Lu Jong – Tibets Tanz aus Form und Bewegung

Mal ganz ehrlich: Können wir uns vorstellen, dass der Dalai Lama Yoga macht? Dass tibetische Mönche sich mit Atem- und Körpertechniken beschäftigen? Denkt man an tibetischen Buddhismus, so hat man zumeist Bilder von Meditierenden im Kopf – und weniger von Bewegungen, die helfen, unsere Kanäle und Chakren zu öffnen.

Was nur wenige wissen: Yoga ist ein elementarer Teil der tibetisch-buddhistischen Praxis des Tantrayana. Viele Eremiten im Himalaya halten sich mit Körperbewegungen gesund und nutzen diese auf dem spirituellen Pfad.

Aber: In Tibet werden diese Techniken traditionell nur mündlich an ausgewählte Schüler weitergegeben. Sie sind geheim, weil sie so kraftvoll sind. Und weil durch diese direkte, von Herzen kommende Form der Überlieferung die spirituelle Stärke nicht verloren geht, sie also nicht zu Gymnastik mutieren. Deshalb sind diese Methoden bei uns kaum bekannt. Doch seit immer mehr hohe tibetische Meister in den Westen kommen und hier lehren, sind einige dieser tibetischen Yogastile auch bei uns angekommen.

Eine dieser Traditionen ist Lu Jong. Lu bedeutet Körper, Jong heißt so viel wie Umwandlung, erklärt der hohe Meister Tulku Lobsang, der das tibetische Heilyoga vor einigen Jahren zu uns in den Westen brachte. Lu Jong – das sind einfache, wirkungsvolle Übungen, die unsere Chakren und Kanäle sozusagen massieren und uns helfen, beweglicher und glücklicher zu werden. Es sind Übungen, die für jedermann geeignet sind, auch für unbewegliche Menschen.

Meditation in Bewegung
Statt feste Positionen über längere Zeit einzunehmen, geht es bei Lu Jong um die Kombination von Form und Bewegung. Diese Mischung ist typisch für tibetisches Yoga. Die Form bereitet den Körper vor, während die fließenden Bewegungen an verschiedenen Punkten Druck ausüben und wieder reduzieren. Durch siebenfache Wiederholung entfalten die Bewegungen in Kombination mit gezielter Atmung ihre Wirkung – und öffnen so durch eine innere Massage die Kanäle. Dadurch entsteht mehr Klarheit und mehr Ruhe, mehr Bewusstheit, Zufriedenheit und Vitalität, mehr Mitgefühl und Liebe. Oder anders gesagt: Lu Jong ist Meditation in Bewegung. Es schärft die Sinne, mobilisiert unsere Energien und lässt uns den Augenblick wahrnehmen.
Lu Jong steht – wie der gesamte tibetische Buddhismus – in engem Zusammenhang mit der tibetischen Medizin. Die Übungen sind entstanden aus dem tiefen Wissen der Meister um die wechselseitige Abhängigkeit von Natur, Geist und Körper, von Atem und unseren feinstofflichen Winden (sozusagen der Lebensenergie). Viele der Bewegungen orientieren sich an der Natur und den Tieren. Lu Jong balanciert einerseits die fünf Elemente Raum, Erde, Wind, Feuer und Wasser – jene Elemente, aus denen wir ebenso wie unsere Umwelt aufgebaut sind –, andererseits unsere drei Körpersäfte, die laut tibetischer Medizin lebenswichtigen Substanzen Galle, Schleim und Wind.
Zudem arbeitet Lu Jong auf sanfte Art mit allen Wirbeln unserer Wirbelsäule, „dem Energielieferanten, der Batterie des Körpers“, wie der buddhistische  Meister und Arzt der tibetischen Medizin Tulku Lobsang sagt. Ist sie stark, kann sie unseren ganzen Körper mit Energie versorgen – ist sie schwach, ist auch das Gleichgewicht unserer Körpersysteme gestört. In der Wirbelsäule zeigen sich organische wie psychische Störungen. Oder um es mit Tulku Lobsang auszudrücken: „Genau wie der Baumstamm mit den Ästen, Blättern und Früchten verbunden ist, so verbindet unsere Wirbelsäule unsere Kanäle, Nerven, Organe und Körperteile.“

