Mut zur Veränderung

Deutschlands Yogawelt ist bereit für soziale Projekte. Der neueste Import: Street Yoga.

Die gemeinnützige Organisation Street Yoga will auch solchen Menschen Yoga und Achtsamkeit näherbringen, die mit besonderen Herausforderungen wie Obdachlosigkeit, Armut oder Missbrauch zu kämpfen haben. Dazu bietet die engagierte Therapeutin Carina Auler gemeinsam mit dem amerikanischen Gründer der Organisation, Mark Lilly, nun hierzulande eine Ausbildung zum Street-Yoga-Teacher an.

Wie ist Street Yoga entstanden?
Der Street-Yoga-Gedanke hat sich aus Marks Geschichte entwickelt: Eines seiner drei Kinder war eine Zeit lang sehr krank. In dieser Zeit begann er mit Yoga. Nach der Genesung seines Kindes hatte er das Bedürfnis, etwas „zurückgeben“. Er entwickelte ein Programm für obdachlose Jugendliche, das sich später auch auf Familien, Schulen, therapeutische Einrichtungen und soziale Zentren ausweitete. Heute arbeitet er unter anderem im Krankenhaus auf der Kinder- und Unfallstation.

Und nun bringst du Street Yoga auch nach Deutschland.
Ich habe fünf Jahre in Arizona gelebt und bin über meinen vorherigen Job als Therapeutin auf die Zusatzausbildung „Street Yoga“ gestoßen. Ich habe mich auf Anhieb gut mit Mark verstanden und so stand nach meiner Heimkehr einer Kooperation nichts mehr im Weg. Mark wird im November aus Portland anreisen und Jina Oh, Leiterin des Bliss Yoga Studios, und ich werden während der Ausbildung übersetzen.

Street Yoga Carina Auler
Carina Auler und Mark Lilly beim Street Yoga Teacher Training in Mülheim a.d. Ruhr.

Muss man für die Ausbildung eine therapeutische Vorbildung haben?
In erster Linie sind Erfahrung in der Arbeit mit Menschen und Freude am Yoga wichtig. In der Ausbildung lernt man, seine Stärken und grenzen selbst einzuschätzen. Solange man achtsam und nicht zu ehrgeizig ist, kann man nicht viel falsch machen. Ich bin selbst keine Yogalehrerin und vermittle meinen Klienten nur einfache Übungen, weil ich mir sehr wohl des Verletzungsrisikos bewusst bin. Aber Meditation und die bewusste Atmung können auch schon effektiv sein.

Wie geht es nach der Ausbildung weiter?
Mit dem Erhalt des Zertifikats bringt man Street Yoga entweder in den Bereich ein, in dem man bereits arbeitet, oder man überlegt sich selbst, wo das Programm in der eigenen Community Sinn machen könnte. Man kann sich zum Beispiel an Schulen, beim Jugendamt oder bei einem Streetwork-Büro vorstellen. Ich möchte deutschlandweit ein Netzwerk aufbauen, um auch denjenigen zu helfen, denen es schwer fällt, sich zu vernetzen.

Wie sieht „dein“ Street Yoga aus?
Ich betreue eine Gruppe mit jüngeren, verhaltensauffälligen Jugendlichen. Wenn sie es tatsächlich schaffen, zehn Minuten ruhig zu liegen, bin ich sehr stolz. Nach der Stunde sagen sie dann „das ist Yoga? Das hat ja total Spaß gemacht“. Mit älteren Jugendlichen übe ich ein forderndes Programm, damit sie in Schwung kommen. Hier im Ruhrpott hängen viele Kids eigentlich den ganzen Tag nur herum – die haben keine Hobbys. Viele von ihnen leiden schon in jungen Jahren unter gesundheitlichen Problemen. Wichtig ist, dass man das Programm an die Bedürfnisse der jeweiligen Klienten anpasst: Mit Teenagern muss man ganz anders arbeiten als mit Drogensüchtigen. Verschiedene Möglichkeiten und Übungen werden in der Ausbildung vermittelt.

Ist hier manchmal weniger mehr?
Oft neigen Menschen im sozialen Bereich dazu, sich zu sehr zu engagieren. Man kann schwierige Situationen häufig nicht ändern oder jemanden heilen. Aber man kann Methoden vermitteln, die jeder Betroffene für sich selbst anwenden kann. Manchmal hilft es bereits, zu lernen, wie man sich im Hier und jetzt besser fühlen kann.


Das nächste Street Yoga Teacher Training findet vom 21. bis 23. November 2014 im Namasté Yoga Studio in Herrsching statt. Weitere Infos unter www.namaste-yoga.de/ausbildungen

 

Kirtan mit Geschmack

„Du kannst ein Mädchen aus Italien holen, aber nicht Italien aus einem Mädchen“, schmettert Spring Groove mit kraftvoller, aber weicher Stimme, lacht laut und wirft ihre blonden Dreadlocks in den Nacken. Danach beisst sie herzhaft in ein Stück Pizza. Derzeit lebt die gebürtige Amerikanerin in Italien, doch zu hause ist der ehemalige Broadway-Star auf der Bühne.

Foto: Wari Om

Spring, hast du Pläne für ein neues Album?
Zusammen mit Erhard Dengl möchte ich ein kleines Album herausbringen: Ein Welt-Folk-Album, weil ich so viele unterschiedliche Interessen habe. Ein wenig wie in Ani DiFrancos Lied „32 Flavors“, denn so fühle ich mich: Ein bisschen Broadway, ein bisschen Jam-Band, ein bisschen Mantra und Folk. Ein wunderschönes Rezept. Ich könnte mich selbst nicht in eine Schublade stecken – für mich ist das zu begrenzt.

Spiegelt sich diese Einstellung auch in der Auswahl der Künstler wider, mit denen du arbeitest?
Ich habe das Gefühl, es ist so ein Yogiding, dass wir höhere Erwartungen an unsere Mitmenschen und deren Verhalten haben. Jedenfalls habe ich diesen Anspruch – und bin deshalb schon öfter enttäuscht worden. Heute bin ich glücklicherweise in der Lage, die Menschen auszuwählen, die die richtige Einstellung haben und mit denen es sich energetisch gut anfühlt. Auch, wenn es dann am Ende weniger Geld gibt. Dafür ist es eben „Shanti“, wir gehen respektvoll miteinander um und halten unsere Versprechen aneinander. Ich finde das sehr wichtig.

Es ist schön zu sehen, dass du nach deiner ersten erfolgreichen Karriere am Broadway auch in der Yogawelt schnell berühmt wurdest!
Das ist sehr nett von dir! Klar, man kann sagen, ich hätte mein Leben verändert und das Genre gewechselt, aber es ging immer um Musik. Ich kam schon trällernd aus dem Mutterleib und wusste immer, was ich einmal werden wollte. Meine Eltern haben als Lehrer oft ermäßigte Tickets für neue Broadway-Shows bekommen und uns Kinder mitgenommen. Aus diesem Grund wollte ich bei diesen Shows singen – wären meine Eltern allerdings Rocker gewesen, hätte ich bestimmt mit 13 Jahren eine Rock’n’Roll-Band gegründet (lacht).

