Weltfrauentag 2021 – Heute wichtiger denn je

Wieso braucht man den Weltfrauentag 2021 noch? Das fragen vielleicht einige. Tatsächlich lässt der Jahreswechsel die Ungleichheit nicht verschwinden. Ganz im Gegenteil: Krisen, wie die globale Pandemie, verstärken die Probleme, die es schon vorher gab. So ist es auch mit der Gleichberechtigung der Geschlechter.

Corona werfe die Gleichberechtigung um Jahrzehnte zurück. Diese extreme These stellte die bekannte Soziologin Jutta Allmendinger zu Beginn der Pandemie auf. Jetzt, bald ein Jahr später ist klar, dass sie damit nicht unrecht hatte. Das zeigte eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung. Der Lockdown trifft nicht alle gleich stark.

Doppelte Belastung durch traditionelle Rollenbilder

Die Schulschließungen beeinträchtigten mehr Frauen als Männer. Denn Mütter reduzierten 2020 ihre Arbeitszeit, um sich der Kindererziehung zu widmen. Die Doppelbelastung warf viele Fragen auf: Wie Job und Kind unter einen Hut bringen? Wann kann ich an wichtigen Calls teilnehmen? Wo ist Platz für die Hausaufgabenbetreuung? Und klar: Der ständige Balance- und Organisations-Akt belastet auch die Psyche: Wo bleibt da Zeit für mich, meine Belange? Wie kann ich den Stress abbauen? Speziell in unserer Community: Wann finde ich Zeit für Yoga?

Gender-Pay-Gap auch beim Kurzarbeitergeld

Das Umsorgen von Familienmitgliedern und Kindern heißt Care-Arbeit. Diese wird meistens nicht bezahlt. Das verringert längerfristig sogar die Rente. Denn Frauen üben so weniger bezahlte Tätigkeiten aus und tragen dadurch weniger zur Rentenkasse bei. Auch die finanzielle Lage für Frauen schlechter. Denn Frauen wurden öfter in Kurzarbeit geschickt. Darüber hinaus ist der Gender-Pay-Gap auch bei der Kurzarbeit zu sehen. So bekommen nur 28 Prozent der Frauen, aber 36 Prozent der Männer eine Arbeitgeber-Aufstockung des Kurzarbeitergeldes.

Frauen haben in Sachen Rollenverteilung einen Rückschritt gemacht. Das traditionelle Geschlechterbild hat sich im letzte Jahr verfestigt. Männer gelten als Geldverdiener und Ernährer der Familie. Frauen verdienen weniger und müssen sich währenddessen um die Kinder kümmern. Aber dafür haben manche Frauen ja das Glück im Homeoffice zu arbeiten, oder? Das hilft doch, Kindererziehung und Arbeit parallel zu bestreiten. Ja und Nein. Allmendinger meint, dass das Homeoffice eher Fluch als Segen ist. Denn durch das traditionelle Frauenbild blieben zukünftig immer mehr Frauen im Homeoffice. Frauen würden weiter ins Haus verdrängt.

Weltweite Probleme für Mädchen

Die weltweiten Schulschließungen könnten verhindern, dass Mädchen nach der Pandemie wieder in die Schule zurückkehren. Durch die viele Zeit zuhause ist das Ausweichen schwer. Fast immer sind Familienmitglieder oder Partner anwesend. Auch ein freier Austausch mit Freund*innen ist im Lockdown schwerer geworden.

Dies wiederum erhöhte physische oder sexualisierte Gewalt an Frauen. Von einem Anstieg der geschlechtsbasierten Gewalt berichtet auch eine Studie der UN. Zudem haben auch mehr Frauen als im Vorjahr bei Hilfehotlines angerufen. Die Dunkelziffer ist hoch, weil viele Angst vor noch mehr Gewalt haben, wenn sie dabei entdeckt werden, sich Hilfe zu holen.

Es gibt Hilfe! Wenn du auch von einer ähnlichen Situation betroffen bist, kannst du selbstverständlich kostenlos und diskret beim Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen anrufen. Die Nummer 08000 116 016 ist immer erreichbar.

Lasst uns so laut sein, dass wir gehört werden!

Wir wünschen uns einen bunten Weltfrauentag und verstärken heute auf der Website Stimmen von starken Yoginis! Zusätzlich bieten wir unter Kategorie “Women in Business” im Yoga Journal ganzjährig inspirierenden Pionierinnen eine Plattform. Auch wenn es noch viel zu tun gibt: Heute dürfen wir uns auch selbst feiern und als Sisterhood unterstützen.


Foto von RF._.studio von Pexels | Text: Kerstin Thost

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