Dave Stringer – Exklusiv für das Yoga Journal

Auf die Matte, fertig, play!

Auf unserer 4. CD „YOGI BEATS” haben wir wieder 10 Stars der Kirtan-Szene versammelt — neben großartigen Künstlern wie C.C. White, Jai Uttal, DJ Drez und MC Yogi hat uns unter anderem auch Dave Stringer einen Song zur Verfügung gestellt.

Die Leidenschaft und Freude, mit der Dave Stringer die Mantren vermittelt, steckt an! Wie jedes Jahr war Dave auch dieses Jahr wieder auf Deutschland-Tournee. Am 13.10.2012 war er für einen Kirtan-Workshop mit anschließendem Konzert im Hamburger Studio „Flying Yogi” zu Gast, wo er unsere aktuelle Ausgabe in die Finger bekam…

Seht selbst — Bhakti pur!

© Flying Yogi, Hamburg, Germany — Herzlichen Dank für den schönen Beitrag!

 

 

 

Auf die Matte, fertig, play!
Auf unserer 4. CD „YOGI BEATS” haben wir wieder 10 Stars der Kirtan-Szene versammelt — neben großartigen Künstlern wie C.C. White, Jai Uttal, DJ Drez und MC Yogi hat uns unter anderem auch Dave Stringer einen Song zur Verfügung gestellt.
Die Leidenschaft und Freude, mit der Dave Stringer die Mantren vermittelt, steckt an! Wie jedes Jahr war Dave auch dieses Jahr wieder auf Deutschland-Tournee. Am 13.10.2012 war er für einen Kirtan-Workshop mit anschließendem Konzert im Hamburger Studio „Flying Yogi” zu Gast, wo er unsere aktuelle Ausgabe in die Finger bekam…
Seht selbst — Bhakti pur!
© Flying Yogi, Hamburg, Germany — Herzlichen Dank für den schönen Beitrag!

 

Der Atmende Gott

Zurück zu den Wurzeln!

„Der atmende Gott“ von Jan Schmidt-Garre begeisterte bislang über 70.000 Menschen in den Kinos. Nun gibt es den wunderbaren Dokumentarfilm, der den Ursprüngen des Yoga auf den Grund geht, endlich auch auf DVD. Schmidt-Garre erzählt davon, wie Krishnamacharya im Auftrag des Maharadschas von Mysore ein umfassendes Konzept zur Erhaltung von geistiger und körperlicher Gesundheit entwickelte, das als Quelle des modernen Yoga angesehen werden kann. In Ergänzung zum Film enthält die DVD-Edition 160 Minuten spannende Bonustracks mit historischem Archivmaterial, vielen bisher unveröffentlichen Filmszenen und Interviews – darunter ein faszinierendes Gespräch mit B. K. S. Iyengar über seine Yoga-Praxis und Vinyasa Krama.

FAZIT: Ein Muss für alle, die den Film noch nicht oder noch nicht oft genug gesehen haben!

Verena Kling

„Der atmende Gott – Reise zum Ursprung des modernen Yoga“ von Jan Schmidt-Garre (Ascot Elite Home Entertainment, 2 DVDs, ca. 18 Euro.

 

“Yoga für den Körper, Buddha für den Geist”

In Ihrem Übungsbuch „Yoga für den Körper, Buddha für den Geist“ erklärt die weit über die eigenen Landesgrenzen hinaus bekannte US-amerikanische Yogalehrerin Cyndi Lee, wie es zu OM Yoga kam – der Verbindung von tibetischem Buddhismus und Yoga. Das Buch erschien bereits 1994 auf Englisch und ist jetzt auch endlich in deutscher Sprache erhältlich. Das Buch spiegelt Cyndi Lees Reise wider, einen Yogastil zu finden, in dem ihr Bedürfnis nach Bewegung und das Konzept von Achtsamkeit zur Geltung kommt. Jedes Kapitel beginnt mit einer sehr persönlichen Geschichte aus ihrem Leben und beschreibt, wie diese Erfahrung in ihren Unterricht als Yogini und Praktizierende des tibetischen Buddhismus einfloss. Lee bietet einfache Meditationsübungen und Yogasequenzen, die überall ausgeführt werden können. Für fortgeschrittene Yogis und Meditierende gibt es zusätzliche Übungen.

