Was nährt mich wirklich? – von Sascha Peschke

Neue Ernährungstrends verbreiten sich über die Sozialen Medien und Influencer immer schneller. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass diese spezifischen Ernährungsmodelle für deren spezifische Bedürfnisse funktionieren. Heilpraktiker, Yogalehrer und Ayurveda-Berater Sascha Peschke erklärt…

Ayurveda-Wissen vs. neue Ernährungsforschung

Ernährung ist ein komplexes Thema und in der Forschung gibt es stetig neue Entwicklungen, die aufgrund ihrer Komplexität in scheinbarem Widerspruch mit früheren Erkenntnissen stehen. Im Ayurveda versuchst du deinem individuellen Ursprung wieder so nahe wie möglich zu kommen, indem du akzeptierst, dass du zwar einzigartig bist, aber Archetypen dir helfen eine grobe Richtung einzuschlagen. In der Forschung ist man sich mittlerweile auch sicher, dass der wichtigste Faktor bezüglich Ernährung gleichzeitig der frustrierendste ist, weil du nichts daran ändern kannst: deine Genetik.

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Deine Vorfahren haben dir ein Verdauungssystem mitgegeben, das manche Dinge besser und andere schlechter verwerten kann. Das hat mit unserer Herkunft und der spezifischen Anpassung an die Lebensumstände zu tun. Hinzu kommt noch der genetisch, individuelle Mix aus dem Erbgut deiner Eltern.

Manche Menschen können gefühlt alles essen, während andere einen Spießrutenlauf erleben, bei dem sie scheinbar monatlich gegen etwas anderes empfindlich reagieren. Was du davon mitnehmen kannst, ist deine Ausgangssituation zu erkennen und zu akzeptieren. Beschäftige dich mit den Faktoren, die du beeinflussen kannst, damit du deine Verdauung unterstützen kannst.

Wie die Psyche auf deine Ernährung wirkt

Was mir als Yogi am wichtigsten erscheint, ist die Psyche und wie sie auf unsere Nahrungsaufnahme wirkt:

Entspannung: Nur wenn du entspannt bist, können deine Organe am besten funktionieren. Gestresst essen oder dich nebenbei mit etwas zu beschäftigen, was dich aufregt, ist wohl der sicherste Weg, auch den stabilsten Verdauungstrakt aus der Bahn zu werfen.

Wertschätzung: Ausserdem geht es beim Essen und trinken ganz viel um Wertschätzung. Je besser du über dich und deinen Körper denkst, umso mehr wirst du darauf achten, was du deinem Körper zuführst. Das kann eine Aufwärts-, aber auch eine Abwärtsspirale für dich bedeuten, da sich dein Körper aufgrund der zugeführten Ernährung mittelfristig verändern wird, was wiederum deine Wahrnehmung verändert.

Gewissen: Für Yogi*nis ist klar, dass das Unterbewusstsein jedes mal mitleidet, wenn du das Leid von Lebewesen akzeptierst. Umso mehr, wenn es nur um die Befriedigung von Gelüsten geht. Diese Energie wird dich langfristig krank machen. Deswegen ist der Versuch immer mehr auf tierische Lebensmittel zu verzichten ein Schritt zu mehr seelischer Gesundheit. Dabei ist kein Weg perfekt und muss es auch gar nicht sein. Versuche nur im Einklang mit dem eigenen Gewissen Schritt für Schritt immer bewusster zu werden.

Gewohnheit: Deine Familie hat dir nicht nur Gene, sondern auch Gewohnheiten mitgegeben. Begonnen mit der Regelmäßigkeit und Menge der Nahrungsaufnahme, bis hin zu Mustern in deiner Ernährung. Diese sind nicht leicht zu ändern, aber es ist möglich. Wenn du als Kind Süßes zur Belohnung bekommen hast, wirst du Süßes im Geist immer mit Belohnung verbinden. Ausserdem bekommst du bei der Geburt die Darmbakterien deiner Mutter geschenkt. Diese bestimmen erheblich welche Lebensmittel dein Darm verarbeiten möchte und worauf du Gelüste entwickelst. Indem du diese Muster erkennst, lassen sie sich abschwächen und deine Darmflora wird sich nach und nach an dein verändertes Verhalten anpassen.

Leichtigkeit: Essen sollte schmecken und Spaß machen. Solange du hautsächlich saisonal, regional, frisch, und wenig verarbeitet isst, kannst du gerne schlemmen. Aber sei ehrlich mit dir. Du weißt, was dir gut tut. Behandle dich selbst so, wie dich ein guter Trainer behandeln würde: Mit Liebe und Respekt! Und wenn dir das gelingt, belohne dich auch ab und zu und erlaube dir bewusste Fehltritte.

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Welcher Ernährungstyp bist du?

Zur Veranschaulichung einiger Zusammenhänge, die mir sehr häufig begegnen, hier ein paar Beispiele. Dabei wichtig: Da Ernährung sehr individuell ist, werden die folgenden Verallgemeinerungen von deiner Lebenswirklichkeit abweichen. Hier geht es mir in erster Linie darum, etwas Bewusstsein zu schaffen. Bitte sprich eventuelle Symptome immer zuerst mit deinem Arzt ab!

