Yoga, Liebe und Beziehungen

Liebe

Seelenverwandschaft. Die große Liebe. Der ideale Partner. Wenn wir unsere Beziehungen nicht als fortwährende Dramen, sondern als Entwicklung begreifen. Dann sind diese Kategorien nicht hilfreich. Hier lenken wir den Fokus auf Achtsamkeit, gewaltfreie Kommunikation und Selbstliebe. Unromantisch werden wir dabei nicht. Aber frei von (Selbst)täuschung. Sondern authentisch in dem, was wir uns wirklich voneinander wünschen.

Liebe ist der Abschied vom Traumprinzen

Zu wahr, um (nur) schön zu sein. Yoga und Meditation können uns helfen, einen realistischeren Blick auf Beziehungen zu erhalten. Ja, ganz sicher. Beziehungen sind dafür da, um zu wachsen und aus der Illusion des Getrenntseins zu erwachen. Nicht dafür, dass sie uns sofort und immer glücklich machen. Wenn wir dieses Verständnis in all unseren Beziehungen anwenden. Dann sind die Beziehungen eine Form des Yoga. Schließlich bedeutet Yoga Einheit oder Verbindung.

Yoga und Meditation lehren zum einem die Achtsamkeit. Zum anderem die Einheit des Seins. Durch das regelmäßige Üben werden wir uns eigener Verhaltensmuster bewusst. Wenn dies passiert, können wir die destruktiven Muster verändern. Beispielsweise suchen wir uns Partner, die unsere Glaubenssätze bestätigen. Lautet einer von diesen, dass Männer generell unzuverlässig seien. Dann stellt sich der Partner als unzuverlässig heraus. Wir bewerten unseren Partner. Konzentrieren uns zudem auf seine Fehler. Machen ihn dann verantwortlich für unser Wohlbefinden. Oder brauchen ihn, um uns zu vervollständigen. Solange werden wir von unseren Beziehungen enttäuscht.

Wichtig ist die Konzentration auf das, was wir sehen wollen. Wahrnehmung wird durch Projektion erzeugt. Diese fällt dann wiederum auf uns zurück. Wir selbst bekommen alles zu spüren, was wir auf andere übertragen. Im Yogasutra sagt Patanjali, dass wir unsere eigene Realität schaffen. Die Wahl ist unsere. Schuld und Angst oder Liebe und Göttlichkeit.

Der Abschied von Hollywood

Zum anderen gibt es Filme, Werbung, Medien und Love-Songs. Dadurch suchen wir obsessiv nach dem einen Partner. Der soll uns vervollständigen. Dieser Gedanke ist eine der größten Illusionen unserer Gesellschaft. Und zudem unseres Egos. Es gibt keine “besondere Beziehung”, die uns glücklich macht. Nur die reine Liebe kann das tun. Diese ist unsere Essenz. Niemand ist anders oder besonders. Weil niemand von jemand anderen getrennt ist. Doch jeder ist einzigartig.

Reine Liebe gibt es dann, wenn das Herz offen ist. Wenn das Gefühl des Getrenntseins verschwindet. Das passiert auch beim Betrachten eines spielenden Kindes. Beim Spaziergang durch die Natur. Oder am Sterbebett eines Menschen sein. Es gibt keine Grenze für die Liebe. Sie ist nicht lokalisiert. Und deshalb nicht an deinen Geliebten gebunden. Sie ist allumfassend. Allzu häufig wird sie jedoch mit der Romanze verwechselt. Diese ist ausschließend und nicht allumfassend. Dann bemühen wir uns, unsere Schwächen, Fehler und Wunden zu verstecken.

Aufgabe einer Beziehung ist in diese Bereiche Bewusstsein zu bringen. Und je mehr fühlen wir uns zu einer Person hingezogen. Desto stärker zeigen sich diese Blockaden und ungeheilte Verletzungen. Durch die Akzeptanz des anderen schaffen wir einen Rahmen für Heilung. Wenn wir uns in einer Beziehung verstecken oder nur unsere Bedürfnisse nach Bestätigung und Zuneigung erfüllt haben möchten. Dann unterstützt uns das Universum darin nicht.


Foto: Photocase.de

Die Würde der Kreatur

Lernen von den Menschen

In keiner der großen Weltreligionen spielen Tiere oder die übrige belebte Natur eine wesentliche Rolle. Es ist nicht bekannt, dass sich je ein Papst oder ein anderer Religionsführer als Vegetarier oder gar als Veganer geoutet hätte. Keiner der Herren scheint ein irgendwie geartetes persönliches oder wenigstens theologisches Verhältnis zu Tieren oder Pflanzen besessen zu haben. (Der Dalai Lama ist die rühmliche Ausnahme.)

