Yoga & Ernährung: Was du vor und nach der Praxis essen solltest

yoga essen vor und nach praxis

Die richtige Ernährung spielt für deine Yogapraxis eine wichtige Rolle. Clevere Snacks schenken dir Energie, ohne deinen Organismus zu belasten, und stärken dich den ganzen Tag über. Hier sind einige Tipps, was du zu welcher Tageszeit, vor und nach dem Üben, essen solltest.

Text: Lauren Ladoceour / Titelbild: Luna Vandoorne via Canva

Yoga in der Mittagspause – klingt eigentlich nach einer super Idee. Bloß hast du seit einem kargen Frühstück nichts mehr in den Magen bekommen und nun dümpelst du matt auf der Matte? Du wirst vor lauter Hunger übellaunig und dein Körper schreit unüberhörbar nach mehr Treibstoff? Vielleicht hast du aber auch schon das Gegenteil erlebt: Du hast dir noch relativ spät ein üppiges Mittagessen gegönnt und fühlst dich nun in der Nachmittagsklasse schwer und schlapp. Sonnengruß, Drehungen, Umkehrhaltungen – eigentlich alles fühlt sich unangenehm an. 

Yoga mit vollem Magen? Lieber nicht.

Egal um welchen Yogastil es sich handelt: Asanas übt man am besten, wenn man voll atmen und alle körperlichen Kräfte nutzen kann“, weiß die Ernährungsberaterin und Yogalehrerin Ashley Koff. “Das bedeutet: Es findet gerade keine intensive Verdauungstätigkeit statt, zugleich sollte man sich aber auch nicht hungrig oder unterzuckert fühlen.”

Der beste Rat lautet da: Lieber öfter und dafür nur in kleinen Mengen essen. Klingt nach einer Erlaubnis für Snacks. Wenn du deinen Körper allerdings mit anhaltender Energie versorgen willst, dann solltest du auf Pommes und auf Zucker verzichten und stattdessen zu wirklich nährenden Happen greifen. Der Schlüssel zum richtigen Snack liegt laut Ernährungswissenschaftler*innen in einem Mix aus Kohlenhydraten, Eiweiß und gesunden Fetten.

Ideal sind 15 Gramm Kohlenhydrate (etwa eine Handvoll Cracker oder ein Stück Obst), 7 Gramm Eiweiß (etwa eine halbe Tasse Joghurt oder eine Drittel Tasse geschälte Edamame-Bohnen) und bis zu 5 Gramm Fett (einige Scheiben Avocado oder 2 Teelöffel Nussmus). Die Kohlenhydrate – egal ob in Form von Obst, Gemüse oder Getreide – werden schnell verdaut und versorgen den Körper mit sofort verwertbarer Energie. Eiweiß und Fett verlangsamen die Aufnahme der Nährstoffe, so dass diese Energie länger vorhält als eine 90-minütige Yogaklasse.

Richtige Ernährung verringert das Verletzungsrisiko

Dazu kommt, dass ein kleiner Snack aus dem richtigen Verhältnis von Kohlenhydraten, Eiweiß und Fett offenbar auch das Verletzungsrisiko senkt: “Sind keine Kohlenhydrate im System, dann zieht sich der Körper Nährstoffe aus den Muskeln. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass man sich beim Dehnen Zerrungen oder Faserrisse zuzieht“, erklärt Ashley Koff.

Die Anusara-Lehrerin und Ernährungsberaterin Diana Cullum-Dugan rät, etwa 2 Stunden vor der geplanten Yogapraxis 250 bis 300 Kalorien zu sich zu nehmen. Das entspricht einem Apfel mit einem Joghurt, einer Handvoll Mandeln oder einer Portion Crackern mit Hummus bzw. einem anderen Dipp aus Hülsenfrüchten. Sie weiß: “So verfügt der Körper über genügend Energie, ohne dass der Bauch noch voll und schwer ist.” Nach dem Üben nimmst du einen weiteren Snack im selben Verhältnis von Kohlehydraten, Eiweiß und Fett zu dir. So hält die Energie weiter an.

Essen vor und nach dem Yoga: Tipps für jede Tageszeit

Wenn du am Morgen übst

Direkt nach dem Aufstehen hast du vielleicht noch keinen Hunger, dennoch ist es wichtig, ein paar Kalorien zu bunkern, wenn du eine anstrengende Praxis vor dir hast. Diana Cullum-Dugan rät: “Ein Stück Obst mag zwar das Richtige vor einer sanften Morgenklasse sein, doch wenn du eine intensivere Stunde vor dir hast, dann ist ein Apfel oder eine Banane ziemlich schnell aufgezehrt.” Sie empfiehlt einen nicht allzu üppigen Smoothie mit Sojamilch oder eiweißreichem griechischem Joghurt und Obst. Zusätzlich dazu gemixtes Eiweißpulver oder Leinsamenöl ist leicht verdaulich und sorgt für lang anhaltende Energie. Wenn ein Smoothie so früh am Morgen noch nicht in deinen Magen passt, dann trinke einen Becher Tee mit Milch und Honig. Das versorgt den Körper mit Flüssigkeit und einer Minidosis Kohlenhydrate, Eiweiß und Fett.

Nach dem Üben: Tanke mit einem nahrhaften Frühstück neue Energie. Zum Beispiel mit einem Haferbrei mit Obst, Nüssen und Sojamilch. Oder du nimmst dir einen selbst gemachten Frühstücksriegel mit, den du auf dem Weg nach Hause oder ins Büro knabbern kannst.

Wenn du mittags übst

Wenn du den Yogaunterricht in deine Mittagspause gelegt hast, solltest du 1 bis 2 Stunden vor dem Üben etwas Nahrhaftes, aber leicht Verdauliches essen. Zum Beispiel einen Sojajoghurt mit Apfelstückchen und Walnüssen oder zerdrückte Avocado und Tomatenscheiben auf einer Scheibe Vollkorntoast und darüber ein paar Tropfen Olivenöl und Zitronensaft.

Nach dem Üben: Dippe rohe Karotten, Gurkenstücke, Selleriestangen und Vollkorn-Pita in ein selbst gemachtes Hummus aus frischen dicken Bohnen. Oder mach dir ein üppiges Sandwich aus Vollkornbrot und frischen Zutaten, wie etwa Pfirsichscheiben mit Joghurtkäse, einer reifen Birne und Mandelbutter, oder Erdbeeren und Honig mit Hanf- oder Sonnenblumenmargarine.

Wenn du am Abend übst

Wenn du am späten Nachmittag noch einen Snack zu dir nimmst, wirst du weniger versucht sein, den Unterricht wegen nagendem Hunger oder vollem Magen (und in beiden Fällen mangels Energie) ausfallen zu lassen. Besser: Bestreiche eine Vollkornreiswaffel mit Mandelbutter und belege sie mit Bananenscheiben. Oder wickle knackigen Salat um knusprig gebratenen Tempeh und Gemüse. Sehr lecker schmeckt auch ein Mix aus gehackter Mango, rotem Pfeffer und roter Zwiebel mit gekochten schwarzen Bohnen, Olivenöl und Limettensaft. Diese vitaminreiche Salsa hält sich im Kühlschrank aufbewahrt mehrere Tage. 1 bis 2 Stunden vor dem Yogaunterricht löffelst du sie einfach mit ein Paar Vollkorn-Crackern oder Tortilla-Chips.

Nach dem Üben: Dem Hungerloch direkt nach dem Abendyoga begegnest du am besten, indem du eine Mischung aus Trockenfrüchten, Sonnenblumenkernen und getrockneter Kokosnuss naschst. Auch mit einem Appetizer aus Edamame-Bohnen kannst du die Zeit bis zum Abendessen lecker überbrücken.


