Mit diesen Übungen für den Core kräftigst und stabilisiert du effektiv deine gesamte Rumpfmuskulatur. Dabei übst du, anders als bei den meisten Core-Sequenzen, ganz bewusst im Stehen, denn hier geht es nicht um einen gut definierten Waschbrettbauch, sondern um funktionellen Halt und dynamische Kontrolle in vielen Alltagsbewegungen.
Übungen: Lizzie Lasater und Mary Richards / Fotos: Dani Gruber
Core vs. Bauch
Der sogenannte “Core” wird häufig missverstanden, als eine Umschreibung der Bauchmuskeln, dabei umfasst er “360 Grad“: von den geraden Bauchmuskeln an der Vorderseite, über die schrägen und quer verlaufenden an der Seite bis zu den Lenden und Gesäßmuskeln an der Rückseite des Rumpfs.
Die Somatic Strength Core-Sequenz
1. Katze-Kuh in der Hocke

Darum geht’s: Hier arbeiten die Bauchmuskeln im Verbund mit Beckenboden, Rücken, Oberschenkeln und Gesäß. So aktivierst und kräftigst du einen Großteil der Muskulatur, die den Rumpf stützt und bewegt.

So geht’s: Richte in einem stabilen, hüftbreiten Stand deine zweiten Zehen gerade nach vorne aus, beuge die Knie in eine Hocke und stütze die Hände oberhalb der Knie auf. Dann beginnst du, ausatmend deine Körperrückseite zu runden. Dabei senkst du den Kopf und ziehst das Steißbein nach vorn. Einatmend hebst du Kopf und Steißbein wieder und ziehst die Körpervorderseite lang. Versuche, die Bewegungen von Beckenboden aus zu initialisieren: Mit ihm ziehst du dein Becken ausatmend nach vorn und schiebst es einatmend nach hinten. Dabei drückst du deine inneren Organe abwechselnd fest zusammen und dehnst sie wieder aus.
8–10 Wiederholungen
2. Dynamisches Ardha Uttanasana

Darum geht’s: Bei dieser yogischen Variante des klassischen Kreuzhebens mit Gewichten wirken keine Scherkräfte auf die Bandscheiben, dennoch werden insbesondere der untere Rücken und die Gesäßmuskeln wirkungsvoll gekräftigt – beides integrale Bestandteile der Rumpfmuskulatur.
So geht’s: Richte auch hier den Stand hüftbreit ein, die zweiten Zehen zeigen nach vorn, die Basis liegt zwischen dem zweiten und dritten Zeh. Lege die Hände bequem an die Hüften und richte dich zu deiner vollen Größe auf, indem du die Rippen von der Taille aus nach oben ziehst. Beuge die Knie ein wenig, aber nicht zu viel, bevor du nun mit einer Ausatmung den gestreckten Oberkörper in die Waagerechte bringst. Dabei streckst du den Po nach hinten und hebst das Steißbein etwas. Einatmend hebst du den Oberkörper wieder in die Senkrechte. Führe die Bewegung langsam und kontrolliert und achte darauf, die Organe in der Vorwärtsbeuge nicht “sacken” zu lassen, sondern sie aktiv im Bauch zu halten.
8-10 Wiederholungen
3. Raupe und Brett

Darum geht’s: In dieser komplexen Bewegungsabfolge müssen alle Bestandteile des Cores miteinander arbeiten – und zwar in äußerst funktioneller Weise. Das ist wichtig, denn stabil ausgeführte Vorwärtsbeugen begleiten uns überall im Alltag.

So geht’s: Stelle dich ans hintere Mattenende und beuge dich mit einer Ausatmung von den Hüftgelenken ausgehend nach vorn. Lege die Fingerspitzen auf den Boden und beuge dazu die Knie so weit, wie nötig. Wandere nun in der Einatmung mit den Händen nach vorn bis in die Brettposition: Rumpf und Beine bilden eine gestreckte Linie. Halte das Brett stabil mindestens einen Atemzug lang, bevor du ausatmend wieder mit den Händen zurück zu den Füßen wanderst. Mit der nächsten Einatmung richtest du dich wieder auf. Auch dabei bewegst du dich von den Hüftgelenken aus, hältst den Oberkörper möglichst lang und beugst die Beine so weit wie nötig. Die Arme kannst du in der Ausgangsposition hängen lassen oder du hebst sie und bewegst sie in Vorwärtsbeuge und Aufrichtung in Verlängerung des Oberkörpers. Beides macht die Übung deutlich anspruchsvoller.
4–8 Wiederholungen
4. Heldenhaltung 1 mit dynamischer Drehung

Darum geht’s: Auch in dieser Abfolge geht es weniger darum, allein die Bauchmuskeln anzufeuern, sondern die gesamte Rumpfmuskulatur in ihrem Zusammenspiel zu aktivieren. Anstatt also nur einzelne Muskeln zu kräftigen, verbesserst du auch Koordination und Geschmeidigkeit in vielen Bewegungen und findest müheloser zu einer harmonischen Aufrichtung.

