Handstand ohne Hände – Dies.Das.Asanas

Diesmal präsentiert Jelena Lieberberg eine echte – und nicht ungefährliche – Herausforderung: den Handstand ohne Hände. Die lebendige Klimmzugstange ist nicht nur ungewöhnlich, sie stellt auch unsere Vorstellung des Möglichen komplett auf den Kopf!

Als Kind habe ich Klein-Erna-Witze abgöttisch geliebt. Besonders den, bei dem die kleine Hamburgerin Fahrrad fährt: “Guck mal, Mama, nur mit einer Hand am Lenker!”, “Guck, ganz ohne Hände!” Dummerweise stellt sie sich zum Bedauern ihrer Mutter dabei so ungeschickt an, dass sie schließlich ruft: “Guck Mama, jetzt ohne Zähne!”

Mir ist es wichtig, Yoga in meine Klassen und Workshops ehrlich und ohne Beschönigungen zu unterrichten, die einem eine heile Welt vorgaukeln. Dennoch bin ich kein Pessimist. Eher Realist. Ich sehe meine Kolumne als investigativen Realitätscheck. Bei vielen Bildern im Internet kann man kaum glauben, was man da sieht. Wie viel Kraft und Übung dahinter stecken, erkennt man als Betrachter meist nicht. Man muss es ausprobieren. Ein Handstand ohne Hände ist im Raum nicht möglich, es sei denn man hat sich in einen anderen Bewusstseinszustand versetzt oder schwebt, wie beim AcroYoga, auf einer anderen Person. Es funktioniert allerdings, wenn man sich in einen Türrahmen spannt wie eine lebendige Klimmzugstange. Dafür ist sehr viel Power in Beinen, Rücken und Willen erforderlich. Und ja, gefährlich ist es auch.

MACHT DAS SPASS?

Und ob! Wer auf Nervenkitzel steht, kommt hier auf seine Kosten. Je enger der Durchgang, desto leichter, je schmaler der Türrahmen, desto schwieriger wird es.

MUSS ICH DAS KÖNNEN?

Nein. Die Nachahmung ist auch nicht unbedingt zu empfehlen! Zumindest solltest du anfangs nicht alleine üben, sondern immer mit einem Partner. Die Gefahr, auf den Kopf zu fallen, ist gegeben. Man denke an Klein-Erna!

WAS MUSS ICH DAFÜR TUN?

Vorerst reicht es völlig, einfach das Gefühl des Einklemmens kennenzulernen: Dafür setzt man sich mit dem Rücken zum Türrahmen und streckt die Beine zur anderen Seite aus. Wenn das gut geht, kann man das Ganze im Stehen probieren. Erst ein Bein ausstrecken und, je nach Beinlänge, fest gegen den Türrahmen pressen, bis man schwebt. Lege dir vielleicht noch ein Kissen zur Sicherheit unter.

Schritt für Schritt

© Bella Schwarz, bellalieberberg.com

1 Stell dich im Vierfüßlerstand in einen Türrahmen, dabei setzt du die Hände rechts und links vom Rahmen relativ dicht davor.

2 Hebe die Knie und lasse das Becken steigen, bis du wie beim Handstand den Rücken gegen den Rahmen lehnen kannst und das Becken über den Schultern steht.

3 Löse ein Bein vom Boden und setze den Fuß so hoch an den gegenüberliegenden Türrahmen, dass du dich über den Druck von Fuß und Rücken in den Rahmen einklemmen kannst. Wenn möglich, setze den anderen Fuß daneben.

4 Willkommen im Handstand! Falls du dich mutig genug fühlest und einen Helfer hast, der dich notfalls am Becken packen kann, hebe eine Hand.

5 Hebe – wenn möglich – die zweite Hand und lege die Hände aneinander.

6 Nur mit einem Bein zu schweben (siehe Bild) ist eine sehr fortgeschrittene Variante. Übe deshalb nur so weit, dass du dich dabei noch gut und sicher fühlst.

Komme genauso kontrolliert, wie du in die Haltung gegangen bist aus dem Handstand ohne Hände heraus.

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