Nachgefragt bei Beate Cuson

Wie finde ich im vermeintlichen „Yoga-Stil-Dschungel“ die passende Praxis für mich?

 

Die unglaubliche Vielfalt an Yoga-Richtungen lässt sich unter anderem dadurch erklären, dass sich Yoga über die Jahrhunderte enorm verändert hat. In einem ständigem Prozess haben es die Menschen ihren Lebensbedingungen immer wieder von Neuem angepasst. In weit zurückliegenden Zeiten wurden die Asanas etwa ausschließlich zur Vorbereitung auf die Meditation praktiziert. Heute wird Yoga oftmals auf ein modernes Fitnessprogramm reduziert und als Teil eines modernen Lifestyles propagiert. Aufgrund der zahlreichen Stile kann jedoch jeder Übende – abhängig von seinen persönlichen Bedürfnissen und Ansprüchen – die für ihn passende Yoga-Richtung finden.

In Indien entstandene, traditionelle Stile sind Ashtanga, Iyengar, Kundalini, Sivananda und Vini Yoga. Zu den zeitgenössigen Stilen, die sich während der letzten Jahrzehnte in den USA entwickelt haben, zählen unter anderem Anusara, Jivamukti, Bikram, Power, Tri Yoga und das Vinyasa Flow Yoga. Mit wenigen Ausnahmen werden in fast allen Stilen die gleichen Asanas praktiziert, jedoch mit zum Teil sehr unterschiedlicher Ausführung und unterschiedlichen Schwerpunkten. Manche Stile legen sehr großen Wert auf die präzise Ausführung der Haltungen oder auf die Verbindung von Atem und Bewegung. Andere bevorzugen ein statisches Üben oder das fließende Verbinden der Asanas. Dabei schätzen immer mehr Lehrer die Fülle der unterschiedlichen Richtungen und verbinden Elemente verschiedener Stile miteinander. Die Präzision und die Technik von Iyengar oder Anusara beispielsweise bereichern einen fließenden Stil, während etwa Yin Yoga einen wunderbaren Ausgleich zum kraftvoll dynamischen Üben bietet.

Sehr genaue Anleitungen und explizite Erläuterungen insbesondere der technischen und der anatomischen Aspekte der Asanas finden Yoga-Übende in Iyengar-Stunden. Mit Genauigkeit und Kraft werden die Positionen gehalten. Auch Menschen mit körperlichen Einschränkungen können diese Yoga-Richtung dank unterstützender Hilfsmittel problemlos praktizieren. Yogis, die ihre Ausdauer verbessern und den Fokus auf athletisches Üben richten möchten, können sich beim traditionellen Asthanga Vinyasa Yoga auspowern. Wenig spirituelles Beiwerk charakterisiert die eher „Fitness-orientierten“ Stile Bikram, Hot oder Power Yoga. Dabei ist Gesundheit und Sportlichkeit Grundvoraussetzung und Basis für effektives Üben. In Jivamukti-Stunden finden Yogis ebenfalls eine körperlich herausfordernde Praxis – kombiniert mit der klassischen Yoga Philosophie, Musik und Mantren, Chanting und Meditation. Eine freigeistige und kreative Form ist das Vinyasa Flow Yoga. Hier wird kraftvoll-dynamisch, aber auch sanft-entspannend im fließenden Rhythmus geübt und in regelmäßgen Abständen in den Haltungen verweilt, um in die Tiefe der Asanas hineinzuspüren. Wer gestresst ist und nur schwer abschalten kann, dem sei Yin Yoga ans Herz gelegt. Bei dieser Yoga-Richtung werden besonders Entspannung und Geduld kultiviert, der Fokus liegt auf tiefem Dehnen und Meditation in den Asanas. Bei körperlichen Problemen und Einschränkungen ist Vini Yoga die richtige Wahl. Dem therapeutischen Bezug kommt insbesondere bei diesem Stil große Bedeutung zu. Entscheidend hierbei ist der individuelle Ansatz, bei dem jeder Übende die für ihn passenden Variationen der Asanas wählen kann.

Entscheidend bei all diesen unterschiedlichen Ansätzen und Ansprüchen ist, welche Bedürfnisse wir als Übende in bestimmten Phasen unseres Lebens haben. Ich empfehle, die verschiedenen Angebote und Lehrer mit Neugier und Intuition auszuprobieren. Denn selbst bei einem Stil gibt es verschiedenen Nuancen – abhängig von der Persönlichkeit, Authentizität, Kompetenz und dem Erfahrungshintergrund des Lehrers.

Beate Cuson ist Yogalehrerin, Autorin („Flow Yoga“, Theseus Verlag) sowie Gründerin und Leiterin des Yogastudio Moveo in Berlin. Seit den 70er Jahren hat sie zahlreiche Yoga-Stile ausprobiert, u.a. Iyengar, Hatha, Flow und Vini Yoga. Über Silvester bietet sie ein Retreat in Brandenburg und im März 2010 Yoga-Ferien in Goa/ Indien an.

www.moveo.berlin

100. Ausgabe YogaWorld Journal

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