Zeitmanagement für die Yogapraxis

Wie können wir uns motivieren, unsere Praxis aufrecht zu erhalten, wenn wir immer weniger Zeit haben? Müssen wir auf etwas verzichten, wenn Kinder ins Spiel kommen? Die Entscheidung liegt bei uns.

Als wieder mal Süßigkeiten aus der Küche verschwunden waren, stellte Krishnas Mutter ihren kleinen Sprössling zur Rede. Als sie in seinen offenen Mund schaute, um Reste vom Milchkuchen zu finden, sah sie nicht nur das Dessert. Sondern nach der Geschichte gleich das ganze Universum darin. Auf diese Weise brachte der kleine Krishna seine Mutter dazu, sich der Selbstverwirklichung zu widmen. Bei uns scheint es manchmal umgekehrt zu sein. Bevor die Kinder kamen, hatten wir es noch einfach, ins Yogastudio zu gehen oder im Wohnzimmer die Matte auszurollen. Jetzt ist entweder keine Zeit oder kein Raum da, um in Ruhe zu üben.

Wenn es nicht Kinder sind, dann werden oft auf einmal die beruflichen Anforderungen größer. Irgendwo tauchen früher oder später Gründe auf, die uns Zeit rauben und uns nach Erklärungen suchen lassen, warum Asanas auf einmal nicht mehr so wichtig sind. Wir haben kaum mehr Zeit, uns zur Meditation aufs Kissen zu setzen. Anfangs ist das kein Problem. Wir hatten ja auch die Lehren des Advaita Vedanta verstanden: Alles ist Eins. Das machte uns eine zeitlang noch stressresistent. Nach einigen Monaten ohne Praxis meldet sich aber auch der geduldigste Körper. Das früher geschmeidige Gewebe fühlt sich auf einmal verhärteter an als im vergangenen Sommer, als wir den Morgen noch mit Surya Namaskar begrüßt haben. Und dem Quengeln des Nachwuchses. Oder dem übervollen Schreibtisch am Arbeitsplatz begegnen wir auch nicht mehr so gelassen. Das Zeitmanagement für die Yogapraxis misslingt.

Der Alltag ist der Lehrer

Wie hat sich Krishnas Mutter die Zeit genommen, zu meditieren? Lerne von ihrem Zeitmanagement. Auf jeden Fall hatte sie mit ihrem Sohn eine große Inspiration. Die haben wir durch unsere Kinder auch. Wenn meine Schultern oder Rückenmuskeln sich melden, weil ich mal wieder die Kleinen durch unser großes Haus getragen habe, weiß ich, welche zwölf Übungen mir helfen. Und wenn die Tochter Zähne bekommt und uns das nachts lautstark wissen lässt, wird sie zu meiner Meditationslehrerin.

Die alten Yogaschriften haben uns keine einfachen Tipps gegeben, an welchen Stellen wir Zeit einsparen können, um mehr Raum für unsere Praxis zu finden. Aber wenn uns die Anforderungen des Alltags zu überrollen scheinen, kann ein kurzes Lesen in Patanjalis Yoga-Sutren oder der Bhagavad Gita nicht schaden. “Yoga ist Geschick im Handeln”, heißt es da. Oder man bekommt wieder Lust auf das Zur-Ruhe-Kommen der Gedanken im Geist. Das findet man natürlich auch in jedem anderen guten Buch aus anderen Kulturen.

Eine Frage der Prioritäten

Letztendlich muss das jeder Mensch für sich selbst umsetzen. Wenn es irgendwo weh tut, könnten wir zwar immer wieder einen Heiler aufsuchen. Der wirklich entscheidende Schritt auf die Yogamatte oder das Sitzen auf dem Meditationskissen, das kommt schließlich doch von uns selbst. Wir sind die einzigen, die uns wirklich mit dem Zeitmanagement helfen können. Und nur wenn es uns gut geht, können wir anderen dienen. Unseren Kindern oder unserem Partner.

Es ist die Intention, die uns trägt. Wenn das Zeitmanagement einmal wieder kippt, hilft die Frage: Was ist mir wirklich wichtig? Krishna hat seiner Mutter mit dem Abbild des kosmischen Spiels in seinem Mund einen schönen Anreiz gegeben, sich nicht nur ums Tagesgeschäft zu kümmern, sondern auch für ihre Innere Stille zu sorgen. Ich helfe meiner Familie vielleicht am meisten damit, dass ich morgens eine halbe Stunde früher aufstehe und mich Sirsasana und Trikonasana widme. Dann geht es mir gut. Und meine Lieben freuen sich auch.


RALF STURMs Geschichten von den Göttern gibt es zusammen mit Yoga-Übungen von Katharina Middendorf im Buch und auf der CD “Götter-Yoga”. Mehr zu ihm und seiner Arbeit unter www.ralfsturm.de

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Das Neueste

“Das Meer des Ki” – Audio-Entspannungsübung mit Nicoletta Wagenstetter

In dieser geführten Entspannung mit Nicoletta Wagenstetter tauchst du ein in das "Meer des Ki". Dabei handelt es sich...

Adventskalender-Türchen 12: Gelebte Geborgenheit – PRADIYA-Schals und Mützen

Kuschelige Wärme und Geborgenheit für dich und Kinder in Nepal: PRADIYA Angora-Schals und -Mützen umhüllen dich mit ihrem ganz...

Adventskalender-Türchen 11: Entdecke das revolutionäre Evryday Styler Glätteisen, imprägniert mit Macadamia-Öl, Argan-Öl und Keratin

Evryday Styler Glätteisen: Styling, Pflege und Schutz dank innovativer Beschichtung. Wer keine Lust auf krauses, widerspenstiges Haar hat, greift üblicherweise...

Samkhya Karika: Wer die Dinge kennt, kennt die Quelle des Seins

Diesmal nimmt unsere Autorin Sybille Schlegel die Samkhya Karika genauer unter die Lupe. Dies ist eigentlich kein Text aus...

Adventskalender-Türchen 10: Chakra Magic 45h Yoga Teacher Training von Yogimobil®

Tauche tief ein in die transformative Welt der Chakren! Gewinne eine international zertifizierte 45-stündige Online-Ausbildung von Kim Kassandra und...

YogaWorld Podcast: #133 Augen Yoga-Praxisreihe mit Martina Hiltl

Willkommen beim "YogaWorld Podcast"! Die Idee dahinter: Zugang zu echtem Yogawissen, ohne stundenlangem Bücherwälzen. Hier erfährst du einfach alles...

Pflichtlektüre

Astrologie: So wirkt der Dezember-Vollmond in den Zwillingen

Wann ist Vollmond? Am 15. Dezember um ca. 10:03 Uhr steht der Vollmond im Luftzeichen Zwillinge. Zum Abschluss des...

Adventskalender-Türchen 11: Entdecke das revolutionäre Evryday Styler Glätteisen, imprägniert mit Macadamia-Öl, Argan-Öl und Keratin

Evryday Styler Glätteisen: Styling, Pflege und Schutz dank innovativer Beschichtung. Wer keine Lust auf krauses, widerspenstiges Haar hat, greift üblicherweise...

Das könnte dir auch gefallen
Unsere Tipps