Vor dem Hintergrund des christlichen Schöpfungsglaubens ist das eigentlich überraschend – schließlich gelten Tiere hier als Mitgeschöpfe. Doch das fatale Bibel-Diktum „Macht Euch die Erde Untertan“ hat die Christen offenbar nicht nur um jedes Mitgefühl, sondern auch um den Verstand gebracht. Das Abendland plündert den Planeten seit Jahrhunderten besonders effektiv und quält und verachtet dabei alle andersartigen Lebewesen. Der zuständige Gott sagt dazu: „Lasst uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich. Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über die ganze Erde und über alle Kriechtiere auf dem Land.“

Das religiöse Denken ist also eine rein anthropozentrische Angelegenheit: Es dreht sich ausschließlich um den Menschen und dessen Nutzen. Weiter reicht weder die Phantasie noch die Empathie. Die unbelebte Umwelt, die Natur als Ganzes, das Universum oder ähnliche Kleinigkeiten, von denen wir leben und abhängig sind, brauchen wir an entscheidender Stelle in den heiligen Schriften nicht zu suchen – davon steht höchstens etwas im Kleingedruckten.

Selbst die Idee von der „Bewahrung der Schöpfung“ kommt über die menschliche Ebene nicht hinaus. So sagt Prof. Dr. Rainer Anselm im Jahr 2013 mit großer Naivität, Bewahrung der Schöpfung bedeute, mit daran zu arbeiten, dass es allen Menschen auf der Welt gut gehe. Natürlich soll es allen Menschen gut gehen, aber den Rest der Schöpfung dabei zu vergessen, ist ein wenig unmodern.

Das war schon einmal anders: Aristoteles sprach von einer „scala naturae”, der Mensch als Teil der Natur, als höheres Tier. Dieses Denken herrschte bis ins Mittelalter vor. Dann plötzlich trat der Mensch aus der Natur heraus, begriff sich als Sonderfall und gegenüber der Natur mit unerschöpflichen Rechten ausgestattet. Ein in dieser Hinsicht vollkommen irrer René Descartes erklärte Tiere zu seelenlosen Maschinen. Aus der Macht, die der Mensch hat, wurde das Recht, andere Wesen wie leblose Dinge zu benutzen.

Damit war das Schicksal der Tiere in der Neuzeit besiegelt. Die Ausbeutung und industrielle Vernichtung von tierischem Leben begann gigantische Ausmaße anzunehmen. Schade, denn mit ein wenig Nachdenken hätte aus der Macht auch Verantwortung werden können. Leider scheint es jedoch schier unmöglich zu sein, uns Christenmenschen etwas von unserer Verantwortung für Wesen zu vermitteln, die schwächer sind als wir, und gegenüber der Natur, von der wir leben.

In diesem Kontext kann man dennoch von den Menschen lernen – und zwar, wenn man sich ein Beispiel an den Schweizern nimmt: Die haben nämlich seit 1992 die Würde der Kreatur in ihrer Verfassung verankert. Zum Glück, denn dieses Verständnis von Würde bezieht sich auf die gesamte menschen-unabhänigige Natur, also auch auf Pflanzen. Kein anthropozentrisches Denken also, sondern ein pathozentrisches und biozentrisches, das sich endlich um viel mehr als um uns dreht!

Der deutsche Philosoph Robert Spaemann spricht von der „Pflicht“ des Menschen, sich die Folgen seines Handelns genau anzusehen und sich mit den Konsequenzen zu konfrontieren. Yogis und Menschen, die von sich behaupten, in spirituellen Zusammenhängen zu leben, bleibt ohnehin nicht viel anderes übrig, als sich in einer kosmozentrischen Wahrnehmung zu üben. Aufmerksamkeit, Sensibilität und Neugier schließen im Prinzip das ganze Universum ein, zumindest aber unsere ganze Welt.

Das bedarf einiger Übung, aber wenigstens bis zum nächsten Tier sollte die Vorstellungskraft schon reichen – und zwar bis zum nächsten Tier auf dem Teller vor uns. Oder bis zur Kuhmilch im Kaffee, die da gar nichts zu suchen hat. Weshalb, das sollte man allerdings nicht die Götter fragen.