Die Autorin Lauren Ladoceour lebt als Journalistin und Buchautorin in San Francisco. Mehr Info unter laurenladoceour.com


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Verbundenheit erfahren – mit diesen praktischen Tipps

Yoga ist Verbundenheit. Doch man muss diese Verbundenheit wirklich erfahren, wenn man ihr nach und nach mehr Raum geben und sie vielleicht sogar zu einer Grundhaltung entwickeln möchte. Das kann man in verschiedenen Achsen üben. Hier findest du einige praktische Tipps.

Text: Stephanie Schauenburg / Titelbild: Marea Wellness via Unsplash

1. Verbindung nach innen: Stille

Verbundenheit beginnt in der Verbundenheit mit sich selbst. Dazu brauchen wir Zeiten des Rückzugs, der Einkehr und der Stille – also Gelegenheiten, wo wir bewusst die Verbindungen nach außen kappen und uns nach innen richten.

Praxis: Das geschieht zum Beispiel auf der Yogamatte in der persönlichen Praxis, in der Meditation, bei verschiedenen Praktiken der Selbstreflexion und -fürsorge, oder ganz einfach bei einem stillen Spaziergang. Auch feste Zeiten des digitalen Fastens können dabei wichtig sein.

2. Zwischen Innen- und Außenwelt: Atem

Bewusster Atem ist die einfachste Methode, um sich auf vielfache Weise zu verbinden: Wir können uns auf den Austausch zwischen Innen- und Außenwelt konzentrieren und ein Gefühl von Durchlässigkeit entwickeln, wir können tief nach innen lauschen und wir verbinden uns mit jedem Atemzug auch ganz unwillkürlich mit dem jetzigen Moment unserem Jetzt-Hier- und Lebendigsein.

Praxis: Eine besonders schöne Atemmeditation für mehr Verbundenheit ist die Herzatmung. Dazu atmest du bewusst in deinen Herzraum ein und von dort auch wieder aus. Wenn du magst, verbindest du das mit einem Mantra, zum Beispiel: “Ich empfange Liebe. Ich gebe Liebe.

3. Verbundenheit nach außen: Beziehungen

Unsere Beziehungen zu anderen Menschen sind diejenige Ebene, wo wir uns Verbundenheit nach außen besonders wünschen – und oft genug vermissen. Was braucht es, damit aus Ich und Du ein echtes Wir wird? In welchen Gruppen fühle ich mich wohl und was kann ich dazu beitragen, dass sich andere wohlfühlen? Wie kann ich aus einer schützenden Haltung in eine offene kommen? Schwierige Fragen, die uns oft ein Leben lang begleiten. Dennoch ist es wichtig, die Türen zur Verbundenheit in Beziehungen immer wieder aufzumachen.

freunde halten sich in den armen
Foto: Helena Lopes via Unsplash

Praxis: Der US-amerikanische Arzt und Autor Vivek H. Murthy rät in seinem Buch “Together” dazu, jeden Tag mindestens 15 Minuten darauf zu verwenden, sich mit anderen Menschen auszutauschen und zu verbinden – mit solchen, die einem am Herzen liegen, aber auch mit solchen, die uns überraschen und irritieren können.

4. Verbindung nach unten: Erdung

Aus der Asana-Praxis wissen wir, wie wichtig es ist, sich immer wieder bewusst nach unten mit dem Boden zu verbinden. Die Halt gebende und nährende Verbundenheit mit der Erde ist nicht nur im Yoga wichtig, sie hilft uns vom Träumen ins Handeln, von der Ablenkung in die Präsenz zu kommen.

Praxis: Traditionelle Feste und Rituale sind schöne Gelegenheiten für erdende Verbindung. Hier findest du zum Beispiel eine Einführung in die keltischen Jahreskreisfeste.

5. Verbindung nach oben: Spiritualität

Die Verbindungsachse “nach oben” ist für manche Menschen ganz selbstverständlich, für andere dagegen schwierig. Entsprechend verschieden wird man sich ihr zuwenden.

Praxis: Eine fast allen Menschen zugängliche Form der spirituellen Verbindung ist Klang. Im gemeinsamen Chanten, im Kirtan, in einem Kirchen- oder Chorkonzert oder ganz einfach beim Musikhören können wir unser Herz öffnen und die Beziehungsachse zu etwas, das größer ist als wir selbst.


Hier geht’s zum Hauptartikel “‘Yoga ist Verbundenheit’ doch wie verbunden sind wir wirklich?”:

Weltyogatag am 21. Juni: Was Yogi*nis noch üben müssen

Weltyogatag Yoga ist Verbindung

Am 21. Juni ist Weltyogatag. Zeit, dass wir uns darauf besinnen, was Yoga wirklich bedeutet. Stephanie Schauenburg, Chefredakteurin des YOGAWORLD JOURNALS, weiß: Yoga verbindet Menschen. Trotzdem müssen Yogis weltweit noch viel mehr tun, damit dieser schöne Gedanke auch gelebte Realität wird.

Text: Stephanie Schauenburg / Titelbild: Adi Goldstein via Unsplash

“Yoga bedeutet Verbindung”

Vielleicht ist das der zentrale Gedanke für den Weltyogatag. Denn seien wir mal ehrlich: Auch wenn wir Yogi*nis gerne Community zelebrieren, es gibt auch ziemlich viel, was uns voneinander trennt. Die verschiedenen Yoga-Stile und Traditionslinien oder die oftmals weit auseinander liegenden Vorstellungen davon, was “echtes” Yoga ausmacht, sind da nicht mal die größte Hürde. In Zeiten von Corona haben wir auch erlebt, wie schnell sich sogar innerhalb des direkten eigenen Umfelds schmerzhafte Brüche auftun können: Die einen galten plötzlich als fahrlässige Verrückte und Verschwörungstheoretiker*innen, während die anderen sich als unkritisch, hysterisch und obrigkeitshörig beschimpfen lassen mussten.

Immer weiter (oder wieder) das Verbindende zu sehen, Ängsten und Aggressionen – sowohl bei anderen als auch bei sich selbst – mit Mitgefühl zu begegnen: Das sind die großen Yogaübungen und die fallen manchmal ganz schön schwer.

Sind Yogis wirklich so offen wie sie glauben?

Auch bei Herkunft und Rasse, bei Körperbildern und Wohlstand ist die Yogawelt am Weltyogatag 2025 noch weit davon entfernt, ein wirklich offenes, faires und wertschätzendes Miteinander zu praktizieren. Viel zu häufig bleiben die Weißen und besser Gebildeten, die Schlanken und Privilegierten bisher noch unter sich. Damit der 21. Juni wirklich ein weltumspannender Yogatag werden kann, sollten wir uns immer wieder daran erinnern, dass es nicht nur um die Verbindung zum eigenen Körper, zum eigenen Herzen und zum eigenen höheren Selbst geht, sondern auch um die von Mensch zu Mensch, von Herz zu Herz

Lokah Samastah Sukhino Bhavantu – mögen alle Wesen glücklich sein.


Noch mehr zum Thema Gemeinschaft findest du im neuen YogaWorld Journal. Unsere 100. Jubiläums-Ausgabe erscheint am 24. Juni 2025!


Hier findest du einige Zahlen und Fakten rund um Yoga und den Weltyogatag:

Besser atmen mit der 4-6-Atmung: Nasenatmung bewusst trainieren

Die richtige Atmung kann dein Stresslevel senken, dein Nervensystem beruhigen und deine Konzentration stärken – und sie beginnt mit der Nase. Yogalehrerin und Atemtherapeutin Tina Beitinger zeigt dir, warum die Nasenatmung so entscheidend für deine Gesundheit ist – und wie du sie mit einer einfachen, geführten Übung zur 4-6-Atmung ganz leicht trainieren kannst. Kein kompliziertes Pranayama – nur ein paar Minuten bewusstes Atmen, die wirklich etwas verändern können.

