Gefühle sind im Yoga seit jeher ein wichtiges Thema: Beim Üben steigen sie ganz unwillkürlich auf, sie können uns bereichern, erfüllen, aber auch ablenken und irritieren. Wie gehen wir also am besten mit ihnen um? Eine Annäherung in sechs Fragen von YOGAWORLD JOURNAL Chefredakteurin Stephanie Schauenburg.
Text: Stephanie Schauenburg / Titelbild: Humberto Guzman via Pexels
1. Warum spüren wir im Yoga unsere Gefühle besonders deutlich?
Sicher kennst du das: Du liegst nach der Stunde in Shavasana und plötzlich kommen dir die Tränen. Einfach so. Du bist nicht traurig. Einfach nur berührt. Das hat sicher viel damit zu tun, dass wir uns beim Yoga selbst Raum geben. Wir lassen den Alltag draußen, fangen an zu spüren und zu lauschen. Und wir nehmen Gefühle deutlicher wahr als sonst, weil die Praxis genau diese feine Eigenwahrnehmung schult.
Gleichzeitig werden wir, wenn wir in der Bewegung unsere körperlichen Blockaden lösen, auch emotional durchlässiger. Manchmal kommt es dabei vor, dass eine bestimmte Haltung auf rätselhafte Weise ein bestimmtes Gefühl weckt: Widerstand zum Beispiel, euphorische Freude, Angst, oder eine unbestimmte Verwirrtheit. Das könnte etwas damit zu tun haben, dass nicht nur das Gehirn Erinnerungen speichert, sondern angeblich auch Gewebe, besonders die Faszien, eine Art “Gedächtnis” haben. Darin hinterlassen Erlebnisse demnach Spuren, die durch bestimmte Bewegungen und Haltungen wieder an die Oberfläche kommen und sich lösen können. Genau erforscht und belegt ist dieses Phänomen bisher nicht, aber viele Körper- und Psychotherapeuten arbeiten bereits erfolgreich damit.
Was wir sicher wissen: Atmung und Bewegung wirken direkt auf Nervensystem und Psyche – und umgekehrt. Emotionale Zustände haben also immer auch eine körperliche Dimension: Wir ziehen ängstlich die Schultern hoch, wir beißen die Zähne zusammen und Stress sitzt uns im Nacken. Manche Forscher glauben sogar, ohne körperliche Empfindung könnten Gefühle überhaupt nicht entstehen.
Genauso eng wirken auch beim Üben von Asanas Bewegungen, die Atmung und unsere Emotionen ineinander – und wenn wir es zulassen, machen wir dabei eine ganzheitliche Erfahrung. Im besten Fall ist sie heilsam, in jedem Fall aber tief menschlich.
2. Sind Gefühle im Yoga eher Helfer oder Hindernisse?
Auch das wirst du aus eigener Erfahrung kennen: Es ist ziemlich schwierig, konzentriert zu üben, wenn dir die Angst im Nacken sitzt. Genauso wirst du mit Wut im Bauch nicht so leicht in eine tiefe Meditation finden. Daher lautet eine häufig zu hörende These, dass wirkliches Yoga (gemeint ist hier die spirituelle Dimension) erst möglich sei, wenn man in der Lage ist, die eigene Gefühlswelt bewusst zu durchdringen und zu regulieren. Ziel und Ideal von Yoga lauten seit Patanjalis Definition ja “citta vrtti nirodah”: Die Bewegungen in Geist und Gemüt kommen zur Ruhe. Wobei offen bleibt, ob diese Ruhe von Dauer sein kann (oder soll).
In jedem Fall führt der Weg zur sprichwörtlichen “Seelenruhe” nicht an den Emotionen vorbei, sondern mitten durch sie hindurch. Mit anderen Worten: Wir sollten Gefühle nicht als hinderliche Störenfriede beiseite schieben, sondern sie aufmerksam wahrnehmen. Als Boten, als Wegweiser, als Teile einer lebendigen Erfahrung. Auf diese Weise nehmen wir sie ernst. Doch zugleich sollten wir uns auch bewusst machen: Emotionen kommen und gehen. Selbst das, was du gerade jetzt ganz stark empfindest, kann sich in einer Stunde, einem Tag oder Jahr völlig gewandelt haben. Das meiste wirst du schlicht vergessen haben. Und genau wie für Intelligenz, Verstand und sogar für unsere Wahrnehmung gilt auch für Gefühle, dass sie uns manchmal Wahrheiten offenbaren – ebenso gut aber auch in die Irre führen können. Mit anderen Worten: Jedes Gefühl ist echt, aber nicht alle sind gut oder wahr. Vor allem aber: Ich bin nicht dieses Gefühl.
3. Wie hängen Gedanken und Gefühle zusammen?
In der westlichen Kultur sind wir es gewohnt, Herz und Hirn, Denken und Fühlen als getrennte Dinge zu betrachten, oft sogar als Widersacher: “Das Herz ist ein besserer Ratgeber als der Verstand”, heißt es dann zum Beispiel. Dabei übersehen wir leicht, dass Gedanken immer eine mehr oder minder deutliche emotionale Färbung haben – und dass wir umgekehrt unseren Gefühlen erst durch Gedanken Struktur und Nahrung geben. Gedanken erzeugen also Gefühle, Gefühle erzeugen Gedanken – und im Grunde sind sie eins: nämlich mentale Bewegungen. In dem aus dem Lateinischen stammenden Wort “Emotion” klingt diese Dynamik noch mit, es bedeutet: etwas, das uns “herausbewegt”, also von einem Zustand in einen anderen versetzt.
So ähnlich sieht das auch die klassische Yogaphilosophie: Dort spricht man nicht umsonst von Wellen (Vrtti) in den verschiedenen Instanzen des Geistes (unter anderem Citta). Egal ob wir grübeln oder träumen, ob wir wütend sind oder fröhlich, verliebt oder angeekelt, all diese Vorgänge sind dem Wesen nach Bewegungen, die wie Wellen kommen und gehen. Ein großer Teil davon geschieht in unserer geistig-emotionalen Wesenshülle (Manomaya Kosha). Da, wo wir im Deutschen einen Bindestrich machen zwischen geistig und emotional, zwischen Gedanke und Gefühl, fließt im Sanskrit-Wort Manas beides ineinander.
Diese dritte, mittlere Hülle ist ständig im Austausch mit den anderen vier Koshas, die nach yogischer Vorstellung den Wesenskern eines Menschen umgeben. Sie hat dabei eine besondere Rolle als Mittler zwischen den beiden äußeren – der physischen und der energetischen Hülle – und den beiden feinstofflichsten Schichten im Inneren, der Weisheits- und der Wonnehülle. Was aber am wichtigsten für das Verständnis von Gefühlen ist: Alle Schichten in diesem Gebilde sind mal mehr, mal weniger stark in Bewegung, nicht nur weil sie miteinander in Resonanz sind: Das Ganze schwingt auch mit der Welt, die es umgibt.
Durchschaue deine Denkmuster und Überzeugungen und erfahre die Freiheit, dein wahres Selbst zu leben. Und dich erst einmal zu erinnern, wer das denn eigentlich genau war. Sally Kempton erklärt Patanjalis Konzept von “Avidya”.
Text: Sally Kempton / Titelbild: Cliff Booth via Pexels
Beim Yoga unterrichten rutschte Laura aus und verletzte sich das Fußgelenk. Trotzdem unterbrach sie die Klasse nicht, um nachzusehen, was passiert war. Lauras Yogamotto lautet: “Durch den Schmerz hindurchgehen”. Später beim Arzt stellte sich heraus, dass sie den Fuß mindestens einen Monat lang nicht belasten durfte. Für Laura war das mehr als eine schlechte Nachricht. Es löste eine Identitätskrise aus. Seit sie ein Teenager war, war ihr starker Körper Quelle für mehr Selbstbewusstsein. Als Erwachsene machte sie ihn zu ihrer Einkommensquelle. Zwar konnte sie auch verletzt unterrichten. Dennoch hat es sie verunsichert, weil ihr bisheriges “Ich” so eng mit ihrem Körper verknüpft war. Natürlich ist Laura klar: “Ich bin nicht mein Körper.” Aber das ändert nichts an ihren Gefühlen von Ängsten und Selbstzweifeln.
Die Krise der Identität
Georg hat ein anderes Problem: Seine Frau hat ihm eröffnet, dass sie einem Mann begegnet ist und sich eine offene Beziehung wünscht. Georg ist geschockt, er fühlt sich sitzengelassen. “Ich bin ein Versager in Beziehungen.” “Ich bin nicht liebenswert.” Im Grunde ist seine Verunsicherung gar nicht so verschieden von Lauras. “Ich weiß nicht mehr, wer ich bin, wenn der Mensch, den ich liebe, mich nicht mehr will”, sagt Georg. Bei Laura: “Ich weiß nicht mehr, wer ich bin, wenn ich mich nicht mehr auf meinen Körper verlassen kann.” Beide haben eine Verletzung ihres Selbstgefühls erlebt.
Aus yogischer Sicht ist dieser Identitätsverlust eine Einladung, sich einer anderen Frage zu stellen: “Wer glaube ich zu sein?” Denn tiefer als am eigentlichen Trauma leiden Laura und Georg an einem Missverständnis. Die Quellentexte des Yoga nennen es Avidya. Unwissenheit, wer wir eigentlich sind und was unserem Sein und dem Universum zugrunde liegt. Eine Krise wie die von Laura oder Georg ist eine Gelegenheit, diese Unwissenheit zu erkennen und den Ego-Trip besser zu verstehen. Denn wenn sich alles, auf das man sich verlassen hat, in Luft auflöst, bekommt man auch Gelegenheit, die Wurzel des Problems zu untersuchen.
Das Wissen vom Unwissen
Das Sanskrit-Wort Vidya bedeutet Wissen. Damit ist jene Weisheit gemeint, die man durch tiefe Praxis und Erkenntnis erwirbt. Die verneinende Vorsilbe “a” zeigt ein Nichtvorhandensein. Im Yoga bedeutet Avidya daher etwas, das weit über Unwissenheit hinausgeht. Avidya beschreibt Blindheit gegenüber der Realität. Also die Unfähigkeit, die tiefe Verbindung zur Quelle allen Lebens und zum wahren Selbst zu erkennen. Es hat viele verschiedene Ebenen und zieht sich auf vielfältige Weise durch das gesamte Leben. Es beeinflusst unsere Beziehungen, unsere Wünsche und Ängste. Sämtliche Ahnungslosigkeit und vernebelte Wahrnehmung sind Formen von Avidya. Dahinter liegt das Unvermögen zu erkennen, dass wir alle eins mit dem ganzen Universum sind.
