Hilfsmittel im Yoga: Das können Block, Gurt & Co.

Viele Yogastile unterscheiden sich alleine aufgrund der Verwendung von Hilfsmitteln. Block, Gurt, Bolster, Decke? Gerade in Zeiten von Online-Yoga werfen diese Helfer einige Fragen auf: Brauche ich sie für meine Yogapraxis, wenn ich nicht im Studio üben kann? Welche sollte ich mir zuerst anschaffen? Wir beantworten deine Fragen rund um das Thema Hilfsmittel im Yoga.

Unabhängig vom Level

Das Mindset ist weit verbreitet, dass Hilfsmittel grundsätzlich etwas für Yogaanfänger sind. Auch ich habe mich schon öfter in Yogastunden beim Gedanken erwischt: “Die anderen wissen ja, dass ich Lehrerin bin. Dann kann ich doch jetzt hier keinen Block verwenden. Das zeigt nämlich, dass ich gar nicht so dehnbar bin.” Aber: Die Erkenntnis, dass man ein Hilfsmittel zur Unterstützung braucht, zeugt von gutem Körperbewusstsein. Setzt du Hilfsmittel ein zeigt dass: Dir ist ist die Yogapraxis wichtiger als dein Ego. Hilfsmittel machen den Einstieg in manche Asanas leichter. Aber an der richtigen Stelle anzusetzen braucht Erfahrung und anatomisches Wissen, wie die Asana aufgebaut werden muss.

Mit Hilfsmitteln den Yogahorizont erweitern

Oft von dynamisch orientierten Yogis belächelt: Yin Yoga. “Die verwenden ja so viele Hilfsmittel!” Dabei lohnt sich der Blick über den Tellerrand. In den Yogastunden überrascht mich die Lehrerin oft mit einem für mich neuen Einsatz von Hilfsmitteln, der eine Asana komplett verändert. Ich habe immer das Bedürfnis, mir das aufzuschreiben und sofort in meine nächste Yogastunde zu übernehmen. Jetzt aber zu den einzelnen Hilfsmitteln:

Die Decke

Häufigste Nutzung

Egal ob im Studio oder Zuhause, eine Wolldecke ist oft vorhanden. Die Decke wird meistens fürs Savasana zum Zudecken verwendet, damit du nach der körperlich aktivierenden Praxis nicht auskühlst. Mehrmals gefaltet ist sie eine polsternde Unterstützung für die verschiedensten Asanas. Im Meditationssitz oder zu Beginn der Yogastunde im Schneiderseitz unterstützt sie als gefaltete Unterlage die Aufrichtung der Wirbelsäule. Sie kann im Pflug oder Schulterstand den Nacken schützen. Unter das Knie untergelegt schont sie im Heldensitz, Vierfüßlerstand oder tiefen Ausfallschritt die Gelenke.

Überraschend vielseitig: die Decke

Man kann die gefaltete Decke ohne Schwierigkeiten rollen und als Ersatz für das Bolster (weiter unten beschrieben) verwenden. Damit kannst du die meisten der Asanas auch durchführen, für die du sonst das Bolster bräuchtest.

Die Blöcke

So werden Blöcke meistens genutzt

Yoga Hilfsmittel Block Frau Schrank

Blöcke sind das Hilfsmittel, das in jeder (Anfänger-)Klasse zum Einsatz kommt. Die Verwendungsweisen sind sehr vielfältig und ein Thema für sich. Denn Blöcke können fast in jeder Asana-Familie verwendet werden. Bei Vorbeugen legst du den Kopf entspannt darauf ab. In Rückbeugen z.B. im Liegen intensiviert ein Block zwischen den Schulterblättern die Herzöffnung. Standpositionen und sogar Balancen gewinnen durch Blöcke an Stabilität. Besonders beliebt ist ihr Einsatz auch in (stehenden) Twists, wo du die Hand darauf ablegst.

