dem Buch des liebenswerten Drill-­Instructors mit dem so befreienden Schuss Humor angesprochen.

Dirk Bennewitz, Männeryoga – Das Powerprogramm für Körper, Geist und Seele. Lotos Verlag, ca. 18 Euro

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