Die Schulen sind im Corona-Modus: Sportunterricht, die Pausengestaltung und viele andere aktive Teile des Schultages sind nicht oder nur eingeschränkt möglich. Das kostenlose Programm “Yogapause für Grundschüler” von Florian Sprater macht es möglich, Yoga direkt im Klassenzimmer am Schreibtisch zu üben.
Wir haben uns mit dem Kinderyogalehrer und geistigem Vater von Govinda dem Yoga-Erdmännchen, zum Interview getroffen. Er erklärt uns, warum Yoga bei Kinder Phantasie und Neugierde weckt und wie sehr die Kleinen von Yoga profitieren. Plus: Das erste Video “Yogapause für Grundschüler” findest du gleich hier im Artikel.
Eines deiner erklärten Ziele ist es, kleinen Yogis die Wirkung von Yoga näher zu bringen. Warum ist Yoga für Kinder richtig und wichtig?
Unser Alltag wird immer schnelllebiger, hektischer und anspruchsvoller. Und das gilt leider auch für die Kleinsten in unserer Gesellschaft. Kinder genießen die Ruhepausen im Alltagstrubel! Und gerade die, die am Aufgedrehtesten sind, sind sehr dankbar auch mal abschalten zu können. Aber nicht dass hier ein falscher Eindruck von Kinderyoga entsteht: Ich grinse immer, wenn ich bei Artikeln über Kinderyoga Kinder mit geschlossenen Augen meditieren sehe. Denn für mich ist Kinderyoga kreativ, spannend, bewegt und macht vor allem viel Spaß. Ruhig auf einem Meditationskissen sitzen wir da nur selten, zumindest mit den Kleinen.
Erlebst du eine Veränderung an Kindern, wenn sie regelmäßig Yoga machen?
Ich bekomme sehr viel positives Feedback von Eltern: Ihre Kinder schlafen besser, haben weniger Wachstumsschmerzen und sind ausgeglichener. Und diese Erfahrungen werden zusätzlich durch Studien bestätigt. Auch die soziale Kompetenz wird durch Kinderyoga gefördert und das Selbstbewusstsein wird gestärkt. Kinderyoga hat also viele positive Effekte auf die kindliche Entwicklung. Und ich bin mir sicher, dass der Yoga-Samen, der im Kinderalter gesetzt wird, auch als Erwachsener dabei helfen kann, die Herausforderungen des Lebens zu meistern.
Du bist regelmäßig an Schulen und in Kitas unterwegs. Was möchtest du den Kindern mitgeben?
Zeit für Dich! Das ist mein Motto. Ich denke “Zeit” ist eines der größten Geschenke, das wir anderen, aber auch uns selbst machen können. Wenn wir bereits als Kind lernen, dass es auch wichtig ist, sich um sich selbst zu kümmern, ist die Wahrscheinlichkeit für spätere körperliche und mentale Krankheiten deutlich geringer. Und was gibt es schöneres, als spielerisch den eigenen Körper zu entdecken, sich zu bewegen und dabei mit Geschichten in fremde Welten abzutauchen? Yoga macht Spaß, das möchte ich gerne allen am Projekt beteiligten Gruppen vermitteln.
Vor kurzem hast du ein neues Yoga-Projekt auf die Beine gestellt: Youtube-Videos, die zeigen, wie Lehrer*innen Yoga ganz einfach in den Unterricht einbauen. Hast du das Gefühl, dass die Kleinen gerade während Corona mehr Halt brauchen?
Ich bin ziemlich überrascht, wie gut Kinder mit der Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen umgehen. Trotzdem ist dies keine leichte Zeit und der Schulbetrieb ist eine große Herausforderung für alle Beteiligten. Während des Home-Schoolings im März begann ich, ganze Kinderyogastunden aufzuzeichnen und kostenlos auf YouTube zur Verfügung zu stellen. Die Idee war, Kindern und Eltern die Möglichkeit zu geben, weiterhin Yoga zu praktizieren, eine unkomplizierte Auszeit Zuhause zu erhalten und so etwas Normalität beizubehalten.
Seit die Schulen wieder auf sind, stehen viele Lehrer*innen vor der Herausforderung, dass Sportunterricht, die Pausengestaltung und viele andere aktive Teile des Schultages nicht oder nur eingeschränkt möglich sind. Daher kreierte ich eine Reihe von 10-Minuten-Yogapausen, die direkt im Klassenzimmer am Schreibtisch oder am Stuhl durchgeführt werden. Diese haben Themen wie: “Komm‘ in Bewegung”, “Konzentration stärken”, “Stress loslassen” und einige mehr …
Worauf sollten Erwachsene achten, die Kindern Yoga näher bringen wollen?
Kinderyoga ist nicht mit Erwachsenenyoga zu vergleichen. Es geht nicht um die perfekte Ausführung der Yogaübung. Kinder sind automatisch “der Hund” und machen nicht den Hund wie wir Erwachsene. Daher brauchen sie nicht die genaue Anleitung, sondern Fantasie und Neugierde. Und ich empfehle auch nicht, zu viel zu verbessern, denn da verlieren die Kinder schnell den Spaß. Eine Ausnahme besteht natürlich bei Verletzungsgefahr!
Videotipp: Beruhigende Kindermeditation im Video
In seinem “alten” Leben arbeitete Florian in einer Bank und suchte nach einer Möglichkeit, seinen wilden Geist zu beruhigen. Dann entdeckte er Yoga: “Ich erinnere mich noch gut, als ich vor 20 Jahren in meiner ersten Yogastunde im Fitness-Studio war. Ich spürte sofort, wie gut mir Yoga tat – körperlich und geistig.” Nach ein paar Jahren der Selbstpraxis fasste er den Entschluss, selbst Yogalehrer zu werden und sein Wissen an andere weiterzugeben. Zuerst an Erwachsene und dann an Kinder. Für Eltern, die noch gar nicht so recht wissen, was sie mit ihrem Kind machen sollen, hat Florian Sprater das Hörbuch “Kinder-Yoga – eine Mitmachsafari für Kleine” mit dem kleinen Erdmännchen Govinda herausgebracht. govinda-yoga.de