Ein typisches Beispiel für Avidya ist die Abhängigkeit von Bestätigung. Die meisten von uns “wissen”, dass das Unsinn ist. Mitmenschen handeln häufig, ohne sich der Wirkung bewusst zu sein. Wenn man das Selbstwertgefühl davon abhängig macht, wie andere über einen denken, dann ist das so sinnvoll wie im Klamottenladen Zucchini zu kaufen. Eigentlich wissen wir, dass wir für unseren Gemütszustand selbst verantwortlich sind. Aber dieses Wissen ändert nichts daran, wie wir uns fühlen und wie wir handeln. Es hält dich nicht davon ab, deine Freunde, Partner*in und Kinder zu manipulieren, damit sie sich so verhalten, wie sie sich deiner Meinung nach verhalten sollen.
Zum Beispiel damit du ständig der Liebe deiner Familie versichert wirst. Intellektuelles Wissen hat dabei keine praktische Konsequenz. Damit aus Wissen Vidya wird, also echte Weisheit, musst du auf einer viel tieferen Ebene verstehen lernen. So lange das nicht geschieht, wirst du leiden.
Foto: Taryn Elliott von Pexels
Patanjalis Definition von Avidya
Im Yogasutra II.5 nennt Patanjali vier Merkmale für ein Leben in Avidya. Jeder Punkt beschreibt eine Art, wie wir oberflächliche Erkenntnisse für Realität halten. Dann müssen wir genauer hinter das blicken, was unsere Sinnesorgane oder unsere Ego-gesteuerten Glaubensstrukturen sagen. An der Geschichte sieht man, dass jeder Fortschritt darauf beruht, dass Vorstellungen und Überzeugungen, die früher selbstverständlich waren, infrage gestellt wurden. Ist Materie immer fest? Gleiches gilt für die persönliche Entwicklung. Das Yogasutra eröffnet zugleich den Blick auf die alltäglicheren Formen unserer Unwissenheit.
Patanjalis 4 Merkmale von Avidya
Lass uns Patanjalis vier Merkmale einzeln betrachten, um zu verstehen, wie viele Phänomene von Unwissenheit sich dahinter verstecken.
1. “Das Unbeständige für ewig halten.”
Wir finden diese Täuschung zum Beispiel darin, nicht aus dem Wissen heraus zu handeln, dass fossile Rohstoffe zur Neige gehen. Sie steckt auch in dem Glauben, dass deine romantische Leidenschaft ewig anhält oder dass die Liebe eines anderen Menschen dir innere Sicherheit geben kann. Auf einer tieferen Ebene hält dies dich davon ab anzuerkennen, dass deine Vorstellung von “ich”, “meine Persönlichkeit” oder “mein Selbst” nicht dauerhaft ist. Genau wie dein Körper sich wandelt, so verändert sich dein Selbstgefühl andauernd, denn es besteht aus Gedanken darüber, wer oder wie du bist (“ich bin hübsch”, “ich bin verwirrt”), aus Gefühlen wie Unruhe und aus Stimmungen wie Hoffnung. Und all das unterliegt stetigem Wandel.
DAS WICHTIGSTE ANLIEGEN DES YOGASUTRA IST ES, DIE VORSTELLUNGEN ÜBER UNSERE IDENTITÄT IN FRAGE ZU STELLEN.
2. “Das Unreine für rein halten.”
Man könnte das beispielsweise darauf beziehen, dass man meint, als veganer Yogi erhaben zu sein. Auf einer tieferen Ebene beschreibt dieses Sutra jene Täuschung, die dazu führt, dass man einen vergänglichen Gemütszustand für reines Bewusstsein oder wahres Selbst hält. Dabei handelt es sich um ein Zusammenspiel von Gedanken, Gefühlen und Körpereindrücken.
3. “Leid mit Glück verwechseln.”
Diese Form von Avidya hat die meisten von uns zum Narren gehalten, seit wir uns zum ersten Mal ein bestimmtes Spielzeug gewünscht haben. Wir waren überzeugt, es wäre das Allergrößte, dieses Ding zu besitzen. Aber wir haben uns bald damit gelangweilt. Echte Freude dagegen ist Entzücken, das spontan von innen kommt: die Freude am Leben selbst. Nicht dass eine erfüllende Yogastunde oder ein köstliches Essen keine Glücksgefühle triggern könnten. Aber das Glück, das von etwas Bestimmtem abhängt, ist immer endlich. Und wenn es endet, hinterlässt es ein Gefühl der Leere.
4. “Nicht-Selbst mit wahrem Selbst verwechseln.”
Darin steckt die Essenz von Avidya. Die meisten von uns identifizieren sich nicht mit ihrem Körper allein, sondern auch mit jedem vorübergehenden Gemütszustand und mit jedem Gedanken über sich selbst. Dabei gibt es in unserem Inneren etwas, das unwandelbar, freudvoll und bewusst ist. So denkt jemand wie Laura, deren wahres Selbst strahlend und voller Liebe ist, ihr Leben sei ein Scherbenhaufen, nur weil ihr Fußgelenk beim Yoga üben einen Knacks bekommen hat.
Weckruf
Zusammengenommen führen all diese Formen von Avidya dazu, dass man in einem Trancezustand lebt. Man ist sich zwar dessen bewusst, was an der Oberfläche sichtbar ist, aber unfähig, die zugrunde liegende Realität zu erkennen. Diese individuelle Trance wird von den Überzeugungen der uns umgebenden Kultur vollständig gestützt. Deshalb fällt es schwer, überhaupt zu begreifen, dass ein Schleier existiert, der die eigentliche Realität verhüllt. Diesen Schleier zu lüften und Avidya zu durchbrechen, ist das wichtigste Ziel der Yogaphilosophie. Und das erfordert eine radikale Verschiebung des Bewusstseins. Die gute Nachricht ist: In dem Moment, in dem du erkennst, dass du träumst, beginnst du zu erwachen. Nun kannst du dich von Avidya befreien, indem du den Wahrheitsgehalt von Vorstellungen und Gefühlen konsequent hinterfragst.
Avidya lässt uns glauben, dass unsere Gedanken und Gefühle identisch mit der Sache selbst seien. Diese Täuschung kannst du überwinden, indem du dir ansiehst, was dein eigener Geist üblicherweise erzählt, und indem du seine Schlussfolgerungen hinterfragst. Dann gehst du tiefer und beobachtest, wie Gefühle Gedanken erzeugen und umgekehrt. Jetzt stellst du fest, dass die Realität, die du daraus konstruierst, tatsächlich auch genau das ist: ein Konstrukt.
Des-identifizieren
Eine wunderbare Möglichkeit, Avidya auf die Schliche zu kommen, ist sich auf das erste Gefühl am Morgen nach dem Aufwachen einzustimmen. Kürzlich wachte ich mehrere Morgen hintereinander mit dem Gefühl von Einsamkeit und Traurigkeit auf. Das ist eigentlich ziemlich ungewöhnlich für mich. Aber was lief da genau ab?
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Ich tauchte aus dem Halbschlaf auf und blickte in einen grauen Himmel, denn in dieser Woche gab es viel Nebel. Ich nahm eine dumpfe, schwere Energie in meinem Körper wahr. Und schon identifizierte ich mich mit der Traurigkeit und meine innere Landschaft wurde düster und grau. Dieser Prozess wird im Yoga beschrieben als der “Ich-Macher”, oder Ahamkara. Damit ist die Tendenz gemeint, aus der inneren Erfahrung ein “Ich” zu konstruieren. Der innere Text, der dabei ablief, war in etwa. “Oh nein, schon wieder so ein grauer Tag. Dieser ewig graue Himmel macht mich ganz depressiv. Ich muss aus diesem Klima raus! Aber nein, ich sollte es nicht aufs Wetter schieben. Das bin ich. Es liegt doch in der Familie, so depressiv zu sein.” Schon bevor ich einen Fuß aus dem Bett gesetzt hatte, schrieb ich den ganzen Tag ab.
Weil die Gewohnheit, sich mit dem Gedankenstrom zu identifizieren, so tief in uns wurzelt, muss man sich schon etwas anstrengen, um den wahren inneren Vorgang zu erkennen. Tust du es dennoch, wirst du feststellen, dass die Mechanismen der Selbst-Definition im Autopilot ablaufen. Diese sind genau wie der Ticker, der am unteren Bildschirmrand von Nachrichtensendern mit läuft: Gefühle und Gedanken und sogar das Selbstgefühl in Endlosschleife. Manches kommt immer wieder, anderes wird ausgetauscht, aber in jedem Fall zieht es einfach vorbei. Du sagst dir aber nicht, “hier gibt es Traurigkeit”, sondern “ich bin traurig”. Du denkst nicht, “das ist eine brillante Idee”, sondern “ich bin brillant”.
Falsche Identifikation
Wir erinnern uns: “Avidya hält das Unbeständige für ewig und das Unreine für rein, Avidya verwechselt Leid mit Glück und Nicht-Selbst mit wahrem Selbst.” In unserem Inneren bedeutet das, dass man eine Idee oder ein Gefühl für “ich” oder “meines” hält. Und als Folge daraus beurteilt man sich selbst als gut oder schlecht, rein oder unrein, glücklich oder unglücklich. Dabei ist keines dieser Gefühle “ich”. Sie ziehen nur vorüber. Es stimmt, dass sie tiefe Wurzeln haben können. Schließlich hat man sich oft schon seit Jahren mit ihnen identifiziert.
An einem dieser trüben Morgen beschloss ich, mit meinem Gefühl zu arbeiten (was ich vermutlich nicht getan hätte, wäre ich mit einem fröhlichen Gefühl aufgewacht). Ich schloss die Augen, atmete in den unteren Bauch, spürte das sinnliche Vergnügen der Atemwahrnehmung im Körper und beobachtete meine Gefühle. Dann vergegenwärtigte ich mir, dass ich nicht meine Gedanken bin. Ich nahm wahr, dass die Traurigkeit wie eine dunkelblau getönte Brille wirkte, die jede Wahrnehmung einfärbte. Der ausbleibende Rückruf einer Freundin wirkte wie eine Zurückweisung, dabei war sie nur sehr beschäftigt wegen einer Deadline. Die Blätter der Eiche vor meinem Fenster schienen traurig nach unten zu hängen, obwohl mir an einem sonnigen Tag sicher aufgefallen wäre, dass sie kräftig himmelwärts sprießen.
Trügerisches Glück und Unglück
Dann kam tatsächlich die Sonne hervor. Sofort löste sich meine Traurigkeit auf. Jetzt war der Identifikationsmechanismus sofort damit beschäftigt, mir zu erzählen: “Ich bin glücklich. Das war alles nur eine Reaktion auf das trübe Wetter. Mir geht’s eigentlich wunderbar. Ich bin nämlich im Grunde ein positiver Mensch. Gut dass ich die Achtsamkeitsmeditation gemacht habe. Es hat funktioniert.” Eine Falle. Denn eigentlich war mein Geist im selben Prozess gefangen wie zuvor. Er schnappte sich die Stimmung und identifizierte sich damit, er beschrieb sie als “glücklich” und folgerte “ich bin glücklich”. Um mich von Avidya zu lösen, muss ich mich also auch von der Identifizierung mit der glücklichen Stimmung lösen. Das führte einerseits zu Aversion, andererseits zu Anhaftung. Diese Gefühle lösen Ängste aus. In diesem Fall die Befürchtung, die Traurigkeit sei dauerhaft, schwerwiegend und unausweichlich.