Fazit: Dieses Buch ist eine Offenbarung für alle, die sich einer Yogapraxis zuwenden möchten, die von den buddhistischen Lehren der Achtsamkeit durchdrungen ist, oder nach einem Weg suchen, die eigene Meditationspraxis mit präzisen Yogaausrichtungen anzureichen.

„Yoga für den Körper, Buddha für den Geist“ von Cyndi Lee

 

Das Magazin // September + Oktober 2012

Stärke und Offenheit

Für diese beiden Begriffe würden wir uns entscheiden, hätten wir nur zwei Worte für die essenzielle Botschaft dieser Ausgabe. Schauspielerin Martina Gedeck erzählt von ihrer Rolle im neuen Kinofilm „Die Wand“: eine Frau, die zwei Jahre lang völlig auf sich selbst gestellt in der Natur überlebt. Mit Shiva Rea, die den Mondgruß erklärt, und Barbra Noh, die in unserem Style Guide Anusara Yoga im Detail vorstellt, führen zwei weitere starke Frauen durch die Yogapraxis. Und Huberta von Gneisenau fordert in dem inspirierenden Artikel „Yoga als Weg durch die Zeitenwende“, dass man als Yogi in Anlehnung an Patanjalis Yoga-Sutra Verantwortung für sich selbst und die Welt übernehmen muss.
Bei so viel kraftvoller Weiblichkeit war es uns wichtig, in der Ausgabe September und Oktober 2012 in einem Praxis-Special auch der Männerwelt gebührend Beachtung zu schenken. Was ist „Männeryoga“ und braucht man solch ein spezielles Konzept überhaupt? Das wollten wir von den Experten wissen. „Ein Mann ist stark, wenn er sich seine Schwäche eingesteht.“ Diesem Zitat von Honoré de Balzac pflichten sämtliche Redakteurinnen im Team bei und wünschen den männlichen Yogis, dass sie sich auf und außerhalb der Matte darauf einlassen, nicht ständig perfekt sein zu wollen, indem sie auch mal Schwäche zulassen.
Denn es ist diese Offenheit und Ehrlichkeit, die uns dieses Mal besonders berührt hat. So spricht Julia Pritzel im Interview mit Ana Forrest sehr offen über Missbrauch und darüber, wie man durch Yoga traumatische Erlebnisse aufbrechen und möglicherweise sogar heilen kann. Das beweist nicht nur Mut, sondern innere Größe. Lange haben wir in der Redaktion darüber diskutiert, ob und wenn ja, in welcher Form man ein solch schweres Thema aufgreifen kann. Wir finden: Man kann. Denn am Ende ist es die Arbeit an uns selbst, die uns stärker macht.
Für diesen Weg zu uns selbst findet Ana Forrest eine wunderschöne Metapher: Sie arbeite an sich selbst wie einst Michelangelo an seinen Skulpturen – die perfekte Form ist immer schon da, man muss sie nur erkennen und alles Überflüssige, alles Störende wegmeißeln, um am Ende herauszufinden, wer man wirklich ist.

Herzlich,
Ihre YOGA JOURNAL-Redaktion

Sie können die Ausgabe 05/2012 bequem und versandkostenfrei in unserem Wellmedia-Shop bestellen.

Pilgern ins Mandala des Yoga

Er thront in der tibetischen Hochebene und gilt für Hindus und Buddhisten als das Zentrum des Universums. Ihn zu umrunden ist der Traum vieler Yogis. Was macht den Mount Kailash so besonders?