Die Essenz jeder Bewegung
Schon in frühester Jugend interessierte sich Tulku Lobsang, als achte Reinkarnation des Nyentse Lama anerkannt, für die uralten Bewegungsübungen seiner Heimat und erhielt Belehrungen von Meistern aller Traditionen des tibetischen Buddhismus. Als er uns Westler kennen lernte, merkte er, wie sehr Lu Jong uns helfen kann. Wir haben den Kontakt zur Natur verloren, unsere Art zu denken ebenso wie unser Tagesablauf sind unnatürlich – und so haben wir das Gefühl für unseren eigenen Körper verloren. Wir sitzen zu lange in falschen Positionen, bewegen uns immer weniger und nehmen durch unsere Nahrungsmittel automatisch viele Chemikalien auf. Dadurch werden wir nicht nur physisch krank, sondern oft auch geistig: Wirbelsäulenprobleme, Magen-, Leber- oder Herzerkrankungen sind ebenso wie Depressionen oder Burn-out nur einige der klassischen Symptome dafür.
Als Tulku Lobsang sah, wie sehr wir uns von uns selbst entfernt haben, beschloss er, sein reiches Wissen zu nutzen und eine Auswahl von Übungen speziell für unsere Lebenssituation zusammenzustellen. Er nutzt dabei die Essenz jeder Bewegung – damit auch Menschen mit nicht allzu flexiblen Körpern davon profitieren.
Herausgekommen sind 21 Übungen (plus zwei für Schlafstörungen), die sich wiederum in vier Gruppen gliedern. Allen ist eines gemein: Sie schaffen Bewusstsein für unseren Körper und Geist und helfen uns, wieder wahrzunehmen, was wir wirklich benötigen. Damit wir wieder gesünder und vor allem auch glücklicher werden.
Die erste Gruppe, sozusagen die Basis des Lu Jong, sind die Übungen der fünf Elemente. Die zweite Gruppe widmet sich allen fünf Körperteilen, vom Kopf bis zu den Beinen, eine weitere löst speziell Blockaden unserer Vitalorgane, die vierte widmet sich klassischen Problemen wie Verdauungsstörungen, Depressionen oder Erschöpfung.
Doch so sehr Lu Jong auf den Körper und unsere Probleme wirkt; es ist natürlich weit mehr als ein simples Mittel, um seinem Körper etwas Gutes zu tun. Das ist der erste Schritt. Die zweite ist, ganz klar, eine spirituelle Veränderung. Eine Veränderung, die immer tiefer geht; jeden Tag ein Stückchen mehr. Der Körper beeinflusst eben auch in Tibet den Geist, und der Geist den Körper.
Gerade die Mischung aus Form und Bewegung gibt beim Lu Jong das Gefühl eines Tanzes, eines Tanzes mit sich selbst. Eines Tanzes, während dem man unwichtige Gedanken und störende Emotionen ganz schnell loslassen kann und mit sich selbst immer mehr ins Reine kommt.
In der tibetischen Medizin ebenso wie im tibetischen Buddhismus wird die Form mit dem Männlichen assoziiert, die Bewegung steht für das Weibliche. Und so arbeiten bei Lu Jong beide Prinzipien gleichwertig zusammen und schaffen ein Gleichgewicht auch in unserem Körper: Methode und Weisheit, die männlichen und die weiblichen Energien.
Und das Schönste: Egal ob alt oder jung, egal ob beweglich oder unbeweglich – Lu Jong wirkt. Es macht ruhiger und glücklicher. Es hilft, nicht mehr alles so ernst zu nehmen. Oder anders gesagt: Es öffnet Blockaden und die Kanäle, lässt die Winde, die Lebensenergie, freier fließen und bringt die fünf Elemente ins Gleichgewicht. Seit Tausenden von Jahren.

 

Judith Becker (www.lu-jong-muenchen.de) ist von Tulku Lobsang persönlich zertifizierte Lehrerin und Ausbilderin für Lu Jong in München. Alle  Lehrer und Ausbilder für Lu Jong finden Sie unter www.lujong.org

 


 

 


In Europa zu Gast bei Freunden

Yoga ist Verbindung. Mit sich selbst, mit der Umwelt und dem Höheren. Besonders schön ist es, wenn man sich mit anderen Yoga-Interessierten verbinden kann. Darauf basiert auch die Idee der European Yogi Nomads,  die Anfang des Jahres während eines Anusara Retreats in Costa Rica geboren wurde: Bekannte Lehrer reisen in ausgewählte europäische Städte und bringen ihre Schüler mit. Diese haben so die Möglichkeit, andere Städte zu entdecken, neue Menschen kennen zu lernen und auch noch an einem kostengünstigen Workshop teilzunehmen. Und die einheimischen Yogis können sich über yogische Luft und Ideen aus anderen Ländern freuen. Die Unterkünfte werden nach dem Prinzip des Couchsurfings vergeben; und wer einen Schlafplatz für einen auswärtigen Yogi anbietet, dem ist beim nächsten Stopp der Yogi-Nomads eine Übernachtungsmöglichkeit garantiert.

Der Startschuss für die europäischen Yoga-Nomaden fiel das Wochenende vom 14. bis 16. Oktober 2011 in Berlin, im Yogaraum beim Schlesischen Tor statt. Mit Workshops von und mit Lehrern aus Paris, Goeteborg, Istanbul, Kopenhagen und Berlin. Die European Yogi Nomads werden künftig alle drei bis vier Monate in verschiedenen Städten Halt machen.

Mehr Infos bei Jana Toepfer unter: jana@jnanaprojects.com

Mantras und heilige Gesänge

Kennengelernt haben sich Satyaa und Pari in Indien – beide waren Schüler von H.W.L.Poonja, vielen besser als Papaji bekannt, beide lebten in Lucknow, wo Papaji in den 90ern lehrte.

Hier war es auch, wo die beiden begannen, gemeinsam zu singen – bei den Bhakti-Praktiken mit Liedern über die Liebe zum Göttlichen, von Mantras oder dem Chanten.

Das Göttliche, Atman, Brahman, die Liebe – oder wie immer man dieses Eine benennen möchte – steht auch im Zentrum ihrer aktuellen CD “To the One”, auf der Mantras und Heilige Gesänge aus Indien zu hören sind.”Das Album”, sagen Satyaa & Pari, “hat sich wie von selbst erschaffen – alles was wir getan haben, war, ins Studio zu gehen und einige Lieder aufzunehmen, die schon darauf gewartet haben.”

 

Den richtigen Surflehrer finden

Meditation Strand Surfen Frau
Foto von Andrea Piacquadio von Pexels

Mit nur vier Worten beschreibt Patanjali zu Beginn seiner Yoga Sutras das Wesen des Yoga. Unsere Aufgabe besteht darin herauszufinden, was er damit eigentlich meint.

Wenn man mich fragt, ob ich einen Guru habe, antworte ich meistens: Mindestens zwei. In traditionellen Yoga-Schulen disqualifiziert mich so eine Antwort sofort. Denn den alten Schriften nach ist Befreiung nur durch die Gnade EINES erleuchteten Meisters zu erlangen. Man sollte nicht zwischen verschiedenen Lehrern hin- und herspringen. Ich stimme dieser Meinung eigentlich zu. Zumindest was den Aspekt der Gnade angeht. Es lohnt sich darüber nachzudenken, ob man sich Freiheit erarbeiten und erkämpfen muss – oder ob sie ein Zustand ist, den man einfach erkennt, wie eine Art Geschenk.

