Das Thema “Yoga und Veganismus” wird heiß diskutiert. Muss ein “guter” Yogi sich vegan ernähren? Bedeutet Ahimsa, das Konzept der Gewaltlosigkeit, zwangsläufig auch den Verzicht auf tierische Lebensmittel? Oder kann es auch anders interpretiert werden?
Wir haben drei Yogis gefragt, wie sie Yoga und Ernährung für sich persönlich zusammenbringen – und sind dabei auf drei unterschiedliche Meinungen gestoßen.
Yoga und vegan gehören zusammen
Laura Schneider, Moderatorin, Schauspielerin, Mama und Life Coach: “Ich bin über Yoga vegan geworden. Das regelmäßige Praktizieren hat mich auch über den Mattenrand hinaus achtsamer und liebevoller durchs Leben gehen lassen. Neben der Liebe zu mir selbst ist die Liebe zu allen Lebewesen spürbar geworden, das Erleben von Verbundenheit und Mitgefühl. Tieren aus Lust und Luxus das Leben zu nehmen, verantwortlich zu sein für Leid und Missbrauch, das passt für mich ganz und gar nicht zu Yoga. Ahimsa kann so übersetzt werden und hat mich in meiner Yogalehrerausbildung zu einer gewaltlosen Lebensweise in jeglicher Hinsicht geführt.”
Fleisch aus nachhaltiger Erzeugung
Silke Schwarz-Rosenwinkel, Iyengar-Yogalehrerin und Bloggerin: “Ich habe nicht immer voll dazu gestanden, eine Yogini zu sein, die Fleisch isst. Darum versuchte ich auch, Vegetarierin zu werden, redete mir ein, nur dann eine vollwertige und gute Yogaübende zu sein. Doch dieser Lebensstil war nicht mein eigener, ich hatte ihn mir aufgezwungen. Wahres Ahimsa bedeutet auch Gewaltlosigkeit gegen sich selbst. Ich versuche nun, mich weitgehend clean zu ernähren, also frisch zu kochen, mit viel Gemüse, Obst und Vollkornprodukten. Oft vegetarisch, doch wenn mein Körper mir signalisiert, dass er Fleisch oder Fisch braucht, dann esse ich das auch. Dabei achte ich auf Qualität und nachhaltige Erzeugung und kaufe Bioware, meist beim örtlichen Biohof oder Geflügelzüchter.”
Der Umgang mit Tieren ist brutal
Johannes Vogt, Musiker und Lehrer für Yoga, Bewusstseins- und Körperarbeit: “Mein Verzicht auf Fleisch ist in einer Zeit von Konsum und Umweltverschmutzung noch der einfachste Beitrag, mich von Adharma, also zerstörerischem Verhalten, zu lösen. Doch ich bin kein Freund extremer Haltungen. Fleisch zu essen ist in unserer Kultur stark verankert, weshalb ich niemanden verurteile, der das tut. Was ich aber kritisiere, ist das Wegschauen. Unser Umgang mit Tieren ist brutal. Indigene Völker etwa waren mit den Tieren eins, das ist etwas ganz anderes. Vegan ist meine erste Wahl, aber ab und zu mag ich Ghee, Honig oder einen guten Käse aus den Bergen. Oft geht es auch um die persönliche Konstitution. Aus ayurvedischer Sicht können tierische Produkte manchmal sehr hilfreich sein.”
Wie sieht es bei dir aus? Wie ernährst du dich und von welcher Meinung fühlst du dich persönlich am ehesten abgeholt? Wir sind gespannt auf deinen Kommentar.