Wie kamst du schließlich zum Kirtan?
Ich hatte bereits zehn Jahre lang Asanas bei Samantha Mehra praktiziert, als sie mich eines Tages fragte, ob ich ihr Gesangsunterricht im Austausch gegen Yogaunterricht geben könnte. Mir kam das gelegen, da ich damals mehrmals pro Woche ins Studio ging und es allmählich teuer wurde. Sie sang ganz gut, aber nicht professionell, also fragte ich sie nach ihrer Intention und sie meinte, sie wolle gerne Kirtan singen. Dabei rollte sie das „R“, was es für mich noch exotischer machte. Ich hatte keine Ahnung, was das war! Sie war verwundert, dass ich als begeisterte Yogini und noch dazu als Sängerin keinen Kirtan kannte. Also schickte sie mich zu einem und ich war vom ersten Augenblick an begeistert, weil es für Menschen dadurch so einfach ist, die Kraft der Musik zu erfahren. Und natürlich wollte ich als Musikerin selbst anleiten! Als es soweit war, öffneten sich plötzlich sämtliche Türen. Einmal spielte ich in Santa Monica auf der Straße Gitarre und ein begeisterter Zuhörer bat mich, an seinem wöchentlichen Kirtan teilzunehmen und sogar auf seiner CD zu singen. Bald darauf lernte ich während eines Abendessens bei Samantha Dave Stringer kennen und wir jamten zusammen. Als Dave später Samantha fragte, ob sie für seine Tour durch Europa einen Sänger vor Ort wüsste, passte das gut, denn ich arbeitete gerade in Europa. Seit damals hat der Kirtan in meinem Leben einfach nicht mehr aufgehört.

Wie würdest du deine Beziehung zu Dave Stringer beschreiben?
Ich denke, wir können zusammen ganz besonders performen, denn wir haben gewisse Ähnlichkeiten, ergänzen und bestärken uns. Wir singen jetzt schon eine längere Zeit zusammen, sind gemeinsam gewachsen und schon bei unserer ersten gemeinsamen Show 2006 gab es eine besondere, freundschaftliche Chemie zwischen uns.

Welche kulturellen Unterschiede bemerkst du, wenn du auf Tour bist?
Yogis aus mediterranen Ländern fällt es – pauschal gesprochen – leichter, sich zu öffnen und mitzusingen. Ich finde es aber immer besonders schön, auf Konzerte nach Deutschland zu kommen: Am Anfang kommen die Menschen hier etwas verschlossen an und sind später so befreit, wenn sie wieder nach Hause gehen. Wenn ich sehe und fühle, dass sie loslassen, ist das wie Medizin für mich. Wenn andere mit einem singen, gibt einem das eine Art Erlaubnis, sich zu entfalten. Marianne Williamson sagt so schön: „Es ist nichts erleuchtend daran, wenn wir uns zurückhalten, damit sich andere um uns herum nicht verunsichert fühlen. Wir dürfen alle leuchten wie Kinder.“ Schließlich sind wir hier, um gegenseitig unser Feuer zu entzünden. Asanas sind cool und sicher transformierend, aber der Weg des Bhakti ist so viel schneller. Es fühlt sich wie ein sofortiges Transportmittel zum Höheren an…

Infos zu Spring Grooves akutellen Konzert- und Tourterminen finden Sie hier:

In Liebe wachsen

Wenn Ihre Partnerschaft Teil Ihrer Übungspraxis wird, entsteht Verbundenheit, die weit über die Paarbeziehung hinausreicht.

Wenn Alejandra Sosa Siroka und Matthew Siroka zusammen im Yogaunterricht sind, gibt es immer einen Moment, in dem sie einander ansehen. „Manchmal dauert das nur den Bruchteil einer Sekunde, aber es fühlt sich an, als ob wir einander ganz neu erkennen würden: ‚Oh, du bist das neben mir, wie schön’“, erzählt Alejandra, eine 37-jährige Dolmetscherin, Übersetzerin und Kommunikationsberaterin. „Bei jedem nach unten schauenden Hund werfen wir uns einen kurzen Blick zu. Jeder ist mit seinem eigenen inneren Wachstumsprozess beschäftigt, aber dabei sind wir uns nah.“ Das Gefühl der Verbundenheit ist eins der vielen Geschenke, mit denen Yoga die beiden nicht nur im Übungsraum, sondern auch in ihrer Ehe bereichert. „Durch Yoga werden wir uns stärker bewusst, wie wir miteinander umgehen“, sagt Matthew, Anwalt und 36 Jahre alt. „Wir ärgern uns nicht mehr so oft und entwickeln dafür schneller Mitgefühl für den anderen.“

Yoga als Wunderwaffe im Beziehungstraining? Vielleicht etwas übertrieben formuliert, aber viele der Fähigkeiten und Prinzipien, die wir beim Yoga üben – darunter Achtsamkeit, gewaltfreie Ehrlichkeit und die Erfahrung von Einheit – können auch Bedeutung für Liebesbeziehungen erhalten. Sie können Ihnen und Ihrem Partner helfen, aus eingefahrenen Bahnen auszubrechen, Konflikte zu klären und ein stärkeres Gefühl der Verbundenheit zu erleben. Und weil Liebesbeziehungen nun einmal gleichzeitig den größten Schmerz und die größte Freude für uns bereithalten, kann eine yogische Struktur unsere Beziehungen radikal verändern. „In gewissem Sinne ist dein Partner dein Guru“, sagt die Paarberaterin Jett Psaris. In ihrem Ratgeber „Undefended Love“ beleuchtet sie die emotionalen Barrieren, die Nähe erschweren, und versucht, ihren Lesern mit Hilfe östlicher und westlicher Philosophie bei deren Überwindung zu helfen. „Ein Partner kann die besten und die schlechtesten Seiten in uns zum Vorschein bringen – mit allen Ecken und Kanten, aber auch mit allen Möglichkeiten“, sagt sie. Es kann Jahre dauern, diese Potenziale zu entdecken. Aber wie unsere Yogapraxis eine Methode ist, die Aufmerksamkeit, Neugier und Präsenz erfordert, so kann auch unsere Beziehung eine Praxis sein. Statt nach Perfektion zu streben, sollte eine Beziehung zu einem Prozess werden, der uns tiefer in uns selbst hineinführt und uns stärker an den Partner bindet. Erneut ist hier der Weg das Ziel: Yoga kann den Pfad unserer Beziehung zu einer freudvolleren, verbindlicheren und lebendigeren Reise machen.

Spiel mit den Grenzen
Als Wegbereiter des „Yoga der Beziehungen“ gelten die Amerikaner Diana Alstad und Joel Kramer. Die Verfasser des Buches „The Passionate Mind Revisited“ wenden seit fast 35 Jahren ihre eigene, ganz individuelle Perspektive des yogischen Wissens auf ihre Beziehung an. Eins der wichtigsten Prinzipien, mit dem sie arbeiten, stammt direkt aus Kramers inzwischen berühmtem Konzept „Playing the edge“ (Spiel mit den Grenzen), das auf jede Asana angewendet werden kann. Wahrscheinlich haben Sie das schon oft erlebt: Sie befinden sich beispielsweise tief in einer Vorbeuge und versuchen, Ihre persönliche Grenze zu finden – den Punkt, an dem Sie klar die Dehnung spüren. Dann halten Sie inne und beobachten, was in Körper und Geist passiert. Anstatt aus der Haltung herauszugehen, atmen Sie, und vielleicht löst sich mit der Zeit die Grenze auf und Sie sinken mühelos tiefer in die Haltung hinein, bis Sie an die nächste Grenze stoßen. Diese Praxis hilft Ihnen, Ihren Körper und Ihren Geist aufmerksamer wahrzunehmen. Mit der Zeit wurde das Prinzip der Grenze zum festen Bestandteil von Joel Kramers Yogastunden. Zugleich entdeckte seine Partnerin Diana Alstad, eine renommierte Autorin und Dozentin, die die ersten „Women’s Studies“-Seminare an den Universitäten Yale und Duke entwickelt hat, dass dasselbe Konzept auch auf Beziehungen übertragbar ist.