Es kann hilfreich sein, von vielen verschiedenen Lehrern zu lernen. So kommt man schließlich zu seiner eigenen Erkenntnis. Die Auseinandersetzung mit einem alten, vielzitierten Text wie dem Yoga Sutra macht das deutlich. Patanjali hat seine Erklärung des Yogaweges in 195 knappen Sätzen zusammengefasst, die jeder Lehrer ein klein wenig anders übersetzt. Jede Sutra ist nur ein „Leitfaden“, der aufgrund der zahlreichen Bedeutungen eines Sanskritwortes stets auch einer Interpretation bedarf. Anhand der Worte, die ein Lehrer wählt, um das Wesen des Yoga zu erklären, kann man erkennen, wo er selber steht, und ob man diesem Weg folgen möchte.

Die vier wohl berühmtesten Worte im Yoga lauten:

Yogash citta vrtti nirodhah. (YS I,2)

Das Wort citta wird oft mit „Geist“ übersetzt, vrtti entspricht in etwa dem Prinzip der Bewegung oder Wellen. Interessant wird es bei dem, was nirodhah bedeutet. Wie kommt denn die Stille in den Geist? Oder: Wie lernt man auf den Wellen zu surfen?

Eine der ersten Übersetzungen, die mir auf meinem Weg begegnete, war der Kommentar von Swami Vishnudevananda, einem Schüler Swami Sivanandas. Er interpretierte die vier Worte auf sehr aktive Weise:

Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen der Gedanken im Geist.

Ich habe das ehrlich gesagt nicht lange versucht. Denn ich war nicht sehr erfolgreich darin, meine Gedanken zu beruhigen. Und ich musste ja auch dabei scheitern, einen Zustand der Ruhe auf aktive Weise herstellen zu wollen, da gerade dieser Wille in sich schon wieder eine Welle im Geist bedeutet. Glücklicherweise hatte ich schnell eine Lehrerin gefunden, die mich beiseite nahm und sagte: „Es ist okay, erstmal einfach nur auf dem Kissen zu sitzen.“ Da sie ebenfalls eine Schülerin von Vishnu-devananda war, konnte ich dem alten Inder seine etwas rabiate Übersetzung verzeihen. Den aktiven Teil kann ich heute darin sehen, dass ich mich entscheide, mir überhaupt Zeit für die Meditation zu nehmen. Diese Entscheidung allein ist bereits etwas, das mich dem Zustand, den ich mir so sehr wünsche, näher bringt.

Irgendwann fiel mir dann ein Buch mit dem einfachen Titel „Die Wurzeln des Yoga“ in die Hände. Der Autor dieses Buches war so bescheiden, dass die Umschlagseite nicht einmal seinen Namen trägt. Man kann bei ihm lesen:

Yoga ist jener innere Zustand, in dem die seelisch-geistigen Vorgänge zur Ruhe kommen.

In diesen Worten habe ich mich aufgehoben gefühlt. Deshpande (den Namen findet man dann doch kurz im Vorwort notiert) legt in seinem Kommentar viel Wert auf den Aspekt der Freiheit. Damit meint er nicht die Möglichkeit zu tun, was immer man möchte, sondern die Freiheit „nicht zu wählen“. Man sitzt und schaut einfach nur darauf, was geschieht, ohne einzugreifen und bestimmte Gedankenwellen abzulehnen. Das schließt auch mit ein, dass man nicht wiederum andere geistige Zustände begrüßt. Ich bin immer wieder peinlich berührt, wenn mir Leute erzählen, was für „tolle Meditationserfahrungen“ sie hatten.

Die Kolumne hätte hier schon zu Ende sein können, wenn mir nicht ein Kollege vor wenigen Tagen ein Buch von I.K. Taimni in die Hand gedrückt hätte, mit den Worten: „Wenn Du über Patanjali schreibst, dann ist das hier die Referenz.“ Ich schlug die zweite Sutra auf und wusste beim ersten Lesen der Übersetzung nicht, ob ich lachen oder weinen sollte:

Yoga ist die Unterdrückung der Modifikationen der Psyche.

Auch wenn Taimni einer der führenden Sanskrit-Gelehrten war, kann ich mir nicht vorstellen, dass mehr als drei Leserbriefe kommen, die sagen: „Genau das ist für mich Yoga.“ Ein genaueres Hinschauen kann einen aber auch mit dieser Übersetzung versöhnen. In seinem Kommentar gebraucht er nämlich auch das Wort „Zurückhaltung“ als mögliche Übersetzung. Das klingt wieder mehr nach Freiheit. Ich habe schließlich T. K. V. Desikachar aus dem Regal geholt, dessen Patanjali-Übersetzung gleich mit „Über Freiheit und Meditation“ betitelt ist. Er bemüht sich gar nicht erst um eine wörtliche Übersetzung, sondern versucht uns zu zeigen, was man sich tatsächlich erarbeiten kann (womit wir beinahe wieder bei der ersten Variante sind):

Yoga ist die Fähigkeit, sich ausschließlich auf einen Gegenstand, eine Frage oder einen anderen Inhalt auszurichten und in dieser Ausrichtung ohne Ablenkung zu verweilen.

Es bleibt also am Ende für uns selbst immer noch das Rätsel zu lösen, wie viel wir im Yoga aktiv erreichen können, und was wir einfach geschehen lassen. Mir hat es gut getan, mir den Weg der Meditation von verschiedenen Seiten anzuschauen, um sicher zu werden, dass es am Ende immer auf das Eine hinaus läuft. Jeder Surflehrer hat ein paar andere Tricks aus seiner persönlichen Erfahrung, die er mit uns teilen kann. Man kann von jedem etwas lernen.