Den Schleier lüften
Avidya aufzulösen, ist ein vielschichtiger Prozess. Da verschiedene Aspekte von Avidya auf verschiedene Typen der Praxis ansprechen, empfiehlt die indische Tradition mehrere Arten von Yoga. Liebevolle Devotion (Bhakti Yoga) bekämpft die Unwissenheit des Herzens, selbstloses Handeln (Karma Yoga) richtet sich gegen die Tendenz, Lob und Lohn zu erwarten und daran anzuhaften, Meditation (Raja Yoga) soll den rastlosen Geist bändigen. Meditation hilft, die tieferen Schichten der Unwissenheit aufzulösen, die zur Identifikation mit deinem Körper, deinen Stimmungen, Gedanken oder Wesenszügen führen. Tag für Tag kannst du immer neue Aspekte und Nuancen von Avidya durchbrechen. Jedes Mal, wenn du deine Aufmerksamkeit nach innen richtest und die tiefere Bedeutung eines Gefühls reflektierst. Aber egal, auf welcher Ebene du ansetzt. Es wird sich etwas verändern.
WIR SOLLTEN FORSCHEND HINTER DAS BLICKEN, WAS UNSERE SINNESORGANE, UNSERE VORURTEILE ODER UNSERE VOM EGO GESTEUERTEN GLAUBENSSTRUKTUREN UNS MITTEILEN.
Sitzen mit dem Selbst
Jedes Mal, wenn wenn du in einer schwierigen Situation bewusst bleibst, befreist du dich mehr. Das kann auf zig verschiedene Arten geschehen. Zum Beispiel wenn du dein Bewusstsein für deine Verbindung mit anderen Menschen schärfst, indem du besonders gut zuhörst und einen liebevollen Umgang pflegst. Du erhöhst dein Bewusstsein für dich selbst, indem du deine blinden Flecken wahrnimmst oder indem du deine Emotionen und deren Effekte auf den Körper beobachtest. Das ist nicht nur eine Schlüsseltechnik der spirituellen Praxis, sondern auch eine Selbsthilfemaßnahme.
Zum Beispiel indem sich Georg fragt: “Stimmt es wirklich, dass die Affäre meiner Frau mein Selbstgefühl beeinflusst?” Das Verhalten seiner Frau verändert nicht, wer er ist. So kann er nach vorne blicken. Wenn er wahrnimmt, wo genau in seinem Körper Traurigkeit sitzt. Durch das Hineinspüren kann er auch der Wurzel seiner Ängste auf die Spur kommen. Er erkennt, dass er Überzeugungen in sich trägt (etwa: “ich bin nicht liebenswert”) und dass diese aus der Kindheit stammen, aber nichts mit dem Jetzt zu tun haben. Dann kann er mit den Gefühlen arbeiten. Sie ausatmen oder durch positive Gedanken ersetzen und beobachten, welche Wirkung diese Techniken haben. So könnte die Selbsterforschung ihm helfen, sich darüber klar zu werden, wie er mit dem Wunsch nach einer offenen Beziehung umgehen möchte.
Der Schlüssel zur Lösung
Avidya ist eine tief verwurzelte Gewohnheit des Geistes. Gewohnheiten kann man aber auflösen. Patanjalis Sutra über Avidya ist nicht nur eine Definition der Unwissenheit. Sondern auch der Schlüssel zur Lösung. In dem Moment des Hinterfragens beginnst du, den wundersamen Fluss des Lebens zu begreifen. Wenn du dich fragst: “Was ist die eigentliche Quelle des Glücks?”, erweiterst du deinen Fokus und gelangst über die äußerlichen Glückstrigger hinaus zum eigentlichen Glück. Durch das Streben nach der Unterscheidung zwischen Nicht-Selbst und Selbst wird sich der Schleier vielleicht vollständig heben. Dann erkennst du, dass du nicht nur der oder diejenige bist, der du glaubst zu sein, sondern ein Teil vom Großen, vom Ganzen. Hell, weit und frei.
SALLY KEMPTON war eine international bekannte Meditationslehrerin und schrieb viele Jahre im amerikanischen YOGA JOURNAL über Yogaphilosophie und Persönlichkeitsentwicklung. Einige ihrer Bücher wie ihr Ratgeber für Meditation liegen auch auf Deutsch vor. Mehr auf sallykempton.com
Einfach alles rausschwitzen – Saunafans wissen, wie befreiend sich das anfühlen kann. Auch die Yogapraxis hält reinigende Praktiken bereit, die uns helfen, in unruhigen Zeiten einen klaren Blick zu behalten und Stabilität zu finden.
Text: Rina Deshpande / Titelbild: Kichigin via Canva
Eines Tages war ich zu Fuß in Brooklyn unterwegs und meine Gedanken drehten sich im Kreis. Ich kam nicht vorwärts, fühlte mich erstickt von gescheiterten Lösungsversuchen für meine üblichen Lebensprobleme. Mein Atem war angespannt, die Miene finster. Da fiel mein Blick auf die Plakatwand einer örtlichen Kirche und ein darauf angeschlagenes Zitat von Isak Dinesen (ein Pseudonym der “Jenseits von Afrika”-Autorin Karen Blixen). Ich habe es seither nie vergessen: “Schweiß, Tränen oder das Meer: Salzwasser ist das Heilmittel für alles.“
Was alle drei gemeinsam haben, ist ihre reinigende Wirkung, denn in seinen verschiedenen Formen kann Salzwasser helfen, Körper, Geist, Emotionen und sogar unsere Umgebung zu reinigen: Wenn wir schwitzen, erzeugen wir ausreichend Wärme, um Wasser und Giftstoffe auszuscheiden und uns über die Haut abzukühlen. Dabei beschleunigen sich in der Regel auch Atmung und Herzfrequenz, wodurch unser Blut mit Sauerstoff belebt wird. Wenn wir weinen oder gar schluchzen, setzen wir Emotionen frei.
Die reinigende Kraft der Hitze
Ganz gleich, ob diese Emotionen freudig oder schmerzhaft sind, ist der Zustand erst einmal erhitzt, aber danach fühlen wir uns oft klarer, leichter und bereit, zur Ruhe zu kommen. Auch wenn wir den Körper an heißen Tagen im Meer erfrischen oder warmes Salzwasser gurgeln, um einen entzündeten (also erhitzten) Rachen zu heilen, entfernen wir Unreinheiten und verspüren womöglich sogar sofortige Erleichterung.
Ich glaube, es hat gute Gründe, warum auch die alten Yogaschriften gezielte Hitzeentwicklung als eine Form der spirituellen Reinigung empfehlen. Zu Beginn des zweiten Kapitels erinnert uns Patanjali im Yoga Sutra daran, dass wir ganz einfach indem wir leben, mit anderen interagieren, denken und handeln eine Reihe von Unreinheiten ansammeln. Um diese loszuwerden, rät er zu reinigender Hitze:
Tapah-svadhyaya-ishvarapranidanani kriya-yogah
तपःस्वाध्यायेश्वरप्रणिधानानि क्रियायोगः॥१॥
Yoga Sutra des Patanjali, Sadhana Pada 2.1
Ich würde das so übersetzen: “Das Üben herausfordernder Praktiken wie Reinigungsübungen und Selbststudium erzeugt eine innere Hitze, die Unreinheiten beseitigt. Die Früchte unserer Praxis werden dem Göttlichen geschenkt.“
Hitze in Zeiten des Wandels
Neben der Reinigung hat die Hitze der Yogaphilosophie zufolge aber noch eine zweite Funktion: Sie macht uns widerstandsfähiger und kann uns so dabei unterstützen, mit dem Auf und Ab im Leben besser umzugehen. Der Sanskrit-Begriff für diese Hitze ist Tapas. Tapas hilft, den Geist von innen heraus zu klären und zu stärken und auchgegen verschiedenste Widerstände auf Kurs zu bleiben.
Zu den Techniken, die im Hatha Yoga vor allem mit Reinigung in Verbindung gebracht werden, gehören die Praktiken des Kriya Yoga. Doch der Begriff Kriya (Handlung) wird auch in anderen Zusammenhängen verwendet. Die Bhagavad Gita zum Beispiel definiert Kriya Yoga als eine Methode zur Aufrechterhaltung der Klarheit auf dem Weg zur Selbstverwirklichung. Bei vielen Kriya-Praktiken handelte es sich historisch um sehr intensive, asketische Techniken, doch es gibt auch verschiedene Atemübungen, Meditationen und Asanas, die für die heutige Zeit angepasst wurden. Sie können dich dabei unterstützen, innere Wärme, Stabilität und Kraft in Zeiten des Wandels zu finden. Einige Beispiele findest du hier.
Foto: Adel Toth via Canva
Über die Hitze zur Resilienz
Verschiedene Techniken und Lehren können dich dabei unterstützen, innere Hitze aufzubauen und deine Widerstandskraft zu stärken.
• Kriya Pranayama: Yogische Atemübungen dienen generell dazu, die Aufnahme von Prana (Lebenskraft) zu regulieren. Einige wirken kühlend, andere ausgleichend und wieder andere erzeugen Tapas (Hitze, Feuer). Als besonders erwärmend und reinigend gilt Kapalabhati Pranayama, manchmal auch als “Feueratem” bezeichnet. Atme dazu ein paar Züge lang ganz natürlich. Atme dann nur halb ein und beginne, den Nabel ruckartig und rhythmisch nach innen zu ziehen, sodass du kurz und schnaubend ausatmest. Die Einatmung geschieht nur passiv, indem du die Bauchdecke nach der Anspannung loslässt. Wiederhole diese ruckartige Bewegung 10 bis 28 Mal. Dann atme eine Weile entspannt, bevor du ein bis zwei weitere Runden Kapalabhati übst.
Wenn dir diese Praxis zu intensiv ist, empfehle ich als Alternative eine Variante des Krama-Atems, bei der man die Ausatmung unterteilt und dadurch verlängert. Atme auch hier zunächst ein paar Mal entspannt und natürlich. Atme dann vollständig durch die Nase ein und halte den Atem kurz an. Nun atme etwa ein Drittel der Atemmenge aus, verschließe die Kehle einen Moment, lasse dann das nächste Drittel entweichen, pausiere wieder und atme schließlich ganz aus. Wiederhole das etwa eine Minute lang. Auch hier atmest du danach eine Weile entspannt und gehst dann in eine bis vier weitere Runden.