Von Michi Kern

Das Magazin // Juli + August 2013

“Relationship is the best seminar in town.”

Dieser Ausspruch von Ram Dass ist eines der einfachsten und doch weisesten Dinge, die man aus yogischer Sicht zum Thema Beziehung sagen kann. Beziehung – und zwar jegliche Art von Beziehung – ist  das beste Seminar, das man besuchen kann. In unseren Beziehungen spiegelt sich unser Selbst, unser ganzes Leben und unsere Praxis. Deshalb haben wir diesem Thema einen Großteil dieser Ausgabe gewidmet, Fragen gestellt und nach Antworten gesucht: Was kann man lernen in diesem lebenslangen Seminar?
Auf der Matte verbinden wir uns, wie uns die Übungsstrecken in diesem Heft vorschlagen, innig mit Kriegern (Basics), Kamelen (Masterclass) und sogar uralten Tempeln wie Yogalehrer Christian Klix in unserem Fotospecial. Richtig interessant wird es allerdings, wenn es um um eine der speziellsten Formen von Beziehungen geht – die Liebe zu einem Partner. Ralf Sturm, systemischer Berater, Yoga- und Meditationslehrer, sieht die Paarbeziehung als Satsang, als “Gemeinschaft mit dem Wahren”, da unser Partner unseren tiefsten Kern widerspiegelt. Für ihn liegt der Schlüssel für ein besseres gegenseitiges Verstehen, mehr Nähe und Intimität in der Kommunikation – eine Ansicht, die zahlreiche Yogis und Experten mit ihm teilen. Zuvor müssen wir uns allerdings um uns selbst kümmern: “Die spirituelle Praxis des Yoga oder der Meditation sind Wege, die wir erst alleine gehen müssen,” sagt der Autor und buddhistische Psychotherapeut Matthias Ennenbach. Nicht umsonst kommt man im Rahmen von Beziehungen immer wieder auf die wichtigste Beziehung überhaupt zurück – nämlich die zu sich selbst.

Der bekannte Coach Veit Lindau plädiert im Interview ganz klar dafür, dass Selbstliebe weit über Wohlfühlambitionen hinaus gehen muss. Vielmehr geht es um die radikale Annahme dessen, was ist, von sich selbst und den anderen, um sich verstehen und entfalten zu können. Auch unser Cover-Paar, die Begründer der Jivamukti-Methode, Sharon Gannon und David Life, leben eine radikalere, unabhängigere Form der Beziehung, in der die spirituelle Praxis über allem steht: “Wir fühlen beide, dass eine funktionierende Beziehung nur zwischen zwei voneinander unabhängig glücklichen Menschen möglich ist, die sich dafür entschieden haben, zusammen glücklich zu sein.“ Besser kann man es eigentlich nicht sagen, höchstens dick unterstreichen, dass Yoga an sich nur wahrhaftige Verbindung bedeuten kann.

 

Viel Spaß beim Lesen, beim Yoga und in Ihren Beziehungen wünscht die

YOGA JOURNAL-Redaktion

 

TITELTHEMEN
– SPECIAL: Yoga und Beziehung
– Glück zu zweit mit Meditation und Gewaltfreier Kommunikation- Reflexion statt Projektion
– INTERVIEWS: DJ und Schauspieler Goldie, Yogalehrerin Tara Stiles, Jivamukti-Gründer Sharon Gannon und David Life
– AYURVEDA: Starke Männer & echte Frauen
– PRAXIS: Asanas als Herzöffner
– STYLE GUIDE: TriYoga
– CITYTRIP: Zürich

Sie können die Ausgabe 04/2013 bequem und versankostenfrei in unserem Wellmedia-Shop bestellen.

Kochen Mit // Uschi Herzer und Joachim Hiller

Seit 15 Jahren veröffentlichen Uschi Herzer und Joachim Hiller, die Macher des Punk-Fanzines „Ox“ und „Kochen ohne Knochen“, ihre beliebten vegetarisch-veganen Kochbücher. Als leidenschaftliche Punks halten sie sich an den Staight Edge-Gedanken der Punkszene, der den Verzicht von Drogen und Alkohol zelebriert und sich bis hin zum veganen Leben ausdehnen lässt. Vor zwei Jahren haben wir die beiden bereits vorgestellt (Ausgabe 01/2011). Hat sich in der Zwischenzeit ein Wandel bemerkbar gemacht?