Ralf Sturm lebt und arbeitet im Yoga Vidya-Seminarhaus in Bad Meinberg.


Das Magazin // September + Oktober 2011

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Alles (k)eine Zumutung

 

Neulich stand in großen, handgeschriebenen weißen Lettern auf der Scheibe der benachbarten Kunstgalerie: „Die Zeit der Selbstverwirklichung ist vorbei!“ Herrje, das haben die bestimmt für uns da hingeschrieben, dachte ich und hatte sofort die Fortsetzung des Satzes im Kopf: „Jetzt muss mal was passieren.“ Denn diesseits der ozeanischen Gefühle auf der Matte könnte doch eigentlich sehr viel mehr Kraft und Interesse übrig sein für den Rest der Welt. Mit anderen Worten: Wo ist eigentlich das große Engagement all der Menschen, die in Deutschland Yoga üben? Wo ist mein eigenes?

Unser Yogastudio ist jedenfalls nicht das Zentrum des Widerstands gegen den Klimawandel, gegen Armut, Hunger oder Ungerechtigkeit auf der Welt. Bei uns fliegen im August alle ganz entspannt in den Urlaub.

Während der Yogastunde interessiert man sich schon irgendwie verklausuliert für das große Ganze: Alles hängt mit allem zusammen, ist ja klar. Daraus entwickelt sich aber noch lange keine „Idee der Gerechtigkeit“ (von Amartya Sen, Nobelpreis für Wirtschaft 1998) oder gar ein „Engagiert euch!“ (von Stéphane Hessel, nur 40 Seiten und viel besser als „Empört euch!“).
In der letzten Ausgabe des YOGA JOURNAL erläuterte der Dalai Lama, dass aus der Meditation Verantwortung für sich und andere erwächst – nämlich durch die Praxis des genauen Hinsehens, Sich-nicht-Abwendens, des Aushaltens und Erkennens der Zusammenhänge zwischen unserem Handeln und dem Leben der anderen. Doch es scheint im Yoga kein Wort für „Solidarität“ oder „Gerechtigkeit“ zu geben. Und das Handeln beschränkt sich oft auf eine Ohne-mich-Haltung und den Rückzug auf die eigenen Befindlichkeiten. Mir erklärte erst neulich eine befreundete Lehrerin, sie könne dieses kleine Buch über junge Frauen in Nepal und Indien („Maya“ von Harald Hetzel) nicht lesen, weil es ihr danach bestimmt schlecht ginge. Das möchte ich gern respektieren, aber der Witz dabei ist natürlich: Manchmal geht es eben für einen kleinen Moment nicht um uns selbst und darum, wie wir uns fühlen – sondern um die anderen.

An diesem Punkt könnte ein spontaner Impuls zum Engagement entspringen: „Was wird da von mir gebraucht?“, fragt Stéphane Hessel. „Zur Stelle sein mit Worten und Taten, mit Herz und Verstand.“ Das heißt, wir müssen uns nicht nur interessieren, sondern auch exponieren. Das ist eine Zumutung und eine Anstrengung. Die Aktivistin Julia Butterfly Hill stimmt dem zu (Interview S. 36) und fasst die anstehende Selbstaktivierung in einem einzigen Satz zusammen: „Die Welt braucht jeden Einzelnen von uns.“

 

Einen aktiven Herbst und viel Spaß beim Lesen der Ausgabe September + Oktober 2011
wünscht Ihnen

 

Michi Kern
und die Redaktion

Interview mit Patrick Broome

“Die Gedanken machen unglücklich – nicht das Leben selbst“

2009 erkrankte Patrick Broome an einer chronischen Leukämie, die ihn vorübergehend „in seinen Grundfesten erschütterte“. Ist eine Krankheit ein Hindernis für die spirituelle Entwicklung? Wir sprachen mit dem bekannten Jivamukti Yogalehrer über die Bedeutung von Gesundheit, über Psychotherapien und über das, was wirklich im Leben zählt.

YOGA JOURNAL: Patrick, vor zwei Jahren erhieltest du die Nachricht, dass du Krebs hast.Unglücklicherweise genau an dem Tag, an dem dein Sohn zur Welt kam. Kam die Diagnose völlig überraschend – oder hatte sie sich vorher angekündigt?