Das Jahr 2012 geht in die zweite Hälfte, doch das Paradies, das sich die Esoteriker erträumt haben, bleibt aus. Wir müssen immer noch mit Geld für den Bus bezahlen, und oft sogar arbeiten, um es zu verdienen. Es scheint, dass wir nicht darum herumkommen, uns mit den Anforderungen der materiellen Welt auseinanderzusetzen.

Der Legende nach hat der gutmütige Gott Shiva dafür aber ein Hilfsmittel zur Verfügung gestellt. Zu Beginn des „dunklen Zeitalters“ – des Kali Yuga, in dem wir heute leben – hatte seine Gattin Parvati ihn gefragt, was die Menschen der Moderne tun können, um in Zeiten von physischen und emotionalen Herausforderungen zu bestehen. „In einer grobstofflichen Welt beginnt man seine Praxis mit dem Körper“, antwortete Shiva. Und er begann am Berg Kailash, ihrem gemeinsamen Wohnsitz, Asanas zu üben. Vom benachbarten See Manasarovar aus schaute ein Fisch zu, der sich die 8.400.000 verschiedenen Variationen der Haltungen genau einprägte. Daraufhin wurde er von Parvati in Matsyendranath, den ersten Lehrer für Hatha Yoga, verwandelt.

Hatha Yoga – Das Yoga der Anstregung
Im Sanskrit-Wörterbuch wird Hatha Yoga als „Yoga der Bemühung“ übersetzt. Es geht um „die Kraft, die notwendig ist, sein eigentliches Ziel zu erreichen“, so sagen die Schriften. Nun, was ist das „eigentliche“ Ziel? Wer sich auf die Reise zu Shivas Wohnsitz macht, muss bereit sein, einiges an körperlicher Anstrengung auf sich zu nehmen. Ob man zu Fuß durch West-Nepal nach Tibet wandert, oder mit dem Jeep von Kathmandu oder Lhasa aufbricht; es dauert immer einige Tage, bis man das „kostbare Juwel des Schnees“ (so der tibetische Name) erreicht. Man könnte seinen Urlaub leichter am Strand verbringen oder in heimischen Wäldern wandern. Was macht gerade den Kailash so anziehend für Yogis?

Das natürliche Mandala

„Es gibt Berge, die nur Berge sind, und solche, die eine ausgeprägte Persönlichkeit besitzen“, schreibt Lama Govinda in seinem Reisebericht „Der Weg der weißen Wolken“. Das Charisma des Kailash ergibt sich nicht nur aus seiner eindrucksvollen Pyramidenform, mit der er fast alleinstehend auf einer Ebene im Transhimalaya thront, sondern auch aus der Natur, die ihn umgibt. Aus seiner Mitte entspringen in alle vier Himmelsrichtungen die vier großen Flüsse des indischen Subkontinents (Indus, Brahmaputra, Satluj und der später in den Ganges mündende Karnali). Er bildet dadurch ein natürliches Mandala und ruht als Achse in dessen Mitte.

„Ha“ und „Tha“: Sonne und Mond

Wenn man nach Tagen des Wanderns oder der nicht immer bequemen Fahrt über die Pisten des tibetischen Hochlandes endlich den Gurla-Pass im äußersten Westen Tibets erreicht, lässt einen der majestätische Anblick des Berges, der hier auch wie ein großer Shivalingam aussieht, umgehend still werden. Für einen Moment gibt es keine Wellen im Geist, außer tiefer Freude und der Dankbarkeit, dieses Wunder der Natur mit eigenen Augen sehen zu können. Dann fällt der Blick auf die beiden großen Seen am südlichen Fuß des Berges, und die nächste Analogie zum Hatha Yoga wird klar: Die beiden Silben „Ha“ und „Tha“ bedeuten laut B. K. S. Iyengar auch Sonne und Mond. Sie repräsentieren die Gegensatzpaare weiblicher und männlicher Energie, kühlender Entspannung und erhitzender Aktivität (siehe Kasten).