Joachim Hiller ist zuversichtlich: „Man muss natürlich immer aufpassen, keiner selektiven Wahrnehmung zum Opfer zu fallen. Aber angesichts der Menge an veganen Kochbüchern, der steigenden Präsenz von Veganern in den Medien und der Tatsache, dass man nicht wie früher als Sonderling, sondern eher als positiver Vertreter einer erstrebenswerten Lebensweise angesehen wird, denke ich schon, dass eine rein pflanzliche Ernährung sich weiter durchsetzen wird. Vom Mainstream sind wir noch weit entfernt, aber mittlerweile ist der Begriff „vegan“ allgemein bekannt, es gibt immer mehr vegane Produkte, Restaurants und Läden – und wir merken auch am Zuspruch für unser Heft „Kochen ohne Knochen“, dass mehr und mehr Menschen keine Lust mehr auf eine Ernährung haben, die auf der Ausbeutung von Tieren basiert.“ Auf Yoga wollen die beiden auch nicht mehr verzichten. Deswegen haben sie erst kürzlich mit ihrer Lehrerin Pia in Solingen eine „Außengruppe“ der Kölner Yogapunx ins Leben gerufen.

 

REZEPT //  FUCKED UP „David Comes To Life“

Spargel-Bohnen-Gemüse mit Backofenkartoffeln

für 2 Personen

Zutaten:

• 500 g Kartoffeln

• 200 g grüne Bohnen

• 300 g weißer Spargel

• 2 mittelgroße Tomaten

• 1 Schalotte oder kleine Zwiebel

• italienische Kräutermischung

• Salz und Pfeffer

• Olivenöl

• optional Grillgewürz

Zubereitung:

1. Die Kartoffeln brauchen am längsten, also sind sie als Erstes dran. Ofen auf 200° C vorheizen. Kartoffeln waschen, schälen und in gleich große Schnitze schneiden. In eine Schüssel geben und mit Olivenöl, Salz und Lieblingsgewürzen vermischen. Backpapier auf dem Backrost auslegen, Kartoffeln ordentlich darauf verteilen und für 20-30 Minuten in den Backofen geben.

2. Als Nächstes Gemüsekochwasser aufsetzen. Spargel schälen, die harten Enden abtrennen (nicht die Köpfe) und den Rest in ca. 5 cm lange Stücke schneiden. Bohnen waschen, Enden abknipsen und ebenfalls in ca. 5 cm lange Stücke schneiden. Schalotte oder Zwiebel fein würfeln, Tomaten waschen und würfeln.

3. Etwas Salz ins kochende Wasser geben und erst die Spargelstücke, dann die Bohnen bissfest kochen. Rausnehmen und abtropfen lassen.

4. In einer Pfanne parallel etwas Olivenöl erhitzen und Schalotten- oder Zwiebelwürfel darin glasig dünsten. Tomatenwürfel mit dazu geben und ein paar Minuten mitbrutzeln lassen.

5. Bohnen und Spargel dazu kippen, ein paar Minuten darin kochen lassen und zum Schluss mit Salz, Pfeffer, einer Prise Zucker und italienischen Kräutern abschmecken.

 

Dieses Rezept wurde dem Buch „Kochen ohne Knochen – Das OX-Kochbuch 5“ entnommen.

Mehr Infos unter www.kochenohneknochen.com

Leserfoto-Kalender 2014

Yoga begleitet und inspiriert Menschen in allen Lebenslagen – diese Erkenntnis illustrieren auch die vielen tollen Bilder, die Sie uns immer wieder schicken.

2014 wollen wir mit den schönsten Leserfotos, die wir erhalten, einen exklusiven YOGA JOURNAL-Jahreskalender für unsere Leserinnen und Leser gestalten. Sie möchten dabei sein? Dann senden Sie uns Ihr Lieblingsbild mit dem Betreff “Leserfoto-Kalendar” an redaktion@yogajournal.de.

Vielen Dank für die zahlreichen Zusendungen. Die Aktion ist leider vorbei und der Kalender ab dem 19. Dezember 2014 im Handel oder unter nachbestellungen@yogajournal.de zu bekommen.

 

 

Das Magazin // Mai + Juni 2013

 Vieles neu macht der Mai…

… und vielleicht ist es auch bei Ihnen Zeit für einen inneren und äußeren Frühlingsputz? Bereits in Patanjalis Yoga-Sutra steht geschrieben, dass wir, um unser wahres Selbst zu erkennen, Gier und Anhaftung aufgeben müssen.  Schnappen Sie sich dieses Heft, Ihre Yogamatte und machen Sie sich auf, Klarheit in Ihren Geist und in Ihr Leben zu bringen!