PATRICK BROOME: Die endgültige Diagnose erhielt ich am 6. August 2009, als ich zwischen zwei Wehen meiner Frau kurz aus dem Kreißsaal gegangen bin, um meinen Arzt zurückzurufen. Der Verdacht wurde aber bereits vor zwölf Jahren geäußert. Da wurde mir ein Lymphknoten entfernt, in dem ein paar Krebszellen gefunden wurden. Schon seit zehn, 15 Jahren waren meine Lymphknoten angeschwollen. Ich wurde immer schwächer und müder und bekam immer mehr Allergien. Im Nachhinein weiß man, dass das alles bereits Vorboten der Krankheit waren. Eine chronische Leukämie trägt man jahrelang mit sich herum, ohne dass sie ausbricht. In der nächsten Stufe werden die Begleiterscheinungen immer stärker. Dann muss man handeln.
Du hast dich einer Chemotherapie unterzogen…
Ja. Ein Arzt hat zu mir gesagt, eine Chemotherapie wirkt wie ein Tsunami. Der spült einmal durch den Körper durch und alles, was im Weg ist, wird platt gemacht. Diese Chemotherapie tötet wunderbar die Krebszellen ab. Die Krankheit ist nun verschwunden, die Ursache jedoch noch nicht behoben. Die versuche ich jetzt in intensiver Zusammenarbeit mit einem Homöopathen und einem Psychotherapeuten zu finden. Ich glaube, ich bin auf einem ganz guten Weg dahin.
Ist eine Krankheit ein Hindernis auf dem Weg zur spirituellen Erleuchtung?
Patanjali nennt in den Yoga Sutren eine Reihe von Hindernissen, die sogenannten Antarayas. Trägheit gehört dazu, auch Faulheit, kein Vertrauen und eben auch Krankheiten. Weil sie die Konzentration von dem Konzentrationsobjekt wegziehen und nur auf den Körper richten. Aber nicht jede Krankheit muss ein Hindernis werden…
Warum nicht?
Wenn ich mir die Biographien großer Yogis anschaue, sehe ich, dass viele sehr krank waren, sogar ziemlich bösartige Krankheiten hatten. Und dennoch waren etliche von ihnen schon sehr weit auf ihrem Weg. Es ist immer eine Frage der Identifikation. Ich kann sagen: Ich bin der Krebs, die Tuberkulose oder die Malaria. Oder ich kann sagen, ich bin ein Organismus, der ganz passabel funktioniert, nur einem Teil von mir geht es gerade nicht so gut. Dann hat die Krankheit nicht mehr so einen Allmachtsgriff auf mich. Aber wenn sie neu ist, vereinnahmt sie erstmal jeden. Die Aufgabe besteht darin, die Krankheit zu kontrollieren. Und das mache ich jetzt. Aber ich weiß auch, dass diese Krankheit nicht nur ein Hindernis war, sondern auch ein ganz, ganz großer Lehrer.
Was hast du durch die Krankheit gelernt?
Ich bin wesentlich geduldiger und ruhiger geworden. Früher wollte ich lieber allein sein, heute genieße ich es, am Leben teilzuhaben. Die Hauptlektion habe ich während der Chemotherapie gelernt. Das ist eine Behandlung, die dich mehrfach im Jahr komplett auseinandernimmt, geradezu zerstört. Und dann findet eine Art Wiedergeburt statt, deine Kräfte erholen sich wieder und du merkst, dass etwas Neues entsteht – bis zur nächsten Behandlung. Da geht alles wieder von vorne los. Dieses Vertrauen in den Zyklus aus Werden, Wachsen und Vergehen war mir die wichtigste Lehre. Guru brahma, guru vishnu, guru devo maheshvara. Es gibt nichts, was die Erfahrungen des Lebens so gut beschreibt wie dieses Mantra.
In der Zeit, als die Leukämie ausgebrochen ist, kam bei dir einiges zusammen. Du hattest Schulden, dich von deinen Geschäftspartnern getrennt, solltest bald Vater werden… Glaubst du, all diese Umstände waren auch verantwortlich dafür, dass du krank wurdest?
Bestimmt war der Organismus insgesamt geschwächt, so dass er vielleicht die Krankheit, die er vorher noch kontrollieren konnte, plötzlich nicht mehr im Griff hatte. Vielleicht war er auch einfach nur erschöpft, unabhängig von dem, was zu jener Zeit alles los war. Ich befand mich an einem Punkt, an dem ich Dinge ändern wollte. Und die Krankheit hat meinen Mut, dies auch tatsächlich zu tun, bestärkt. Ich habe mir gesagt, wenn ich nun schon nicht mehr lange zu leben habe, dann will ich wenigstens so leben, wie ich es mir vorstelle. Dann möchte ich mich nicht mehr mit Geschäftspartnern streiten oder Yogacenter am Leben erhalten, die eigentlich tot sind, wie in Berlin. Dann will ich mich auf wichtigere Dinge konzentrieren. Auf meine Freiheit. Und auf meine Familie.
Hast du in deinem Leben etwas durch die Krankheit geändert?
Am Anfang fand ich das alles total ungerecht: Warum werde ausgerechnet ich jetzt krank? Ich lebe von klein auf vegetarisch, habe nie viel Alkohol getrunken oder viel Drogen genommen. Ich habe schon immer gesund gelebt, viel Kampfsport gemacht, später Yoga. Darum konnte ich gar nicht so viel ändern. Ich konnte ja nicht mit Yoga anfangen, mit Entspannung, mit Meditation oder bewusster Ernährung… Das war ja alles schon immer Bestandteil meines Lebens.
Hat sich deine Yogapraxis verändert?
Körperlich ja. Ich kann keine Power-Vinyasa-Stunden mehr mitmachen. Dafür fehlt mir einfach die Kraft. Meine eigene Praxis ist wesentlich ruhiger geworden. Außerdem meditiere ich nach wie vor regelmäßig. Meditation ist immer gut.
Warst du enttäuscht, dass Yoga dir nicht mehr bieten konnte?