• Parivritta Utkatasana (gedrehter Stuhl): Fast alle länger gehaltenen Stehhaltungen eignen sich dazu, Hitze zu erzeugen. Bei dieser verstärken wir den Effekt noch durch Drehungen. Wärme den Körper mit ein paar Sonnengrüßen auf. Verankere dich dann mit den Füßen fest am Boden, beuge die Knie und bewege dein Becken in eine tiefe Stehhocke nach hinten. Dabei legst du deine Handflächen vor dem Herzzentrum aneinander. Atme ein und drehe dich dann mit der Ausatmung nach rechts. Nach 2–6 Atemzügen drehst du dich einatmend wieder zur Mitte zurück. Beim nächsten Ausatmen drehst du nach links. Beobachte die Hitze, die sich in Oberschenkeln, Gesäß und im Nabel-Chakra bildet. Entspanne dich anschließend in einer lockeren Vorwärtsbeuge und spüre nach, bevor du beide Seiten noch mal wiederholst.
• Ein Tag nach dem anderen: Gerade bei einer tief greifenden Lebensveränderung wie zum Beispiel dem Verlust eines geliebten Menschen merkst du möglicherweise, dass du den Schmerz an einem Tag besser akzeptieren kannst, am nächsten jedoch wieder in tiefe Trauer verfällst. Wir sind geneigt, dieses extreme Auf und Ab überspringen zu wollen, doch so ein Widerstand führt letztlich nur zu einer stärkeren Anhäufung von Dukkha, Leid. Versuche stattdessen, jeden Tag oder jede Stunde so anzunehmen, wie sie ist. Nimm den Wechsel an, wie du auch den Wechsel von Kälte und Wärme zu Beginn des Frühlings annimmst oder Kontrast von Saunagang und Eisbad. So kannst du Widerstandsfähigkeit aufbauen.
Rina Deshpande lehrt, forscht und schreibt seit über 15 Jahren über Yoga und Achtsamkeit. Ihre Artikel erschienen bei uns, Huffington Post, Self Magazine und vielen anderen. Mehr Infos auf rinathepoet.com oder Instagram @rinathepoet
Mehr spannende Artikel von Rina Deshpande kannst du hier lesen:
Herbstgerichte gewinnen an Geschmack, Farbe und Nährwerten, wenn man das Gemüse nicht nur in Teilen, sondern im Ganzen verwendet.Tara Duggan erklärt dir hier, wie die “Von-der-Wurzel-zum-Stängel”-Küche funktioniert …
Text: Tara Duggan / Titelbild: Sara Remington
Die Erde ist locker und warm, als wir die winzigen Brokkolisetzlinge einpflanzen, die meine Schwägerin Jen in ihrem Gewächshaus gezogen hat. Sie zeigt uns, wie man die Erde rings um die zarten Stängel in einer behutsamen Bewegung anhäuft. Es erinnert mich an die Gesten, mit denen man ein Baby in seinem Bettchen zudeckt. Später wird Jen ihre Pflanzenbabys wässern und pflegen und sie wird hoffen, dass sie Wind, Schnecken und Raupen trotzen.
Diese Fürsorge für die kleinen Pflänzchen lässt mich das Gemüse, das ich esse, auf neue Weise wertschätzen – nicht nur wegen all der Arbeit, die darin steckt, sondern auch wegen seiner unglaublichen, sprießenden Lebendigkeit. Wenn ich auf Jen’s Biohof zu Besuch bin und dort leuchtend grüne Salatköpfe oder feste, süßliche Brokkolis ernte, dann fühle ich mich fast schon verpflichtet, das meiste aus jeder einzelnen Pflanze zu machen.
Jeder, der selbst einen Gemüsegarten hat oder viel auf dem Bauernmarkt einkauft, weiß vermutlich, was ich meine: Nahrungsmittel und die Ressourcen, die in sie hineinfließen, werden immer kostbarer. Sie zu verschwenden, fühlt sich einfach nicht richtig an. Und je mehr ich lerne, nicht nur mit Gemüseteilen, sondern mit der ganzen Pflanze zu kochen – also auch mit den knallroten Stängeln des Mangold, den holzigen Enden von grünem Spargel, den Blättern, die die Blumenkohlröschen umgeben – desto mehr Aroma, Inspiration und Befriedigung erlebe ich bei jedem Essen.
Ökonomische und ökologische Vorteile
Es gibt viele gute Gründe für diese “Von-der-Wurzel-bis-zum-Stängel-Küche”, also für das Prinzip, auch diejenigen Teile einer Pflanze zu verwenden, die zwar essbar sind, für gewöhnlich aber weggeworfen werden. Da ist die ökonomische Seite: Gerade wenn man Biogemüse kauft, gibt man im Lauf der Zeit ganz schön viel Geld dafür aus und sollte so viel davon haben, wie nur möglich. Auch die Umwelt ist ein wichtiger Aspekt: Studien zufolge landen bis zu 50 Prozent der weltweit produzierten Nahrungsmittel nie in menschlichen Mägen, dabei werden zum Beispiel in den USA die Hälfte der Landfläche und 80 Prozent des Wassers für die Nahrungsmittelerzeugung aufgewendet. Essbares wegzuwerfen, bedeutet also eine enorme Verschwendung von Ressourcen.
Das aber vielleicht überzeugendste Argument für die Verwendung der ganzen Pflanze lautet einfach: Die bislang verworfenen Reste deines Lieblingsgemüses können köstlich schmecken!
So verwendest du die leckeren “Reste”
Die dunkelgrünen Spitzen von Lauchstangen zum Beispiel brauchen zwar etwas länger, bis sie gar sind, dabei verwandeln sie sich aber in ein zart geschmortes Grün mit feinem Zwiebelaroma, das gerade Eiergerichten mehr geschmackliche Tiefe verleiht. Fenchelgrün und -strunk schmecken süßer als die Knolle und haben ein intensiveres Aroma. Wenn du Lakritz magst, könntest du den Fenchelstrunk zum Beispiel in feine Streifen schneiden und kandieren. Wenn es lieber herzhaft schmecken soll, dann menge den fein geschnittenen Strunk und das Grün stattdessen unter einen Salat mit Fenchelstücken, gehobeltem Parmesan, Zitronensaft und Olivenöl.
Und die Blätter von Rettichen und Radieschen entfalten als grüne Bestandteile in einem Salat mit Mais, Tomaten, Rettich und einem cremigen Dressing ein wunderbar pfeffriges Aroma. Auch die Blätter von rote Bete sind – genau wie Mangoldblätter, mit denen die Beten eng verwandt sind – kurz gedünstet eine Köstlichkeit. Die seidigen, dunklen Blättchen, die rings um den Brokkolistrunk wachsen, sehen ähnlich aus wie Spinatblätter und schmecken wie der süßeste Brokkoli, den sie je gekostet haben. Die geschälten Brokkolistrünke selbst sind süßlich und knackig. Ich knabbere sie gerne während des Kochens oder reibe sie in den Salat.
Sogar den Strunk vom Blumenkohlwerfe ich mittlerweile nicht mehr weg. Statt dessen schneide ich den gesamten Kopf in dicke Scheiben, die sich im Ofen oder in der Pfanne in fleischige Gemüsesteaks verwandeln.
Wohin mit übrigen Kräutern?
Übriggebliebene Kräuter im Mixer zu einer Würzsauce zu verarbeiten, ist die beste Art, etwas Tolles aus ihnen zu machen, bevor sie im Kühlschrank vor sich hin welken. Das Ergebnis ist eine aromatische Beigabe zu Hauptgerichten, Salaten und Suppen. Zerhacktes Koriandergrün zum Beispiel wird im Handumdrehen zu einer einfachen Salsa. Und mit Olivenöl und Zitronensaft fix püriertes Basilikum ist die simpelste Version von köstlichem Pesto.
Hat man erst einmal damit begonnen, auf diese Art zu kochen, kann man kaum noch damit aufhören – obwohl es schon ein gewisses Maß an Planung erfordert. Wenn du zum Beispiel Lauch für ein Rezept kaufst, das nur die weißen Teile verwendet, dann solltest du auch gleich überlegen, wann und wie du den Rest verwertest. Wenn du einen Bund rote Bete mitsamt Blättern kaufst, dann könntest du dir den Mangold für das Mittagessen am nächsten Tag gleich sparen. Und wenn du einen Bund Möhren zum Knabbern in den Einkaufskorb legst, dann brauchst du für das Tabouleh am Abend nicht mehr an Petersilie denken, weil du stattdessen das Grün der Karotten verwendest.
Diese Art, Mahlzeiten zu planen, ist mir immer mehr zur Gewohnheit geworden. Wenn ich zum Beispiel Spargel koche, dann hebe ich die holzigen Enden in einem Beutel im Gefrierfach auf. Wenn sich genug angesammelt hat, koche ich daraus eine aromatische Brühe für Spargelsuppe, die ich mit frischem Spargel, Sellerieblättern und einem Klecks Sahne verfeinere. Grüne Lauchspitzen sautiere ich mit anderem Gemüse zu einer würzigen Pastasauce. Und wenn ich mal eine hektische Woche habe und keine Zeit finde, Mangoldstängel sinnvoll zu verwerten, dann wandern sie einfach in die Gefriertruhe und werden irgendwann zu Gemüsebrühe.
Ein gutes Gefühl
Man könnte sagen: Das ist die wohl langsamste Slow-Food-Küche der Welt, aber das mehr an Zeit und Gedanken für diese bewusste Verwendung von Nahrungsmitteln zahlt sich aus in tollen Rezepten und einem besseren Gefühl. Egal ob ich in den Ferien auf Jen’s Bauernhof bin oder schnell nach der Arbeit ein Abendessen mache: Es fühlt sich einfach gut an, von der Wurzel bis zum Stängel zu kochen. Es hat meine Kreativität entfacht und mir die vielfältigen Aromen und Konsistenzen nähergebracht, die in jeder Pflanze verborgen sind. Jeder Teil eines Gemüses ist nützlich und kostbar – und das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.
Ein Tipp zum Schluss:
Auf Bauernmärkten oder in Hofläden hast du die besten Chancen, “ganzes” Gemüse zu finden. Bei der Großhandelsware in Supermärkten und sogar Bioläden werden Strunk und Blätter leider allzu häufig abgeschnitten – auch deshalb, weil man gerade an den Blättern gut erkennen kann, wie erntefrisch die Ware ist.