Text: Tina Beitinger / Titelbild: Ale Romo via Unsplash

Warum Nasenatmung so wichtig ist

Der Selbstversuch: Atmest du in diesem Moment, in dem du diese Worte liest durch die Nase oder durch den Mund? Beobachte dich in mehreren Situationen über den Tag verteilt einmal selbst. Beim Sitzen am Schreibtisch, beim Wäsche falten, beim Spazieren gehen oder beim Einschlafen. Ist der Mund meist geschlossen oder geöffnet während du atmest?

Es ist interessant, dass sich viele Ärzt*innen mit dem Thema Atmung nur an der Oberfläche befassen, obwohl die falsche Atmung zahlreiche Krankheiten, wie Herz-Rhythmus Störungen oder Asthma, begünstigt und zum Teil sogar auslöst. Natürlich “überleben” die Menschen, die meist kurze Atemzüge durch den Mund nehmen. Gesund ist jedoch etwas anderes.

Tiefe lange Atemzüge so gut es geht ausschließlich durch die Nase ein und aus – so wird die geatmete Luft von der Nasenschleimhaut befeuchtet und gereinigt. Bakterien und Viren haben so schon mal viel geringere Chancen, überhaupt in der Lunge anzukommen. Außerdem wird die Luft auf ihrem Weg zur Lunge angewärmt – eine Wohltat für unser empfindliches Atemorgan. Viele von uns sind chronische Mundatmer*innen und wir merken es noch nicht einmal. Aber warum? Es gibt ganz verschiedene Auslöser, den Mund beim Atmen zu öffnen. Stress, trockene Luft, Allergien oder Luftverschmutzung sind ein paar der Ursachen.

Aber wie alles, was sich einmal als schlechte Angewohnheit eingeschlichen hat, kannst du deine Art und Weise zu atmen trainieren. Allein sich bewusst zu machen, dass wir im Alltag den Mund beim Atmen geöffnet haben und mehrmals am Tag innezuhalten, zu beobachten und zu korrigieren – das macht auf Dauer den Unterschied.

Anleitung 4-6-Atmung

Bestimmte Atemübungen (Pranayama) im Yoga sind ideal, um das richtige Atmen zu üben. Es muss kein kompliziertes Pranayama sein, um den Atem zu schulen und das Gehirn auf die richtige Atmung zu programmieren. Als praktische Übung habe ich für dich eine Atemübung aufgenommen: Die 4-6-Atmung.

Atme während der ganzen Übung bewusst durch die Nase ein und aus. Die Übung ist alltagstauglich und hat noch einige andere Wirkungen auf Körper und Geist. Zum Beispiel nachts, wenn du wach liegst, das Gedankenkarussell Fahrt aufnimmt und scheinbar nicht mehr zu halten ist, kann dir diese Atemübung die nötige Gelassenheit schenken und dir auch helfen, wieder einzuschlafen. Auch in stressigen Alltagsmomenten, die dich aus der Ruhe bringen oder verwirren, kann dich die 4-6-Atmung beruhigen und zu dir selbst zurück bringen, auf ganz sanfte Art und Weise und unsichtbar für andere. Also, Mund zu und los geht’s!

Anleitung zur 4-6-Atmung

Tina Beitinger ist Yogalehrerin, spezialisiert auf Hormonyoga und ausgebildet in progressiver Muskelentspannung nach Jacobson und autogenem Training. Sie war jahrelange beim Radio Moderatorin (M94,5, Rockantenne) – inzwischen arbeitet sie als Entspannungstherapeutin und unterrichtet Yoga in München. Mehr Infos zu Tina unter www.entspannungundyoga.de

Yoga-Urlaub in Deutschland: Retreats mit Yogalehrerin Astrid Schönhense

Yoga-Urlaub in Deutschland: Retreats mit Yogalehrerin Astrid Schönhense

Deine Auszeit für mehr Ruhe, Balance und neue Kraft – mit Krankenkassenzuschuss & 10 % Rabatt.

Du wünschst dir eine Pause vom Alltag, möchtest Stress loslassen und wieder bei dir selbst ankommen? Dann sind die Yoga-Retreats mit Astrid Schönhense im Oversum Vital Resort Winterberg perfekt für dich: Hier kannst du ganz bewusst abschalten und dir selbst etwas Gutes zu tun. Egal, ob du Yoga-Einsteiger*in bist oder schon länger praktizierst: In diesen Retreats bekommst du den Raum, loszulassen, neue Kraft zu schöpfen und dich wieder mit dir selbst zu verbinden. /anzeige

Astrid Schönhense – Achtsamkeit statt Leistungsdruck

Astrid Schönhense Yogaurlaub in Deutschland
Astrid Schönhense

Astrid ist Yogalehrerin, Yogatherapeutin und zertifizierter Stressmanagement-Coach – und vor allem mit ganzem Herzen für dich da. In ihrem Unterricht geht es nicht um die perfekte Asana, sondern darum, dich selbst wieder zu spüren. Mit einer wohltuenden Mischung aus Hatha Yoga, Yin Yoga, Faszienyoga, Meditation, Atemarbeit und Tiefenentspannung unterstützt sie dich dabei, innere Ruhe zu finden und dein Gleichgewicht zu stärken.

„Was ich auf der Matte übe, wirkt weit darüber hinaus. Ich glaube fest daran, dass wir dort – auf dieser kleinen Insel aus Ruhe und Atem – einfach wir selbst sein dürfen. Ohne Vergleich. Ohne Druck.“

Astrids Retreats richten sich besonders an Menschen, die unter Stress, Erschöpfung oder innerer Unruhe leiden – oder sich einfach mehr Achtsamkeit im Leben wünschen. Ganz gleich, wo du gerade stehst: Du bist willkommen – genau so, wie du bist.

Rückzugsort mit Stil: Oversum Vital Resort Winterberg

Yoga-Urlaub in Deutschland:  Oversum Vital Resort Winterberg
Oversum Vital Resort Winterberg

Das Retreat findet im stilvollen Oversum Vital Resort Winterberg statt – einem Ort, der Ruhe und moderne Eleganz verbindet. Eingebettet in die sanften Höhen des Sauerlands, bietet das Hotel ideale Voraussetzungen für deine Auszeit:

  • Großzügiger Spa- und Wellnessbereich mit Sauna, Pool und Kosmetikanwendungen
  • Helle, freundliche Zimmer mit Blick ins Grüne
  • Rund um die Uhr geöffneter Yogaraum mit gesunden Snacks und Getränken
  • Ausgewogene Halbpension mit regionaler und internationaler Küche

Ob beim Spaziergang durch die Natur, einem Saunagang oder beim bewussten Atemzug auf der Matte – hier findest du alles, was du brauchst, um nachhaltig zu entspannen.

Retreat-Termine 2025 – finde dein Thema

Yoga-Urlaub in Deutschland: Retreats mit Yogalehrerin Astrid Schönhense
Yogaraum im Oversum Vital Resort Winterberg

19.–22. Juni 2025: Chakra Healing

Tauche ein in die Welt der Chakren und erlebe eine transformative Reise zu innerem Gleichgewicht. Durch gezielte Yoga-Flows, Meditationen und Atemtechniken aktivierst und harmonisierst du deine sieben Energiezentren. Dieses Retreat bietet dir Raum zur Selbstreflexion und tiefgehenden Heilung – für Harmonie auf körperlicher, emotionaler und spiritueller Ebene.

