Mantras sind Silben, Worte oder Verse, die sich durch ständiges Wiederholen im Hier und Jetzt manifestieren sollen. Folgendes Mantra stellt der Kirtan-Sänger Philipp Stegmüller vor: „Lerne und erkenne alles, was ist entsteht, wird und vergeht. Die größte Lehre jedoch ist das, was direkt vor deinen eigenen Augen ist. Genau diesen höchsten Lehrer verehre!“
Gurur Brahma
Gurur Vishnu
Gurur Devo Maheshwara
Gurur Sakshat Parabrahma
Tasmai Shree Guruvey Namaha
Die Bedeutung von Guru entsteht aus den Silben “gu” (Dunkelheit der Unwissenheit) und “ru” (das, was entfernt). Ein Guru entfernt durch seine Weisheit und seine Liebe, also seinen “Spirit”, die geistige Dunkelheit seiner Schüler. So ein Lehrer muss nicht physisch anwesend sein. Das Leben selbst ist die Lehre. Guru bedeutet vor allem: die eigene innere Umwandlung. Die Araber sagen zum “Spirit” “Ruh Allah”, bei den Hebräern heißt es “Ruah”. Der “Spirit” entfernt also die Dunkelheit. Anders als die Seele, die ewig ist und von Körper zu Körper wandert, ist der “Spirit” das, was wir durch spirituelle Praxis entwickeln. Das Wissen um das Entstehen (Brahma), Werden (Vishnu) und Vergehen (Shiva als Devo Maheshwara) ist der erste Schritt der spirituellen Praxis.
Dieses oft verwendete Mantra, genannt Guru Stotram, klingt mächtig und vielleicht auch schwer greifbar, wenn man die direkte Übersetzung nicht kennt. Der Schlüssel liegt in dem Wort “Sakshat”, was sich für meine Ohren anhört wie Ratzfatz oder Zack-Bumm. Es bedeutet auch, was es klanglich ausdrückt: Genau hier, direkt vor deinen Augen, jetzt und hier, da ist die allergrößte Chance zu lernen. Ob es dein Partner ist, deine Arbeit, der Computer, an dem du arbeitest, das Heft, das du gerade liest, oder die glitzernde Isar an einem Winternachmittag. Das ist es, was wir verinnerlichen müssen: Komm ins Hier-und-Jetzt, immer und immer wieder. Be here now!
Philipp Stegmüller leitet Kirtan- und Bhajan-Veranstaltungen in und um München.
Mehr Infos: www.m-singing-circle.de
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