Nein, ich habe Yoga schon immer als Instrument verstanden, um den Geist zu beruhigen, nicht so sehr um den Körper zu heilen. Darum habe ich auch nicht erwartet, dass es eine Wunderasana gibt, die den Krebs verschwinden lässt. Es ist unseriös, wenn Leute das behaupten. Aber ich war froh, dass es Yoga gab, sonst wäre ich vielleicht in jener Zeit durchgedreht.
Hast du eine Antwort für dich gefunden, warum dir all das passiert ist?
Ich kann es nicht sicher sagen. Mir fällt nur auf, dass viele meiner Krankheiten Reaktionen auf die Umwelt waren, die mein Körper als bedrohlich erachtete. Heuschnupfen, Allergie, Leukämie, Asthma… Vielleicht hängen diese Krankheiten damit zusammen, dass ich mich von anderen abschotten wollte. Ich weiß es nicht.
Manche Leute sagen „Hauptsache gesund“. Ist Gesundheit wirklich das Wichtigste im Leben?
Wenn jemand glücklich ist, weil er gesund ist, dann freue ich mich für ihn. Aber ich halte es für eine unglaubliche Arroganz eines Gesunden allen Kranken gegenüber, wenn er behauptet, dass man nur glücklich sein kann, wenn man gesund ist. Ich kenne so viele Menschen mit enormsten körperlichen Beeinträchtigungen aller Art, und teilweise leben sie glücklicher und bewusster als die sogenannten Gesunden, die ich in meinem Leben getroffen habe. Hauptsache gesund – das klingt für mich wie eine platte Oma-Weisheit. Sie enthält eine gewisse Wahrheit, aber man sollte sie auch hinterfragen. Ich denke, Gesundheit kann schon einen Teil ausmachen, um glücklich zu sein, aber es ist keine Bedingung.
Was macht deiner Meinung nach glücklich?
Es ist gar nicht das Ziel, glücklich zu sein, sondern zufrieden mit dem, was man hat. Mit dem Körper, den man hat, den Gedanken, die man hat, den Ängsten, die man hat… Glück heißt für mich, mit sich und der Welt im Reinen zu sein. Eine wirkliche Zufriedenheit und Frieden mit dem, was ist – das ist Satchidananda, die Glückseligkeit, von der die alten Yogaschriften sprechen.
Bestimmt kommt häufiger mal jemand in einer Lebenskrise zu dir und fragt dich nach Rat. Was sagst du ihm?
Das kommt tatsächlich immer wieder vor. Ich empfehle ihm, die Verantwortung für sein Leben wieder zu übernehmen und vor allem eine Psychotherapie zu beginnen, um zu sehen, welche Gedanken einen da unglücklich machen. Es sind immer die Gedanken, die einen unglücklich machen, nicht das Leben selbst.
Ergänzt eine Psychotherapie die Yogapraxis besonders gut?
Für mich ist jede spirituelle Entwicklung ohne Psychotherapie ein Schuss in den Ofen. Sonst lässt du die ganzen Schatten, die du mitbringst, den ganzen Müll auf deiner Yogamatte raus und wühlst dich darin – aber Yoga hilft dir hier auch nicht weiter. Ich kenne Leute, die seit 40, 50 Jahren Yoga machen, aber nicht bereit sind, sich ihren Schatten zu stellen. Und es ändert sich gar nichts bei denen.
Kann man sich nicht auch selbst mit seinen Schatten, seinen Prägungen auseinandersetzen?
Du kriegst sie im Yoga um die Ohren gehauen, aber du brauchst einen Profi, um dich darüber auszutauschen.
Und sogar du brauchst einen Profi, obwohl du selbst promovierter Psychologe bist?
Natürlich. Der Zahnarzt kann sich auch nicht selbst seinen Backenzahn behandeln. Jeder Psychologe braucht auch einen Spiegel. Das muss kein Therapeut sein. Es kann auch ein weiser Ratgeber sein. Die Gurus früher waren nichts anderes als Psychotherapeuten, die lange mit dir gelebt und sich intensiv mit dir auseinandergesetzt haben. Das gibt es bei uns nicht. Du gehst jetzt anderthalb Stunden ins Yogacenter, setzt dort dein bestes Gesicht auf, gehst raus und trittst den nächsten Hund um die Ecke, weil du die Energie, die in dir hochgekommen ist, irgendwie verarbeiten musst. Allein kommst du schwer aus dem Sumpf raus. Wenn du jedoch einen Partner hast, mit dem du dich austauschen kannst, kann sich das enorm auf deine spirituelle Entwicklung auswirken. Es muss kein Psychotherapeut sein. Es kann jeder sein, der ein bisschen was davon versteht, wie der Mensch funktioniert. Es gibt großartige spirituelle Meister in der katholischen und evangelischen Kirche, die dich begleiten können. Seelsorger heißen sie so schön.
Man sagt ja auch, dass ein starker Glaube helfen kann, Krankheiten zu überwinden.
Meine 80-jährige Tante hat nur zweimal in ihrem Leben einen Arzt besucht. Sonst hat sie immer, wenn sie krank oder traurig war oder nicht wusste, wie es weitergehen soll, ihre Bibel aufgeschlagen und dort eine Antwort gefunden. Ein gefestigter Glaube schenkt einem Gelassenheit. Dann kannst du Schmerzen erdulden, ohne auszuflippen und Gott und die Welt und andere dafür verantwortlich zu machen. Wenn du den Glauben hast, dass es eine gewisse Ordnung in der Natur gibt, dann akzeptierst du die Dinge leichter. Es nützt ja nichts, wenn man hadert, dass man nicht den superbeweglichen Körper fürs Yoga bekommen hat. Es geht immer darum, mit dem zu arbeiten, was da ist. Und wenn der Körper krank ist, ist er eben krank. Ich kann nicht sagen, dass mein Glaube mich geheilt hat, aber er hat mich durch viele Krankheiten, die ich hatte, getragen. Jetzt bin ich hier, und es geht mir eigentlich ziemlich gut.

