Ruhe im Sturm: Lerne die sattvische Energie zu nutzen

Foto von Taryn Elliott von Pexels

Woher kommt meine Kraft? Welche verschiedenen Arten von Kraft gibt es und wie wirken sie? Unsere Yogaphilosophie-Expertin Sally Kempton hat sich dort umgesehen, wo man Kraft am nötigsten braucht: in den Stürmen des Lebens.

Text: Sally Kempton / Titelbild: Taryn Elliott via Pexels

Was es wirklich mit innerer Kraft auf sich hat, wo sie herkommt und wie man tiefer in Kontakt zu ihr kommen kann, erkennt man häufig erst dann mit aller Deutlichkeit, wenn man sie bitter nötig hat– in einer Lebenskrise. Beispiel Amy: Nach zehn Jahren Ehe hat sich ihr Mann in eine andere Frau verliebt, er hat Amy verlassen und den Familienrichter davon überzeugt, ihm das Sorgerecht für den gemeinsamen Sohn zu übertragen. Amy wollte sich nicht damit abfinden, von ihrem Kind getrennt zu werden.

Als ein reflektierter, an innerem Wachstum interessierter Mensch, nahm sie sich zwar vor, diese Krise mit möglichst großer Ruhe und Gelassenheit zu meistern, dennoch stürzte sie der langwierige Sorgerechtsstreit in einen Tumult von Gefühlen. Sie fühlte sich hin- und hergeworfen zwischen Wut, Angst, Trauer und Machtlosigkeit. “Wie kann ich die Ruhe im Sturm finden, um das durchzustehen?”, fragte sie mich. Ich schlug vor, mit einer anderen Frage zu beginnen: “Was ist in diesem Moment die Quelle meiner Kraft?”

Drei Energien: Rajas, Tamas und Sattva

Amy beobachtete sich eine Weile und konnte drei Arten von Kraft identifizieren: Die intensivste war gespeist aus Wut und dem Gefühl der Ungerechtigkeit. Die Wut spornte sie an, den Rechtsstreit zu gewinnen, jeden Tag eine Stunde laufen zu gehen und regelmäßig Yoga zu üben. Diese Art von Kraft und Entschlossenheit forderte allerdings einen Preis: Sie ließ Amy mitten in der Nacht aufwachen, sie machte sie reizbar und rastlos, flutete ihren Körper mit Cortisol und Adrenalin. Und führte sie immer häufiger in ein Gefühl der völligen Erschöpfung.

In solchen Momenten war sie dann geneigt, alle Hoffnung aufzugeben, sich den vermeintlichen Realitäten zu beugen und ihre Situation nur noch duldend hinzunehmen. Erstaunt stellte Amy fest, dass sie auch diese stoische Hinnahme, genau wie die Wut, als eine Art von Stütze empfand.

Glücklicherweise fand Amy aber noch eine dritte, essenzielle Quelle der Kraft: eine ruhige Zuversicht, die tief im Inneren wurzelte: “Es fühlt sich an, als gäbe es einen Teil von mir, der sich all diesen Tumult liebevoll ansieht. Wie die Ruhe im Sturm wünscht er sich, dass sich für alle Beteiligte alles zum Besten wendet. Und der daran glaubt, dass es auch so kommen wird.”

Als Amy mir das so schilderte, wurde mir klar, dass hinter ihrer Erfahrung ein universelles Muster steckte. In der Yogaphilosophie nennen wir es die drei Gunas. Darunter versteht man drei energetische Qualitäten, die die gesamte natürliche Welt durchziehen.

Die 3 Gunas

Rajas ist die Energie von Leidenschaft, Wille, Aggression, Entschlossenheit und Antrieb.

Tamas ist die Energie von Trägheit, Passivität, Hingabe und Schlaf.

Sattva ist die Qualität von Friedlichkeit, Klarheit und Glück.

Die drei Gunas sind so eng miteinander verbunden wie drei Fäden einer Schnur. Sie sind immer alle vorhanden, aber sie wirken jeweils in unterschiedlichen Kombinationen und unterschiedlich stark. Ihr ständiges Wechselspiel wird besonders deutlich an unseren Stimmungen. Sich selbst unter dem Gesichtspunkt der drei Gunas zu beobachten, kann daher sehr erhellend sein: Welche Kraft wirkt hier gerade? Wie drückt sie sich aus und zu welchem Verhalten veranlasst sie mich?