18.–21. September 2025: Soul & Body Flow

Erlebe eine einzigartige Kombination aus Yoga und BodyMind-Übungen, die Körper, Geist und Seele in Einklang bringen. Mit fließenden Bewegungen, bewusster Atmung und mentaler Ausrichtung findest du zurück zu deiner inneren Balance. Astrid und ihre Co-Lehrerin Silke begleiten dich mit viel Herz und Erfahrung.

20.–23. November 2025: Yoga & Manifestation

Deine Gedanken formen deine Realität – und in diesem Retreat lernst du, deine Visionen bewusst zu erschaffen. Durch eine kraftvolle Kombination aus Yoga, Meditation und Manifestationstechniken öffnest du dich für neue Möglichkeiten und setzt klare Intentionen für dein Leben. Sanfte Flows, Atemübungen und Journaling helfen dir, innere Blockaden zu lösen.

04.–07. Dezember 2025: Slow Down

Ein Retreat, um Abstand vom Alltag zu nehmen und das eigene Tempo wiederzufinden. Sanftes Yoga, Entspannung und bewusste Pausen. Kein Druck, kein Müssen – Umgeben von Natur, getragen von Ruhe.

„Für mich bedeutet Yoga: raus aus dem Leistungsdenken, rein ins Spüren.“

Ablauf – so sieht dein Retreat-Tag aus

Yoga-Urlaub in Deutschland: Retreats mit Yogalehrerin Astrid Schönhense

Jeder Tag bietet dir eine Mischung aus Bewegung, Entspannung und Zeit für dich. Ein typischer Ablauf:

Tag 1 (Anreise)
16.00 Uhr: Ankommen & Kennenlernen
17.00 Uhr: Erste Yogaeinheit (60 Min)
19.00 Uhr: Gemeinsames Abendessen

Tage 2 & 3
8.00 Uhr: Yoga (90 Min)
9.30 Uhr: Frühstück
11.00 Uhr: Retreat-spezifisches Zusatzangebot (nur an Tag 3)
17.30 Uhr: Yogaeinheit (60 Min)
19.00 Uhr: Abendessen

Tag 4 (Abreise)
8.00 Uhr: Abschlussyoga (90 Min)
9.30 Uhr: Frühstück & individuelle Abreise

Du hast zwischendurch immer genug Raum für Ruhe, Spaziergänge, Wellness oder einfach Nichtstun.

Alle wichtigen Infos

  • Krankenkassen-Zuschuss möglich (anerkannter Präventionskurs)
  • 10 % Rabatt auf alle Retreats 2025
  • Auch ohne Hotelübernachtung buchbar

Deine kleine Insel aus Ruhe und Atem

Wenn du auf der Suche nach einer Auszeit bist, die dich nicht nur entspannt, sondern auch innerlich stärkt – dann bist du bei Astrid genau richtig. Sie lädt dich ein, innezuhalten, dich zu spüren und ganz bei dir selbst anzukommen.

„Wer atmen kann – kann Yoga. Heilung beginnt in der Stille.“


Mehr Info zu Astrid: entspannungselemente.de
Mehr Info zum Hotel: oversum-vitalresort.de

Die 5 Vayus, Winde von Lebensenergie: Apana, Samana, Prana, Udana, Vyana

Vayu Lebensenergie Winde Yoga

In alten Hatha-Yogatexten findet sich die Spur einer beinahe vergessenen Yogapraxis. Die Vayus, fünf “Winde” von Lebensenergie, verbinden den physischen Körper mit dem energetischen. Sie zu kennen und bewusst zu erleben, kann die Yogapraxis vertiefen und uns zu mehr Klarheit und Authentizität verhelfen. 

Text: Lauren Eckstrom / Titelbild: Joshua Abner via Pexels / Praxisbilder: Mitch & Brittany Rouse

Ich erinnere mich noch eine folgende Situation: Mein Vater lag im Sterben, ich unterrichtete fast rund um die Uhr Yoga und wollte ihn dennoch so oft wie möglich im Krankenhaus besuchen. Eines Nachmittags hetzte ich nach Hause, um mich schnell umzuziehen. Doch ich fand keinen Parkplatz. Also stellte ich das Auto vor meiner Wohnung mit laufender Warnblinkanlage in die zweite Reihe und hastete hinein. Zwei Minuten später Dauerhupen. Ich schoss nach unten und stieß auf eine ältere und sehr verärgerte Frau. Sie streckte ihren Kopf aus dem Auto und bombardierte mich mit Kraftausdrücken.

Ich atmete tief durch, sah ihr in die Augen und entschuldigte mich aufrichtig. Das Letzte, was ich hörte, waren die Worte: “Ich muss zum Arzt und jetzt komme ich zu spät!” Als ich ihr nachsah, wie sie so ganz alleine davonraste, fiel mir ein, was ich mir häufig sage, wenn ich mich ungerecht behandelt fühle: “Sei milde, jeder Mensch führt einen Kampf, von dem du nichts weißt.” In diesem Moment überwältigte mich Mitgefühl. Ein Arztbesuch kann schwierig sein. Umso mehr, wenn man alleine hingehen muss.

Dankbar für meine Yogapraxis

Wenn ich heute auf diese Situation zurückblicke, bin ich sehr dankbar für meine Yogapraxis. Und ganz besonders für die Entdeckung der (Prana-)Vayus. Prana bedeutet Lebenskraft oder vitale Energie. Vayu heißt übersetzt Wind, Luft oder Raum, es ist auch der Name des hinduistischen Windgottes. Die Vayus sind Energieräume oder -ströme an verschiedenen Stellen des Körpers. Sie bewegen sich in unterschiedliche Richtungen und haben verschiedene Funktionen. In diesem Artikel beschränke ich mich auf die fünf Haupt-Vayus.

Die Erfahrung der Vayus in der Yogapraxis verbindet mich zugleich mit dem inneren Energiefluss und der äußeren Welt.

Viel verraten uns die Quellentexte leider nicht über diese subtilen Energien. Hier ist eigene Forschungsarbeit nötig. Doch nach meiner Erfahrung kann dieses aufmerksame Erkunden der Vayus nicht nur helfen, den physischen Körper und seine Systeme auf feinstofflicher Ebene zu regulieren. Es lässt mich in schwierigen Situatio­nen mit Standfestigkeit, Gleichmut und Mitgefühl reagieren.

Mit der Autofahrerin gelang es mir, mich über meine Füße nach unten zu verwurzeln (Apana Vayu). Ich konnte tief durchatmen und nach innen zu meiner Mitte spüren (Samana Vayu). Ich blieb klar in meinen Worten (Udana Vayu) und konnte mich dennoch meinem Gegenüber zuwenden (Vyana Vayu). Und mich von Herzen entschuldigen für die Umstände, die uns umgeben (Prana Vayu). Die Erfahrung der Vayus in der Yogapraxis verbindet mich zugleich mit dem inneren Energiefluss und der äußeren Welt. Deshalb spiegelt sich mein Inneres im Außen wider.

Apana Vayu

  • Bewegungsrichtung: Absteigend.
  • Sitz: Im unteren Bauch, in der Beckenhöhle, am Anus. Es steuert zudem Ausscheidung, Fortpflanzung und Kreativität.
  • Ausdruck: In Form von Stabilität. Durch Apana Vayu erlebst du, wenn deine Energie geerdet ist. So wie die Wurzeln eines Baumes. Dieses Vayu steuert die Ausscheidung auf vielfältige Weise: Wir spüren es, wenn wir loslassen, was uns nicht länger dient (Abfälle aus unserem Körper, alte Gewohnheiten oder ungesunde Beziehungen). Aber auch beim Gebären und im Zusammenhang mit allen großen und kleinen schöpferischen Prozessen.