Praktische Tipps, wie Sie (auch mit Hilfe Ihrer Praxis) Ordnung in Ihrem Alltag schaffen, finden Sie in unserem inspirierenden Artikel „Klärungsbedarf“ (ab Seite 32). Unsere Übungsstrecken „Basics“ und „Masterclass“ legen Ihnen verjüngende und belebende Asanas ans Herz und die Grundregeln basischer und ayurvedischer (sattvischer) Ernährung (ab Seite 86) liefern die passenden Empfehlungen für den Essenstisch.

Wenn Sie auch einmal einen neuen und etwas anderen Yogastil ausprobieren möchten, lassen Sie sich von unserem Style Guide (ab Seite 66) und dem Interview mit Yoga- und Meditationslehrer Josh Summers (ab Seite 72) erklären, was es mit Yin Yoga auf sich hat und weshalb es sich sehr gut mit Meditation verbinden lässt.

Auch jedem Abschied wohnt ein Neubeginn inne: Das YOGA JOURNAL sagt an dieser Stelle „Auf Wiedersehen“ zum bisherigen Co-Herausgeber Michi Kern, der sich, unter anderem als frischgebackener Papa, künftig neuen Aufgaben widmen wird. Mensch sei Dank werden wir allerdings weiterhin in seiner Rubrik mit ihm zusammen von den Menschen lernen dürfen. Herzlichen Dank für die gute Zusammenarbeit, lieber Michi, und alles Gute für die Zukunft!

Viel Spaß beim Lesen und mit dem Frühling!
Ihre YOGA JOURNAL-Redaktion

 

TITELTHEMEN 
– Locker aus der Hüfte: Übungssequenz für Zuhause
– Streng verboten? Yoga in Israel
– Praxis-Special: Pranayama
– Mental Detox: Klärungsbedarf
– Stilserie: Yin Yoga
– Interviews: Anoushka Shankar “Zwei Kulturen, zwei Stile, eine musikalische Reise”, Sanskrit-Lehrerin Manorama, Yin-Yogalehrer Josh Summers, Shri Yogi Hari
– Yoga City Trip: Leipzig
– Ernährung: Tipps für den Säure-Basen-Haushalt

Sie können die Ausgabe 03/2013 bequem und versankostenfrei in unserem Wellmedia-Shop bestellen.

Interview // Patricia Thielemann

Das pralle Leben

Vom Intellekt zum Erlebnis: Im YOGA JOURNAL-Interview spricht Deutschlands bekannteste Pre- und Postnatal Yoga-Expertin Patricia Thielemann über die Herausforderung, die Frauen durch Geburt und Schwangerschaft erleben, wie Yoga sie dabei unterstützen kann – und was ihre Lehrer/innen dabei beachten sollten.

YOGA JOURNAL: Patricia, Schwangerschaft und Geburt eines Kindes sind für die meisten Frauen nicht nur eine persönliche Erfahrung, sondern eine Phase der umfassenden Neu-Positionierung.

Patricia Thielemann: Durch Schwangerschaft und Geburt kommt nicht nur ein Kind zur Welt, sondern auch eine Frau als neue Mutter. Dass die damit verbundenen persönlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen nicht leicht zu vereinbaren sind, ist auch meine Erfahrung. Ich habe mein erstes Kind mit 38 Jahren bekommen. Davor war mein Plan: Ich lasse mich darauf ein, und wenn das Universum das will, werde ich meinen Weg finden. Trotzdem hatte ich zunächst durchaus Angst vor dem Neubeginn.

Wie kann Yoga hierbei unterstützen?

Yoga kann es Frauen erleichtern, bewusst in ihre neue Rolle als Mutter hinein zu wachsen und die vermeintlichen Gegensätze zwischen persönlichen Bedürfnissen und den Anforderungen der Gesellschaft auszugleichen. Die Praxis hilft, diesem – vor allem im Nachhinein – relativ kurzen Zeitabschnitt die angemessene Aufmerksamkeit zu geben. Oft ist es ja so, dass das Herausfinden der Schwangerschaft ein großes Ereignis ist, danach aber eher als Nebensache mitläuft. Wir alle sind eben organisatorisch voll ausgelastet.