Fast vegetarisch…; so ernähre ich mich und die Sicht von H. Johannes Vogt gefällt mir wohl am allerbesten. Ja, es darf bei mir auch Fleisch selbst sein, denn: Wenn ein Mensch sich Mühe gibt, mir eine gut gemachte Mahlzeit mit Fleisch anzubieten, dann wäre es für mich nahezu ein Zeichen der Verachtung, diesen Menschen mit starren Ernährungsprinzipien zu konfrontieren und sein Angebot abzulehnen. Aber auch wenn es um ein Stück Fleisch eines gut (!!) geschossenen Wildtieres geht, sprich: ein Stück Fleisch von einem Tier das genau so stirbt, wie ich von diesem Planeten gehen wollen würde: Ja, auch mit dem Genuss eines solchen Stück Fleisches habe ich kein Problem. Und wenn ich dann doch auch einmal etwas schwach werde…, ja, das passiert auch mir ab und zu (Das passiert mir im Schnitt vielleicht maximal 1 mal pro Monat….), dann: Tja dann: verzeihe ich mir selbst. Summa Summarum komme ich also tatsächlich auf ca. dieses eine mal pro Monat auf Fleisch, denn: für Besuche habe ich oft gar keine Zeit, das Wildessen verschiebe ich ebenfalls schon seit Jahren, also bleibt es bei der menschlichen Schwäche….
Ich bin Vegetarier, esse ab und zu Fisch. Aber nur ganz wenig. Kuh Produkte meide ich. Mein Lebensstil durch Yoga hat sich im Bewusstsein stark geändert. Muss dazu sagen ich praktiziere Yoga erst ein halbes Jahr. Komme mit Überproduktionen, in allen Gruppen überhaupt nicht mehr zurecht. Es tut nur weh zu sehen und zu hören.. Also möglichst nur regionale Produkte. Kaufe nur noch bei Alnatura oder Bioladen zb. Naturgut..
Ich persönlich bin da ganz bei Johannes. Es muss jeder für sich selbst entscheiden, wichtig finde ich eine bewusste Entscheidung, bei der ich mich wirklich mit der Sache auseinander gesetzt habe und nicht nur einen Lifestyle übernehme, nur weil es hipp ist.
Lederjacken tragende und Fleisch essende, Cappucino trinkende Yogi(ni)s sind keine. Ahimsa für sich selbst??? Ja, aber wie kann einem das Steak noch schmecken, wenn dafür soviel Leiden verursacht wird? Zu Ayurveda-Zeiten gabs keine Massentierhaltung, heutzutage braucht niemand mehr Milch, ea gibt ja auch sooo viele Alternativen.
Die Haltung der Tiere ändert nichts an der Gewalt die schlussendlich für Tierprodukte an den Tieren ausgeübt wird. Wer also ein gewaltloses Leben präsentieren möchte muss sich vegan ernähren, andererseits wäre es heuchlerisch. Das kann man auch nicht beschönigt ausdrücken, egal wie hart oder ‘triggernd’ es wahrscheinlich für Leute ist, die sich komplett gewaltlos nennen möchten und trotzdem den Kauf dieser Produkte fördern. Ganz einfach.
Johannes Vogt spricht mir aus der Seele, ihm kann ich voll und ganz zustimmen.
Ich persönlich esse nicht gern Fleisch oder Wurst, v.a. weil es mir nicht schmeckt und zu schwer im Magen liegt. Und ein Fleischkonsum aus Massentierhaltung wäre auch aus ideologischen Gründen für mich ausgeschlossen.
Was mich schon lange an der ideologisch geführten Debatte um Veganismus stört ist, dass immer davon gesprochen wird, keinem Lebewesen etwas zu Leide tun zu wollen. Pflanzen sind auch Lebewesen! Sie kommunizieren sogar in gewisser Weise miteinander und unterstützen oder bekämpfen sich gegegseitig.
Und darüber hinaus bin ich der festen Überzeugung, dass jeder (menschliche) Organismus anders ist, und wir versuchen sollten, achtsam ganz im yogischen Sinn auf unseren Körper zu hören und ihm möglichst das zu geben, was er braucht bzgl. Ernährung, Bewegung, Entspannung, geistiger Anregung, … und insgesamt mehr Toleranz gegenüber anderen walten lassen.