Outdoor Yoga: 5 Tipps für das Üben im Freien

Der Sommer ist fast da: Uns drängt es jetzt schon ins Freie – denn die Natur gibt uns Kraft und lehrt uns Verbundenheit … Wir haben 5 Tipps für dein Yoga im Freien.

Handstand am Sandstrand, Baum vor Palmen, Sonnengruß bei Sonnenaufgang – wenn man sich die Yogafotos auf Social Media anschaut, dann sieht es ganz so aus, als würde Yoga generell im Freien stattfinden. Dabei wissen wir doch alle, dass das zwar wunderschöne Motive sind, aber nur selten die Realität: Die Praxis findet meistens drinnen statt – im Studio, im Wohnzimmer und in Zeiten von Corona auch so häufig wie nie zuvor am Bildschirm.

Wie Natur auf Menschen wirkt

Dabei wollen wir endlich durchatmen und mit jedem Atemzug das Leben spüren. Wir wollen uns in einem Raum bewegen, der von keinen Mauern und Dächern begrenzt ist, sondern weit und offen. “Der Mensch will raus” titelte die “Zeit”. Und dieses Draußen, in das es uns zieht, das ist die Natur. “Wir fühlen uns am lebendigsten, wenn wir alle unsere Sinne nutzen und mit unserer Umwelt in Verbindung treten“, schrieb der Zeit-Autor Fritz Habekuß.

Dass diese Lebendigkeit im Kontakt zur Natur nicht bloß angenehm, sondern auch unglaublich heilsam ist, belegt er mit einer Viel zahl wissenschaftlicher Untersuchungen. Demnach haben Menschen, die naturnah aufwachsen, ein geringeres Risiko, psychisch krank zu werden als Stadtkinder. Zeit im Grünen senkt außerdem den Spiegel des Stresshormons Cortisol und erhöht die Anzahl der Immunzellen im Blut. Sind wir umgeben von Natur, kurieren wir Krankheiten schneller, haben mehr positive Gedanken und leiden seltener an chronischen Schmerzen, Migräne und Diabetes.

Lies auch: 8 Techniken die Ängste und Stress lösen und keine Atemübungen sind

Natur schenkt Lebenskraft

“Aham Brahmasmi – Ich bin Brahman”. Im Kern geht es uns immer um ein lebendiges, verbundenes In-der-Welt-Sein.

Woran das liegt, kann die moderne Wissenschaft nicht so genau erklären. Aber spüren können wir es alle: Was wir in der Natur so deutlich wahrnehmen, das ist nach yogischer Vorstellung Prana, Lebenskraft. Wir erleben die Verbundenheit mit dem Leben in all seinen Facetten. Um diese bewusste Anbindung dreht sich in der Yogapraxis eigentlich alles: Auf physischer Ebene kultivieren wir die Verbundenheit mit dem eigenen Körper und über den Körper mit der Welt um uns herum. Auf emotionaler Ebene wollen wir unser Herz öffnen und uns liebevoll mit allen Lebewesen verbunden fühlen. Und auf geistiger Ebene rufen wir uns in Erinnerung, dass wir von Geburt an Teil von etwas sind, das weit über uns hinausgeht und allem Leben zugrunde liegt: “Aham Brahmasmi – Ich bin Brahman“. Im Kern geht es uns immer um ein lebendiges, verbundenes In-der-Welt-Sein. Diese innere Ausrichtung nehmen wir mit, wenn wir im Sommer draußen üben.

5 Tipps für Yoga im Freien

Insekten, Vögel, ein spitzer Stein … Sich unter freiem Himmel ähnlich gut zu fokussieren und zu sammeln wie beim Üben in geschlossenen Räumen, ist die vielleicht größte Herausforderung
  1. Am richtigen Platz: Ruhig, eben, windgeschützt und mit tollem Ausblick – der ideale Yogaplatz ist in der Natur gar nicht so leicht zu finden. Andersherum geht es meistens besser: Lasse dich von einem Ort inspirieren, zu dem es dich hingezogen hat und der sich einfach “richtig” für dich anfühlt. Dort findest du dann zu einer Praxis, die sowohl zu den Gegebenheiten als auch zu deiner Stimmung passt – und sei es nur ein schön geerdetes Tadasana (Berghaltung).
  2. Alles mit einbeziehen: So ungestört wie zu Hause verläuft das Üben im Freien selten: Über die Beine krabbelnde Insekten, eine plötzliche Windböe, ein Schmetterling, ein Stein, der sich durch die Matte bohrt – vieles erregt im Freien unsere Aufmerksamkeit, und nicht alles ist angenehm. Die Herausforderung besteht darin, das Angenehme nicht als willkommene Ablenkung und das Unangenehme nicht als Störquelle zu empfinden: Alles, was jetzt da ist, ist ein lebendiger Bestandteil deiner durch und durch lebendigen Erfahrung. Diese offene, wertfreie Präsenz nennen wir Achtsamkeit.
  3. Die Energie halten: Sich unter freiem Himmel ähnlich gut zu fokussieren und zu sammeln wie beim Üben in geschlossenen Räumen, ist die vielleicht größte Herausforderung. Während sich drinnen die Energie beim Üben immer mehr zu verdichten scheint, hat man draußen eher das Gefühl, sie würde sich verflüchtigen. Hier hilft nur völlige Offenheit gegenüber der Erfahrung, so wie sie ist: Das Üben im Freien ist erst mal sehr anders – und diese Andersartigkeit gilt es zu entdecken und zu schätzen.
  4. Mit allen Sinnen: Statt Rückzug der Sinne (Pratyahara) versuchen wir beim Üben im Freien zunächst das genaue Gegenteil: Wir nutzen alle Sinne, um mit unserer Umgebung in Verbindung zu treten. Wir spüren die Erde unter den Füßen und den Lufthauch auf unserer Haut. Wir riechen den Waldboden, schmecken die Meeresbrise. Wir hören die nahen und fernen Geräusche und sehen die Sonnenstrahlen zwischen den Zweigen hindurchblinzeln. All das darf uns berühren und zum Mitschwingen bringen – genau wie umgekehrt auch unsere Praxis in diese Umwelt hineinwirkt.
  5. Außen und Innen verschmelzen lassen: Die eigentliche Idee dieser Praxis ist wie generell im Yoga eine tiefere Verbindung: Wir gehen nach draußen und bewegen uns zugleich nach innen. Und anders herum: Wir spüren von unserem Inneren aus und verbinden uns dabei mit dem Außen. Dabei nehmen wir wahr: Die Natur um uns ist zugleich in uns, wir sind mit jeder Faser ein Teil von ihr.

Autorin: Stephanie Schauenburg // Bilder: Anete Lusina via Pexels

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