Die phantastische Reise
Bei einer Reise zum Kailash bewegt man sich also – wie im Film „Die phantastische Reise“ – wie ein mikroskopisch kleines Wesen in der Natur seines eigenen Körpers. Denn die beiden Seen Manasarovar und Rakshastal entsprechen im Mandala des Kailash Ida und Pingala. Bei oberflächlicher Betrachtung hat der erste die Form einer Sonne, der zweite die Form einer Mondsichel. Der Manasarovar wird als „See der Götter“ bezeichnet. Um ihn herum blühen mittlerweile wieder viele der alten Klöster auf, und es wimmelt von Brahmanengänsen, Kranichen, Möwen und etwa zwanzig anderen Vogelarten. Der Rakshastal hingegen ist still und verlassen. Von den Tibetern wird er „See der Dämonen“ genannt. Dort ist kein Laut zu hören. In unserer Seele wirken auch immer beide Seiten; die Kräfte des Lichtes und die Kräfte der Nacht. Manch eine Reiseteilnehmerin hat sich schon bei mir beschwert, dass die Frauen schlecht dabei wegkommen, weil sie in dieser Philosophie mit dem Dunklen, Tiefgründigen, gar Dämonischen assoziiert werden. Aber möglicherweise gibt es auch keine Erleuchtung, ohne die Kräfte des Unterbewussten zu achten. Wenn wir uns auf die Reise gemacht haben, den Kailash kennen zu lernen, dann laufen wir tatsächlich um das „Zentrum des Universums“ – denn wir bewegen uns bildlich um unsere eigene Wirbelsäule, unser eigenes Inneres.

Von Ralf Sturm

Lesen Sie den Rest dieses Artikels in der September/ Oktober 2012-Ausgabe des YOGA JOURNALs.

Yogamänner auf dem Vormarsch

Jahrzehnte, nachdem Millionen von Frauen im Westen die Praxis für sich entdeckt haben, entwickelt sich Yoga nun in eine Richtung, die auch moderne, sportbegeisterte Männer anspricht.

James Arbona erwartete sich nicht viel von dieser Yogastunde. Der 48-jährige Kameramann aus New York hatte es schon einige Male versucht und nie Feuer gefangen. Blumige Metaphern, fremdartig klingende Gesänge und langsame Dehnübungen sagten dem begeisterten Basketballer und Läufer einfach nicht zu. Doch die Stunde, zu der ihn seine Freundin nun genötigt hatte, war anders: „Yoga for Dudes“ („Yoga für Kerle“). Arbona genoss es, er kam regelmäßig und weil er sich durch Yoga schon bald anders fühlte und die positiven Auswirkungen auch im Basketball spüren konnte, veränderte sich seine Einstellung dazu. Viele Männer haben in letzter Zeit ähnliche Erfahrungen gemacht. Zwar wird Yoga im Westen noch immer hauptsächlich von Frauen praktiziert (in den USA machen sie laut einer aktuellen Erhebung 77 Prozent aus, ältere Zahlen aus Deutschland sprechen sogar von rund 80 Prozent), doch der Anteil der Männer steigt. Studios mit entsprechenden Angeboten berichten, sie hätten bis zu 20-mal mehr männliche Teilnehmer als noch vor einigen Jahren.

