Yogalehrerin Flora Fink im Interview

Jetzt wird es lecker: Flora Fink ist nicht nur Yin Yoga-Lehrerin und Ayurveda-Coach sondern auch leidenschaftliche Bäckerin. Für uns kreiert die Augsburgerin neue, einfache und himmlisch leckere Rezepte. Gleich beim ersten Treffen hat sie uns das Rezept für ihre “supersimplen Kekse” verraten und dabei jede Menge über ihren Yoga-Weg, ihre Einstellung zu Veganismus und ihre Yoga-Vorbilder erzählt. 

Hallo Flora, wie würdest du deine Beziehung zu Yoga beschreiben?

Was mir zuallererst einfällt: Ich weiß gar nicht, ob ich eine Beziehung zu Yoga habe, das hieße ja, dass da einerseits Yoga ist, andererseits ich bin – vielmehr ist mein Lebensgefühl Yoga. Ich liebe und lebe Yoga, bin Yoga – wenn ich das so sagen darf, das klingt ein wenig anmaßend, natürlich bin ich auch oft genug launisch und weit weg von diesem guten mittigen Zustand. Aber durch die Praxis, die jetzt schon lange einen festen Platz in meinem Leben hat, hat sich doch einiges verändert. Yoga ist nichts mehr, was ich tue, die Anbindung, die Grundhaltung von Verbindung ist einfach da. Und wenn sie verloren geht, weiß ich ja, was zu tun ist: auf die Matte stellen, setzen, legen, oder auch anderswo bewusst werden, atmen, wieder zum Zentrum zurückkehren. Dabei erlebe ich die stille Praxis des Yin Yoga als am wirkungsvollsten.

Warum genau Yin Yoga?

Nach vielen Jahren recht intensiver körperlicher Praxis – und ich habe die physische Anstrengung auf der Matte früher ganz klar gebraucht, um mich zu spüren, um zu Nicht-Anstrengung zu finden – habe ich irgendwann gemerkt, dass mir eigentlich etwas anderes fehlt: nichts zu tun und damit okay zu sein. Ohne zu wissen, dass es einen Stil wie Yin Yoga gibt, habe ich immer mehr ruhige und weiche restorative Haltungen in meine Praxis integriert. Hier in Deutschland war und ist Patrick Broome mein wichtigster Lehrer, und seine Art, (damals noch) Jivamukti Yoga eher sanft und oft mit Fokus auf Vorbeugen zu unterrichten, war bestimmt ein bedeutender Schritt für mich in Richtung Yin. Und nicht allzu lange nach meinem Jivamukti-Teacher Training habe ich dann Biff Mithoefer gefunden und mich von ihm in Yin Yoga ausbilden lassen – und darüber hinaus habe ich so viel von ihm gelernt, unser Kontakt hat noch mal so einiges auf den Kopf gestellt, zum Glück, und das ganz ohne Kopfstand. Ich denke, wir brauchen heute alle einen Ausgleich zum vielen Sitzen, die Praxis darf also durchaus auch fordernd sein, aber der Schwerpunkt sollte dann doch auf dem Runterfahren, dem Stillwerden, der Einkehr liegen.

Und wann hast du dich dazu entschlossen Yoga zu unterrichten?

Das war gar nicht so sehr ein Entschluss. Ich wollte nach vielen Jahren Praxis einfach mehr erfahren und deshalb eine Intensivausbildung machen – vier Wochen, mindestens, nur Yoga. Als ich mich von der Uni verabschiedet habe – nach Studium und ein paar Jahren in Forschung und Lehre und dann abgebrochener Doktorarbeit –, war auch endlich Zeit dafür, und durch einen größeren Übersetzungsauftrag hatte ich auch ziemlich genau den Betrag, um mir die Jivamukti-Ausbildung leisten zu können. Der Monat auf der Fraueninsel war einfach nur wunderschön und intensiv, aber wenn mich Patrick nicht ermutigt hätte, das Apprenticeship – ein langes Praktikum sozusagen – zu machen und dann zu unterrichten, wäre es womöglich nie dazu gekommen. Ich bin heute sehr, sehr glücklich, dass ich teilen darf, was in meinem Leben so zentral ist, was für mich so heilsam war und ist, und dafür bin ich ihm und Biff sehr dankbar. 