Der feine Unterschied zwischen Blöcken

Achtung, denn Block ist nicht gleich Block! Es gibt Blöcke verschiedener Materialien und damit auch verschiedener Eigenschaften. Blöcke aus weicherem Schaumstoff sind sehr leicht. Sie lassen sich durch ihre Weichheit auch wunderbar in Rückbeugen unterlegen. Allerdings findest du in Standpositionen wie dem gedrehten Dreieck mit weichen Blöcken kaum Stabilität. Stabilere Materialien wie Kork und Holz sind erst einmal “unbequemer”. Allerdings kannst du dich beispielsweise im Halbmond auf ihre Stabilität als Stütze verlassen. Beides hat also seine Vorteile. Überlege vor dem Kauf, was dir besonders wichtig ist.

Blöcke überraschend vielseitig

Blöcke erleichtern dir den Einstieg in Balancepositionen. Beispielsweise kannst du sie bei der einfachsten Stand-Balance-Asana verwenden: dem Baum. Dafür legst du den Block flach auf die Matte und stellst dich mit deinem Standbein darauf. Davon ausgehend baust du deinen Baum Schritt für Schritt nach oben auf. Du wirst feststellen: Du stehst wesentlich stabiler als sonst. Aber wieso? Sobald du erhöht stehst, erkennt dein Gehirn die Gefahr nach unten zu fallen. Dadurch bist du wesentlich konzentrierter, die Balance zu halten.

Für Yoga von Zuhause

Für digitales Yoga von Zuhause aus, wird meistens vorgeschlagen, Blöcke durch dicke und stabile Bücher wie Lexika zu ersetzen. Das geht auch teilweise, allerdings tauchen dabei Schwierigkeiten auf. Die beiden Bücher sollten eigentlich genau gleich hoch sein, damit bei Asanas wie der Pyramide (Intensive Flankenstreckung) keine einseitige Fehlhaltung entsteht. Zudem können Bücher nicht beliebig auf drei verschiedenen Seiten aufgestellt werden wie Blöcke, sondern nur flach oder dann gestapelt verwendet werden, um in der Höhe zu variieren.

Fazit: Sollte ich mir Blöcke zulegen?

Ich empfehle dir, dir auf jeden Fall für Zuhause Blöcke zu zu legen. Sie sind nicht teuer und vielseitig in jeder Yogapraxis einsetzbar. Achte nur darauf, dass du ein Material verwendest, welches zu dir und deiner Praxis passt. Du kannst sie sogar als Ersatz für einen Gurt verwenden, um zu lernen hinter dem Rücken zu binden. Dafür einfach mit beiden Händen jeweils eine Seite des Blockes greifen. Oder du vertiefst deine sitzende Vorbeuge damit, indem du den Block hinter deine Füße nimmst und die kurzen Kanten mit den Händen packst.

Yoga Hilfsmittel Bolster Frau Schrank

Das Bolster

Die häufigste Nutzung des Bolsters

Bolster dienen, wie der Name schon andeutet, zur Polsterung. Durch sie können die verschiedensten Asanas bequemer gestaltet werden – vor allem bei (sitzenden) Vorbeugen, bei denen viele Körperteile den Boden berühren. Das Bolster kann ähnlich wie die Decke das Knie schonen, wie der Block die Hüfte in der halben Taube gerade ausrichten oder beim Krokodil die Knie auffangen. Oder du legst in verschiedensten Vorbeugen deine Stirn darauf ab, wie in der halben Taube oder in der sitzenden Vorbeuge, wenn die entspannende Version mit rundem Rücke gewählt wird. Ebenfalls in der sitzenden Vorbeuge wie auch im Savasana kannst du dir das Bolster in die Kniekehlen legen, um den unteren Rücken zu entlasten.

Ist das Bolster unbedingt notwendig?