Auch die regelmäßigen Marktforschungen der amerikanischen Ausgabe des YOGA JOURNAL ergaben, dass der Anteil der Männer an der Gesamtheit der Übenden in kurzer Zeit um fast fünf Prozent gewachsen ist. Wie erklärt sich dieser Wandel – und vor allem die Tatsache, dass es gerade die sportlichen, maskulinen Typen sind, die in letzter Zeit die Yogastudios stürmen? Bestimmt nicht dadurch, dass Männer neuerdings besonders beweglich und spirituell werden, oder dass sie mehr im Kontakt mit ihrer weiblichen Seite sind – auch wenn diese Qualitäten häufig mit Yoga in Verbindung gebracht werden und noch immer eine Menge Männer abschrecken. Viel eher liegt es daran, dass Yoga Männer endlich da abholt, wo sie stehen – sei es nun in speziellen Männerkursen oder durch eine andere Ansprache. „Männer sollten nicht gegen ihre Stärken arbeiten müssen“, erklärt Nikki Costello, die Lehrerin von James Arbona, die die wegweisenden „Yoga for Dudes“-Kurse im Kula Yoga Project in Manhattan entwickelt hat. „Wenn man die Männer sieht, wirklich so sieht, wie sie sind, dann müssen sie sich auch nicht dazu überwinden, Yoga anzunehmen.“
Historikern zufolge hat sich Yoga im Laufe der Jahrhunderte immer wieder an ein wechselndes Publikum angepasst. Was wir heute üben, lässt sich in weiten Teilen auf die Erziehung junger Inder vor etwa 75 Jahren zurückführen. Das Ziel von Yoga war damals, die Körper der Jungen zu kräftigen und ihre Konzentration zu fördern. Auch die westliche Körperkultur des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts spielte eine wichtige Rolle. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts geschah dann etwas eigentlich sehr Erstaunliches: Die Frauen eroberten das traditionell Männern vorbehaltene Yoga für sich – und sie taten es so gründlich, dass Yoga im Westen zu etwas wurde, das unserem Männerbild sogar ziemlich zuwiderläuft.
Seit einigen Jahren gibt es nun eine Gegenbewegung. Einzelne Studiobesitzer und Yogalehrer wie Nikki Costello haben die Gelegenheit wahrgenommen, auch Männer an die Praxis heranzuführen, die dem Image von Yoga eigentlich eher ablehnend gegenüberstehen. Sie tun das unter anderem, indem sie den Unterricht speziell auf ihre Bedürfnisse zuschneiden. Welche Bedürfnisse das sind, konnte Costello beobachten, als sie zu Beginn des vergangenen Jahrzehnts in einem großen Fitnessstudio unterrichtete: Schweißtreibende Sequenzen ohne viel Hokuspokus zogen einen viel höheren Prozentsatz Männer in die Stunden als gewöhnlich. Die Schüler waren sportbegeisterte, körperbewusste Alphatiere, es waren Businesstypen, die es liebten, sich zu verausgaben, Männer, die kein Blatt vor den Mund nahmen und mit Gefühlsduselei nichts am Hut hatten.
Costello erkannte, dass Asanas, wie sie in einer typischen Yogastunde des 21. Jahrhunderts unterrichtet werden, nicht zu den körperlichen Merkmalen dieser Schüler passten. Viele hatten sich im Fitnessstudio dicke Muskeln antrainiert, einen großen Bizeps, robuste Oberschenkel und breite Schultern. „Diese Jungs hatten häufig nur an isolierten Stellen ihres Körpers gearbeitet. Im Yoga geht es aber darum, wie alles zusammenhängt“, erklärt sie. Deswegen zielt sie in ihren Männerstunden weniger auf Kraft und Stabilität als auf Integration und Beweglichkeit. So werden von Sport und Krafttraining verhärtete Muskeln dazu gebracht, sich zu lockern und mit anderen Muskelgruppen zusammenzuarbeiten.