Die Autorin Tara Duggan hat unter dem Titel “Root-to-Stalk-Cooking” (2013) ein Buch mit vielen Rezepten ihrer “Von-der-Wurzel-bis-zum-Stängel-Küche” veröffentlicht. Auf unserer Webseite findest du einige davon:
So wie der Mond den Organismus nachts zur Ruhe einlädt, hilft dir auch diese zentrierende und zugleich kräftigende Sequenz, Körper und Geist zu mehr ruhiger Stabilität zu führen, Widerstandskraft aufzubauen und Erlebtes besser zu verarbeiten. Mit vielen Drehungen und der nährenden Qualität des Atems zielt sie besonders auf die Nabelregion ab: deine physische und energetische Mitte.
Sequenz: Patrick Broome / Fotos: Christian Boehm
Darum geht es
Stress im Alltag, Unruhe, Ängste, Gereiztheit und damit einhergehend Rückenschmerzen, Schlaf- und Verdauungsprobleme sind typische Symptome unserer Zeit. Der Mond steht symbolisch für den Geist und seine Aktivität und diese Praxis beruhigt und stabilisiert den Geist. Das ist auch das Ziel des traditionellen Yoga, entgegen der gängigen Annahme geht es also viel mehr um Stabilität als um Flexibilität, denn nur ein stabiler Körper und regelmäßiger Atem ermöglichen diese Ruhe der Gedanken und Gefühle. Dafür arbeitet diese Sequenz mit der nährenden Qualität des Atems: Samana Vayu.Diese Energie im Bereich der Nabel region wirkt zentrierend und balancierend und sorgt für körperliche sowie mentale Stabilität. Dabei wird nicht nur die Aufnahme von Sauerstoff und Nährstoffen erhöht, es verbessert auch die Art, mit Erlebtem und den daraus resultierenden Gefühlen umzugehen.
1. Dynamische Drehung im Liegen
Beginne im Liegen und ziehe beide Knie zur Brust. Breite dann die Arme zu den Seiten aus und senke mit einer Ausatmung beide Knie nach links bis knapp über die Matte, der Kopf dreht dabei nach rechts. Einatmend kehrst du zurück zur Mitte. Mit der nächsten Ausatmung gehen die Knie nach rechts, der Kopf nach links. Nach einigen Wiederholungen legst du die Knie auf der linken Seite ab. Erwecke die Kraft im Bauchraum durch 5–10 tiefe, bewusste Atemzüge. Dasselbe wiederholst du anschließend auf der zweiten Seite.
2. Knie zur Brust – Apanasana
Bewege die Knie mit einer Einatmung aus der Drehung zurück zur Mitte. Mit einer Ausatmung ziehst du sie dann zum Brustkorb. Dabei kannst du die Hände wie hier auf dem Bild an die Schienbeine legen oder schonend in die Kniekehlen. Achte in jedem Fall darauf, die Knie etwa 10 Zentimeter voneinander entfernt zu halten. Atme tief und bewusst in den Bauch und ziehe die Knie mit jeder Ausatmung etwas deutlicher zum Bauch. Halte dabei Nacken und Gesicht entspannt. (5–10 Atemzüge)
3. Dynamischer Hund –Adho Mukha Shvanasana
Richte im Vierfüßlerstand Arme und Oberschenkel senkrecht aus. Hebe mit einer Ausatmung die Knie und drücke dabei Zeigefi nger und Daumen fest gegen die Matte. Strecke die Beine und schiebe die Hüften nach oben in den herabschauenden Hund. Kehre dann langsam zurück in den Vierfüßler, während du auf 4 Takte einatmest. Mit 5 Takten Ausatmung schiebst du dich wieder in den Hund. Wechsle weiter zwischen Vierfüßler und Hund und verlängere dabei jedes Mal die Ausatmung. (Einatmung: 4 Takte. Ausatmung: 4, 5, 6, 7 bis 8 Takte.) Bleibe anschließend im Hund: Lasse den Kopf hängen, entspanne den Nacken und strecke den Rücken vom Nacken bis zur Lendenwirbelsäule in die Länge. (5–10 Atemzüge)
4. Dynamischer Stuhl – Utkatasana
Hebe im Stehen mit der Einatmung auf 4 Takte die Arme und senke das Becken in den Stuhl: Arme und Oberkörper sind gestreckt, die Hände schulterbreit, der Nacken ist lang. Beuge dich dann auf 8 Takte ausatmend langsam nach vorn. Dabei bleibt der Rücken lang, die Oberarme neben den Ohren. Berühre, wenn möglich, kurz den Boden oder Blöcke. Nach mindestens 4 Wiederholungen streckst du einatmend langsam die Beine und kommst zum Stehen, dann senkst du die Arme. Spüre kurz nach, nimm die Erdung wahr und das Pulsieren in der Rücken- und Beinmuskulatur.
5. Dynamische Pyramide – Parshvottanasana
Tritt mit dem linken Fuß einen großen Schritt zurück und drehe ihn um etwa 45 Grad. Aktiviere die Oberschenkelmuskulatur, richte deine Hüften parallel nach vorne aus und lege den rechten Handrücken an den unteren Rücken. Atme auf 4 Takte ein und strecke dabei den linken Arm am Ohr entlang nach oben. Dann beugst du den gestreckten Oberkörper mit der langen Ausatmung auf 8 Takte nach vorne. Gehe nur so tief, dass die Kraft aus Rücken und Beinen gehalten werden kann. Dann richtest du dich mit 4 Takten Einatmung wieder auf. (mindestens 4 Wiederholungen, endend in der Vorwärtsbeuge)
6. Gedrehtes Dreieck – Parivritta Trikonasana
Lege in der nach vorn gebeugten Pyramide die Hände beidseits des vorderen Fußes auf Blöcke oder den Boden und ziehe einatmend den Rücken lang. Drücke die linke Hand fest gegen die Unterlage, wenn du dich mit der nächsten Einatmung nach rechts aufdrehst. Wenn sich dein Nacken dabei entspannt anfühlt, richtest du den Blick zur oberen Hand. Die Arme sind lebendig und gestreckt, die Beine stark, die Hüftknochen parallel ausgerichtet. Halte viel Gewicht auf dem hinteren Bein, die Fußaußenkante schiebt nach unten. Atme tief in die transformative Kraft des Bauchraums. (5–10 Atemzüge)
Löse die Drehung auf, schiebe die Blöcke etwa einen halben Meter nach vorne und ziehe nochmals deinen Rücken lang. Hebe das linke Bein, wenn möglich parallel zum Boden. Dann drücke die linke Hand wieder fest gegen den Block und drehe dich ausatmend nach rechts auf. Die Wirbelsäule ist lang, beide Beine sind aktiviert, die hintere Ferse dreht etwas nach außen. Der Fokus auf der Bauchmitte hilft dir, die Balance zu halten. Spüre, wie sich Energie vom unteren Fuß zur Wirbelsäule bewegt und die beruhigenden und heilenden Kräfte der Körpermitte aktiviert werden. (5–10 Atemzüge)
8. Stehende Pyramide – Parshvottanasana
Löse die Drehung, setze den hinteren Fuß wieder in die Schritthaltung und beide Hände auf die Blöcke. Atme ein und ziehe die Wirbelsäule lang, mit der Ausatmung beugst du dich über das möglichst gestreckte vordere Bein und bewegst das Kinn Richtung Schienbein. Verankere den vorderen Fuß über die große Zehe fest am Boden und achte darauf, dass auch die hintere Fußaußenkante und Ferse fest nach unten drücken. Genauso aktiv schieben die Hände gegen die Unterlage. Vermeide es, in der Hüfte des vorderen Beins einzusinken und halte die Hüften parallel. Atme wieder tief in den Bauch. (5–10 Atemzüge)
Wiederhole nun Übung 05 bis 08 auf der anderen Seite!
9. Taucherdehnung – Uttanasana-Variation
Verschränke im Stand die Hände hinter dem Rücken zu einer festen Faust und rolle die Schultern zurück. Beuge Ellenbogen und Knie gerne leicht, wenn du nun nach einer tiefen Einatmung ausatmend in die Vorwärtsbeuge tauchst. Dabei ziehst du die Hände langsam über den Kopf und drückst sie fest gegeneinander. Dein Nacken ist lang und der Kopf hängt entspannt nach unten. (5–10 Atemzüge)
10. Stuhl – Utkatasana
Hebe mit der Einatmung Arme und Oberkörper und beuge mit der Ausatmung beide Beine in eine kraftvolle Hocke. Strecke dich lang nach oben, dabei sind die Hände schulterbreit. Dein Blick geht geradeaus, der Nacken ist lang. Atme tief und setze für zusätzliche Stabilität gerne mit der Ausatmung Mula Bandha, wenn du es kennst. (5–10 Atemzüge)
Setze die Füße parallel und mit leicht eingedrehten Zehen in eine Grätsche. Hebe die Arme mit einer Einatmung auf 4 Takte seitlich auf Schulterhöhe. Mit einer Ausatmung auf 8 Takte beugst du dich nach vorne, legst die rechte Hand auf einen mittig stehenden Block und breitest den linken Arm nach oben aus. Halte dabei den Kopf in einer Linie mit dem Oberkörper. Wenn es dein Nacken zulässt, blickst du zur oberen Hand. Betone beim Ausatmen das Einziehen des Bauches zur Wirbelsäule und drehe so noch etwas tiefer. Mit einer kräftigen Einatmung auf 4 Takte löst du die Drehung und richtest dich mit geradem Rücken wieder zum Stehen auf. Wiederhole diese Abfolge noch 2 Mal auf derselben Seite. Bleibe dann 5–10 Atemzüge lang in der Drehung und atme tief und gleichmäßig in den Bauch. Mit einer Einatmung richtest du dich auf, stützt die Hände auf den Oberschenkeln ab und spürst kurz nach. Dann wiederholst du die Übung mit Drehung nach rechts.