von Silvia Schaub

Home practice: Schrittweise zur eigenen Praxis

Sommerpause

Die Wärme genießen, spielerisch und mit Leichtigkeit praktizieren – diese lockere, fließende Sommersequenz können Sie auch im Garten oder am Strand üben.

Einstimmung

Stehen Sie in der Berghaltung (Tadasana) mit vor dem Herzen aneinander gelegten Handflächen (Anjali Mudra). Vertrauen Sie darauf, dass sich alles genau so entwickelt, wie es soll. Dann lösen Sie die Hände und öffnen sich für die Bewegung. Verbinden Sie sich mit Ihrem Atem und üben Sie fünf Durchgänge des Sonnengrußes (Surya Namaskar).

Ausklang

Legen Sie in Rückenlage die Beine in die gebundene Winkelhaltung (Supta Baddha Konasana). Eine Hand liegt oberhalb des Nabels, die andere auf dem Herzen. Nehmen Sie den Vorsatz, sich körperlich und geistig Raum zu geben, tief in sich auf. Spüren Sie, dass keine Widerstände mehr da sind und Sie sich öffnen können. Nach zwei vbis drei Minuten strecken Sie die Beine aus und kommen zur Endentspannung in Shavasana.

„Summertime, and the livin’ is easy…“ Der berühmte Gershwin-Song bringt die Stimmung auf den Punkt: Yoga im Sommer soll sich frei und leicht anfühlen. Genau diese Frische hat die Vinyasa-Lehrerin Kathryn Budig in ihrer Sequenz eingefangen. Egal ob Sie die Übungen mitnehmen zu einer Ferienwoche am Strand oder als kleine Auszeit in den Alltag einbauen: Sie öffnen Körper und Geist, kräftigen die Muskeln und bereiten Sie auf das Strandleben vor.

Asana-Praxis hilft Raum zu schaffen – im Körper genauso wie in Gedanken und Überzeugungen. Sich öffnen, loslassen und in allen Lebensbereichen zu mehr Freiheit finden, dazu ermutigt auch diese Sequenz. Die Rückwärtsbeugen, rumpfkräftigenden Übungen und Hüftöffner unterstützen die innere Öffnung und bauen Kraft und Selbstvertrauen auf. Beides können Sie dann in den beiden abschließenden seitlichen Bretthaltungen (Vasishthasana) mit großer Geste zum Ausdruck bringen. Dennoch soll es sich leicht und spielerisch anfühlen. Hauptsache, Sie versteifen sich nicht auf Perfektion: Es ist nicht so wichtig, ob das obere Bein ganz gestreckt ist. Konzentrieren Sie sich lieber darauf, den unteren Fuß fest im Boden zu verwurzeln und beobachten Sie, wie viel leichter es dann fällt, den Rest des Körpers anzuheben und zu entfalten. Dabei muss man allerdings bereit sein, sich auch in seiner Verletzlichkeit zu zeigen: „Seien Sie drauf gefasst umzukippen und probieren Sie es gleich nochmal“, rät Kathryn Budig. „Haben Sie einfach Spaß, statt allzu ehrgeizigen Zielen nachzueifern!“ Anders gesagt: Holen Sie die Leichtigkeit des Sommers in Ihre Yoga-Praxis!

1 Virasana (Heldensitz)

Beginnen Sie im Vierfüßlerstand und setzen Sie sich von dort aus bequem zurück zwischen die Füße. Sollten Knie oder Fußgelenke in dieser Haltung schmerzen, legen Sie einen oder zwei Klötze unter das Gesäß. Drücken Sie die kleinen Zehen sanft in die Matte, schieben Sie das Steißbein nach unten und heben Sie die Beckenkämme etwas an, gleichzeitig ziehen Sie die Rippenbögen leicht nach innen. Das Brustbein ist angehoben, die Schultern sind nach hinten gerollt. Im Heldensitz angekommen üben Sie Ujjayi Pranayama (die siegreiche Atmung).

2 Nach unten schauender Hund auf einem Bein, Variante

Vom Heldensitz kommen Sie zurück in den Vierfüßler und von dort in den Hund (Adho Mukha Shvanasana). Heben Sie das rechte Bein und öffnen Sie die rechte Hüfte zur Seite. Dann beugen Sie das gehobene Bein und ziehen den Fuß sanft in Richtung linke Pobacke. Wichtig: Die Schultern bleiben dabei auf einer Höhe und die Schulterblätter sind zurück gerollt. Nach acht tiefen Ujjayi-Atemzügen senken Sie das Bein und wechseln Sie die Seiten. Anschließend kommen Sie zurück in den Hund.

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3 Bretthaltung mit Kopf zum Knie

Aus dem Hund bewegen Sie die Schultern nach vorne bis über die Handgelenke und ziehen Sie das rechte Knie an die Brust. Bringen Sie dabei die Hüften auf die gleiche Höhe wie die Schultern und machen Sie den oberen Rücken rund. Das linke Bein schiebt kraftvoll nach hinten. Die Schulterblätter wandern nach außen, so dass der Rücken noch runder wird. Ziehen Sie den rechten Oberschenkel noch etwas enger an den Brustkorb heran und die rechte Ferse zum Gesäß und versuchen Sie, Ihr Kinn zum Knie zu bringen. Nach fünf bis acht Atemzügen strecken Sie das rechte Bein nach hinten, kommen Sie zurück in den Hund und wechseln Sie dann die Seiten.

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4 Gleichgewichtshaltung aus dem Vierfüßler

Kommen Sie aus dem Hund in den Vierfüßlerstand. Strecken Sie den rechten Arm nach vorne und das linke Bein nach hinten. Ziehen Sie dabei die Rippen leicht nach innen und schieben sich kraftvoll durch die Fingerspitzen nach vorne und durch die Zehen zurück. Spüren Sie diese Energiebahn durch Ihren Körper? Dann beugen Sie das linke Bein, drehen den rechten Arm nach hinten und greifen damit den linken Fuß. Drücken Sie das linke Schienbein nach hinten und heben Sie den Fuß. Nach acht Atemzügen kommen Sie zurück in den Vierfüßlerstand und üben die andere Seite.

5 Utthan Pristhasana (Eidechse)

Gehen Sie aus dem Vierfüßler heraus in den Hund. Von dort aus schwingen Sie den rechten Fuß nach vorne undBildschirmfoto 2013-12-09 um 17.51.13 Kopie setzen ihn neben die Außenseite der rechten Hand. Dann senken Sie die Unterarme auf den Boden oder auf Klötze ab. Dabei strebt das Brustbein nach vorne, die Schulterblätter sind zurückgerollt und das rechte Knie bleibt dicht bei der Schulter. Nehmen Sie sich zehn bis zwanzig Atemzüge lang Zeit. Dann strecken Sie die Arme wieder und kommen Sie zurück in den Hund. Bevor Sie die Seiten wechseln, bauen Sie ein Vinyasa (einen dynamischen Wechsel aus nach unten und nach oben schauendem Hund) ein.