Wenn Sie in einer Situation an der Grenze dessen sind, was Sie glauben ertragen zu können, beobachten Sie, atmen Sie und erlauben Sie der Situation, sich zu entfalten – ohne zu versuchen, sie zu verändern oder sich abzuwenden. Denn was zunächst wie eine Grenze wirken mag, kann sich in eine ganz neue Erfahrung verwandeln. Damit diese Methode funktioniert, müssen Paare gemeinsam ihre Grenzen erforschen und verstehen lernen – bei sich selbst und beim anderen. Wenn Partner in einem Therapieprozess an schwierige, schmerzhafte Punkte kommen, empfiehlt Jett Psaris, sich dem hinzugeben, sich zu öffnen und damit zu atmen, wie man es beim Yoga tut. „Sie werden spüren, wie ein tieferer Teil Ihres Selbst zum Vorschein kommt, der Sie unterstützt. Das kann Mitgefühl mit uns selbst sein, eine Form des Gegenwärtig- Seins, vielleicht Frieden oder Akzeptanz.“ Einer ihrer Klienten sprach kürzlich von einer „Welle der Ruhe“, die sich einstellte, nachdem er und seine Frau ihrer Unzufriedenheit mit der Kommunikation in der Beziehung Ausdruck verliehen hatten und Verständnis für den anderen aufbringen konnten. Was sie vorher als tiefe Unzufriedenheit zwischen sich wahrgenommen hatten, wich einem Gefühl von Klarheit und Weite. „Durch Achtsamkeit beginnt man, die emotionalen Minenfelder des anderen wahrzunehmen, die explodieren und Schmerzen verursachen können. Anschließend kann man lernen, sie ganz behutsam zu umgehen.“ So beschreibt es Diana Alstad. Schließlich können beide Partner diese Grenzen geduldig erforschen, in dem Bewusstsein, zusammen auf der Suche nach Wahrheit und einer gemeinsamen Richtung zu sein. Wenn unser Partner dennoch etwas tut, das uns über unsere Schmerzgrenze hinaus belastet, können wir wertvolle Erkenntnisse aus diesem emotionalen Schmerz ziehen. Er macht uns schlicht und ergreifend darauf aufmerksam, dass etwas in der Beziehung falsch läuft. Dann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem wir Veränderungen in Betracht ziehen sollten – besonders, wenn die Beziehung in einer Sackgasse steckt. Darunter versteht Diana Alstad die mangelnde Übereinstimmung bei entscheidenden Themen, beispielsweise Zugang zu den Gefühlen finden, die diese Vorwürfe ausgelöst haben: „Ich bin verletzt, weil das für mich bedeutet, dass du mich nicht respektierst.“ Das kann wiederum Erinnerungen an vergangene Erlebnisse auslösen: „Das erinnert mich daran, wie gedemütigt ich mich gefühlt habe, wenn mein Vater mich kritisiert hat.“ Der zuhörende Partner sagt meist nichts und reflektiert von Zeit zu Zeit aktiv, was der sprechende Partner gesagt hat – aber ohne zu reagieren oder zu urteilen. Beispielsweise: „Du empfindest mich also als respektlos dir gegenüber und vermisst Anerkennung von mir.“ Dann tauschen die Partner die Rollen.

Auch Joel Kramer und Diana Alstad empfehlen, sich Zeit zu nehmen, um schwierige Themen zu besprechen und die angesammelten emotionalen „Rückstände“ aufzuräumen. Wie die Feldmans vergleichen auch sie diesen Vorgang mit der Yogapraxis. Man übe auch dann, wenn man gerade nicht in der Stimmung ist, weil man weiß, dass man sonst schlechte Laune bekommt. Diana fügt hinzu, dass mit dem Festlegen regelmäßiger Gesprächstermine das Reden einfacher wird: „Manchmal kann man in 45 Minuten etwas klären, das einen ein Jahr lang blockiert und entzweit hat.“ Klar und ehrlich über heikle Gefühle zu sprechen, ist eine große Herausforderung – und manchmal werden sogar geübte Sprecher aggressiv. Jett Psaris betont, dass es völlig in Ordnung ist, ab und zu wütend oder verletzt zu reagieren. „Manchmal werden festsitzende Dinge aufgewühlt, wenn wir unsere Wut oder unseren Schmerz herauslassen. Danach können wir uns dann näher mit unseren Reaktionen beschäftigen“, sagt sie.

Judith Hanson Lasater hingegen – Yogalehrerin aus San Francisco und Co-Autorin des Buches „Weil Worte wirken“ (Verlag Junfermann, ca. 13 Euro), das sie mit ihrem Mann Ike Lasater verfasst hat – schwört auf das Schweigen, denn wie alles im Leben können Gefühle unbeständig sein. Je mehr man sich in dem üben kann, was sie „die heilige Pause“ nennt, desto besser. „Asanas und andere Übungen lehren uns, uns selbst zu reflektieren, sodass wir eben nicht reflexartig auf Ereignisse reagieren. In Bezug auf Beziehungen empfehle ich das das ,Ehe-Mudra’: Öffnen Sie den Mund legen Sie die Zunge zwischen die Zähne und beißen sie fest zu“, rät sie lachend. Die Fähigkeit zur Selbstbeobachtung, die wir durch unsere Asana- und Meditationspraxis entwickelt haben, hilft uns, unsere Gedanken zu beobachten, ohne an ihnen zu hängen oder sie zu vertiefen, indem wir sie aussprechen. „Manchmal ist es einfach am besten, gar nichts zu sagen – nicht aus Trotz, sondern weil man sich dafür entschieden hat“, sagt Lasater. „Denn wir wissen, dass alles vorübergeht.“

Verbindung aufnehmen
Wie beim Yoga kann man auch bei der viel beschworenen „Beziehungsarbeit“ ein entspanntes Gleichgewicht zwischen Anstrengung und Leichtigkeit finden, wenn man achtsam ist. „Viele Menschen empfinden so: ‚Wenn du mich lieben würdest, müssten wir nicht daran arbeiten.’ Ich empfinde das als unrealistisch“, sagt Joel Feldman. Um Paaren dabei zu helfen, unterstützen Joel Feldman und seine Frau ihre Klienten bei der Entwicklung von „Liebesritualen“ – kleinen Gesten, die man bis zu dreimal täglich zwei oder drei Minuten lang praktiziert, damit man sich dem Partner wieder nahe fühlt. Dies können Formeln bei Begrüßung und Abschied sein oder auch Unterstützung bei der Organisation des Alltags. Diese scheinbar kleinen Dinge sind so wichtig, weil sie ausdrücken, dass einem der Partner wichtig ist. Und manchmal können diese relativ leichten und kleinen Aufmerksamkeiten neben den schwierigen, großen Themen, die gelöst werden müssen, sogar dazu beitragen, einer bröckelnden Beziehung wieder ein Fundament zu geben. Mit solchen Ritualen können wir „Liebesreserven“ aufbauen, genau wie wir mithilfe unserer Yogapraxis unseren Vorrat an Dankbarkeit und Mitgefühl aufüllen können. Laut den Feldmans ein schlüssiger Vergleich: „Wenn Sie fünf Minuten am Tag meditieren, können Sie Ihr ,Friedenskonto’ aufladen. Wenn Sie als Paar Liebesrituale ausüben, laden Sie Ihr , Verbindungskonto’ und Ihr ,Liebeskonto’ auf.“ Die meisten Menschen werden erleichtert sein, wenn sie merken, dass es meist keiner stundenlangen Gespräche bedarf, um eine Beziehung lebendig und leicht zu halten – jedenfalls nicht immer. „Wenn Sie eine Verbindung herstellen, ist weniger Arbeit erforderlich“, sagt Joel Feldman. „Man beginnt, den anderen als Quelle der Freude und nicht als Quelle der Frustration zu sehen; als jemanden, der einem zur Seite steht und nicht jemanden, gegen den man kämpfen muss.“