Jein. Du kannst das Bolster durch eine gefaltete und dann gerollte Decke ersetzen. Für Asanas, bei denen die längliche Form nicht entscheidend ist, kannst du auch ein Meditationskissen benutzen, um beispielsweise deine Stirn abzulegen. Wenn du oft Stile wie Yin Yoga praktizierst, macht es sicher Sinn, dir ein Bolster für deine Yogapraxis zuhause zu kaufen.

Der Gurt

Die häufigste Nutzung des Gurtes

Grundsätzlich wird der Gurt meistens verwendet, um tiefe Dehnungen zu halten, sozusagen als Verlängerung des Arms. Einerseits hilft er dabei, mit den Armen zu binden. Binden bedeutet, dass sich in einer Asana hinter dem Rücken oder um ein Bein herum die Hände berühren können. Der Gurt kann hierbei den Abstand zwischen den Händen “überbrücken” und bei häufigem Üben kann so der Abstand immer kleiner werden. Andererseits können auch Hüftöffner oder andere auf dem Rücken liegende oder stehende Beindehnungen damit verstärkt werden. Hier wird der Gurt beispielsweise um den Fuß gelegt, wenn die Hand diesen nicht erreichen kann, sodass das Bein noch gestreckt bleiben kann. Auch hier kann über die Zeit die Länge des Gurtes immer kürzer gestellt werden, damit die Hand eines Tages das gestreckte Bein greifen kann.

Der Gurt überraschend vielseitig

Den Gurt kannst du tatsächlich auch im Alltag nutzen. Wenn du viel am Schreibtisch sitzt, hilft er dir Nacken und Schultern zu entlasten. Ähnlich wie ein Holster kannst du ihn dir umschnallen. Dafür öffnest du den Gurt, legst ihn dir genau mit der Mitte in den Nacken. Die Enden hängenam Körper nach unten. Dann führst du beide Enden vorne an der Schulter entlang nach unten. Auf BH-Höhe führst du ihn hinter den Rücken, wo du beide Enden überkreuzt. Dann immer noch auf der Höhe deiner mittleren Rippen führst du ihn nach vorne und schließt ihn. Finde für dich die richtige Stärke. Deine Schultern sollten gut unterstützt sein. Allerdings darf der Zug im Nacken auch nicht zu stark sein.

Oder du öffnest den Gurt und legst damit eine gerade Mittellinie auf deine Yogamatte. Wieso das? So kannst du endlich überprüfen, ob du die Fußstellung im Krieger I und Krieger II richtig machst. Deine Fersen befinden sich ganz automatisch in einer Linie. Davon ausgehend kannst du nun deinen hinteren Fuß im 45 oder 90 Grad Winkel öffnen.

Fazit: Ist ein Gurt unbedingt notwendig?

Yoga Hilfsmittel Regal Frau
Foto von cottonbro von Pexels

Auch hier gilt: Jein. Gürtel, dünne Handtücher oder Schals, welche möglichst stabil sind, können Zuhause den Yogagurt ersetzen. Wenn du allerdings öfter mit Gurt vor allem am Binden übst, lohnt es sich, einen richtigen Yogagurt zu haben. Denn dieser hat im Gegensatz zu Schal oder Handtuch eine Schnalle, die du flexibel verengen und weiten kannst, wodurch deine Handgelenke entlastet werden. Zudem ist er so fest gewebt, dass du keine Angst haben musst, ihn zu zerreißen.

Noch mehr Hilfsmittel

Jetzt weißt du schon mal über Block, Bolster, Gurt und ihre Alternativen Bescheid. Weitere Hilfsmittel im Yoga sind beispielsweise: ein professionelles Meditationskissen, der Feetup oder ein Augenkissen für Savasana. Lerne hier, wie du dir selbst ein Levendelaugenkissen im DIY nähen und oder ein Mattenspray mixen kannst. Du kannst uns allen helfen, noch mehr über Hilfsmittel zu lernen, indem du deine Tipps und Tricks hier kommentierst oder auf Instagram teilst.

Text: Kerstin Thost

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