Dr. Ronald Steiner: Dreh- und Angelpunkt

Das Hüftgelenk sorgt nicht nur für einen aufrechten Gang, es spielt auch in vielen Yogahaltungen eine zentrale Rolle. Diese Yogatherapie-Strecke soll Ihnen dabei helfen, die Gesundheit dieses wichtigen Gelenks zu erhalten.

Das Hüftgelenk kann man durchaus als Dreh- und Angelpunkt des Körpers bezeichnen: Es bewegt das Bein bei stabilem Rumpf (zum Beispiel beim Gehen) und den Rumpf bei stabilen Beinen (beim Bücken oder Drehen). Auch bei vielen Asanas spielt der Bewegungsraum des Hüftgelenks eine entscheidende Rolle.

Das Hüftgelenk – Voraussetzung für eine aufrechte Fortbewegung

Das Hüftgelenk verbindet Becken und Oberschenkelknochen, dadurch ermöglicht es uns einen aufrechten Gang. Um stabil zu sein, ist der Gelenkkopf zu mehr als der Hälfte von der Gelenkpfanne umhüllt – das -Gelenk ist somit knöchern geführt. Zusätzlich ziehen 23 -Muskeln- (3 Extensoren, 4 Flexoren, 5 Adduktoren, 5 Abduktoren, 6 kleine Außenrotatoren) von allen Seiten in diversen Richtungen über das Hüftgelenk. Kaum ein anderes Gelenk besitzt eine derart stark ausgebildete muskuläre Ummantelung. Diese muskuläre -Hülle hilft, das gesamte Bewegungsspektrum des Kugelgelenks zu nutzen – also den Oberschenkel in alle Richtungen zu bewegen. Arbeiten diese Muskeln harmonisch zusammen, halten sie den Oberschenkelkopf in jeder denkbaren Stellung schwebend in der Mitte seiner Gelenkpfanne. Ist dies nicht der Fall, entstehen schnell spürbare Probleme, die erhebliche Einschränkungen in der Bewegung mit sich bringen können.

Risiken für das Hüftgelenk

Ist das Muskel-Gleichgewicht gestört, kann es beispielsweise zu folgenden Phänomenen und Symptomen kommen:

Sprung-Phänomen

Sobald ein einseitiges Bewegungsspektrum die einen Muskeln verkürzt und die anderen abschwächt, ist die Balance gestört. Als Zeichen dieser Dysbalance springen dann Muskel-Faszienzüge bei Bewegung übereinander. Typisch ist dabei ein Springen seitlich im Bereich des M. Tensor Fasciae Latae (Seit-faszienspanner), die sogenannte „Läufer-Hüfte“. Nicht ganz so häufig, aber ebenfalls charakteristisch, ist ein Umschlagen in der Leistengegend: Dort springen die Stränge des M. Iliacus (Darmbeinmuskel) und des M. Psoas Major (großer Lendenmuskel) übereinander und führen zur sogenannten „Tänzer-Hüfte“.

Impingement-Syndrom

Als Ursache der knöchernen Führung und durch die Nähe der beiden Gelenkpartner kommen oft Klemm-Phänomene (Impingement-Syndrom) vor. Ursache ist nicht immer ein zu breiter Hals (CAM) oder eine zu enge Pfannenöffnung (Pincer), sondern häufig der Oberschenkelkopf, der unharmonisch in seiner Pfanne rollt. Erst wenn er wiederholt anstößt, wächst der Knochen und zeigt das typische Bild eines zu breiten Oberschenkelhalses (CAM) oder verdickten Pfannenrands (Pincer). Diese ungünstige Kollision lässt sich jedoch mit gezielten Übungsfolgen vermindern: Sind die Muskeln rings um das Gelenk in einem harmonischen Gleichgewicht, halten sie den Gelenkkopf in der Bewegung stets optimal zentriert.

Arthrose

Da auf das Hüftgelenk starke Kräfte wirken, ist die Belastung auf den Gelenkknorpel vergleichsweise hoch. Schon geringe anatomische Unterschiede, wie beispielsweise eine kleinere knöcherne Ummantelung des Oberschenkelkopfes, können den Druck weiter -verstärken. Wenn die Muskulatur aus der Balance gerät, wird die Belastung schnell einseitig. Über Jahre kann der Knorpel so Schaden nehmen – eine Arthrose entsteht. Kein Wunder also, dass das Hüftgelenk, noch vor dem Kniegelenk, am häufigsten von Arthrose betroffen ist: Etwa 5% der über 60-jährigen leiden darunter.


Dr. Ronald Steiner ist Arzt für Sportmedizin und zählt zu den bekanntesten Praktikern des Ashtanga Yoga. Die von ihm begründete AYInnovation®-Methode baut eine Brücke zwischen der Tradition und progressiver Wissenschaft, zwischen präziser Technik und praktischer Erfahrung.

www.AshtangaYoga.info

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Das Neueste

Entdecke die Kraft von Thai Yoga: Dein Weg zu tiefer Entspannung und innerer Balance

Tobias Frank, seit über 15 Jahren als Bodyworker, Buchautor und Seminarleiter tätig, weiß: "Thai Yoga hat mein Leben auf...

Wie frei will ich sein? Lernen von den Göttern

Mit Yoga kommt eine große Freiheit. Und mit ihr eine große Verantwortung ... Gastautor Ralf Sturm stellt die Frage danach,...

Der Beckenboden: Mehr Balance und Bewusstsein

Ein paar Übungen im Rückbildungskurs und ein bisschen Mula Bandha im Yoga? Der Beckenboden ist viel zu wichtig, um...

“Blooming into yourself” – Interview mit Lena Jungmann über Yoga & Selbstbewusstsein

Kann man im Yoga zu mehr Selbstbewusstsein finden? Lena Jungmann meint: auf jeden Fall! Sie vergleicht diesen Weg mit...

Die besten Yoga Festivals 2025

Auch in diesem Jahr stehen wieder zahlreiche Yoga-Events an. Hier haben wir dir unsere persönlichen Yoga-Highlights im Frühling und...

Astrologie: So wirkt der Mai-Vollmond im tiefgründigen Skorpion

Wann ist wieder Vollmond? Am 12. Mai 2025 um ca. 18:56 Uhr steht er im Wasserzeichen Skorpion. Welche...

Pflichtlektüre

Die besten Yoga Festivals 2025

Auch in diesem Jahr stehen wieder zahlreiche Yoga-Events an. Hier haben wir dir unsere persönlichen Yoga-Highlights im Frühling und...

Detox-Yogasequenz für den Frühling

Juhuuu, endlich Frühling!! Wer seinen Körper darauf noch nicht eingestimmt hat, kann mit dieser Detox-Yogasequenz nachhelfen. Die Übungen legen...

Das könnte dir auch gefallen
Unsere Tipps