Bei sich selbst anfangen
Yoga hilft uns dabei, mit dem Partner zu kommunizieren und eine tiefere Bindung einzugehen, aber es ist genauso wichtig, dass Yoga uns mehr mit uns selbst in Verbindung bringt. „Dadurch, dass die Übungen uns helfen, ganz präsent in unserem Körper zu sein, ist es viel einfacher, ganz präsent bei unserem Partner zu sein, wenn Probleme auftauchen“, sagt Alejandra Siroka. Ihr Mann Matthew fügt hinzu: „Wenn Sie verständnisvoll sind und sich selbst Liebe und Mitgefühl entgegenbringen – und dabei kann Ihre Übungspraxis Ihnen helfen – können Sie die tiefe Verbundenheit mit anderen Menschen spüren.“ Diese Art des Herzöffnens und der Liebe, wie es die Sirokas in den kurzen gemeinsamen Momenten in ihren Yogastunden wahrnehmen, kann von einem Paar in die Welt ausstrahlen. Joel Kramer betont, dass die tiefe Verbindung mit einem Partner uns über die Paarbeziehung hinaus tiefer an das Göttliche, an unser inneres Selbst und an unsere Mitmenschen binden kann. „Diese Verbindung ist die Basis, von der aus wir uns bewegen, uns gegenseitig verändern und uns unserer eigenen Rolle im Lauf der Dinge stärker bewusst werden“, sagt Kramer. ✤

Valerie Reiss ist Redakteurin für ganzheitliches Leben bei beliefnet.com. Sie lebt
in New York.

Interview: Lalleshvari & Vilas Turske

In Unterschieden vereint

Das bekannte Lehrerpaar Lalleshvari und Vilas Turske unterrichtet mit Leidenschaft lebensbejahendes Anusara Yoga, welches tief in der tantrischen Philosophie verwurzelt ist. Diese geht davon aus, dass all es, was uns in der Welt begegnet, eine Verkörperung des höchsten Bewusstseins ist.

All es im Universum ist intrinsisch gut, sagt Anusara Yoga. Im Interview offenbaren Lalleshvari und Vilas einen positiven, wenngleich durchaus kritischen Blick auf Tantra im Westen. Sie bezeichnen den sogenannten „Neo-Tantrismus“ als neue Version tantrischer Philosophie – mit indischen Wurzeln, aber von einem westlichen Geist durchdacht.

YOGA JOURNAL: Im Anusara Yoga geht es spürbar um die tantrische Philosophie. Was am Yoga ist tantrisch?
L.T .: Zunächst geht man im Tantra davon aus, dass keinerlei Unterschiede existieren. Das ist gerade im indischen Kontext, wo das komplexe Kastensystem das soziale Gefüge bestimmt, sehr provokant. Außerdem existiert dort bis heute ein großer Unterschied zwischen Mann und Frau, wie man der Presse kürzlich wieder entnehmen konnte. Das kann man mit unserer Soziokultur absolut nicht vergleichen. Da ist der tantrische Ansatz in seiner Historie natürlich extrem: Alles hat seine Güte, alles ist ursprünglich gut – auch wir Menschen, so unterschiedlich wir durch unsere Herkunft oder Erziehung sein mögen. Im Yoga gibt es einfach keinen Unterschied. Und das war evolutionär; ich möchte es nicht „revolutionär“ nennen, weil die Tantriker nicht gekämpft haben. Sie waren vielmehr davon überzeugt, dass ihr Ansatz aus dem Vedanta kommt und sich ganz natürlich daraus entwickelt hat.

Ist der tantrische Ansatz auch für uns Westler eine natürliche Entwicklung?
L.T .: Für uns im Westen ist die gesamte indische Denkweise erst einmal nur schwer nachvollziehbar, weil wir einen großen Demokratieanspruch besitzen. Deshalb ist ein Guru für uns auch nicht mehr einfach ein Guru. Das ist allerdings kein Tantra, denn Tantra hat immer den Guru als denjenigen anerkannt, der Erleuchtung erfahren hat und in ihr verweilt, um anderen zu helfen. Die immer wiederkehrende Lebensaufgabe des Gurus ist es, zu helfen. Damit die Menschheit frei wird, braucht es einen Guru. Vilas und ich denken, dass die tantrische Philosophie hier vielleicht am besten vermittelt wird, wenn wir zunächst zeigen, dass wir in Unterschieden vereint sind. Vilas und ich sagen auch im Unterricht ab und an Dinge, die nicht unbedingt kongruent sind. Wir haben beide das Recht, uns zu exponieren. Wir zeigen auch im Unterricht: Ich habe deine Energie verstanden, aber ich habe meine Energie. Vilas schaut mich an, versteht meine Energie – und das ist dieses „ParApara“, das Vereint-Sein in Unterschieden. Das ist etwas ganz Tantrisches und so möchten wir das umsetzen.

Vilas, was ist für dich der bedeutendste Aspekt am Tantra?
V.T.: Was für mich so wichtig ist, ist die Vorstellung, dass das Universum erst einmal intrinsisch gut ist. Natürlich gibt es Saukerle und natürlich haben wir alle schlechte Erfahrungen gemacht; das ändert aber nichts an dem großen Bild des Guten. Selbst eine Zeitspanne von 20 Jahren und schlimmste Diktaturen sind historisch gesehen nicht mehr als ein Wimpernschlag. Seitdem ich das so sehen kann, habe ich nicht mehr die Idee von Unter- oder Überlegenheit. Ich muss den Schülern nichts beibringen, weil ich der Lehrer bin. Eigentlich brauche ich kein Lehrer zu sein. Ich möchte einfach Dinge mit den Schülern teilen, von denen ich glaube, dass sie für sie interessant sind. Aber ich muss mich nicht mehr abgrenzen. Das leben Lalla und ich. Das bestimmt unseren Alltag – mit seinen Krisen und allem, was zum Leben dazugehört. Ich habe stark den Eindruck, dass der Umgang mit der tantrischen Philosophie viel verändert – und das ist wirklich das Grundbewusstsein von einem durchtränkten Gutsein. Wenn ich erwache, lasse ich zunächst alles geschehen, indem ich mir sage: Ich bin eingebettet in ein System, das für mich sehr bedeutend ist, das will, dass ich lebe. Es beatmet mich, ich werde beatmet, ich bin da. Aber ich hab es nicht unter Kontrolle.