So geht’s: Setze am vorderen Mattenrand stehend zunächst den rechten Fuß nach hinten in einen weiten Ausfallschritt. Dabei bleibst du auf dem Ballen stehen und drehst den Fuß nicht wie sonst in der Heldenhaltung. Hebe die Arme einatmend zu den Seiten bis auf Schulterhöhe und drehe in der nächsten Ausatmung den Oberkörper zum vorderen Bein. Bleibe einen Atemzug lang stabil in dieser Haltung. Dann löst du die Drehung mit einer Einatmung wieder und ziehst dein hinteres Bein kraftvoll nach vorn in Tadasana. Von dort aus wiederholst du die Abfolge mit dem linken Fuß beginnend. Um noch etwas mehr in die Kraft zu kommen, kannst du ein Gummiband verwenden, dass du in der Drehung zwischen deine Hände spannst.
3–6 Wiederholungen auf jeder Seite
5. Beinheben im Stehen

Darum geht’s: Diese Bewegung steckt im Ansatz in jedem einzelnen Schritt, den du machst. Sie aktiviert vor allem die Hüftbeuger, was bei vielen Beschwerden in Hüften und unterem Rücken entlastend wirkt, denn Aktivierung erleichtert danach auch die Entspannung der Muskeln. Gleichzeitig verbessert das Balancieren die stabilisierenden Kraft des Core.
So geht’s: Lege im Stand die Hände an die Hüften. Verlagere dein Gewicht auf den rechten Fuß und hebe dann das linke Bein langsam und kontrolliert, so weit es geht. Halte das Bein dabei so gestreckt, wie es möglich ist, ohne dass sich der Rücken rundet. Bleibe einen Moment lang stabil in der Position, dann senkst du das Bein wieder in die Ausgangsstellung. Wiederhole die Übung auf derselben Seite noch einige Male, bevor du zum anderen Bein wechselst. Achte darauf, auch den Bauch in der Bewegung zu festigen und den Nabel etwas nach innen und oben zu ziehen. Wenn es zu wackelig wird, kannst du dich seitlich mit der Hand an einer Wand abstützen.
8–10 Wiederholungen auf jeder Seite
6. Seitbeuge im Stehen

Darum geht’s: In den Seitbeugen beginnen wir, die zuvor aktivierte Rumpfmuskulatur an den Flanken wieder zu dehnen. Dabei berücksichtigen wir die natürliche Asymmetrie des Körpers und gleichen sie etwas aus.
So geht’s: Hebe aus dem Stand mit einer Einatmung beide Arme. Wenn du Rechtshänderin bist, greifst du nun mit der rechten Hand um das linke Handgelenk und beugst dich ausatmend nach rechts. Entsprechend beugst du dich als Linkshänderin zuerst nach links. Drehe dabei die Brust ein klein wenig – nicht zu viel – nach oben. Bleibe bis zu 3 Atemzüge lang in der Haltung, dann richtest du dich einatmend wieder auf und wechselst zur zweiten Seite. Wichtig: Beuge dich doppelt so oft oder doppelt so lange zu deiner dominanten Seite, denn die dabei gedehnte Flanke ist in der Regel etwas verkürzt.
2–3 Wiederholungen auf jeder Seite
7. Berghaltung mit Herzöffnung

Darum geht’s: In der abschließenden Übung dehnen wir die Muskulatur an der Vorderseite und schaffen Raum zwischen den Rippen.
So geht’s: Verschränke die Hände mit einer Ausatmung hinter dem Rücken oder verwende einen Gurt. Schiebe die Knöchel deiner Finger nach unten und ziehe die Rippen von der Taille weg nach oben, dann weitest du die Herzgegend einatmend in eine sanfte Rückbeuge. Lenke die Energie durch die Hände nach unten, während du gleichzeitig kraftvoll die Flanken streckst und das Brustbein hebst. Stell dir vor, wie du dabei die unteren hinteren Rippen abhebst und dich über diese Stütze hinweg nach hinten rollst. Ausatmend kehrst du wieder zurück in die Berghaltung, also den aufrechten Stand. Beim Wiederholen der Übung verschränkst du die Finger mit dem anderen Daumen vorn.
2–3 Wiederholungen

Mary Richards arbeitet seit über 20 Jahren als Yogalehrerin und -therapeutin. Sie gilt international als eine der führenden Expertinnen für Yogatherapie und lebt mit ihrem Mann in Virginia. yogawithmaryrichards.com
Auf den Fotos siehst du die Yogalehrerin Lizzie Lasater. Geboren in San Francisco lebt sie heute mit Mann und Zwillingen in Salzburg. lizzielasater.com
Lust auf mehr?
Im ersten Teil dieser Reihe haben Lizzie und Mary die Prinzipien des Somatic Strength Training erklärt und Übungen für den unteren Rücken gezeigt:
Im zweiten Teil der Reihe gab es Übungen zur Schulterkräftigung:
