Den nach unten schauenden Hund beispielsweise übt Nikki Costello mit neuen Schülern überhaupt nicht, denn da ist die Tendenz groß, das gesamte Gewicht auf den Armen zu tragen und sich mit reiner Muskelkraft durch die Haltung zu mogeln. Stattdessen führt sie sie durch Übungen wie den Krieger II. Dabei ermutigt sie ihre Schüler, sich nicht allein auf die Kraft der Oberschenkel zu verlassen, sondern stattdessen die Dehnung in Leisten und Hüften zuzulassen und zu beobachten, wie die verschiedenen Details der Haltung sich gegenseitig beeinflussen. Diese Bezüge – zwischen einem Körperteil und einem anderen, zwischen Gedanken und Handlungen, zwischen Atem und Bewegung – sind es, um die es nach Costellos Meinung im Yoga geht. Sie sind zwar sowieso der Kern jeder Asana, nur erschließt sich das Männern, die es gewohnt sind, jeden Muskel einzeln zu trainieren, nicht unbedingt auf Anhieb. „Aber irgendwann kommt der Punkt, an dem die Jungs die Bedeutung der körperlichen Vernetzung begreifen“, erklärt Nikki Costello. „Und wenn sie lernen, die einzelnen Körperteile miteinander zu verbinden und sich in dieser Bewusstheit zu bewegen und zu handeln, dann öffnen sie sich auch für die volle Erfahrung von Yoga.“

 Von Andrew Tilin

 

Lesen Sie den Rest des Artikels in der September/ Oktober 2012-Ausgabe des YOGA JOURNAL.

Be Love Now

Ein Guru kann alles sein – sogar ein Buch. Zum Beispiel Ram Dass’ neues Werk „Be Love Now“, in dem der beliebte Bhakti-Yogi offen und inspirierend seinen Weg des Herzens seit seiner Begegnung mit seinem Guru Neem Karoli Baba in Indien beschreibt. Und dieser Wegwar nicht gerade leicht für den ehemals hoch angesehenen Harvard-Psychologieprofessor Dr. Richard Alpert, wie Ram Dass mit bürgerlichem Namen heißt. Nachdem er 1963 wegen kontroverser Experimente mit psychedelischen Drogen aus Harvard entlassen wird, begibt er sich auf seine wichtigste Reise nach Indien. Dort trifft er „Maharaj-ji“, wie der Guru liebevoll genannt, der mal augenzwinkernd, mal streng, seinen Schülern den Weg des Bhakti Yoga, der absoluten Hingabe, zeigt. Immer wieder zweifelt Ram Dass – von seinem Verstand und seinen Mustern begrenzt – an sich selbst und der allumfassenden Liebe. So ist „Be Love Now“ voller Anekdoten über die Stolpersteine, die Ram Dass und seine Weggefährten (u.a. Krishna Dass) benötigten, um sich im Eins-Sein zu entwickeln. Schließlich beschreibt Ram Dass das große Glück, das er erfährt: Liebe ist allumfassend, nicht gebunden an Ort und Zeit. Die wunderbar ehrlichen Geschichten sind Inspiration und Quelle der Selbsterkenntnis. Aber das Buch lädt auch zum Schmunzeln ein, unter anderem durch viele Fotos, die Maharaj-ji´s Anhänger Anfang der 60er Jahre zeigen.

FAZIT: Dieses Buch muss man mit dem Herzen lesen. Dann wird das Buch zum Guru und das Lesen zum Gebet. Bhakti Yoga pur!

Annette Söhnlein

„Be Love Now: Der Weg des Herzens“ von Ram Dass (J.Kamphausen, ca. 20 EUR)

Interview | Ana Forrest

“Die Wirklichkeit ist weit mehr, als das, was du gelernt hast.”

Eine Kriegerin, die das Leben liebt: Ana Forrest hatte eine schwere Jugend und doch hat sie sich nie aufgegeben – heute ist sie eine international anerkannte Yogalehrerin. Durch ihren zutiefst kraftvollen und mutigen Heilungsweg, hinaus aus einem Teufelskreis voller Gewalt, Missbrauch und Drogen, inspiriert sie Menschen mit traumatischen Erfahrungen, auch „ihren Shit in Dünger zu verwandeln“. YOGA JOURNAL-Autorin Julia Pritzel wurde in einem Workshop der renommierten Lehrerin mit ihrer eigenen Geschichte konfrontiert und sprach mit ihr über die Möglichkeit, durch Yoga die alten Wunden zu heilen.