Nach dieser positiven Erfahrung mit DEINEN Lehrern … Was möchtest DU deinen Schülern vermitteln oder besser gefragt: Wo siehst du deine Stärken als Lehrer?

Aus dem, was ich von den beiden und anderen Lehrern lernen und auch sonst erfahren durfte, habe ich mir das herausgepickt, was sich für mich richtig und ehrlich anfühlt, und das teile ich dann auch. Ich hoffe, dass ich mich jeweils gut auf die Gruppe oder mein Gegenüber einstellen kann und einen Ausgleich finde zwischen Yin und Yang: spielerisch herausfordern, Raum zum Ausprobieren und Spüren und Fühlen geben, wieder in die Verbindung zum Selbst führen, im Tun und Nichtstun. Ich respektiere die Tradition voll und ganz, nehme das Ganze aber nicht sonderlich ernst im Sinne von Strenge, das macht mich vielleicht aus. Aber eigentlich können andere das wahrscheinlich besser beurteilen und beschreiben (lacht).

Du selbst lebst ja vegan. Gehören Yoga und vegane Ernährung für dich zusammen?

Nicht zwangsläufig. Yoga und Gewaltlosigkeit oder vielleicht besser noch: Freundlichkeit gehören für mich unbedingt zusammen – wobei auch die Freiheit dazugehört, und jeder darf und muss selbst entscheiden, wie sie oder er leben möchte. Ich hatte schon länger vegetarisch gelebt, bevor ich 2011 dann auf rein vegane Ernährung umgestellt habe. Für acht Jahre war das dann auch genau richtig, allerdings mache ich inzwischen, das ist noch sehr neu für mich und vielleicht auch nur eine kurze Phase, auch wieder bewusste Ausnahmen. Ich war und bin immer wieder körperlich sehr erschöpft, mit dem Gewicht auch eher an der Untergrenze, und da war auf einmal das Gefühl da, Milchprodukte könnten mir vielleicht dieses “Mehr” geben, das ich gerade brauche. Viele Veganer werden die Entscheidung – oder dieses Experiment – wohl nicht gutheißen, und ich bin auch nicht hundertprozentig im Frieden damit, aber ich probiere das jetzt zumindest eine Zeitlang aus. Nach Ayurveda wäre es für luftige Typen wie mich auch zu empfehlen, ab und an zumindest Schwereres wie Milch und Sahne zu konsumieren – und jetzt schaue ich eben mal. Ich schaue aber darauf, welche Qualität ich kaufe und achte auf Regionalität – was bei der rein veganen Ernährung für mich eher zweitrangig war, da habe ich dann mit halbgutem Gewissen Bio-Cashewkerne von weit her gekauft … Ich denke, es ist grundsätzlich wichtig, über unseren Konsum nachzudenken und bewusste Entscheidungen zu treffen, um möglichst wenig Schaden anzurichten. Zum Leben gehört aber auch das Konsumieren, und wir dürfen alle unsere eigenen Konsumentscheidungen treffen – frei von Dogmen. Bewusstheit ist wichtig, damit wir finden, was für uns gerade richtig ist.

Du hast eine Zeit lang als Köchin in München gearbeitet. Entstand dabei deine Liebe fürs Kochen? Oder war die Begeisterung für frisch zubereitete Speisen schon vorher da?

Gekocht und vor allem gebacken habe ich schon immer gerne, und nach der eher kopflastigen trockenen Arbeit mit Texten, in Bibliotheken und am Computer, war das Kochen und Backen im Yam Deli genau das Richtige. Mit Händen etwas zu erschaffen, zu sehen, wie man damit jemandem eine Freude bereitet, und dabei zu wissen, dass man ein denkbar gutes freundliches Angebot macht – vegan, bio, fair trade –, das hat auf einmal so viel Sinn ergeben und sich sehr, sehr richtig angefühlt. Ich bin super dankbar für die Zeit im Deli, auch für die schönen Kontakte, die sich dort ergeben haben, und die gute Schule, die so ein Alltag in der Gastronomie ist.  

