“Australia’s Sexiest Vegetarian” Xavier Rudd im Interview

Musik machen, surfen, vegan essen und die Welt retten: Alles, was guttut, vereinigt der australische Musiker Xavier Rudd nicht nur in seiner Person, sondern auch in seinem Lebensstil – und in einem Sound, der ihn zu einem Lieblingskünstler der Yogaszene gemacht hat.

The easy way of life – Xavier Rudd als lässiger Naturmensch

Das Video seines Songs „Walk away“ zeigt bereits die Quintessenz: Xavier Rudd am Strand, Spaziergang mit Hund durch die Brandung, dann auf dem Stand-up-Paddleboard, erneut mit Hund, später auf dem Surfbrett (ohne Hund) und zur Gitarrensession am Wildwasserfluss, auf dem Skateboard durch den Wald und schließlich, gefeiert von ekstatischen Hippie-Mädchen, live in concert. Auch auf Instagram erlebt das inszenierungsgewohnte Publikum einen lässigen Naturmenschen und sein „Easy Living“. „There is no one else like Xavier Rudd“ heißt es auf seiner Website. Ob das von gesundem Selbstbewusstsein, unverblümtem Marketing oder dem Benennen von Tatsachen zeugt, bleibt dahin gestellt. Auf jeden Fall ist klar, welche Sehnsüchte der 1978 im australischen Torquay geborene Rudd in seiner Fangemeinde auslöst.

“Most played” auf den Yoga-Playlists

Zu dieser Gemeinde gehört auch ein großer Teil der Yogaszene. Regelmäßig ist Rudd auf deren Playlists und Yogastunden-Soundtracks vertreten ist, vor allem natürlich mit dem Hit „Follow The Sun“ aus dem 2012 erschienenen Album „Spirit Bird“. Ähnlich wie sein US-Kollege Jack Johnson verkörpert der seit 15 Jahren Yoga übende Rudd einen Lifestyle, der den Durchschnitts-Yogi nach einem langen Arbeitstag im Großraumbüro und von seiner Matte im überfüllten Studio in die große Freiheit Südaustraliens entführt.

Auch auf seinem Album „Storm Boy“ feiert Rudd die erdende Kraft der Natur und das sonnendurchflutete Leben im Freien. Wie er es empfindet, dass sich viele Menschen zu seinen Songs ins gedrehte Dreieck begeben? „Als Kompliment“, antwortet Rudd im Interview mit YOGA JOURNAL: „Um ganz in der Praxis versinken zu können, schaffen sich die Menschen einen guten Raum. Wenn meine Musik ein Teil davon sein kann, empfinde ich das als große Ehre“. Er selbst kam über eine gute Surf-Freundin, die Iyengar-Lehrerin Roz Buttonshaw, zum Yoga. Der positive Effekt überwältigte ihn: „Yoga hat schnell mein ganzes Leben vereinnahmt, manchmal praktizierte ich fünf Stunden am Tag.“ Inzwischen sei der physische Teil sanfter geworden. „Roz sagt: Yoga steckt in unserem Leben, unseren Entscheidungen und ist Werkzeug für einen bewussten Lebensstil. Das ergibt auch für mich Sinn.“

Zurück zu den Wurzeln – Xavier und die Anfänge der Musik

Welche Entscheidungen ihn zu seinem durchaus privilegierten Lebensstil geführt haben? „Keine bewussten“, so Rudd. Er sei in diese Freiheit hineingeboren und habe sie sich bewahrt, in dem er seinen kulturellen Wurzeln treu geblieben ist. Unter seinen Vorfahren gibt es, typisch für das Einwandererland Australien, Iren, Schotten, Niederländer und – prägend für Rudds Arbeit als Aktivist – Wurundjeri, eine Linie der australischen Ureinwohner. Ihr gehörte seine Urgroßmutter an, und sie ist es, deren Symbole sich Rudd als Künstler zu eigen gemacht hat. Als eines von sieben Kindern griff Rudd nicht nur früh zur Gitarre seines Bruders, spielte Klarinette und Saxophon, er nutzte auch gelegentlich den Staubsauger als Ersatz-Didgeridoo.