YOGA JOURNAL: Ana, du sagtest, dass in den USA jede dritte bis vierte Frau und jeder siebte bis achte Mann bis zum 16. Lebensjahr Opfer sexueller Gewalt wird. Aus Angst, Schmerz und Scham kommt es oft nicht dazu, dass überhaupt irgendjemand davon erfährt. Ich selbst habe das in Zusammenhang mit einem Bekannten meiner Eltern erlebt. Gerade in deinem Workshop ist in mir der Schmerz des missbrauchten kleinen Mädchens wieder hochgekommen. Wie gehst Du damit um – mit all den Emotionen, die im Körper gespeichert sind und die sich beim Yoga lösen können, wenn man tiefer geht? Schickst Du die Leute hinterher zum Therapeuten?

ANA FORREST: Die Emotionen kommen im Yoga auf eine andere Weise hoch als in einem therapeutischen Gespräch. Anschließend ist es aber sicher sehr sinnvoll, mit einem Therapeuten zusammenzuarbeiten. Wie gehst du mit der Geschichte um? Wie spiegelt sich das, was du als traumatisch erlebt hast, heute noch in deinen Entscheidungen wider? Ein Therapeut kann dir helfen, herauszuarbeiten, welche aus dem Trauma entstandenen Glaubenssätze dein Leben noch immer beeinflussen. Du brauchst eine weise Person, die dir hilft, da sicher hindurch zu gehen, damit du nicht alleine in diesen schrecklichen Gefühlen sitzt und dich fragst: „Und jetzt? Wofür habe ich das getan?“ Tatsächlich kannst du jetzt etwas tun und das verändert alles. Hole dir Hilfe! Sprich darüber! Wenn wir es endlich wagen, den Spieß umzudrehen, denken wir oft, wir müssten alles alleine schaffen. Nein! Das ist einer dieser dummen Glaubenssätze. Nutze alle Möglichkeiten: Sprich mit jemandem, der dich mag, nutze die Weisheit deines Therapeuten und erweitere deine Realität über den Schock und das Trauma hinaus. Es gibt natürlich trotzdem noch eine Menge Arbeit für dich alleine, denn du bist die Einzige, die deine Gefühle fühlen und sie aussprechen kann, damit die Menschen um dich herum auf dich eingehen können.
Um dich ausdrücken zu können, hilft etwa Brahmari-Pranayama (auch „Hummel-Atmung“, da beim Ausatmen ein Summton erzeigt wird, Anm. d. Red.) mit der Intention, im fünften Chakra die eigene Wahrheit zu sprechen. Das sät die Samen für ein anderes Leben. Du kannst auch bewusst in den Bereich atmen, der den Schmerz festhält. Das kann dein Herz sein. Wenn du eine Vergewaltigung erlebt hast, ist es vielleicht deine Hüfte, deine Vagina, dein Anus – oder es sind deine Schultern, weil du versucht hast, den Täter wegzudrücken. Versuche, das Erlebte noch einmal vollständig zu fühlen, anstatt in einen Schock zu verfallen oder es abzuwehren. Lasse es hochkommen.
Es braucht viel Mut, das zu tun. Und während diese Dinge in dir auftauchen, achte darauf, was deine innere Stimme sagt. Oft lügt sie, denn alle Arten von Selbst-Sabotage kommen hoch. Es kann sein, dass du zum Beispiel denkst, dass du deinen Liebsten wegstoßen musst, weil er böse ist. Eigentlich ist er dir einfach nur am nächsten, stimmt’s? Umarme ihn lieber und du zerreisst damit die Ketten. Erzähle jemandem, dem du vertraust, was du erlebt hast. Schreibe es auf, so detailliert wie du nur kannst und verbrenne den Zettel anschließend. Es ist, als ob du daraus eine Zeremonie machen würdest: du bringst es hoch, fühlst es, sprichst es aus und wirst gehört. Das ist wirklich wichtig. Du musst stark genug werden, es auszusprechen und jemanden haben, der dir zuhört und nicht versucht, es dir auszureden. Das Aufgeschriebene zu verbrennen schenkt dir die Möglichkeit, es aus deinem Leben zu werfen. Aber dafür musst du es vorher noch einmal gefühlt haben. Würdest du es weiterhin von dir wegschieben, würdest du die Teile deines Körpers einfrieren, in denen du das Trauma festhältst. Dann wählst du Anspannung statt Lebendigkeit – dadurch fühlst du zwar den Schmerz nicht mehr, aber auch nichts anderes. Das ist keine gute Art zu leben.
Jedes Mal, wenn der „Shit“ hochkommt, hast du die Chance, etwas anderes zu tun, als das, was das Trauma von dir verlangt, um dich zu schützen. Und je öfter du das tust, desto schwächer wird seine Macht über dich und die Ketten lösen sich nach und nach. Das ist ein Teil deiner Arbeit. Heute hat sich in der Praxis eine Erinnerung in deinen Zellen gelöst und die Bilder und der Schmerz kommen hoch. Jetzt, da es da ist, untersuche es. Wie beeinflusst dich diese Erfahrung heute noch?