Lege die Hände in der Grätsche an die Hüften und lehne dich etwas zurück, bevor du dich ausatmend nach vorne beugst. Stütze deine Fingerspitzen zunächst auf Blöcken oder der Matte auf und strecke deinen Rücken lang. Dann platziere die Finger auf einer Linie mit den Zehen, atme aus und lasse den Scheitel auf die oder in Richtung der Matte sinken. Je sicherer der Stand, desto freier fließt der Atem im Bereich des Oberkörpers. (5–10 Atemzüge)
13. Kobra – Bhujangasana
Setze in Bauchlage deine Finger dicht an den unteren Rippen auf die Matte. Ellenbogen und Schulterblätter ziehen nach hinten und zueinander. Mit der Einatmung hebst du Kopf, Schultern und Brust leicht an. Bewege die Rippen etwas nach vorne, um Raum für die inneren Organe zu schaffen. Strecke die Beine nach hinten, schiebe Hüften, Beine und Füße fest gegen den Boden und atme bewusst in den Brustraum. Bei Schmerzen im unteren Rücken, setzt du die Hände weiter nach vorne. (5–10 Atemzüge)
14. Bogen – Dhanurasana
Greife jetzt nach deinen Knöcheln oder Schienbeinen, alternativ kannst du einen Gurt verwenden. Drücke Steiß- und Kreuzbein nach unten und verlängere dadurch deinen unteren Rücken. Mit einer tiefen Einatmung hebst du Brustkorb, Taille und Oberschenkel. Halte deine Arme gestreckt und rolle die Schultern zurück, die Schulterblätter ziehen nach innen. Spanne den ganzen Körper wie einen Bogen. Hebe dein Brustbein und vertiefe deinen Atem im Brustbereich. Der Nacken bleibt lang. (5–10 Atemzüge)
15. Herabschauender Hund – Adho Mukha Shvanasana
Löse den Bogen mit einer Ausatmung behutsam auf, lege die Beine kontrolliert wieder ab und entspanne dich einige Atemzüge lang in der Stellung des Kindes. Dann schiebst du dich mit einer Ausatmung zurück in den herabschauenden Hund mit leicht gebeugten Beinen. Ziehe dabei nochmals bewusst deinen unteren Rücken lang, um ihn zu entlasten. (5 Atemzüge)
16. Schlafender Schwan
Ziehe aus dem Hund dein rechtes Knie hinter dein rechtes Handgelenk und bewege deinen rechten Fuß ein wenig nach links. Schiebe das linke Bein lang nach hinten. Wenn du magst, legts du einen Block unter die rechte Gesäßhälfte, sodass du das Becken entspannt sinken lassen kannst. Stütze die Unterarme auf oder breite deine Arme lang gestreckt nach vorne aus und lege den Oberkörper ab. Dein Atem darf in dieser intensiven Hüftdehnung tief in den Unterbauch sinken und die Kraft im Becken wecken. Stress, Anspannungen und Ängste können sich lösen. (mindestens 10 Atemzüge, dann Seitenwechsel über den Hund)
17. Halber Drehsitz – Ardha Matsyendrasana
Beginne aufrecht sitzend mit nach vorne gestreckten Beinen. Stell deinen rechten Fuß außen neben das linke Knie. Drücke deine rechte Fußsohle fest gegen die Matte, richte mit der Einatmung die Wirbelsäule auf und drehe ausatmend den Oberkörper nach rechts. Umarme dein rechtes Knie mit dem linken Arm oder hake den Ellbogen außen am Knie ein. Die rechte Hand stützt sich am Boden oder auf einem Block auf. Statt allmählich tiefer in die Drehung zu gehen, arbeitest du eher an mehr Länge in der Aufrichtung – intensiv, aber entspannt und natürlich. (5–10 Atemzüge, dann Seitenwechsel)
18. Sitzende Vorwärtsbeuge – Pashchimottanasana
Rolle deine Oberschenkel im Langsitz sanft nach innen. Mit der Einatmung hebst du Oberkörper und Arme, ausatmend streckst du den Brustkorb lang nach vorne. Beuge die Knie so weit, dass du den Bauch auf die Oberschenkel legen und die Füße greifen kannst. Dabei kannst du die Kniekehlen mit einer Rolle stützen. Atme ruhig und tief in den Bauch und richte die Konzentration auf den Nabel. Bewusstes und tiefes Ausatmen vertieft die Beugung der Hüften, ziehe deshalb mit jeder Ausatmung den Bauch zur Wirbelsäule. Die Einatmung streckt den oberen Teil der Wirbelsäule. (15–20 Atemzüge)
19. Tiefenentspannung – Shavasana
Lege dich auf den Rücken. Eine gefaltete Decke unter dem Kopf hilft, deinen Nacken zu entspannen. Füße und Beine fallen ganz natürlich nach außen. Die Schulterblätter schmelzen in den Boden, deine Arme liegen entspannt etwas entfernt vom Körper, die Handflächen zeigen nach oben. Schließe deine Augen oder lege ein kleines Kissen über sie. Gib deinen Körper ganz der Entspannung hin. Beobachte, wie sich die Bauchdecke im Atemrhythmus hebt und senkt, und spüre intuitiv, wie Körper und Geist mit jeder Ausatmung ruhiger werden. Nach einiger Zeit fokussiere dich auf die nährende und heilende Kraft der Einatmung. (mindestens 10 Minuten)
20. Wechselatmung – Nadi Shodhana
Setze dich bequem hin und lasse den Atem eine Weile frei fließen. Hebe dann die rechte Hand und klappe Zeige- und Mittelfinger in die Handfläche. Atme durch beide Nasenlöcher ein, verschließe dann mit dem Daumen dein rechtes Nasenloch und atme durch das linke aus. Atme durch dein linkes Nasenloch ein, verschließe mit Ringfinger und kleinem Finger das linke Nasenloch und atme rechts aus und wieder ein. Lege wieder den Daumen an und atme durch das linke Nasenloch. Wiederhole diese Abfolge, so oft du möchtest. Atme abschließend durch das linke Nasenloch aus, senke die Hand und verweile in einer stillen Wahrnehmung deiner Atmung. Wenn du etwas geübter bist, kannst du den Atem nach jeder Ein- und Ausatmung anhalten, solange es bequem ist (Kumbhaka).
21. Samana Vayu Kriya & Meditation
Spüre oder imaginiere das kollektive Licht aller Sterne, Sonnen und Galaxien, die uns umgeben: alle leuchtenden Kräfte des Himmels. Atme ein und stelle dir vor, dass du diese Kräfte dabei durch den Kopf und die Wirbelsäule hinunter bis zur Nabelmitte ziehst. Halte den Atem kurz an und stelle dir vor oder spüre, wie sich im Nabel ein helles Feuer entzündet. Atme aus mit der Vorstellung, dass sich die Kraft dieses Feuers als strahlendes Licht und Intelligenz in den Nabelbereich ausbreitet und auch die mit dem Nabel verbundenen Aspekte des Geistes durchflutet. (5–10 Atemzüge)
Nimm dir zum Abschluss Zeit für eine Meditation. Ich empfehle eine Mantra-Japa-Meditation mit dem Maha Mrityunjaya Mantra für Schutz, Heilung und Überwindung von Angst.
Patrick Broome ist eines der prominentesten Gesichter der deutschen Yogaszene. Er bildet seit vielen Jahren Yogalehrende aus und betreibt in München drei Studios. patrickbroome.de
Im Interview spricht Patrick Broome über emotionale Stabilität und Furchtlosigkeit. Hier findest du auch das Maha Mrityunjaya Mantra:
Zum 10-jährigen Jubiläum erwartet dich ein noch vielfältigeres, inspirierendes und feierliches Programm. Vom 17. bis 26. Oktober 2025 öffnet das Gasteinertal seine Arme für alle, die Kraft tanken, innehalten und im Rhythmus ihres Herzens ankommen möchten. //anzeige
Gastein – ein besonderer Kraftort
Der Oktober ist im Gasteinertal eine Zeit der Übergänge. Der Sommer verabschiedet sich, der Winter ist noch fern. Die Natur hält inne und lädt auch dich ein, einfach innezuhalten.
Die warmen Farben der Wälder, die klaren Tage und die frische Luft schaffen eine Kulisse, die den Körper belebt und den Geist beruhigt. Yoga in dieser Umgebung ist wie ein Spiegel: Die Natur zeigt, wie Wandel gelingen kann – sanft, harmonisch und kraftvoll zugleich.
Was den Yogaherbst Gastein so einzigartig macht, ist die Wahl der Plätze, an denen praktiziert wird. Kaum ein anderes Event bringt Yoga so konsequent nach draußen. Deine Matte rollst du im Kurpark, auf der Schlossalm mit atemberaubendem Blick über die Gasteiner Bergwelt, im kleinen Garten des Naturladens oder in der Nähe des Gasteiner Wasserfalles aus. Diese Kraftorte haben ihre ganz eigene Energie. Wer einmal den Sonnengruß mit Blick auf die goldene Herbstlandschaft praktiziert hat, weiß, dass sich innere Ruhe und äußere Schönheit gegenseitig verstärken. Yoga im Einklang mit den Bergen bedeutet auch, den eigenen Atem im Rhythmus der Natur zu spüren.
Über 300 Yogaeinheiten für jedes Level
Mehr als 300 Einheiten für Anfänger*innen & Geübte lassen dir freie Wahl. Du kannst deinen persönlichen Stundenplan frei gestalten und zwischen aktiven und ruhigen Tagen wechseln. Inspirierende Workshops bringen neue Impulse in deine Yogapraxis.
Deep Stretch & Alignment oder Yin & Sound Healing von Stretching Panda im Grand Hotel de l’Europe
Stressmanagement mit “The Work” von Birgit Pedevilla im Hotel Norica Therme in Bad Hofgastein
Yoga-Jodelwalk von Johma Haslinger in Sportgastein
Genuss-Yoga von Flora Petri im KTVB in Bad Gastein
Human Design und Yoga mit Annkathrin Bauer im Kursaal in Bad Hofgastein
Ein besonderes Highlight bilden die“Good Vibes”-Workshops mit Marcel Clementi am 24. & 25. Oktober im Kongresszentrum Bad Hofgastein. Dynamische Einheiten, die Bewegung, Musik und Lebensfreude miteinander verweben. Hier wird Yoga spielerisch, leicht und zugleich kraftvoll erlebt – ein Angebot, das sowohl Anfänger als auch erfahrene Praktizierende inspiriert. Das 2-Tages-Ticket mit 4 Workshopeinheiten gibt es nur beim Yogaherbst in Gastein für unschlagbare € 90,- .
Yoga und Urlaub in Balance
Um den Aufenthalt so entspannt wie möglich zu gestalten, bieten die Yogapartner Unterkünfte im Tal spezielle Yoga-Pauschalen an. Diese beinhalten nicht nur die Übernachtung und Verpflegung, sondern auch eine Auswahl an Yogastunden.
3 Nächte: Einatmen, Ausatmen, Auftanken in einem Yogahotel inkl. Frühstück und 5 Yogaeinheiten ab € 265,00
4 Nächte: Yoga Intense in einem Yogahotel inkl. Frühstück und 10 Yogaeinheiten ab € 415,00
So wird der Yogaherbst nicht nur zu einer spirituellen Reise, sondern auch zu einem erholsamen Urlaub inmitten der Berge. Wandern, Wellness und kulinarische Genüsse ergänzen das Jubiläumsprogramm und machen die Zeit im Tal rundum wohltuend.
Thermalwasser als Begleiter
Seit Jahrhunderten ist das Gasteinertal für sein Thermalwasser bekannt. Schon die Kelten und Römer wussten um seine Wirkung, später machten Kaiser und Könige diesen Ort berühmt. Beim Yogaherbst wird dieses Naturgeschenk in das Programm integriert. Das warme Wasser entspannt Muskeln, beruhigt den Geist und wirkt regenerierend nach intensiven Yogastunden. Besonders eindrucksvoll ist die Kombination von Yogaeinheiten mit anschließendem Baden in der Felsentherme, Alpentherme oder in den Thermenhotels des Tals.