Ist es auf dem tantrischen Weg wichtig, diese Demut und Hingabe alltäglich zu erfahren und sich eben nicht aus dem Leben in die Einsamkeit der Höhle zurückzuziehen?
L.T.: Ja, unbedingt. Man spürt es an den ganz kleinen Beispielen, die einen viel lehren. Wenn ich etwa im Bus angerempelt oder beschimpft werde, was in einer harten Stadt wie Berlin oft passiert, ist bei mir heute der Impuls, irgendetwas zurückzuschnauzen, total weg. Ich erkenne eher, dass der andere gerade jetzt auch sein Bestes gibt. Er kann nicht anders. Das ist okay. Und das ist schon sehr tantrisch. Ich muss mich hierbei auch gar nicht zurücknehmen; versteht mich richtig, ich denke mir nicht, ich müsste hier die Gute sein. Gar nicht, ich schau’ einfach nur gut hin. Und das lehrt ganz viel.

Im Vorgespräch meintet ihr, dass es so viele Missverständnisse in Bezug auf Anusara Yoga und Tantrismus gäbe, über die ihr gerne aufklären würdet. Könnt ihr Beispiele nennen?
V. T.: Also erst einmal ist Tantra ja schon in der indischen Kultur höchst umstritten. Es hat sich nie als philosophische Richtung etabliert, von der die Menschen glauben, dass sie wirklich einen wesentlichen Beitrag zu ihrer heutigen asiatischen Lebensweise leisten würde. Ich glaube, das liegt zum großen Teil daran, dass die Vorstellung vom Gleichsein sehr missverständlich ist. Da kommt dann plötzlich einer, der diese scheinbare Gleichheit für sich ausnutzt und wieder ein Nicht-Gleichsein daraus macht – vielleicht sogar, ohne es zu merken. Gelangt nun eine solch komplexe Philosophie in den Westen, wo ein völlig anderes Philosophieverständnis als in Indien herrscht, können wir vielleicht erahnen, keinesfalls aber begreifen, was sie bedeutet. Wir laufen meiner Meinung nach Gefahr, dass Pseudo-Tantriker anfangen, die einzelnen Bereiche von scheinbarer Freiheit für sich herauszupicken und daraus eine Kultur zu machen – und das hat absolut gar nichts mehr mit Tantra zu tun. Ich glaube wirklich, der tantrische Weg ist ein Weg, den man gehen muss. Auf diesem Weg braucht man seinen Lehrer und man muss Schüler sein. Man muss demütig sein und sich ständig hinterfragen. Und diese ganzen sexuellen Referenzen, die ins Kamasutra zurück entwickelt werden und überhaupt nichts mit Tantra zu tun haben, sind schlicht und ergreifend eine westliche Fehlinterpretation. Die werden von Millionen von Menschen – und ich glaube, das kann man in dieser Größenordnung sagen – ausgenutzt, um ihre eigene Philosophie daraus zu machen. Aber Tantra ist ein viel ernsthafterer, ein viel tieferer Weg, der wirklich ganz große Leistungen gebracht hat, indem er in Indien ein limitierendes Gesellschaftssystem in der praktischen Durchführung aufgelöst hat. Tantra ist ein befreiender Weg, wahrscheinlich aber auch der anspruchsvollste und anstrengendste, den man überhaupt gehen kann.

Wie zeigt sich das mitten im Leben?
V.T.: Wir erleben das regelmäßig in unserer Ausbildung, wo wir ja nichts vorgeben. Wir sagen einfach nur: Mach’ das, wie und wann du willst. Das geht fast nicht. Man kann sich nicht vorstellen, wie schlecht die Leute mit dieser Freiheit umgehen können. Nur weil jemand alles Mögliche getan hat, ist er noch lange kein Lehrer. Man merkt, wenn man Lehrer ist. Aber die Leute wollen Regeln, Limitierungen und Festlegungen. Aber dann ist der Unterricht keinesfalls tantrisch, weil er in einem scheinbaren Gefüge von Freiheit stattfindet, die gar nicht existiert. Tantra umarmt das Leben und der Tantriker schöpft aus der Fülle. Er hat Freude am Leben, weil er genau weiß, dass er alles genießen kann, aber nicht muss. Und da sind wir schon wieder bei den Freiräumen: Im Sinne des Ursprungsgedankens werden Freiräume zum Beispiel im Bereich der Sexualität auch ausgenutzt. Letztlich wird nur auf Frustrationen eingegangen, die die Menschen anderweitig befriedigen wollen – durch einen scheinbar freien Raum. Das ist wirklich ein Missbrauch von einem Freiheitsgefühl.

Was versteht ihr unter Neo-Tantrismus?
V. T .: Indem Tantra mehr und mehr im Westen ankommt, entsteht etwas Neues – eine neue Version. Zwar hat sie ihre Wurzeln dort, wo Tantra ursprünglich herkommt, ist jedoch trotzdem eine völlig neue Version. Die „neue“ tantrische Philosophie fängt bei Ken Wilber und anderen wunderbaren Denkern an, die weit ins Vedanta, aber auch ins Tantra hineingehen. Und man spürt bei manchen Aspekten einfach, dass teilweise so gedacht wird, wie nur ein westlicher Geist denken kann. Dennoch glaube ich, dass auch sie alle Tantriker sind. Ich empfinde es als positiv, dass etwas Neues entsteht, denn so, wie wir hier im Westen leben und wie wir unseren Unterricht gestalten, wäre es in Asien gar nicht möglich. Das ist dort vielerorts unvorstellbar. Und trotzdem bin ich davon überzeugt, dass wir unsere Verwurzelung in der tantrischen Philosophie haben – es ist das, was wir tun. Alles basiert darauf. Es entwickelt sich weiter, ja – und das ist gut so.

Lalleshvari und Vilas Turske haben maßgeblich dazu beigetragen, dass sich Anusara Yoga in Deutschland etabliert hat. Informationen zu Ihrem Unterrichts-, Ausbildungs- und Retreatangebot unter: www.para-apara.de

Friedliche Haltung

Josh Summers ist Akupunkteur, Yin-Yoga- und Meditationslehrer in Boston. Im März unterrichtete er in dem Münchner Studio „Airyoga“ einen zweitägigen Workshop, der sich als inspirierende Mischung aus Yin-Yogahaltungen und praktischer Meditationsanleitung entpuppte. Sofern sie sich darauf einließen, konnten die Teilnehmer zahlreiche Anregungen für ein tiefes Eintauchen in ihr Innenleben mit nach Hause nehmen. Weshalb Yin Yoga und Meditation eine perfekte Einheit bilden, erzählt der sympathische Yogi im YOGA JOURNAL-Interview.

YOGA JOURNAL: Josh, wann und warum hast du mit Yin Yoga begonnen?
JOSH SUMMERS: Mit Yin Yoga begann ich etwa vor zwölf Jahren, nachdem ich bereits zehn Jahre lang Iyengar Yoga praktiziert hatte. Damals hatte ich begonnen, mich für Meditation zu interessieren, und nahm an einigen Retreats teil, bei denen ich viel saß. Dabei plagten mich Beschwerden, die typisch sind für jemanden, der meditiert: Schmerzen im Rücken, in den Hüften und Knien. Ich fühlte mich geradezu betrogen von meiner Iyengar-Praxis und suchte nach Möglichkeiten, bequemer in der Meditationshaltung sitzen zu können. Dabei stieß ich auf einen Artikel von Paul Grilley im amerikanischen YOGA JOURNAL und beschloss, meiner eigenen Praxis einige Yin-Elemente hinzuzufügen. Schon bald war ich begeistert, da nicht nur meine Schmerzen in der Meditation aufhörten, sondern sich zugleich mein Geist viel ausgeglichener und ruhiger anfühlte.