Die meisten deiner Rezepte kreierst du selbst und arbeitest dabei sehr intuitiv. Wie gehst du vor, wenn du etwas ganz Neues probierst – und geht auch mal etwas schief?

So richtig schiefgegangen ist schon lange nichts mehr, aber ich bin da auch recht entspannt – kein Kuchen oder Keks muss gleich perfekt sein. Ich backe so, wie ich es mag, mit natürlichen Zutaten, vielleicht etwas weniger Zucker als in vielen Rezepten, dabei aber nicht maximal gesund. Und ich verwende das, was eben gerade da ist, daraus ergeben sich die besten Kombinationen und manchmal schöne Überraschungen. Die Mengenverhältnisse ergeben sich irgendwie aus dem Gefühl – und wahrscheinlich der Erfahrung – heraus. Das Schwierige ist dann nur, die Rezepte zu rekonstruieren oder mich tatsächlich zu disziplinieren, die Zutaten abzumessen und das Ganze aufzuschreiben. 

Neben dem Thema “vegan” liegt dir auch Nachhaltigkeit besonders am Herzen. Du willst also auch beim Kochen so wenig Müll wie möglich produzieren. Wie gelingt dir das?

Das Müllvermeiden fängt beim Einkaufen an: Was kann ich wo verpackungsfrei oder zumindest mit möglichst wenig Plastik drumherum einkaufen? Und kaufe ich manchmal mehr, als ich dann wirklich verwende? Ich werfe eigentlich nie Essen weg und versuche, möglichst wenig Verpackungsmüll nach Hause zu tragen – was aber zugegebenermaßen manchmal besser funktioniert, manchmal schlechter. Als ein Beispiel: Vegane Milch mache ich, wann immer Zeit ist, selbst – so muss für mich nicht all das Wasser im Tetrapak durch die Gegend gefahren werden. Die Pulpe, die beim Herstellen von Soja-, Mandel- oder sonstiger Milch überbleibt, verbacke ich oder ich koche damit. Um Verschwendung zu vermeiden, ist der bewusste Einkauf von frischen Produkten aus der Region, am besten in Bioqualität, zu empfehlen, und ich kaufe hauptsächlich unverarbeitete Lebensmittel –Gemüse, Obst, Getreide, auch in Form von Mehl, Haferflocken, Nudeln, außerdem Hülsenfrüchte, Nüsse und Kerne, Öle … Aber auch da finde ich es wichtig, nicht zu streng zu werden, so viel Freude es auch macht, noch immer weiter zu optimieren. 

Spielt Balance, Yin und Yang, auch beim Backen eine Rolle für dich?

Das Tun vor dem eigentlichen Backen und das Zurücklehnen und Vorfreuen, während der Kuchen im Ofen ist, und dann natürlich das genüssliche Verspeisen – das ist ja fast schon perfekt ausbalanciert (lacht). Der Kuchen darf schön schwer machen, der Kaffee dazu weckt dann schon wieder auf … Und so findet sich immer wieder die Balance. Ich denke darüber nicht groß nach, meiner Erfahrung nach stellt sich das Gleichgewicht von selbst ein, wenn wir in einer liebevollen achtsamen Verbindung mit uns selbst und unserer Mitwelt sind, bewusst spüren und fühlen und danach handeln – in allen Bereichen des Lebens. 

Noch eine Genussfrage zum Schluss: Was ist dein Soulfood an kalten Tagen?

Unbedingt Warmes und Nährendes! Wie Nudeln. Tahin. Rote Bete und Kürbis. Kaffee und Kuchen. Schokolade. Nicht besonders einfallsreich, hilft aber tatsächlich immer. 

Ich glaube du hast auch gleich etwas Leckeres für uns dabei oder?

Kekse vegan backen

Ja, das erste Rezept, jej! Supersimple Kekse für glückliche Blenderbesitzer – und andere, denn es geht auch ohne …. 

Neugierig geworden? Hier geht’s zum Rezept für vegane Kekse.


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