Einen besonderen Ausdruck findet diese Verbindung von Yoga, Spiritualität und dem Element Wasser in der Opening Ceremony – Wasserzeremoniemit Carmen Jedinger am 18. Oktober. In der einzigartigen Atmosphäre des historischen Kraftwerks am Wasserfall in Bad Gastein begibst du dich auf eine spirituelle Reise zur inneren Führung – begleitet vom heiligen Element Wasser. Der Eintritt erfolgt bei freier Spende, die traditionell einer guten Sache in der Region zugutekommt.
Das Geschenk an dich selbst
In einer Zeit, die von Hektik und ständiger Erreichbarkeit geprägt ist, schenkt der Yogaherbst etwas Seltenes: den Raum, einfach zu sein. Zwischen Bergen und Thermalquellen, Ritualen und Tanz, Stille und Freude entsteht ein Erlebnis, das lange nachklingt.
Es ist eine Einladung, zu sich selbst zurückzukehren, neue Wege zu entdecken und die Essenz des Yoga inmitten der Natur zu spüren.
Hier darfst du loslassen, dich treiben lassen, in die Stille gehen oder in die Bewegung. Ein Geschenk an dich selbst, das weit über die zehn Tage im Oktober hinauswirkt. Wer einmal in der besonderen Energie des Tals geübt hat, nimmt einen Funken davon mit nach Hause – als Erinnerung, als Kraftquelle, als Inspiration.
Du bist am Kränkeln? Ein starkes Immunsystem, gekoppelt mit einer gesunden Ernährungsweise, kann die ein oder anderen Beschwerden verhindern. Und doch erwischt es selbst uns Yogi*nis manchmal. Wenn wir erste Symptome einer Erkältung verspüren, kann Yoga helfen – oder die Sache verschlimmern. Doch wie krank ist zu krank und was sollte man beachten?
Text: Anika Kedzierski / Titelbild: Andrea Piacquadio via Pexels
Innere Stimme oder innerer Schweinehund?
Bevor du auf Tipps anderer hörst oder dich mit falschem Stolz zur Yogastunde schleppst, achte auf die Signale deines Körpers. Hast du Fieber oder starke Schmerzen? Bleib im Bett und trinke viel. Bei Beschwerden, wie Schnupfen, Gliederschmerzen oder Kopfweh kann dich Yoga dabei unterstützen, schneller wieder fit zu werden. Hier liegt es also an dir, deine innere Stimme zu deuten.
Doch bitte denke immer auch an deine Mityogi*nis. Um Ansteckungen zu vermeiden, solltest du jetzt besser zu Hause praktizieren.
Rückzug der Sinne
Wenn dich schon der Weg vom Schlafzimmer in die Küche erschöpft, ist es ratsam keine Asanas zu üben. Vorallem bei erhöhter Temperatur oder Fieber solltest du auf Asana-Praxis und Pranayama verzichten. Wie wäre es stattdessen mit Pratyahara? In der Yogaphilosophie bezeichnet dieser Sanskrit-Begriff einen Zustand, in dem sich die Sinne nach innen zurückziehen und dort gehalten werden. Schalte also Handy und Laptop aus, erlaube dir mal nicht erreichbar zu sein und kuschele dich mit einem Tee ins Bett. So erholst du dich am schnellsten.
Taste dich an die Asanas heran
Wenn du dich neben Beschwerden wie Schnupfen, Halsweh oder Husten aber fit fühlst, kannst du die Yogamatte ausrollen und dich langsam an das herantasten, was deinem Köper gut tut. Vielleicht beginnst du die Yogastunde zur Abwechslung mal in Shavasana (eventuell mit einer Decke) und probierst das Krokodil oder die Brücke aus. Wenn du durch langes Sitzen oder Liegen verspannt bist, können diese Asanas den unteren Rücken dehnen und entlasten. Auch ein paar Durchgänge Katze und Kuh können Rückenschmerzen lindern. Führe jedoch nur Bewegungen aus, die sich gut im Rücken anfühlen.
Umkehrhaltungen können Schnupfen und Kopfweh verschlimmern
Wenn du dich nach diesen Asanas fit fühst, kannst du in deine normale Praxis übergehen. Generell empfiehlt es sich an solchen Tagen jedoch, dein normales Übungs-Level eine Stufe herabzusetzen. Manche empfinden Umkehrhaltungen bei einer verstopften Naseals unangenehm. Sie erhöhen den Druck auf die Nasen- und Stirnnebenhöhlen und können bestehende Kopfschmerzen noch verschlimmern. Teste es an einer Vorwärtsbeuge. Geht dir hier die Nase zu, verzichte in dieser Zeit am besten auf Umkehrhaltungen. Brummt dir der Kopf, kannst du stattdessen Asanas üben, die Schulter- und Rückenmuskulatur stärken. So sind die unvermeidlichen Schwierigkeiten des Alltags doch schon leichter zu tragen. Wenn du beim Üben deine Ausatmung verlängerst, verlierst du die Fixierung auf den Kopf und kannst belastende Gedanken besser loslassen. Ähnlich wie die 4-7-8 Atmung wirkt die verlängerte Ausatmung gegen Stress und Anspannungen.
Rückbeugen können nicht nur Verspannungen in Schultern und Nacken lösen, sie unterstützen auch das Atemsystem. Indem die Brustwirbelsäule nach hinten gestreckt wird, weiten sie den Brustkorb, dehnen Lungen- und Herzbereich sowie die gesamte Atemhilfsmuskulatur. Regelmäßiges Üben vertieft somit unsere Atmung und versorgt den Körper mit mehr Sauerstoff. Das befreit die Atemwege und fördert unsere Konzentration. Da das gesamte Verdauungssystem gestreckt wird, können sogar Probleme mit der Verdauung gelindert werden. So kannst du bei Atemwegsbeschwerden beispielsweise Bhujangasana, die Kobra, oder Matsyasana, den Fisch, in deine Praxis einbauen. Diese Asanas haben aufgrund der positiven Wirkung auf unser Atemsystem übrigens auch eine heilende Wirkung auf Asthma.
Neti und Jihva Dhauti – Zwei yogische Erkältungstricks
Zum Glück ist Yoga so vielfältig und nicht nur auf die Asana-Praxis zu beschränken. Ein toller, yogischer Tipp, die Nase zu reinigen oder einen Schnupfen vorzubeigen ist Neti, die Nasenspülung. Meine erste Erfahrung mit Nasenspülung habe ich beim Yoga-Retreat mit Berenice Seiss auf Mallorca gemacht. Seitdem vergeht kaum ein Morgen, an dem ich kein Salzwasser durch meine Nasenlöcher jage und ich behaupte fest, dass mich die regelmäßige Anwendung schon gesund durch die ein oder andere Erkältungswelle gebracht hat.
Anleitung Nasenspülung:
Fülle lauwarmes Wasser in ein Nasenspülkännchen und gebe etwas hochwertiges Salz dazu. Halte das Kännchen mit der Salzlösung an ein Nasenloch, lege den Kopf etwas schräg und lasse die Salzlösung einfach laufen. Es hilft, den Mund etwas zu öffnen, damit sich das Gaumensegel schließen kann. Bei einer Erkältung, kannst du deine Nase auch mehrmals täglich spülen. Bei Problemen mit Allergien, Heuschnupfen oder Staub kann die regelmäßige Nasenreinigung Wunder wirken.
Eine weitere yogische Anwendung, die eine Erklältung vorbeugen kann, ist Jihva Dhauti, die Zungenreinigung. Vor allem nachts lagern sich gerne Abfall- und Giftstoffe unserer Nahrung auf der Zunge ab. Bei einer Erkältung kommen auch Bakterien und Viren dazu.
Anleitung Zungenreinigung:
Für die Zungenreinigung brauchst du einen Zungenscharber aus Edelstahl oder einen Edelstahl-Löffel. Ziehe ihn jeden Morgen von hinten nach vorn über die Zunge und schabe den Belag ab. Das trägt dazu bei, dass deine Erkältung schneller verschwindet und wehrt zukünftige Bakterien-Attacken ab.
Soweit angenehm, kannst du bei einer Erkältung Pranayama üben – das geht auch super im Liegen. Kapalabhati, die Feueratmung, reinigt die Atemwege und unterstütze dabei, lästige Viren aus dem Körper zu katapultieren. Doch Vorsicht: Die Atemtechnik hat eine energetisierende Wirkung und stimuliert den Sympathikus. Das ist der Teil des Nervensystems, der für Aktivität steht. Daher ist Kapalabhati nichts für nervöse oder gestresste Menschen und sollte auch nicht am Abend geübt werden. Richtig gut wirkt sie dagegen, wenn man sich matt fühlt oder den Geist ankurbeln möchte.
Anleitung Feueratmung:
Setze dich aufrecht und bequem hin und finde zunächst deinen natürlichen Atemrhythmus. Atme bei der nächsten Einatmung in den Bauch ein und ziehe die Bauchdecke beim Ausatmen in raschen, rhythmischen Bewegungen nach innen. Das drückt die Luft aus den Lungen und erzeugt kurze, kraftvolle Ausatmungen. Diese Abfolge kannst du 20 bis 30 mal üben und danach zu deinem natürlichen Atem zurückkehren.
Summen gegen Heiserkeit
Bhramari ist die Bienenatmung und verdankt ihren Namen dem Summen, das man beim Ausatmen macht. Die Atemübung verbessert die Stimme, kann Hals-und Nasenerkrankungen vorzubeugen und die Atemwege reinigen. Außerdem schenkt sie Ruhe und Entspannung und hilft daher gegen Stress und Kopfschmerzen.
Anleitung Bienenatmung:
Setze dich aufrecht und bequem hin. Verschließe nun mit den Daumen sanft deine Ohren, lege die Zeigefinger leicht über die Augen, platziere die Mittelfinger seitlich an die Nasenflügel, die Ringfinger auf die Oberlippe und die kleinen Finger auf die Unterlippe. Dieses Shanmukti Mudra, das Verschließen der 7 Pforten, ermöglicht dir einen kompletten Rückzug der Sinne. Somit kannst du die innere Vibration der Bienenatmung besser wahrnehmen. Atme nun tief ein und immitiere beim Ausatmen das Summen einer Biene. Wiederhole diesen Vorgang etwa 8 mal und lasse die Augen danach noch einen Moment geschlossen um das Geräusch auf dich wirken zu lassen.
Yoga und das Immunsystem
Generell ist eine Erkältung ist ein schöner Weg, den Weg nach innen zu finden und mehr in sich hinein zu hören. Dazu gehört auch, auf die Signale des Körpers zu achten. Ist der Körper gestresst, schüttet er Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol aus – und die fahren das Immunsystem nach unten. Yoga ist ein meditatives Training, das den Geist beruhigt, Stress herunterfährt und daher das Immunsystem kräftigt– und das gibt den Viren im Körper erst gar keine Chance. Daher kannst du die ein oder anderen Beschwerden mit einer regelmäßigen Praxis vorbeugen.