Auf welchen Prinzipien basiert Yin Yoga und wie wirkt es?
Erst einmal möchte ich betonen, dass Yin Yoga ein allgemeiner Ansatz ist, wie man Yoga praktizieren kann. Es handelt sich nicht um ein zusammenhängendes System oder eine geschützte Marke. An die Praxis trete ich auf die selbe Weise heran wie andere Lehrer auch – genau wie bei Paul Grilley oder Sarah Powers handelt es sich um lange und passiv gehaltene Asanas am Boden. In diesem Stil sind die Prinzipien relativ simpel: Der Yogi bringt seinen Körper in eine Haltung, die ihm ein sanftes und gut erträgliches Maß an körperlichen Empfindungen schenkt. An diesem Punkt entspannt er seine Muskeln und bleibt ohne Bewegung zwischen 3 und 10 Minuten oder sogar länger in der Position. Diese Art der Praxis wird allgemein den „Yin-Level“ im Leben heben. Beim Yang Yoga werden die Muskeln primär angeregt, gekräftigt und gedehnt. Beim Yin Yoga sind sie dagegen entspannt und der Körper ist ruhig, so dass die kompakteren Bindegewebsstrukturen um die Gelenke herum auf sichere Weise stimuliert werden können. Auch in unserem Geist lassen sich diese generellen Wirkungsweisen beobachten: Beim Yang Yoga zielt der Yogi darauf ab, Yang-Qualitäten wie Stärke, Selbstvertrauen oder Willenskraft zu kultivieren, während er beim Yin Yoga Yin-Qualitäten wie Stille, Empfänglichkeit und inneren Frieden erlangen möchte. Natürlich sind das jetzt Verallgemeinerungen … Yang wird immer auch Yin-Elemente enthalten und andersherum. Nichts kann ausschließlich Yin oder Yang sein.

Wie wird das Meridiansystem durch die Yin-Haltungen beeinflusst?
Die sogenannte moderne Meridiantheorie geht davon aus, dass die Meridiane im Bindegewebe des Körpers zu finden sind. Jedes Yoga, egal ob Yin oder Yang, stimuliert dieses Gewebe, doch Yin Yoga unterstützt nachhaltig die Gesunderhaltung des Bindegewebes an den Gelenken. Gerade dort sind energetische Blockaden oft am stärksten. Auf energetischer Ebene kann man also sagen, dass Yin Yoga hartnäckige Verstopfungen beseitigt und Yang Yoga frische Energie durch die Kanäle fließen lässt, sobald diese Blockaden verschwunden sind. Um besser verstehen zu können, wie diese Theorie funktioniert, ist es hilfreich, das Konzept der Piezoelektrizität näher zu betrachten. Einfach ausgedrückt, handelt es sich dabei um Elektrizität, die entsteht, wenn kristalline Strukturen zusammengedrückt werden. Im Körper kann das Netzwerk aus kollagenem Bindegewebe als „flüssiges Kristall“ verstanden werden, welches bei Kompression und Dehnung eine piezoelektrische Ladung erzeugt. Ein in Achtsamkeit geschulter Yogi wird diese elektrischen Ströme und Wellen von Energie spüren, ganz besonders nachdem er direkt aus einer Yin-Yogahaltung herauskommt. Genau das ist so interessant an Akupunktur und an Yoga: Man mag an einer Stelle mit einer Nadel oder einer bestimmten Yogahaltung ansetzen, aber die Wirkung ist im gesamten Körper spürbar – und zwar deshalb, weil das Bindegewebe den gesamten Organismus durchläuft.

Empfiehlst du Yin Yoga als komplementäre Übungspraxis?
Ja, definitiv. Für die meisten Yogapraktizierenden, die einen Yang-Yogastil üben, ergänzt Yin Yoga die Praxis perfekt. Zum Beispiel ist es nicht ungewöhnlich, dass mir ein Ashtanga-Yogi nach einigen Yin-Yogaeinheiten erzählt, dass sich seine Ashtanga-Praxis plötzlich leichter und flüssiger anfühlt. Yin und Yang unterstützen einander, gleichen sich aus und bestärken sich. Nur eines von beiden zu betonen, fördert Ungleichgewicht. Die Leute fragen mich immer, wie viel Yin Yoga sie praktizieren sollen. Aber es gibt keine Formel. Ich rate immer, erst mit ein bisschen Yin Yoga zu beginnen, um zu sehen, wie es sich anfühlt. Dann kann man tief in sich gehen und selbst beurteilen, ob man etwas mehr Yin oder Yang in seinem Leben braucht. Eigentlich geht es grundsätzlich darum, sich selbst zu reflektieren und sich dann in Richtung Balance zu bewegen.

Wie sieht eine Klasse von Josh Summers aus?
Im Rahmen von eineinhalb Stunden betonen meine Klassen ein spezielles Meridiansystem oder eine bestimmte Körperregion, wie Hüften oder Rücken. Manche meiner Schüler bleiben 4 bis 5 Minuten lang in den Haltungen, daher unterrichte ich nicht mehr als zehn oder zwölf Asanas. Zu Beginn der Stunde erläutere ich meist die fundamentalen Elemente des Yin-Yoga-Ansatzes, damit die Schüler wissen, wie sie auf sich selbst achten können. Zudem biete ich meditative Reflexionen für die Zeit in den Haltungen an. Ich versuche immer, mindestens eine halbe Stunde am Ende für Stille übrig zu haben, damit die Schüler in ihre eigene Erfahrung und Praxis eintauchen können.

Wie stehen dein tiefes Interesse an Yin Yoga und Meditation miteinander in Verbindung?
Wie ich bereits erwähnte, kam ich zum Yin Yoga, weil ich mir erhoffte, dadurch komfortabler beim Meditieren sitzen zu können. Je mehr ich es praktizierte, desto klarer wurde mir, dass es tatsächlich ein großartiger Rahmen ist, um Meditation zu üben. Viele Anhänger der Yang- Stile würden vermutlich anmerken, dass ihr Stil ebenfalls eine meditative Komponente besitzt. Ich verneine das nicht, doch in der Stille des Yin Yoga kann man sich wirklich entspannen, loslassen und in einen Zustand eintauchen, den man nur schwer erreichen kann, wenn im Außen viel Bewegung herrscht. Häufig kommt es vor, dass spirituell Suchende eine ziemlich Yang-orientierte, kontrollfreudige Geisteshaltung mitbringen, und solche Gedanken haben wie: „Ich muss entspannter, ruhiger, mitfühlender werden. Ich muss ein besserer Mensch werden, ein weniger wütender Mensch. Ich muss das jetzt umsetzen, um in der Zukunft etwas Bestimmtes zu werden oder zu bekommen.“ Das Problematische an dieser Denkweise ist, dass sie der Ansicht vieler spiritueller Traditionen widerspricht, Frieden, Glück und Freiheit seien bereits vorhanden – genau in diesem Augenblick. Wenn man praktiziert, um diese Zustände irgendwann einmal in der Zukunft zu erfahren, ist das die Garantie dafür, dass man sie nie erreichen wird! Das ist ungefähr so, als würde man seine Autoschlüssel in der Wohnung suchen und vergessen, dass man sie schon längst in die Jackentasche gesteckt hat. Yin Yoga und sein Fokus auf empfängliche, innere Stille richten den Übenden auf den Moment aus, so dass er Frieden und Glück direkt erfahren kann. Eine solche Qualität des Seins stellt sich dann ein, wenn der Yogi damit aufhört, sie in irgendeinem anderen Moment zu suchen. Je mehr ich meditierte, desto stärker wollte ich als Lehrer einen Weg finden, diese Erfahrung mit meinen Schülern zu teilen. In einer sehr aktiven Stunde, die sich auf akkurate Ausrichtung und fließende Bewegungen konzentriert, hat man einfach nicht genügend Zeit, wirklich tief in meditative Themen einzutauchen. Im Yin Yoga kann man dagegen mehrere Minuten lang in einer Haltung über ein bestimmtes Thema sprechen und ermöglicht den Schülern dadurch, in der Asana Meditation zu praktizieren. Du bist Gründer eines Instituts, das vor allem in Unternehmen Achtsamkeitsmeditation anbietet und propagiert.

