Fitte Faszien mit Amiena Zylla: Die Energie-Katze

Mit dieser Übung kannst du noch einmal richtig Kraft tanken. Denn wenn du gut für deine Faszien sorgst, wirst du mit einer Extra-Portion Energie belohnt. Unsere Asana-Kolumnisten und Faszien Yoga Spezialistin Amiena Zylla erklärt wie…

In meiner letzten Kolumne ging es um kleine hüpfende Fußsprünge und wie wichtig sie für die Faszien sind. Auch mit der federnden Armübung, die ich dir dieses Mal zeige, kannst du wieder die besondere Art von Energie freisetzen und spüren, die nur bei lockeren, schnellen Wiederholungen unter Gewicht entsteht. Doch bevor wir zu der Energie-Katze kommen, möchte ich dich auf eine kleine Reise in die Vergangenheit mitnehmen, denn das im Faszienyoga typische rhythmische Federn, Springen und Schwingen ist alles andere als neu: In den 1980er-Jahren war es schon einmal Trend.

Das Schlagwort lautete damals “Aerobic” und Millionen hüpften nach Anleitung der Schauspielerin Jane Fonda durch die Wohnzimmer und Turnhallen – am liebsten in Neonpink und Neongelb. Aber auch schon im 19. und frühen 20. Jahrhundert sprang, wippte und federte die deutsche Jugend im wahrsten Sinn des Wortes um die Wette. Damals erfand der legendäre Turnvater Jahn neben ertüchtigender Gymnastik auch das wettkampfmäßige Geräteturnen. Angeblich haben sich sogar schon die alten Griechen mit rhythmischen Bewegungen fit gehalten. Erst die moderne, medizinisch geprägte Sportwissenschaft leitete ein Umdenken ein: Wippen, Federn und Springen, so hieß es nun, würde den Gelenken schaden und die Verletzungsanfälligkeit erhöhen.

Schwungvolle Aktivität und weite Radien waren seither verpönt, stattdessen trainierte man betont kontrollierte Bewegungen, die angeblich sicherer und damit gesünder seien – und den Boom der Fitnessstudios und ausgeklügelten Kraftmaschinen auslösten. Erst dank der Faszienforschung erleben Springen, Federn und Schwingen seit einiger Zeit wieder eine Renaissance. Zwar nicht exakt in der Form wie bei Jane Fonda, doch mit einigen Parallelen. Ich kann mir gut vorstellen, dass Frau Fonda ihr tolles Aussehen mit über 80 Jahren zum größten Teil ihrem damaligen “Faszien- training” zu verdanken hat (auch wenn sie hier und da sicher operativ nachgeholfen hat). So und jetzt such dir deinen Lieblingssong raus (er darf ruhig 170 bis 180 Beats per Minute haben) und leg los!

Foto: Susann Schramke

Step-by-step Anleitung

  1. Du beginnst im Vierfüßlerstand und verlagerst dein Gewicht nach vorn auf die Hände. Stelle dir vor, dass du in einen dehnbaren Ganzkörperanzug schlüpfst und dich nach allen Seiten hin ausdehnst. Damit versuchen wir, dein Fasziennetzwerk, also die kollagenen Fasern, die den gesamten Körper durchziehen, auszudehnen.
  2. Stell dir nun vor, dass der Boden unter deinen Händen heiß ist und beginne, mit den Händen zu hüpfen. Dabei fächerst du deine Finger maximal auf. Ganz wichtig: Beim faszialen “Springen” kommt es nicht auf Höhe an, sondern auf Schnelligkeit. Die Hände heben sich nur ganz knapp vom Boden ab. (Im Bild ist es etwas höher gezeigt, als es geübt werden soll.)
  3. Achte darauf, die Arme bei diesen schnellen, federnden Hüpfern gestreckt zu halten und lasse das Gewicht auf den Händen. Du wirst merken: Man neigt leicht dazu, mit dem Becken eher zu weit nach hinten zu kommen. Während der gesamten Übung behältst du die fasziale Aufspannung aus Schritt 1 möglichst bei. Zu Beginn wird sich die Übung vermutlich etwas ungewohnt anfühlen, zumal eine Art Vibration im Kopf entsteht. Keine Sorge: Wenn du die spürst, machst du alles richtig.

Tipps zum Variieren

  • Setze die Hände während des Springens weiter auseinander und wieder enger zusammen.
  • Springe mit beiden Händen mal nach rechts, mal nach links.

Wirkungen

  • strafft die Arme
  • kräftigt die Faszien
  • stärkt und nährt die Gelenke
  • erhöht die Stoffwechselaktivität
  • beschleunigt die Zellerneuerung
  • macht glücklich
  • hält jung

Mehr zu Amiena findest du unter: amienazylla.com & instagram.com/amienazylla. Titelbild: Susann Schramke

100. Ausgabe YogaWorld Journal

1 Kommentar

  1. Ist doch schön wenn Altes und Bewertes wieder kommt und östliches, westliches,multikulturell gemixt wird…auch ohne Fesselwärmerstulpen und pinker Leggings. Danke macht Spaß!

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