Asana für Apana Vayu: Eka Pada Rajakapotasana (einbeinige Königstaube)

vayus yoga taube asana

Ziehe aus Adho Mukha Shvanasana (herabschauender Hund) dein rechtes Knie zum rechten Handgelenk. Lass dein Becken schwer werden und das linke Bein nach hinten gleiten. Verwende, wenn nötig, Bolster oder Decke als Unterstützung für den rechten Oberschenkel. Spüre die erdende Qualität deiner Beine. Währenddessen sinkt das Becken immer schwerer nach unten. Was fühlst du noch? Stabilität und Bodenständigkeit in Körper und Geist? Beine und Becken sinken, Brust und Wirbelsäule steigen auf. Ein gutes Beispiel für das Zusammenspiel von Erdung und Wachstum.

Nach 8 bis 10 Atemzügen wechselst du zur anderen Seite.

Über die Matte hinaus: Wenn du das Gefühl hast, von deiner Umgebung oder deinem Leben abgeschnitten zu sein, dann schenke deinen Füßen besondere Aufmerksamkeit. Oder immer gerade dem Körperteil, das sich in Kontakt zur Erde befindet. Stehe mit nackten Füßen auf der Erde oder lege dich flach auf den Boden. Jede bewusste Verbindung mit etwas Festem und Beständigem aktiviert Apana Vayu, was dir dabei hilft, das Glück der Erdung und Vertrauen zu finden.

Samana Vayu

  • Bewegungsrichtung: Nach innen.
  • Sitz: In der Körpermitte, der Nabelgegend und im Verdauungssystem. Es steht im Zusammenhang mit der Verdauung, der Aufnahme von Lebensenergie in Form von Nahrung, Flüssigkeit und Luft.
  • Ausdruck: Innerlich – in einer permanent nach außen gerichteten Gesellschaft erinnert uns Samana Vayu daran, dass nur der zeitweilige Rückzug nach innen die Harmonie in Leben und Körper aufrechterhält. Samana Vayu ist also als Gegenbewegung zu einem aktiven Alltag zu verstehen. Innenschau ist wertvolle Antwort auf die Herausforderungen des Lebens. Aber auch als Notwendigkeit für Vitalität und Gesundheit.

Asana für Samana Vayu: Marichyasana I (Haltung des Weisen Marichi I)

vayus yoga asana marichyasana

Stell in Dandasana den rechten Fuß möglichst dicht vor dem Sitzknochen auf und schiebe den linken Oberschenkelknochen fest Richtung Boden. (Wenn nötig, lege eine gefaltete Decke unter den linken Sitzknochen.) Strecke den rechten Arm nach vorne, drehe den Daumen nach unten und schlinge mit einer Ausatmung den Unterarm um das aufgestellte Bein. Der linke Arm legt sich an die Körperrückseite. Außerdem verbindest du die Hände, falls nötig mithilfe eines Gurtes.

Ziehe den Nabel zur Wirbelsäule hin, spüre Samana Vayu und bewege dich zu deiner Mitte hin. Nach 10 bis 15 Atemzügen wechselst du zur anderen Seite. Beobachte während des Übens, wie es sich anfühlt, in deine Mitte einzutauchen. Innerlich gefestigt statt von außen beeinflusst. Nimm wahr, dass viele Energieströme gleichzeitig aktiv sind. Der nach außen gerichtete Energiefluss (Vyana Vayu) öffnet dadurch dein Herz sanft nach vorn. Auch die vordere Ferse strebt vorwärts. Der nach unten gerichtete Energie­fluss (Apana Vayu) erdet die Sohle des aufgestellten Fußes. Jede Einatmung (Prana Vayu) hilft dir, präsent zu sein.

Dein Bewusstsein für die Vayus zeigt, dass Innenschau nicht abtauchen ist. Stattdessen bewegt Samana Vayu dich absichtsvoll und ganzheitlich zu deiner Mitte hin. Dadurch agierst du aus diesem Kern deines Seins nach außen.

Über die Matte hinaus: Wenn du dich energetisch ausgelaugt fühlst, ist es Zeit, nach innen zu tauchen. Vertraue, werde still und lausche auf das, was dein Körper dir sagen will. Vermeide eine Zeit lang äußere Ablenkungen, schalte vor allem Handy und Computer ab. Alles, was Geräusche von sich gibt. In dieser Stille hast du Zeit, einfach zu sein.

Vyana Vayu

  • Bewegungsrichtung: Nach außen.
  • Sitz: In der Körpermitte. Von dort dehnt es sich im gesamten Körper aus, bewegt sich über Blut- und Lymphe in die Extremitäten hinein und wieder heraus.
  • Ausdruck: Ausdehnung und Ausrichtung. Vyana Vayu verteilt die Energie so im Körper, dass der äußere Ausdruck das innere Bewusstsein reflektiert.

Asana für Vyana Vayu: Dwi Pada Viparita Dandasana (beidbeinige umgekehrte Stabhaltung)

vayus yoga viparita dandasana

Stelle in Rückenlage die Füße etwa hüftbreit an und lege die Handflächen neben den Ohren auf die Matte. Dann drückst du dich mit Fußsohlen und Handflächen ab und hebst das Becken und die Sitzknochen Richtung Kniekehlen. Lege zuerst die Schädeldecke und anschließend einen Unterarm nach dem anderen auf der Matte ab. Verschränke die Finger hinter dem Kopf wie für Salamba Shirshasana (gestützter Kopfstand) und hebe den Kopf von der Matte weg. Indem du dich mit den Armen hochdrückst.

Achtung: Diese Haltung ist sehr fordernd und nichts für jeden Übenden und alle Tage! Gute Alternativen sind Setu Bandhasana (Schulterbrücke) oder Urdhva Dhanurasana (umgekehrter Bogen).

Beobachte in einer dieser Haltungen, wie die Energie vom Bauch nach unten zu den Fußsohlen ausstrahlt. Und zugleich nach oben über die Ellenbogen, Arm­außenkanten und Handgelenke. Löse die Haltung nach 8 bis 10 Atemzügen auf und ziehe in Rückenlage die Knie zur Brust.

Über die Matte hinaus: Wenn du in deinem Alltag feststellst, dass du nicht präsent oder im Einklang mit deinem Höheren Selbst bist, unterbreche, was du gerade tust. Atme tief durch und beobachte wertfrei, was du gerade fühlst. Fahre dann mit mehr Verbundenheit und Achtsamkeit in deinem Tun fort. In dem Augenblick, in dem du deinen inneren Zustand kennen, kannst du dich körperlich und verbal besser – präsenter und entschlossener – ausdrücken. Der innere und äußere Zustand passen zusammen.

Prana Vayu

  • Bewegungsrichtung: Zirkulierend.
  • Sitz: In der Herzgegend und den Lungen. Es steuert die Einatmung.
  • Ausdruck: Prana Vayu zeigt sich in der Fähigkeit, trotz ständiger Veränderungen in deiner Mitte zu bleiben und vom Herzen her zu agieren. Prana Vayu im Ungleichgewicht wirkt sich auf das Nervensystem aus und manifestiert sich als Angst und Sorge. Es ruft Symptome wie Kurzatmigkeit oder Herzklopfen hervor. Yoga bringt uns bei, kontinuierlich auf unseren Atemrhythmus zu achten. Das fällt in herausfordernden Yogahaltungen oft nicht leicht. Hält man den Atem an, bricht der Energiefluss ab und das führt zu noch mehr Anspannung und Widerstand. Mit der Zeit lernen wir, uns unserem Atemrhythmus immer mehr anzuvertrauen und dadurch die Energie harmonisch fließen zu lassen.