Schafft Yoga also einen realistischen Zugang zur neuen Lebensphase?

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Eigentlich ist es merkwürdig: Bei anderen gravierenden Einschnitten in unser Leben wie Tod oder materieller Verlust halten wir inne und bewerten vieles neu. In der Schwangerschaft wollen wir uns oft beweisen, dass sich trotzdem nicht viel verändern muss. Auch unser Umfeld trägt dazu bei: Es wird anerkannt, wenn sich der Körper nicht allzu sehr verändert und man weiterhin in Beruf und sozialem Leben alles gibt. Yoga hilft auf jeden Fall, den Übergang zu begleiten und dem heranwachsenden Leben auch im übertragenen Sinn Raum zu geben. Wenn man alles wie gewohnt weiterlaufen lässt, kann einem später alles ins Gesicht schlagen. Egal, wie sehr man Alltag und Körper in Schach halten möchte – letztlich gewinnt immer die Natur.

Wie hat sich Yoga in deinen beiden Schwangerschaften bewährt?

In der ersten Schwangerschaft hat sich Yoga für mich insofern als heilsam erwiesen, als dass sich einige Dinge, die mich vorher sehr gestresst haben – Karriere, perfektes Aussehen und trotzdem vor allem durch Intelligenz und Leistung wahrgenommen zu werden – relativiert haben. Beim zweiten Kind war die Praxis vor allem dafür da, diesem Baby seinen eigenen Raum zu geben. Sich den Anforderungen von Schwangerschaft und Geburt zu stellen, auch dem Leben danach, bedeutet vor allem, praktisch werden zu müssen. Der Anspruch, vor allem nach außen wirken zu müssen und Anerkennung zu finden, hat sich  abgeschliffen.

Hattest du diesen Anspruch auch in der Yogapraxis?

Im Yoga gibt es durchaus die Gefahr, dass Selbststudium und Selbstsuche doch wieder einem Leistungsprinzip unterworfen werden. Man geht dann nicht objektiv vor, sondern meint, dass man nur „sein“ dürfe, wenn man seine Triebe und sonderbaren Facetten ausmerzt oder in Form bringt. Schwangerschaft und Ankunft meines ersten Kindes haben dem eine pragmatische Komponente geben und mir als eher komplizierte Frau gut getan. Es ist vergeblich, an einem alten Selbstbild festzuhalten zu wollen. Sie haben mich auf den Teppich gebracht, ohne dass ich meine Träume verloren hätte, und mich in einen Zustand des Seins gebracht, keiner bloßen Idee von mir.

Interview: Christina Raftery

Mehr lesen Sie im Sonderheft Yoga & Familie.

INFO: Patricia Thielemann, zweifache Mutter und Gründerin der Spirit Yoga-Studios, hat sich besonders im Pre- und Postnatal Yoga einen Namen gemacht, zu dem sie zwei DVDs, mehrere CDs und zuletzt das Buch „Yoga in der Schwangerschaft“ veröffentlicht hat und das sie auch als Fortbildung für Yogalehrer/innen und Hebammen anbietet. Termine und weitere Informationen gibt es unter www.spirityoga.de

Mantra-Musik zum Träumen

Sanfte Harfenklänge und wunderschöner Gesang – eine tolle Kombination! Besonders, wenn die Sängerin Janin Devi und der Harfist Klaus Heitz heißt. Mit „Jay Ma“ haben die beiden ein wunderbares Werk geschaffen, das durch seine Schlichtheit verzaubert. Die Harfe und die sparsame Instrumentierung bringen Janins Stimme hervorragend zur Geltung, die durch ihre Kraft und Präsenz fast wie ein Livekonzert im eigenen Wohnzimmer klingt. Experimentelle Stücke wie der Kali-Tango oder das Gopala-Duett sorgen für ein abwechslungsreiches Hörvergnügen und klassische Elemente wie Violine und Cello mischen sich mit folkloristischen und südländischen Einflüssen zu träumerischen Klangwelten. Gewidmet ist die CD allen weiblichen Gottheiten. Mit „Jay Ma“ zeigt Janin Devi, dass sie niemanden mehr etwas beweisen muss.

FAZIT: Gekonntes Understatement wird zum Ausdruck echter Hingabe. Damit klingt Janin noch authentischer und professioneller als auf ihren Vorgängeralben.

„Jay Ma” von Janin Devi feat. Klaus Heitz (Janin Devi, ca. 20 Euro).

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