Es fühlt sich manchmal noch immer so an, als ob alle Männer böse wären.

Interessanterweise sitzen in diesem Moment neben Dir, Julia, zu beiden Seiten gute Männer. Auf der einen sitzt dein Ehemann, auf der anderen mein Geliebter. Sie sehen dich jetzt. Du hast die Konditionierung „Alle Männer sind böse“, weil böse Männer dir wehgetan haben. Aber jetzt und hier ist die Wahrheit, dass neben dir zwei gute Männer sind, die gerade gehört haben, was du gesagt hast. Das ist, was wirklich zählt, und Teil der Heilung. Du hast viel Mut gezeigt, diesen Satz vor zwei Männern zu sagen. Sieh sie dir genau an und frage dich: Stimmt das, was ich aus der damaligen Erfahrung gelernt habe, jetzt auch?

Nein!
Das ist kraftvoll. Aus deiner damaligen Wahrheit heraus fühlt es sich vielleicht wahr an, aber tatsächlich hast du hier zwei Menschen, die dir zeigen, dass es eine größere Wahrheit gibt. Es ist wahr, dass dir jemand Böses wehgetan hat. Aber: Nicht alle Männer sind so.
Meine Geschichte ist, dass mich zuerst meine Mutter missbraucht hat, also verband ich Missbrauch zuerst mit Frauen. Aber kurze Zeit später bin ich von Männern vergewaltigt worden. Also habe ich grundsätzlich jeden Menschen gehasst. Und ich habe sehr lange gebraucht, um zu verstehen, dass nicht jede Frau, die mir begegnet, böse ist. Meine Mutter war böse. Es braucht die Sehnsucht nach Heilung, die es möglich macht, dich wieder in den Schmerz zu begeben und ihn zu untersuchen, wie du es gerade gemacht hast. Und dann muss man herausfinden, was wahr ist und was nicht.
Deine Situation ist das perfekte Beispiel: Etwas in dir ist vorhin aufgebrochen und wir haben es besprochen, diese beiden großartigen Männer haben es bezeugt und du konntest ein Stück der alten Geschichte heilen. Aber du musstest den Mut haben, es auszusprechen – keiner von uns kann für dich sprechen. Jedes Mal, wenn alte Verletzungen berührt werden, hast du vermutlich den Gedanken, dass es besser wäre, wenn das alles ganz tief vergraben bliebe. Aber es muss an die Oberfläche kommen, damit du es aus deinem Blut und deiner Seele waschen kannst. Lass es also da sein und prüfe, ob es mit der Realität heute übereinstimmt: Die Wirklichkeit ist weit mehr, als das, was du gelernt hast.

Von Julia Pritzel

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