Asana für Prana Vayu: Salamba Supta Baddha Konasana (unterstützte, gebundene Winkelhaltung in Rückenlage)

vayus yoga liegender schmetterling asana

Lege in der Rückenlage deine Fußsohlen aneinander. Dafür erleichtern Blöcke oder gefaltete Decken unter den Knien oder Oberschenkel, ein Gurt um Beine und Becken und ein Bolster unter dem Rücken dir das Loslassen. Stütze den Kopf so ab, dass deine Stirn gleich oder höher liegt als das Kinn. Die Form deiner Beine und die Verbindung zwischen den Fußsohlen symbolisieren die zyklische Natur von Prana Vayu. In dieser unterstützten Haltung kannst du deinen Körper entspannen. Dadurch öffnen Herz und Lungen sich weiter. Außerdem ist dein Fokus auf deinen Einatem­zügen. Indem du dich in die Ruhe begibst, erfährst du, dass alle Dinge ständig im Wandel sind. Unser Atem, unsere Gefühle und sogar unsere Yogahaltungen. Nach 5 bis 8 Minuten löst du diese unterstützte Stellung wieder auf.

Über die Matte hinaus: Nimm dir jeden Morgen ein paar Minuten Zeit für Samavritti. Ein Pranayama, das die  gleichmäßige Atmung fördert, indem du die vier Phasen der Atmung beobachtest. Die Einatmung (Puraka), die Pause dazwischen (Antara Kumbhaka), die Ausatmung (Rechaka) und die Pause am Ende der Ausatmung (Bahya Kumbhaka). Dazu sitzt oder liegst du bequem und entspannst. Atme ein und zähle dabei bis 4. Halte den Atem an und entspanne währenddessen deinen Körper weiter. Atme dann bis 4 aus, halte den Atem wieder kurz an und entspanne bewusst. Ziel dieser Übung ist es, Atemzüge zu erzeugen, die einander in Qualität und Länge ähnlich sind. Ein Segen, wann immer du Angst, Nervosität oder Kurzatmigkeit empfindest.

Udana Vayu

  • Bewegungsrichtung: Aufsteigend.
  • Sitz: Ursprung in der Brust, Zentrum in der Kehle. Es fließt durch Lungen, Bronchien, Luftröhre und steuert die Ausatmung und die Sprache.
  • Ausdruck: Verbal. Wenn sich Udana Vayu im Gleichgewicht befindet, sprechen wir aus unserem Herzen. Und dadurch weniger so, wie wir denken, dass es von uns erwartet wird. Solche Emotionen beseitigt Udana Vayu nach oben und außen.

Asana für Udana Vayu: Dandasana (Stabhaltung)

yoga dandasana

Strecke zuerst im aufrechten Sitz die Beine nach vorne aus. Dann verwurzelst du die Sitzknochen am Boden. Indem du die Handflächen gegen die Erde drückst, verlängerst du die Wirbelsäule. Nimm dabei wahr, wie die Energie vom Kreuzbein zur Schädeldecke hinaufsteigt. Udana Vayu fördert in Dandasana Wachstum, die eigene Wahrheit zu leben und sich selbst klar zum Ausdruck zu bringen. Verweile 15 bis 20 Atemzüge in dieser Haltung.

Über die Matte hinaus: Stell dir ein Gespräch mit einem geliebten Menschen oder Kollegen vor, das dich verunsichert. Dabei weißt du nicht, was du sagen sollst oder wie das Gesagte beim anderen ankommt. Während du dich vorbereitest, lass die Worte aus deiner Mitte aufsteigen. Nimm deine Bereitschaft wahr, ehrlich und kraftvoll zu sprechen, ohne zurückzuweichen. Udana Vayu ermutigt allerdings zur Ausdehnung. Sogar in Momenten, in denen wir uns zusammenziehen möchten. Wann immer du dich also unsicher fühlst, nimm dir die Stärke, das Durchsetzungsvermögen und die Sicherheit von Udana Vayu zu Hilfe.

Die Vayus – mitten im Leben

Die Praxis der Prana Vayus ist ein Weg zur Selbsterkenntnis: Sie schenkt deiner Yogapraxis das Potenzial, dein Leben zu beeinflussen und zu bereichern – mit Achtsamkeit, Mitgefühl, Balance und Integrität. Erkunde dazu die einzelnen Vayus während der Asana-Praxis, aber auch beim Üben von Pranayama und Meditation. Versuche, die Lebendigkeit der fünf “Winde” in jedem Moment und jedem Atemzug wahrzunehmen. Deine ganz individuellen Beobachtungen und Erfahrungen werden dich verstehen lassen, dass zu jeder Richtung, in die Energie fließt, eine entgegengesetzte existiert – denn nur so kann Gleichgewicht entstehen.


Lehrerin und Model dieser Übungsstrecke ist die Yoga­ und Meditationslehrerin Lauren Eckstrom aus Los Angeles. Gemeinsam mit ihrem Mann Travis Eliot unterrichtet sie Workshops, Retreats und Ausbildungen und hat das Buch “Holistic Yoga Flow” verfasst, dem die Bilder zu diesem Artikel entnommen sind. Mehr Infos auf laureneckstrom.com und auf Instagram @laureneckstrom

Gesund und proteinreich: Alles über Hülsenfrüchte + Rezept für Bohnen-Linsen-Suppe

hülsenfrüchte bohnen linsen

Die gehören in jeden Vorratsschrank! Hülsenfrüchte sind vitalstoffreich und wegen ihres hohen Gehalts an pflanzlichem Eiweiß auch schön sättigend. Aber das ist noch nicht alles: Dank ihren B-Vitaminen gelten sie auch als wahre Stresskiller. Viel Wissenswertes und ein Rezept rund um die kleinen Energiebomben.

Text & Rezept: Erica Gebhart / Titelbild: piyaset von Getty Images via Canva

Ob rot, grün, braun oder schwarz, dick oder fein, rund oder länglich: Die Palette an Bohnen, Linsen, Erbsen und Kichererbsen ist groß. Rote Linsen und Kidneybohnen kennt jeder. Aber Flageolet-, Adzuki– oder Borlotti-Bohnen? Mittlerweile gibt’s auch solche ausgefalleneren Sorten in gut sortierten Supermärkten – und dank ihrer unterschiedlichen Konsistenz und geschmacklichen Vielfalt eröffnen sie uns endlos viele Möglichkeiten, mit Hülsenfrüchten zu kochen.

Getrocknet sind Hülsenfrüchte sehr lange haltbar, trotzdem stecken sie noch voller stoffwechselfördernder Ballaststoffe und Nährstoffe wie Eisen, Zink, Kalzium und wertvollen B-Vitaminen, die das Nervensystem instand halten. Gerade bei Anspannung, Stress und Erschöpfung sind Hülsenfrüchte deshalb das perfekte Lebensmittel – und sie können angeblich sogar glücklich machen: Die Aminosäure L-Tryptophan wird vom Körper zum Stimmungsaufheller Serotonin umgebaut. Der hohe Proteingehalt wird vom Körper am besten genutzt, wenn man sie mit Getreideprodukten wie Nudeln, Reis oder Brot kombiniert. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt 125 Gramm Hülsenfrüchte pro Woche.