Was für Programme sind das?
Mit dem metaMind-Institut möchte ich Individuen und Organisationen die zahlreichen Vorteile von Achtsamkeitsübungen in Berufsleben und Alltag nahe bringen. Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen zunehmend und sehr viele Menschen empfinden es als große Herausforderung, mit der Komplexität und Unsicherheit unseres modernen Lebens zurechtzukommen. Achtsamkeit als Übung, in jedem Moment vollkommen präsent zu sein, kann als Gegengift bei diesen Problemen wirken. Indem man einfach nur die Aufmerksamkeit immer wieder in den gegenwärtigen Moment bringt, wird man ruhiger und bekommt einen objektiveren Blick auf das Leben. Aus dieser ruhigen Klarheit entspringen fähigere, innovativere und vorteilhaftere Reaktionen in den unterschiedlichen Arbeits- und Lebenssituationen. Mich persönlich interessiert vor allem der Zusammenhang zwischen Achtsamkeit und Führungspositionen, da die Entscheidungen von Personen auf Führungsebene das Leben vieler direkt beeinflussen. Zum Einen wirkt sich das Maß an Bewusstheit einer Führungsperson auf die Wahrnehmung der Welt und die Handlungen ihrer Mitarbeiter aus. Zum Anderen erkennen mehr und mehr Führungskräfte selbst, dass sie durch das Achtsamkeitstraining genau die kognitiven Fähigkeiten erhalten, die sie benötigen, um den Herausforderungen unserer Zeit mit größerer Belastbarkeit, mehr Gleichmut und angepasster Flexibilität zu begegnen.

Geht eine regelmäßige Meditationspraxis automatisch in den Alltag über oder benötigt man bestimmte Strategien, um die oftmals wahrgenommene Trennung zwischen Meditation und
alltäglichem Leben zu überwinden?
Ich empfinde das Verhältnis zwischen Achtsamkeitspraxis und Achtsamkeit im täglichen Leben als ähnlich wie das zwischen einem Fitnesstraining und dem Kraft- und Energielevel, das einem jeden Tag zur Verfügung steht. Während der Dauer eines Fitnesstrainings stärkt und dehnt man Muskulatur und Gewebe, sodass die vielen kleinen Aufgaben im Alltag wie das Tragen von Einkaufstaschen, das Hochheben der Kinder oder das Überziehen der Betten leichter werden. Im Rahmen der Achtsamkeitspraxis betont man für eine gewisse Zeitspanne das aufmerksame Verweilen im gegenwärtigen Moment. Im Lauf der Zeit und mit regelmäßiger Praxis taucht diese Achtsamkeit überall auf – ganz egal, wo man ist oder was man tut: bei einem Meeting oder Vortrag, im Gespräch mit dem Partner. Das gesamte Leben wird nach und nach von größerer Präsenz und Klarheit durchdrungen. Manchmal, wenn ich mit Gruppen arbeite, frage ich zu Beginn, wer am Morgen geduscht und Zähne geputzt hat. Alle melden sich. Aber wenn ich dann frage, wer sich am Morgen um seinen Geist gekümmert hat, sehen mich, bis auf ganz wenige Ausnahmen, nur erstaunte Gesichter an. Ist das nicht seltsam? Wir kümmern uns meist gar nicht um genau den Teil, der das ganze Schiff steuert – unseren Geist. Indem wir jedoch beginnen, unseren Geist ernst zu nehmen, werden wir weniger reaktiv und können uns selbst und der Welt besser dienen.

 

Weitere Informationen zu Josh Summers, seinen Workshops und seinem Buch „The Buddha’s Playbook“ mit praktischen Meditationsanleitungen.

 

Reine Nahrung für den Geist

Unsere tägliche Nahrung versorgt Körper, Geist und Seele mit allem, was für ein gesundes, glückliches und langes Leben notwendig ist. Je nachdem, welche Prioritäten man im Leben setzt, sollten die Speisen individuell ausgewählt, kombiniert und zubereitet werden. Dadurch kann man jene Teile des eigenen Wesens in ihrer gesunden Entwicklung fördern, die aktuell besonders im Fokus stehen.

Für den spirituell Suchenden empfehlen Yoga und Ayurveda eine reine Ernährungsform, die auch sattvische Ernährung genannt wird. Darunter versteht man in der ayurvedischen Diätetik eine sehr reine und naturbelassene Ernährungsform, die die geistige Verfassung des Menschen verbessern soll. Anhand der drei Gunas Tamas, Rajas und Sattva legt man die Ernährungskriterien so fest, dass Tamas und Rajas überwunden und Sattva gesteigert wird. Dadurch können die Klarheit des Geistes, die Reinheit der Gefühle und die Kraft des Körpers gestärkt werden. Im Yoga stehen die drei Gunas Tamas, Rajas und Sattva für die Gemütszustände des Geistes: Tamas herrscht während des Schlafes und beschreibt einen Geisteszustand, der von Trägheit und Unbewusstheit geprägt ist. Rajas herrscht tagsüber und wird durch Aktivität und Stimulation bestimmt. Sattva ist die Balance von Tamas und Rajas: ein ausgeglichener, kontrollierter Geisteszustand, in dem Bewusstheit, Intelligenz und ethische Werte vorherrschen. Das oberste Ziel aller psycho-mental ausgerichteten Yoga- und Ayurvedapraktiken ist es, das Sattva-Guna zu stärken, um ein Leben in ganzheitlicher Gesundheit und spiritueller Verbundenheit zu führen.

Frische Nahrung für die Seele
Die wichtigste Eigenschaft einer sattvischen Ernährung ist ihre frische, vitalstoffreiche und liebevolle Zubereitung – und ein ebensolcher Verzehr. Fertignahrung in jeglicher Form wird aus ayurvedischer Sicht als nicht-sattvisch bezeichnet und ist im Vergleich zu Selbstgekochtem immer minderwertig. Eine frisch zubereitete Suppe ist somit selbst hochwertigen Fertigprodukten aus dem Bioladen vorzuziehen. Unter diesem Gesichtspunkt sollte man auch die Verwendung von Sojaprodukten – die zwar vegan, aber häufig fermentiert und nicht frisch sind – überdenken.