6 Anjaneyasana (Tiefer Ausfallschritt), Variante

Der rechte Fuß schwingt aus dem Hund nach vorne zwischen die Hände und das linke Knie sinkt zu Boden. Das vordere Knie befindet sich genau über dem Fußgelenk. Dann legen Sie die rechte Hand auf den rechten Oberschenkel und greifen mit der linken Hand den linken Fuß. Richten Sie die linke Seite des Brustkorbes gerade nach vorne aus und heben Sie die vorderen Beckenkämme etwas an, um Spannung im unteren Rücken abzubauen. Mit angehobener Brust bleiben Sie acht Atemzüge lang in der Haltung, dann wechseln Sie nach einem Vinyasa die Seiten.

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7 Urdhva Mukha Shvanasana (nach oben schauender Hund)

Aus dem nach unten schauenden Hund gleiten Sie in den nach oben schauenden. Beugen Sie die Arme ein wenig, halten Sie die Unterarme aber gerade in der Mittelinie. Nun ziehen Sie den Rumpf zwischen den Armen nach oben und stellen sich vor, Ihre Nieren würden sich ausbreiten und nach oben bewegen. Die Kniescheiben sind angezogen und die Zehen fest in den Boden gedrückt. Dann strecken Sie die Arme wieder, bleiben noch zwei Atemzüge lang in der Haltung und legen Sie sich auf den Bauch.

 

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8 Dhanurasana (Bogen)

Beugen Sie in der Bauchlage beide Beine und greifen Sie nach den Füßen oder Fesseln. Öffnen Sie die Brust und drücken Sie die Schienbeine kräftig nach hinten. Stellen Sie sich vor, Sie wollten die Füße so weit nach hinten drücken, bis sie oberhalb der Knie sind. Kopf und Brust sind angehoben, die Schultern aber aktiv gesenkt. Nach acht tiefen Atemzügen kommen Sie zurück in den Hund.

 

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9 Vasishthasana (seitliche Bretthaltung)

Aus dem Hund gehen Sie in die Bretthaltung. Stellen Sie die Füße eng nebeneinander und setzen Sie die rechte Hand mittig auf. Dann rollen Sie sich auf die Außenkante des rechten Fußes. Das Steißbein schiebt in Richtung Fersen und der ganze Körper wird in die Seitenlage gekippt, so dass die Beckenkämme übereinander stehen. Strecken Sie den linken Arm weit nach oben aus. Das rechte Schulterblatt ziehen sanft am Rücken entlang nach unten. Bleiben Sie fünf Atemzüge lang in der Haltung, bevor Sie über die Bretthaltung die Seiten wechseln.

 

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10 Vasishthasana, Variante

Ausgangspunkt ist Vasishthasana auf dem rechten Arm. Drehen Sie das obere Bein auswärts, so dass die Zehen nach oben zeigen. Beugen Sie das Bein, greifen Sie an den großen Zeh und strecken Sie das Bein nach oben. Gleichzeitig drücken Sie die Sohle des rechten Fußes nach unten. Je fester Sie den unteren großen Zeh und die untere Hand in den Boden schieben, desto besser können Sie das Becken anheben. Bleiben Sie mit geweitetem Brustkorb drei bis fünf Atemzüge lang in der Haltung. Dann entspannen Sie sich in Balasana (Stellung des Kindes), bevor Sie die Seiten wechseln.

Text: Diane Anderson; Sequenz von Kathryn Budig

Den ganzen Artikel lesen Sie in unserer Juli/August-Ausgabe 2011.

Lachyoga

Nachbarn haben es manchmal schon nicht leicht, heute Kundalini-Geräusche, morgen Lachyoga-Beschallung. Was sie sich wohl denken, kann man nur erahnen. Das Schöne ist, dass es einem nach 65 Minuten Lachyoga wirklich völlig egal ist. Die Übungs-DVD von Gabriela Leppelt-Remmel hinterlässt ein wohlig ausgeglichenes Gefühl in Bauch und Kopf, so dass man den Untertitel nicht nur versteht, sondern richtiggehend spürt: Lachyoga schenkt Lebensfreude. Für die Übungen hat die Lachyoga-Lehrerin einige Schüler an die Außenalster in Hamburg bestellt (man mag sich die Gesichter der anderen Spaziergänger vorstellen). In der Gruppe werden anschaulich 33 Übungen vorgestellt. Vom Begrüßungslachen und Dschibberisch sprechen führt Leppelt-Remmel über klassische Dehnübungen zu ihren vier abgewandelten Atemübungen. Dafür sitzt sie völlig unprätentiös auf einer kleinen Decke, während im Hintergrund gerade eine Ente ins Wasser watschelt. Der Aufbau ist gut, die Menüführung durch die DVD ebenso. Verbessert werden könnte die Tonqualität. Vom raschelnden Polokragen bis hin zum anfahrenden Auto hört man alles im Hintergrund. Beachten sollte man unbedingt, dass im Gegensatz zu den meisten Home Yoga-DVDs viele Übungen für mindestens zwei Yogi/nis, eher sogar für mehrere, ausgelegt sind. Mit einem Gegenüber kann man einfach besser frech kichernd wie in Übung 31 über sich selber lachen.

Fazit: Die DVD ist insgesamt ebenso sympathisch wie die Lehrerin, mitsamt ihrer Versprecher und ihrem ansteckenden Lachen.

Jennifer Bligh / (Originalfoto des ersten Lachclubs in Mumbai vom Februar 1996)

Lachyoga schenkt Lebensfreude“ von Gabriela Leppelt-Remmel (Via Nova Verlag, ca. 15 Euro)

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