Kleines Bohnen-Lexikon


Flageolet: grün, zart, mittelgroß, beliebt in Frankreich

Adzuki: klein, rot, sehr zart, leicht süßlich, eine Sorte aus Asien

Canellini: weiß, mittelgroß, weich und mehlig, beliebt in Italien

Borlotti: hell, rot oder braun, gesprenkelt, zart nussig, oft in Minestrone verwendet

Schwarze Bohne: zart und süß, in Mittel- und Südamerika Grundnahrungsmittel

Kidney: dunkelrot, mehlig und süßlich, Basis für Chili sin Carne

Perlbohne: hell, sehr mehlig, wird in den USA für Baked Beans verwendet

Saubohne oder “Dicke Bohne”: hell oder grün, Basis für Eintöpfe und Pürees

Doch wie bei allen guten Dingen gibt es auch hier eine kleine Downside: Die in unterschiedlicher Konzentration in Hülsenfrüchten enthaltene Phytinsäure behindert die Aufnahme von Nährstoffen. Diesen Effekt kann man aber ganz leicht austricksen: Zum einen, indem man die getrockneten Hülsenfrüchte zu Beginn des Kochvorgangs anröstet, zum anderen, indem man sie mit Vitamin-C-reichen Lebensmittel wie Tomaten, Kräutern, Orangen und vielem mehr kombiniert. Vorsicht ist allerdings bei Gicht geboten: Die Purine in Linsen können zur Ablagerung von Harnsäuresalzen in den Gelenken beitragen.

Fast alle getrockneten Hülsenfrüchte müssen vor dem Kochen mehrere Stunden eingeweicht werden, ausgenommen davon sind nur verschiedene Linsensorten. Danach werden sie in ein Sieb gegossen und abgespült. Das Einweichwasser sollte im Abfluss landen, denn es enthält blähende, unverdauliche Stoffe. Um grundsätzlich die Bekömmlichkeit zu verbessern, gibt es einen einfachen Trick: Je einen Teelöffel Wacholderbeeren, Fenchelsamen und getrockneten Kümmel in ein Kochsäckchen (oder einen verschlossenen Teefilterbeutel) geben, mitkochen und danach entfernen.

Ein letzter positiver Fakt zum Schluss: Die Pflanzenfamilie der Hülsenfrüchte gilt als besonders klimafreundlich: Sie gehen eine Symbiose mit Knöllchenbakterien ein, die an den Wurzeln Stickstoff aus der Luft binden, um ihn für die Pflanzen verfügbar zu machen. Dadurch verbessert sich die Bodenqualität und die Erde wird für nachfolgende Feldfrüchte gestärkt. Wahre Alleskönner, diese Hülsenfrüchte!


Leckeres Hülsenfrüchte-Rezept: Cremige Bohnen-Linsen-Suppe

Suppe, Linsensuppe, Hülsenfrüchte
Foto: Alex Bayev via Unsplash

Zutaten für 4 Personen:

100 g getrocknete Borlotti-Bohnen
100 g getrocknete Kidneybohnen
100 g rote Linsen
1 Zwiebel, gehackt
1 Knoblauchzehe, gehackt
1 Karotte, gewürfelt
1 Stangensellerie, gewürfelt
1 EL Tomatenmark
1 l Gemüsebrühe
100 ml Soja-Kochcreme
Salz, Pfeffer aus der Mühle, geräuchertes Paprikapulver, Chiliflocken, Olivenöl

1.
Getrocknete Bohnen über Nacht in kaltem Wasser einweichen, in einem Sieb abgießen und noch mal abbrausen. In einen Topf geben, mit frischem, gesalzenem Wasser bedecken und 1 Stunde bei mittlerer Hitze köcheln lassen. Abgießen, abtropfen lassen und zur Seite stellen. Linsen in ein Sieb geben und spülen.

Tipp: Statt der getrockneten Bohnen kann man auch je 1 Dose Borlotti- oder Kidneybohnen (je ca. 400 g) verwenden und diese nur die letzten fünf Minuten mitköcheln lassen.

2.
1 TL geräuchertes Paprikapulver und 1⁄2 TL Chiliflocken in einem großen Topf rösten, 7 EL Olivenöl zugeben, kurz vermischen und 2 EL dieser Öl-Mischung wieder herausnehmen und beiseite stellen. Zwiebel, Knoblauch, Karotte und Staudensellerie in den Topf geben und anbraten. Linsen und Tomatenmark einrühren, Brühe angießen, 10 Minuten köcheln lassen, Bohnen zugeben und weitere 10 Minuten köcheln lassen.

3.
Die Suppe pürieren, dabei die Kochcreme einfließen lassen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Suppe in Schüsseln geben, Pfeffer aus der Mühle daraufgeben und mit dem beiseitegestellten Öl-Mix beträufeln.


Federleicht ist die Schreibe unserer Food-Fee Erica Gebhart – und genauso heißt auch das Redaktionsbüro der freien Journalistin. Ganz wichtig: Von ihrem Schreibtisch darf es nie mehr als ein paar Schritte weit in die Küche sein. Mehr Info auf feder-leicht.com

Noch mehr inspirierende Rezeptideen mit Hülsenfrüchten findest du hier:

Kraft der Visualisierung: So kannst du mit Gedanken deine Realität verändern

Visualisierung

Gedanken haben die Kraft, unsere Realität zu verändern. Meditationslehrerin und Yogaphilosophie-Expertin Sally Kempton erklärt hier, wie das geht. Für eine Zukunft mit mehr Fülle und Erfüllung.

Text: Sally Kempton / Titelbild: Andrey Zvyagintsev via Unsplash

Eines der größten Geschenke, das mir die Meditation gemacht hat, ist aus dem Kampf mit meinem Geist entstanden. Du kennst das sicher: Anstatt für die Dauer der Meditation endlich mal Ruhe zu geben, widersetzt sich der Geist hartnäckig. Er plant, kritisiert, sorgt sich, oder er grübelt über so entscheidende Fragen nach wie: “In welchem Jahr hat Kendrick Lamar noch mal seinen ersten Grammy gewonnen?”

Mein Drachengeist spuckt Rauch und Flammen

Als ich mit dem Meditieren begann – und noch viele Jahre danach – bestanden meine Sitzungen meist aus einem 40-minütigen Gedankenwirrwarr. Das wurde unterbrochen von einigen kurzen Abschnitten, in denen ich konzentriert mein Mantra wiederholte. Und nur in den letzten 5 Minuten konnte ich mich etwas in die Stille hinein entspannen. Mich diesem überaktiven Mental-Monolog überhaupt auszusetzen, war, als würde ich es mit einem Drachen aufnehmen. Ich klammerte mich an mein Mantra wie an einen Haltestrick, während mein Drachengeist Rauch und Flammen spuckte.

Welchen Gedanken will ich Gewicht verleihen?

Der Mantra-Strick stabilisierte mich zwar etwas, aber alle paar Minuten packte der Drachen nach ihm und schleuderte ihn wild umher. Manchmal bekam ich ihn bis zum erlösenden Piepen des Timers nicht mehr zu fassen. Doch mit der Zeit bemerkte ich etwas Eigenartiges: Auch wenn mein Geist sich nur selten beruhigte, begann er sich doch anders zu verhalten. Ich lernte, meine Gedanken nicht mehr so ernst zu nehmen, oder vielmehr: Ich war immer besser fähig, selbst zu entscheiden, welchen Gedanken ich Gewicht verleihen wollte.

Lerne Gedanken loszulassen

Denn genau das lernen wir beim täglichen Kampf um Fokus und Präsenz: die Unterscheidung zwischen Identität und Gedanken. Wenn du zum Beispiel denkst: “Das schaffe ich nie!”, dann wird sich dank der Meditation irgendwann eine innere Stimme melden, die dir sagt: “Das ist nur ein Gedanke. Du musst das nicht unbedingt glauben!”