Frisur, Gestik, Kleidung, Selbstinszenierung: Rudd liebt das Raue, die Freiheit, die Kraft der Elemente. Nach seinem Schulabschluss zog es ihn neun Monate auf die Fidschi-Inseln, dann widmete er allmählich sein ganzes Leben der Musik. Dabei ist das Ureinwohner-Thema keine Pose, sondern Teil seines Selbst und seines untrennbar mit der Kunst verbundenen Aktivismus. Rudd thematisiert in vielen seiner Songs soziale und gesellschaftliche Fragen, Naturschutz-Anliegen und die Rechte von Aborigines. Neben seinem Didgeridoo-Spiel hat er australische Aboriginal-Vocals in seine Songs integriert. 2003 nahm ihn die Gemeinschaft der Dhuwa in ihre Reihen auf. Zeit verbrachte Rudd außerdem mit Native Americans wie den Cree, Mohawk und den Iroquois. Als überzeugter Veganer arbeitet er regelmäßig mit der Tierschutzorganisation PETA zusammen, die ihn zu „Australia’s Sexiest Vegetarian“ kürte.

Alles ist eins: Davon singt Xavier Rudd, und davon erzählt sein Leben.

Auch in seinem aktuellen Album kombiniert Xavier Rudd das Wilde und das Wohlige: „Freedom of the heart is what we crave, when we sit by the river with a cup of tea“, heißt es im Titelsong „Storm Boy“. Er selbst beschreibt die erneut erfolgsversprechende Mischung aus Reggae, Blues, luftigem Indie-Sound und nachdenklichen Texten als „Resultat meines spirituellen Erwachens“. Nach vielen Turbulenzen fühle sich sein Leben aktuell „stark und solide“ an, was er auch in seine Welttourneen transportiert.

Kraft tankt er unter anderem beim Surfen – er steht auf dem Brett, seit er fünf Jahre alt war – und im Winter beim Snowboarden, „einer der wenigen Aktivitäten, für die ich Schuhe brauche“. In allen Bereichen des Lebens geht es ihm um Verbindung: „Wir sind alle Teil der Schöpfung und unterscheiden uns nicht von dem Tier oder der Pflanze neben uns. Die Erde nährt uns alle mit Energie, wir schwingen also auf der gleichen Frequenz. Musik lässt uns das spüren.“

Yoga als Lebensstil

„Yoga hat schnell mein ganzes Leben vereinnahmt, manchmal praktizierte ich fünf Stunden am Tag.“

„Die Sounds, die ich produziere, bringen mich mit Menschen zusammen, die Großes für den Planeten leisten. Meine Musik inspiriert sie, sie wiederum werden Teil meiner Musik und meiner Geschichte – und so geht es immer weiter …“ Von den Tracklists in Yogastunden zu umfassender Haltung: Xavier Rudd beschreibt Yoga nicht nur in seiner Musik, sondern auch in seinem Leben. Damit wird klar, was hinter seiner Philosophie steckt: Noch mehr Philosophie … und, ja, ein zweifellos richtig entspannter Lebensstil.

Xavier Rudd
FOTOS: ARTERIUM, SOLOMON SCOPAZZI

I believe that we can breathe in the magic of our earth
And I believe we can exhale anything
we feel we didn‘t deserve
I believe there was a man called Jesus Christ
in times like these
He said treat each other equally in times like these
I believe in the words of the Dalai Lama in times like these
Of peace and love and unity in times like these
I believe in the movement of the tide in times like these
And the mystery of the moon in times like these
I believe in the circuit of the sun in times like these
And its magnetic properties for human beings
I believe in a simple thing called love in times like these
I believe that the spirit is reborn when we die
With no burden of the body we‘re free to fly
I believe in the people standing tall in times likes these
Hands raised with intention
To heal the world

– Xavier Rudd, „Times Like These“, auf: „Storm Boy“

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