Vegetarisch oder doch mit Fleisch?
Das ist die Gretchen-Frage in der ayurvedischen Ernährung, wenn es um das sattvische Bewusstsein geht. Ziel der sattvischen Ayurveda-Ernährung ist es, unsere spirituelle Entwicklung zu fördern. Dafür ist eine naturbelassene Bio-Ernährung, die auf alle fleischlichen Eiweiße verzichtet, ein absolutes Muss. Durch Ahimsa, das geistige Prinzip der Gewaltlosigkeit, gewinnen wir an spiritueller Kraft, feinstofflicher Energie und geistiger Vitalität. Aus diesem Grund werden in der sattvischen Ernährung Fleisch, Fisch und Eier strikt gemieden. Die einzigen Quellen tierischen Eiweißes sind frische Biomilch, Butter, Ghee und Buttermilch.

Anregende Reizstoffe wie Kaffee, schwarzer Tee, roher Knoblauch und Zwiebeln werden aufgrund ihrer aphrodisierenden Wirkung für Mönche und Meditations- Praktizierende nicht empfohlen. Umso wichtiger ist das Gebet in der sattvischen Ernährung: Die Energie des Essens hängt stark von der inneren Haltung während des Kochens und Essens ab. Jede Mahlzeit sollte mit Dankbarkeit für Gottes Gaben und Bewusstheit zubereitet und in Ruhe eingenommen werden. Man kocht mit Liebe und legt geradezu Zärtlichkeit in die Verarbeitung von lebendiger Nahrung – das Gemüse wird mit Bedacht geschnitten, der Duft beim Köcheln geatmet und die fertigen Speisen entstehen vor dem inneren Auge. Durch das Singen spiritueller Verse (Mantras) beim Kochen kann die heilende Kraft noch verstärkt werden. Besonders in Klöstern und Tempeln richten Yogis und spirituell Suchende ihre Ernährung traditionell nach diesen sattvischen Grundregeln aus. Doch auch wenn man kein strenges Yogaleben führt, kann die sattvische Ernährung eine wertvolle Therapie sein. Die reine Ernährung befreit von psychischen Schlacken und bringt unterdrückte Gefühle an die Oberfläche. Gerade depressive oder traumatisierte Menschen sind oft mit „geistigem Ama” belastet. Eine sattvische Ernährung kann dabei helfen, wieder in Kontakt mit sich selbst zu kommen und sich von Ängsten, Aggressionen und negativen Emotionen zu befreien.Mit der richtigen Ernährung erfährt man eine neue Lebendigkeit und Klarheit, die Kraft geben kann, alte Persönlichkeitsmuster abzulegen und ein neues Selbstbild zu erschaffen. Dafür sollte etwa die Hälfte der Nahrung aus möglichst unbehandeltem Gemüse und Früchten bestehen, dazu kommen vollwertige Getreideprodukte und Nüsse. Alle Mahlzeiten des Tages werden immer frisch zubereitet und direkt im Anschluss in angenehmer Atmosphäre verzehrt. Die einfachen und mild gewürzten Speisen gleichen das körperliche und geistige Feuer aus und fördern inneren Frieden und Reinheit. Der Grundgeschmack der sattvischen Diät setzt sich aus süßen und bitteren Nahrungsmitteln wie zum Beispiel süßen Früchten, Nüssen und Blattgemüse zusammen. Diese öffnen den Geist, befreien von negativen Emotionen und fördern den Heilungsprozess bei psychischen Erkrankungen. Die traditionelle Ernährungstherapie des Ayurveda kennt zudem spezielle Rezepturen, die das mentale Gleichgewicht fördern. Dazu werden besonders gerne Nahrungsmittel wie Reis, Weizen, Mungbohnen, rote Linsen, Sellerie, Spinat, Rüben, Granatapfel, Mangos, Kokosnuss, Trauben, Milch, Ghee, Sesamsamen, Datteln, Ingwer und Kurkuma verwendet. Auch Heilkräuter wie Shatavari, Brahmi, Amalaki, Ashwagandha, Pippali oder Haritaki setzt man zusammen mit Milch oder Trockenfrucht-Toffees zur Behandlung von mentalen Dysbalancen wie Gedächtnis-, Schlafstörungen oder Trauer ein.

Kerstin Rosenberg bildet als Ayurveda-Spezialistin und erfolgreiche Buchautorin Ayurveda-Therapeuten, -Ernährungsberater und psychologische Berater in Deutschland, Österreich und der Schweiz aus. Gemeinsam mit ihrem Mann ist sie geschäftsführende Gesellschafterin der Europäischen Akademie für Ayurveda

Aus Freude am Hören

Joyful Songs from the Heart

Für sein Debütalbum „Joyful Songs from the Heart“ bekommt Matthias Roth, ein ausgebildeter Yogalehrer der Sivananda-Tradition, von zahlreichen namhaften Gaststars Unterstützung. Da wäre zum einen der kalifornische Kirtan-Sänger Dave Stringer, dessen Stimme bereits in Filmen wie „Matrix Revolutions“ oder dem Videospiel „Myst“ zu hören war. Oder das junge Ausnahmetalent Janin Devi, eine nordrheinwestfälische Bhakti Yogini, die zuletzt mit ihrer im vergangenen Dezember erschienenen CD „Jay Ma“ begeisterte. Zu guter Letzt findet sich noch die New Yorker Musikerin Spring Groove unter Roths Musikgästen. Im italienischen Yoga Journal wurde Spring Groove zur „Voice of Yoga” gekürt. Gemeinsam schaffen die yogabegeisterten Songwriter einen von sanften Akustik-Instrumenten getragenen musikalischen Hochgenuss. Auch für seine Texte hat sich der Schweizer Singer-Songwriter Roth etwas Besonderes einfallen lassen: Gekonnt mischt er englische Songtexte mit traditionellen Mantras. Das Ergebnis ist ein rundum gelungenes, harmonisches Musikerlebnis.

Fazit: Der bereits mit seiner Band „Shanti“ in Erscheinung getretene Roth rundet sein gelungenes Solo-Debüt mit Auftritten prominenter Gastmusiker ab.

„Joyful Songs from the Heart“ von Matthias Roth (Mr Production, ca. 20 Euro).

Eine Pilgerreise ins Herz des Yoga

YOGA – Die Kunst des Lebens

„Yoga hat mir meine Lebensfreude wiedergegeben. Ganz einfach“, sagt eine junge Französin, die am Ufer eines Flusses im Himalaya sitzt. Wie die anderen in der Reisegruppe pilgert sie auf den Spuren von Swami Sivananda durch Indien, um die Ursprünge des Yogas zu erkunden. In der Bergwelt Uttarkarshis praktizieren sie gemeinsam täglich ihre Asanas, sie meditieren und besuchen heilige Stätten in Rishikesh. Völlig unaufgeregt und fernab oberflächlicher Tendenzen führt Solveig Klaßens Dokumentarfilm „Yoga – Die Kunst des Lebens“ dem Zuschauer den Zauber vor Augen, den Yoga in seiner Schlichtheit ausüben kann. Neben der Pilgerreise steht im Film auch ein Besuch beim Yogalehrer und Philosophen R. Sriram und seiner Frau Anjali in Chennai an. Dort leben die beiden, wenn sie nicht gerade in Deutschland sind. R. Sriram hat beim „Vater des modernen Yoga“, Krishnamacharya, gelernt. Nun gewährt er dem Zuschauer fundiert Einblick in die Yogaphilosophie und führt in den Gesprächen gut gelaunt vor Augen, wie Yoga ein Begleiter fürs Leben werden kann..

Fazit: Dieser Film macht Lust – auf Indien, Reisen, Yoga und das Leben!

„YOGA – Die Kunst des Lebens” von Solveig Klaßen (good!movies, ca. 18 Euro).