Schon wenn du jeden Tag 15 Minuten übst, kannst du eine Menge darüber lernen, wie dein Geist funktioniert. Und wie sich seine wildesten Regungen zähmen lassen. Du wirst erkennen, welche Gedanken dazu führen, dass du dich schlecht fühlst, welche Liebe und Klarheit fördern und welche einfach nur Lärm machen. Du kommst den unzähligen Tricks auf die Spur, mit denen der Geist dich das glauben machen will, was er dir erzählt. Und du wirst erleben, dass man einen Gedanken auch loslassen kann und ihn keine Sekunde lang vermissen wird. Sogar wenn dein Gedankenstrom sich anfühlt wie ein Whirlpool aus Verwirrung und Negativität, kann dann ein Teil von dir aus diesem Strudel aussteigen und zum Beobachter werden.

meditation visualisierung
Foto: Katerina Jerabkova via Unsplash

Ich bin der Beobachter, nicht die Gedanken!

In manchen spirituellen Traditionen gilt die Erkenntnis “Ich bin der Beobachter, nicht die Gedanken!” als das Ziel. Und wirklich birgt diese Unterscheidung einen wichtigen Schlüssel zum persönlichen und spirituellen Wachstum, denn sie macht dich sehr viel freier. Die Achtsamkeitsmeditation, moderne Zen-Schulen und auch Schüler*innen von Ramana Maharshi lehren deshalb, man solle sich als Beobachter*in und Zeug*in identifizieren, anstatt mit seinem Körper, der Persönlichkeit und den eigenen Gedankenkonstrukten. In anderen Traditionen stellt diese Entdeckung des inneren Beobachtenden dagegen nur einen Aspekt oder einen ersten Schritt dar.

Universalgeist wird zu menschlichem Geist

Besonders die tantrische Philosophie nimmt gegenüber dem Geist eine eher praktische und, wie ich finde, sehr spannende Haltung ein: Sie sieht den kreativen menschlichen Geist als Teil einer viel umfassenderen, absoluten Kreativität – jener subtilen intelligenten Energie also, die allem Leben unterliegt und die manche “Gott” nennen. Tantrische Gelehrte behaupten daher, der menschliche Geist sei nichts anderes als die mikrokosmische Version des Universalgeistes. Ein wichtiger Text aus dieser Tradition, das Pratyabhijnahrdayam, erläutert, dass dieser Universalgeist sich in einer Art physikalischer Verdichtung in menschlichen Geist verwandelt: So wie Wasser die Form von Dampf haben, zu Wasser kondensieren und zu Eis gefrieren kann, so können auch Gedanken zum einen sehr fest erscheinen. Sie können sich aber auch auflösen, verflüchtigen und in verschiedenen Formen wieder Gestalt annehmen.

Gedanken sind kondensierte Tropfen des Bewusstseins

Demnach sind unsere Gedanken so etwas wie kondensierte Tropfen des Bewusstseins: Einerseits sind sie so insubstanziell wie Wolken. Andererseits sind sie genau wie Wolken auch Energieträger. Und gegen diese Energie kann man sich wappnen, man kann sie formen und mit ihr spielen. Mit anderen Worten: Man kann einen negativen Gedanken in einen positiven umwandeln und so die eigene Stimmung und sogar den Körperzustand beeinflussen. Und man kann seine Vorstellungskraft dazu nutzen, einen positiven Ausgang für ein bestimmtes Vorhaben zu visualisieren, und damit dessen Ausgang maßgeblich beeinflussen.

Kreative Kräfte bewusst lenken

Gedanken sind also kreative Kräfte. Bewusst oder unbewusst sind sie die Werkzeuge, mit denen wir unsere Erfahrung formen. Natürlich besitzt nicht jeder alltägliche, zufällige Gedanke diese Kraft. Doch wenn man sie zu bündeln und zu nutzen weiß, dann kann auch die Energie der kleinen Alltagsgedanken zu einer liebevolleren und kraftvolleren Realität beitragen. Sich das Kommen und Gehen der Gedanken bewusst zu machen, ist dabei der erste Schritt. Nur wenn wir diesen entscheidenden kleinen Schritt zur Seite machen und etwas Abstand gewinnen, wird es auch möglich, die kreativen Kräfte unseres Geistes bewusst zu lenken.

Den Geist formen

Neurowissenschaftler*innen nennen den Zustand, in dem wir eher unbewusst auf dem Gedankenkarussell mitfahren, wo sich die immer gleichen (oft negativen) Denkmuster abspielen, das “Default Mode Network” des Gehirns. Meditation hat nachweislich die Kraft, dieses Netzwerk abzuschalten. Das versetzt uns in die Lage, in jenes kraftvolle, subtile Feld der Intelligenz vorzudringen, das wir Geist nennen. In diesem Zustand haben die unkontrollierten Bewegungen unseres eigenen mentalen Geplappers (im Yoga nennen wir sie Vrittis) keine Macht mehr über uns. Die Weisen des Yoga wissen seit sehr langer Zeit um diese Zusammenhänge. In einem Text des Vedanta heißt es lapidar: “Bewusstsein plus Gedanken ist Geist. Bewusstsein ohne Gedanken ist Gott.”

Affirmation hat großen Einfluss auf deinen Tag

Diese Idee und das, was aus ihr folgt, ist radikal. Das bemerkten auch schon die westlichen Denker des ersten Jahrhunderts, die die indische Philosophie für sich entdeckten. Pragmatische Idealisten wie Ralph Waldo Emerson und William James verstanden, welche immense Kraft die Imagination demzufolge haben musste. Sie erkannten, dass wir unser Leben dramatisch verändern können, wenn wir es verstehen, den Geist von seinen konditionierten Vorstellungen über unsere eigenen Möglichkeiten zu befreien.

Genau dieses Formen der eigenen Gedankenwelt kann in der täglichen Disziplin der Meditation geschehen. Wenn du beispielsweise deine morgendliche Meditation immer wieder mit der Intention einleitest “Ich bin konzentriert, bewusst und liebevoll”, dann wirst du mit der Zeit feststellen, dass diese Affirmation einen Einfluss darauf hat, wie du dich den Tag über bewegst, handelst und denkst. Natürlich vergisst du den konkreten Gedanken immer wieder. Aber irgendwann wirst du im Rückblick erkennen, dass er ein anderes Klima in deinem Geist erzeugt hat. Du bist tatsächlich konzentrierter, bewusster und liebevoller, als du es zuvor warst.

Zukunft mit mehr Fülle und Erfüllung

Mit anderen Worten: Du hast das subtile Material deines eigenen Bewusstseins geformt und schöner gemacht. Genauso kannst du die Kraft der Visualisierung nutzen, um dir eine Zukunft mit mehr Fülle und Erfüllung für dich oder andere auszudenken. Du kannst Fragen stellen und Antworten erhalten. Du kannst Segenswünsche aussenden und dir sogar eine Welt ausmalen, in der sich die Menschen sorgsam umeinander und den Planeten kümmern. Wenn du die pure Kraft deiner Gedanken erst einmal unmittelbar erfahren hast, kannst du ein*e Aktivist*in des Subtilen werden. So nutzt du eigenes Bewusstsein, um spürbare Veränderungen der Atmosphäre zu bewirken. Dieses Prinzip kann man auf jeden Aspekt des Lebens anwenden – in der Familie, in Organisationen und sogar auf politischer Ebene. Und es wird umso kraftvoller, wenn man es zum Wohl anderer und der Welt einsetzt.

Lies im Anschluss Sallys 5-Minuten-Übung: Intention für ein besseres Leben


Foto: David Martinez

Sally Kempton war eine international renommierte Meditations- und Philosophie-Lehrerin, Autorin (unter anderem vom “The Heart of Meditation” und “Awakening Shakti”) sowie regelmäßige Kolumnistin des amerikanischen YOGA JOURNAL. Mehr Info auf www.sallykempton.com