Ernährungstyp 1:

Du hast vor einigen Monaten mit Yoga begonnen und es begeistert dich so sehr, dass du es bereits mehrmals die Woche praktizierst. Ausserdem trinkst du häufiger Wasser, isst mehr Gemüse und viel weniger Fleisch. Du bist von Natur aus schlank, verlierst dennoch Gewicht und fühlst dich leicht, allerdings geht dir auch schnell mal die Kraft aus und du wirst häufig krank.

Vermutung: Du verbrauchst durch die Yogapraxis mehr Kalorien. Ausserdem verringert die Praxis deinen Appetit. Gleichzeitig führst du über die Veränderung der Ernährung weniger Kalorien zu. Durch das Defizit verlierst du Gewicht. Da du aber auch weniger Eiweiss zu dir nimmst, kann der Körper keine neuen Muskeln aufbauen und auch die Abwehrzellen deines Immunsystems können nicht ausreichend gebildet werden.

Mögliche Lösung: Achte auf eiweissreiche Bestandteile deiner Ernährung wie Hülsenfrüchte, Haferflocken, Nüsse, Tofu, Brokkoli oder auch mal ein veganes Eiweißpulver. Diese sind sehr sättigend und der Körper kann überflüssiges Eiweiss leicht in Kohlenhydrate umbauen. Der Muskelaufbau erhöht den Grundumsatz deines Körpers und das hilft wiederum bei der Fettverbrennung. Der Körper wir schwerer, sieht gesund trainiert aus, ohne Überschüssiges in Fettpolster zu lagern.

Ernährungstyp 2

Du praktizierst seit 10 Jahren Yoga und bist fast genauso lange Vegetarier mit starker Tendenz zum Veganer. Bis vor kurzem ging es dir damit großartig, doch seit einiger Zeit fühlst du dich oft müde, die Konzentration lässt nach und ab und zu spürst du kribbeln in den Armen und Beinen.

Vermutung: Jod, Eisen, und Vitamin B12 haben Depots im Körper, die Tage, Monate bis zu Jahre halten können. Wenn diese geleert sind, kann es zu Mangelerscheinungen kommen.

Mögliche Lösung: Entweder du machst ein großes Blutbild für eine informationsbasierte Entscheidung. Oder du überprüfst, was in deiner Ernährung fehlen könnte und nutzt Nahrungsergänzungsmittel für eine Weile, um mögliche Veränderungen zu beobachten.

Ernährungstyp 3

Solltest du dich bei den oberen Beispielen nicht erkennen, hier ein Beispiel für ein statistisch durchschnittliches deutsches Leben. Unabhängig vom subjektiven Wohlbefinden kannst du mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass weniger Alkohol, Zucker, Salz, Fleisch, Milchprodukte und Transfette und mehr Vollkornprodukte, Früchte, Nüsse, Samen, Omega 3 Fettsäuren, Ballaststoffe, mehrfach ungesättigte Fettsäuren, Hülsenfrüchte und Calcium, deine Lebensqualität deutlich verbessern werden.

Top 3 der übersehenen Lebensmittel

  1. Kürbiskerne: viel Protein, viel Eisen
  2. Leinöl: viel Omega 3 Fettsäuren
  3. Chiasamen: viel Kalzium, viel Protein, viel Omega 3 Fettsäuren

Ernährung ist ein unglaublich spannendes Thema und schon einige kleine Veränderungen können große Wirkung haben. Lass dich nicht von Trends oder Verallgemeinerungen mitreissen. Hör auf deinen Bauch. Ernährung sollte auf keinen Fall zu Stress oder schlechtem Gewissen führen. Kleine Veränderungen, die sich direkt gut anfühlen, sind fast immer besser als radikale Umstellungen, die man nicht lange durchhalten kann.

Falls du tiefer in die Thematik einsteigen möchtest, kann eine persönliche Ayurveda-Typ-Beratung oder ein Gespräch mit einem Ernährungsexperten ein Start sein, um dich in eine gute Richtung zu lenken!

Tipp: Als ergänzende Literatur zu diesem Thema im allgemeinen und die vegetarisch/vegane Ernährung, empfehle ich die Bücher und Youtube-Videos von Niko Rittenau. Hier wird aus ernährungswissenschaftlicher Sicht jeder Aspekt beleuchtet.


Sascha Peschke

Über Sascha Peschke

Sascha ist Heilpraktiker und Yogalehrer verschiedenster Traditionen. Seine Erfahrung stützt sich auf 25 Jahre Praxis in körperlicher und mentaler Weiterentwicklung und der daraus resultierenden praktischen Anwendung als Lehrer und Behandler. Sascha verbrachte mehrere Jahre auf Reisen zu den entlegensten Klöstern und Lehrern in Indien, Nord- und Südamerika und Australien. 

Heute bildet er Yogalehrer, Profisportler und Therapeuten in Anatomie, Physiologie und Energielenkung weiter. Mehr Infos findest du unter www.saschapeschke.com und auf Instagram.


“How to Yoga” Podcast-Folge 06 – Was ist Ayurveda?

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