Balance finden, sinnvoll leben – wollen wir das nicht alle? Doch zu oft versinken wir, zwischen Job und Beziehung, zwischen Kindererziehung und Wäsche waschen, im Alltagssumpf. Doch das intuitive Verlangen nach Ausgeglichenheit bleibt. Es ist immer da, wie ein verborgenes Schwungrad, das uns unaufhörlich antreibt. Doch wollen wir Balance finden, müssen wir erst unser inneres Pendel ins Lot bringen.
Und wie bitte soll das gehen? Inneres Gleichgewicht finden? Wenn uns doch Alltägliches, wie Einkaufen, Essen kochen, staubsaugen, die Kinder aus der Kita holen und und und davon abhält? Dann kommen ja noch die Verpflichtungen dazu. Das Kuchenbacken für die Kollegen, das Blumengießen bei den Nachbarn, die Geburtstagseinladung bei Freunden – klar macht man das, sind ja nur Kleinigkeiten und schließlich kommt doch auch alles irgendwann zurück. Karma und so.
An andere denken, für die Mitmenschen da sein, Nächstenliebe als Lebenssinn und auch ein klein wenig als Befriedigung des eigenen Egos. Wer hört nicht gern, wie fleißig und zuverlässig er ist und wie toll er Haushalt, Familie und Beruf unter einen Hut bekommt? Doch zwischen all dem bleibt kein Platz mehr für das eigene Selbst. Die Prokrastination der eigenen Bedürfnisse wird zum Dauerzustand, zur Normalität. Das Problem: Das Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen, zwischen Nächstenliebe und Selbstliebe gerät immer mehr aus den Fugen. Ein Ausgleich ist also gefragt.
Erden dich wieder: Balance, Meditation und Atmung
Sobald du das Gefühl hast, selbst nicht mehr zur Ruhe zu kommen und deinen Kopf nicht mehr frei bekommst, ist es Zeit zu handeln. Du musst Gleichgewicht und Stabilität wieder herstellen. Die Kombination aus Asanas, Meditation und Pranayama hilft dir dabei, den Körper und damit dich selbst wieder zu spüren. Ist der Körper in Ruhe, beruhigt sich auch der Geist. Mit deiner Praxis schaffst du die Grundlage für innere Stabilität und Kraft. Doch natürlich ist es damit noch nicht getan. Du musst dir bewusst Freiräume schaffen, eigene Bedürfnisse (wieder) in den Vordergrund stellen. Das geschieht nicht einfach von heute auf morgen. Setze dir kleine Ziele: ein Spaziergang, eine Meditation, ein Augenblick zum Durchatmen. Finde deine Balance, zwischen Anspannung und Entspannung. Habe Mut, um Hilfe zu bitten: deinen Partner, Freunde, Kollegen, die Nachbarn. Und sage bewusst “Nein”.
Achtsamkeit auf die eigenen Bedürfnisse
Definiere 5 Punkte in deinem Leben, die du gerne anders angehen würdest. Zum Beispiel:
- Einen Gefallen auch mal ablehnen
- täglich Zeit für dich, für Meditation
- Frisch und gesund kochen
- Rechtzeitig ins Bett gehen
- Handy ausschalten
Schreibe DEINE 5 Punkte auf, Dinge die du vermisst, die du gerne öfter tun würdest, die dir am Herzen liegen. Wenn wir das, was uns fehlt visualisieren, wird uns eher bewusst, was wir ändern müssen. Hänge deine Liste gut sichtbar auf und setze ein Häkchen, wann auch immer du ein Ziel erreicht hast. Schon bald wird dein körpereigenes Belohnungssystem anspringen. Bei jedem Häkchen wird dein Dopamin-Spiegel steigen. Du wirst das Glücksgefühl als positive Bestätigung und letztlich als ein aus eigener Kraft erreichtes Ziel genießen können.
Balance braucht Zeit
“Mens sana in corpore sano” – so das lateinisches Sprichwort: Ein gesunder Geist wohnt in einem gesunden Körper. Dabei ist Gesundheit per WHO-Definition nicht mehr nur die Abwesenheit von Krankheit, sondern vielmehr ein “Zustand völligen psychischen, physischen und sozialen Wohlbefindens“. Und beim Erreichen dieses Dreiklangs hilft deine Yoga-Praxis, wie auch Dr. Ronald Steiner in seinem Buch “Der Yoga Doc” erklärt. Dabei vertritt er die These, dass heilsames Yoga vier grundlegende Eigenschaften erfüllen muss:
- Bewusster Beginn und bewusstes Ende
- Meditative Konzentration auf das Üben
- Eine vom Atem durchdrungene, den gesamten Körper einbeziehende Bewegung
- Entspannung am Ende
Sind diese Voraussetzungen gegeben, dient Yoga nicht nur zur körperlichen Stärkung. Schritt für Schritt näherst du dich einer inneren und äußeren Balance. Am Ende führt das zu mehr Achtsamkeit, Selbstliebe und zu mehr Gelassenheit und Ruhe im Alltag. Lektion Nummer Eins ist dabei: Geduld. Wer erwartet, dass sich die Veränderung von heute auf morgen zeigt, wird schnell das Handtuch werfen. Das Erlernen der Übungen, das richtige Atmen, das Halten der Balance und die Kräftigung des Körpers benötigen Zeit. Gerade deswegen ermutigt uns die Yogalehre, den Ist-Zustand zu würdigen und zu schätzen und gleichzeitig eine konstante Verbesserung durch regelmäßige und bewusste Übung zu erstreben. Doch welche Asanas helfen uns nun dabei, unser Ziel zu erreichen?
Asanas für inneres und äußeres Gleichgewicht
Vrikshasana
Die Baumstellung gehört zu den einfachen Yogaübungen, ihre Wirkung ist aber nicht zu unterschätzen. Sie vermittelt das Gefühl von Ausgeglichenheit und Gleichgewicht.
Ardha-Chandrasana
Der Halbmond erfordert da schon mehr Übung. Das Asana kräftigt die untere Wirbelsäule und die Nerven der Beinmuskulatur. Zudem hilft der Halbmond beim Stressabbau und stärkt den Gleichgewichtssinn. Er schenkt innere und äußere Stabilität.
Sarvangasana
Dieses Asana gibt neue Kraft und wird in B.K.S. Iyengars Lehrbuch des Hatha-Yoga als “Mutter aller Asanas” und “größte Wohltat, die der Menschheit von unseren alten Weisen überliefert wurde” bezeichnet. Die ihm zugeschriebenen Wirkungen sind zahlreich. Für das Erreichen des inneren Gleichgewichts ist der Schulterstand hilfreich, da es eine besänftigende Wirkung auf nervöse Zustände wie Launenhaftigkeit, Erregung oder Schlaflosigkeit entfaltet.
Shavasana
“Wenn man wie ein Toter auf dem Rücken liegt, heißt dies Shavasana. Sie nimmt die Müdigkeit, die durch andere Asanas hervorgerufen wurde und bringt die Gedanken zur Ruhe.”(32. Vers des ersten Kapitels der Hatha-Yoga-Pradipika). Die Totenstellung beruhigt Körper und Geist.