Positive Aspekte einer Erkältung
Und wenn du doch mal mit einer Erkältung flach liegst, versuche es auch hier mit der Kraft der positiven Gedanken. Wie oft beschweren wir uns, dass wir keine Zeit haben? Jetzt haben wir sie. Heiße die Erkältung willkommen, jetzt ist sie ja eh da. Sehe sie als Reinigung für den ganzen Organismus und nutze das Zeichen des Körpers, um neue Energie und Kraft zu tanken. Es ist eine Gelegenheit zur Ruhe zu kommen und einen Gang zurück zu schalten. Vielleicht liegt auf deinem Nachttisch schon seit Monaten ein Buch, das du fertig lesen möchtest oder du machst dir ein schönes Hörbuch an. Wichtig ist nur, dass du dir die Zeit gibst die du benötigst. Eventuell kannst du mit Vitamin C, Echinacea oder anderen Mitteln aus der Naturheilkunde nachhelfen.
Übrigens: Im YOGAWORLD JOURNAL 05/2025 haben wir uns ebenfalls mit dem Immunsystem beschäftigt. Wie oben schon angedeutet, haben achtsame Selbstfürsorge und eine innere Haltung einen weiteren, nicht unbeachtlichen Einfluss auf unser Immunsystem. Hier kannst du dir das Heft bestellen, um mehr darüber zu erfahren:
Stress, Hektik, volle Terminkalender – manchmal sehnt man sich nur danach, einfach loszulassen, zu entspannen und wieder bei sich selbst anzukommen. Für Olivia Leicht war genau das der Wendepunkt in ihrem Leben: Nach Jahren in der Immobilienbranche fand sie über Yoga, Energiearbeit und schließlich Sound Healing zu ihrer wahren Berufung. Heute teilt sie ihre Leidenschaft für Klang und Kristallklangschalen in Workshops und Ausbildungen und zeigt, wie Musik Körper, Geist und Seele in Einklang bringen kann.
Yoga, Energiearbeit, Klang – das ist Olivia Leichts Welt. Nach Jahren in der Immobilienbranche fand sie über Yoga zum Sound Healing. Wir sprechen mit ihr über ihren Weg, ihre Leidenschaft und ihr Ausbildungsprogramm – und sie erzählt von den Momenten, die alles verändert haben.
YogaWorld: Olivia, dein Weg klingt unglaublich spannend. Wann war der Augenblick, an dem wusstest: “Ich muss etwas ändern”?
Olivia: Eigentlich waren es mehrere kleine Schlüsselmomente. Ich war beruflich und privat in einer extrem stressigen Phase, und dann kam auch noch die COVID-Pandemie. Ich erinnere mich genau: Ich saß zu Hause, erschöpft, und entdeckte auf einer amerikanischen Yoga-Plattform Sound Healing. Kaum zu glauben – innerhalb weniger Minuten konnte mein Körper alles loslassen: Anspannung, Sorgen, Ängste. Meine Gedanken wurden ruhig, meine Emotionen leicht. Ich dachte nur: „Moment mal, das geht wirklich?“ Es fühlte sich an wie ein kleines Wunder.
YogaWorld: Und das hat den Ausschlag gegeben, beruflich etwas Neues zu machen?
Olivia: Ja! Ich war gerade in einer Health-Coach-Ausbildung, hatte aber schon zehn Jahre Yoga unterrichtet und viele Coaching- und Energiearbeit-Ausbildungen hinter mir. Sound Healing war das fehlende Puzzlestück, das alles zusammenbrachte. Und plötzlich war klar: “Das ist meine Arbeit. Das will ich mit der Welt teilen.”
Yoga, Klang und die Magie des Loslassens
YogaWorld: Du unterrichtest seit über zehn Jahren Yoga. Was fasziniert dich daran bis heute?
Olivia: Yoga ist für mich Lebensstil. Ich starte fast jeden Morgen mit Yoga, selbst nur kurz. Diese bewusste Bewegung mit Atem und Intention bringt Kopf und Körper in Einklang, erdet mich, gleicht die Energien aus. Vor allem, wenn man selbst unterrichtet, ist es so wichtig, zuerst auf sich selbst zu achten – das spüren die Menschen.
YogaWorld: Und wie kam Sound Healing dazu?
Olivia: Yin und Restorative Yoga führen Körper und Geist in tiefe Entspannung – genau der perfekte Zustand für Klang. Kristallklangschalen helfen, aus dem Kopf ins Herz zu kommen, innere Ruhe zu finden, die eigene Intuition zu hören. Das Schönste: Man muss nichts tun, darf einfach sein – und es wird für einen getan. Viele meiner Teilnehmer*innen berichten nach einer Session, dass sie sich gelöst, leicht und gleichzeitig klar fühlen, fast wie nach einem tiefen, erholsamen Schlaf.
Ich erinnere mich an eine Frau, die nach der ersten Session Tränen in den Augen hatte. Sie sagte: “Ich wusste gar nicht, dass ich mich so fühlen kann.” Das sind die Momente, die mir zeigen, dass das, was ich tue, wirklich berührt.
Und das ist auch der Grund, warum ich heute ausschließlich Sound Healing anbiete. Manchmal buchen mich Yoga Studios für die Kombination von Yin – beziehungsweise Restorative Yoga und Klang, was ich zu besonderen Events auch gerne unterrichte … Aber immer in Zusammenhang mit Sound. Da liegt ganz klar mein Fokus drauf.
STUDIO O – eine Oase mitten in Karlsruhe
YogaWorld: 2024 hast du das STUDIO O eröffnet. Was macht diesen Ort so besonders?
Olivia: Das STUDIO O ist mein Herzensprojekt. Eine Oase der Ruhe mitten in der Stadt. Dicke Liegekissen, große Kristalle, Kristallklangschalen – alles ist vorbereitet, damit die Menschen einfach sein können.
“Ich liebe es, wenn Teilnehmer*innen nach einer Session aufstehen und ihre Augen leuchten. Manche sagen: “Es ist, als hätte ich die Welt draußen gelassen und bin endlich bei mir angekommen.” Hier finden Workshops, Sound Healing Sessions, Meditationen, Cacao-Zeremonien und meine Sound Healing Ausbildungen statt. Es ist ein Ort, an dem Menschen wieder zu sich selbst finden.
Die 30h Sound Meditation Ausbildung – Praxis trifft Herz
YogaWorld: Was erwartet die Teilnehmer*innen deiner Ausbildung?
Olivia: Die Ausbildung ist praxisnah und transformierend, mit einem Mix aus Theorie, Praxis und Coaching. Sie besteht aus zwei Teilen: Einem zweitägiges Live-Wochenende im STUDIO O mit Musiktheorie, Spielen der Bowls und vielen Praxisübungen. Dann gibt es die Embodiement Calls: Hier geht es um Online-Coaching, individuelle Unterstützung und Fragen zu beantworten und darum, die Umsetzung zu begleiten.
Ich arbeite bewusst in kleinen Gruppen von maximal sechs Teilnehmer*innen. So kann ich individuell begleiten, jeder bekommt genau das Feedback, das er oder sie braucht. Vorkenntnisse sind nicht nötig – alles, was man für den Start braucht, wird vermittelt.
„Ich bin immer noch ganz beseelt vom Wochenende. Olivia hat so viel Wissen vermittelt und die kleine Gruppe war perfekt. Ich fange jetzt an, dieses Wissen in meine Arbeit zu integrieren.“ — Judith Harsch
„Das Sound Bowl Intensive Workshop war fantastisch. Olivia geht auf jeden ein, die Bowls sind hochwertig und die Erfahrung unvergesslich.“ — Petra Punthöler
Olivia: Es ist so schön zu sehen, wie Menschen nach der Ausbildung ihre ersten eigenen Sessions geben – mit Freude, Klarheit und Selbstvertrauen. Manche berichten, dass sie ihre Arbeit komplett neu erleben, weil Klang alles verändert.
Für wen ist die Ausbildung geeignet?
Olivia: Für Yogalehrer*innen, Coaches, Therapeut*innen – aber auch für alle, die Klang für sich selbst entdecken wollen. Vorkenntnisse sind nicht nötig. Es geht um Offenheit und das Herz, etwas Neues zu lernen. Jede*r nimmt etwas Eigenes mit: ein berufliches Standbein, ein Tool für die eigene Arbeit oder ein tiefes Geschenk für die eigene Praxis.
YogaWorld: Was würdest du jemandem sagen, der noch zögert?
Olivia: Wenn du diesen Ruf in dir spürst, vertraue deinem Herzen. Geh den Weg – und du wirst sehen, wie viel Leichtigkeit, Freude und Ruhe möglich ist. Ich sehe es so oft: Menschen kommen mit Zweifeln, und nach der ersten Session strahlen ihre Augen, ihr Herz ist offen, und sie fühlen sich verbunden – mit sich selbst, mit etwas Größerem, einfach mit dem Leben.
30h Sound Meditation Ausbildung – Alles auf einen Blick
Dauer: 30 Stunden | Teilnehmer:innen: max. 6 pro Gruppe | Vorkenntnisse: keine nötig
Aufbau:
Zweitägiges Live-Wochenende im STUDIO O, Karlsruhe
Musiktheorie & Klangwissen
Spielen der Kristallklangschalen (manuell & energetisch)
Eigene Sound Meditationen entwickeln & ausprobieren
Praxisübungen mit individuellem Feedback
Drei Monate Embodiement Calls (Online)
Begleitung bei der Umsetzung eigener Sessions
Fragen & Feedback in der Gruppe
Motivation & Sicherheit für den Start als Sound Healer
Module:
Sound Healing als moderne „Medizin“ – Wirkung von Klang auf Körper, Geist & Seele
Playing Bowls 2.0 – Technik & energetisches Spiel
Sound Meditationen gestalten & geben – eigene Sessions kreieren
Finde Deine Essenz – persönliche Ausdruckskraft & Energie entdecken
Kultiviere Deine Energie – eigene Schwingung bewusst einsetzen
Besonderheiten:
Original Alchemy Crystal Singing Bowls von höchster Qualität
Kleine Gruppen für persönliche Betreuung
Praxisnah & transformierend
Zertifikat & direkte Umsetzung eigener Sessions
Geeignet für:
Yogalehrer*innen, Coaches, Therapeut*innen
Menschen, die Klang für sich selbst entdecken wollen
Wenn du bereit bist, Klang in dein Leben oder deine Arbeit zu integrieren, ist jetzt der Moment, deinem Herzen zu folgen. Tauche ein in die Welt von Sound Healing mit Olivia Leicht und werde selbst Sound Healer – praxisnah, persönlich und transformierend.