Das Feuer der Wut

Die meiste Zeit über kann man an sich selbst typische Verteilungsmuster der Gunas erkennen: Es gibt zum Beispiel Typen, die eher zu Tempo und feuriger Willenskraft neigen, und andere, die etwas schwerfälliger und hingebungsvoller sind. Dass Amy in ihrer schwierigen Situation besonders stark zwischen den Gunas hin- und herschwankte, ist charakteristisch für Lebenskrisen. Wenn Rajas vorherrschte, fühlte sie sich stark und entschlossen. Denn rajasige Kraft ist voller Antrieb, sie sorgt für Kreativität und innere Klarheit. Weil Begehren und Wut die wichtigsten Kennzeichen von Rajas sind, zehrt dieses Feuer aber auch an einem. Außerdem enthält es den Keim tiefer Angst vor Verlust und Versagen.

Sicher fällt es dir nicht schwer, das Wirken von Rajas im Alltag zu identifizieren. Es ist jene Energie, die uns antreibt, Deadlines einzuhalten oder sportliche Höchstleistungen abzurufen, die ein starkes Gefühl von “Ich will das” in uns wachruft und uns ohne Unterlass im Hamsterrad der Gedanken laufen lässt. Im Yogastudio äußerst sich Rajas in einer athletischen Praxis. Die Muskeln sind kraftvoll angespannt, die Konzentration ist ungebrochen und der schiere Wille macht sogar die schwierigsten Haltungen möglich.

Amy fühlte sich stark und mutig, wenn sie in ihrer rajasigen Energie war. Gleichzeitig hatte der unbedingte Wille, sich durchzusetzen, aber auch etwas sehr Verunsicherndes. Jedes Mal, wenn schlechte Nachrichten vom Anwalt kamen, konnte ihre rajasige Kraft völlig in sich zusammenbrechen.

Der Halt der Verzweiflung

Diese Rückschläge führten Amy dann oft in einen tamasigen Zustand von Erschöpfung und Verzweiflung. Sie zog sich zurück und suchte Zuflucht in einer dumpfen Resignation. Tamas wirkt wie Schwerkraft: Sie kann unbeweglich, tatenlos und traurig machen. Man schiebt die Fersen in den Boden, hält fest an dem, was man hat, und widersteht stur den Herausforderungen des Lebens. Selbst wenn sie Wandel und Entwicklung mit sich bringen könnten.

Gleichzeitig hat Tamas aber auch positive Seiten. Ohne Tamas könnten wir nie zur Ruhe kommen, schlafen, uns entspannen. In der Yogapraxis brauchen wir die hingebungsvolle, annehmende Seite von Tamas, um in eine Haltung hinein loszulassen. Oder um zu erkennen: Hier gibt’s eine Grenze, wenn ich jetzt weiter mit Willenskraft arbeite, führt das nicht zu Entwicklung, sondern nur zu Verletzung.

Dieser instinktive Selbstschutz bedeutet im besten Sinn Akzeptanz: Sie lässt uns unveränderliche Gegebenheiten schlicht anerkennen oder aushalten, bis der Sturm vorüberzieht. Sehr häufig speist sich diese Kraft aber auch aus der tief sitzenden Überzeugung, dass Veränderungen grundsätzlich nichts Gutes bringen. So lässt tamasige Energie einen auch dann noch an den altbekannten Begrenzungen hängen, wenn man sie als schmerzvoll empfindet oder sich nur noch als Opfer sieht.

Sattva: die Ruhe im Sturm

In Momenten, in denen sich ihr Geist einmal nicht zwischen beiden Energien hin- und herzerren ließ, konnte Amy sich mit einer dritten Kraft verbinden. “Alles wird gut!” Durch das bewusste Wahrnehmen der Wirkmechanismen von Rajas und Tamas fiel es Amy leichter, sich von ihrem permanenten Gedankenkarussell um Lösungswege und Racheszenarien loszumachen. Stattdessen lernte sie, sich nach innen zu wenden, wo sie zuverlässig einen optimistischen Kern vorfand. Jenes Gefühl grundlegender Sicherheit, das charakteristisch ist für Sattva. Wie die Ruhe im Sturm.

Das Wort Sattva basiert auf der Wurzel “Sat”, was zugleich “Sein” bedeutet und “Wahrheit”. Es ist wortwörtlich die innerste Kraft des Seins. Jene Kraft, die den Buddha unter dem Bodhi-Baum sitzen ließ, bis er Erleuchtung erlangte. Die Kraft, die Gandhi und Martin Luther King aufrecht erhielt und die man in alten Kathedralen und Wäldern wahrnehmen kann oder am Ufer eines Gewässers.

1 Teil Disziplin, 3 Teile Vertrauen

Sattvische Kraft besteht zu einem Teil aus Disziplin und zu drei Teilen aus Vertrauen. Sie speist sich aus der Stille. Wahre sattvische Kraft erwächst aus der Bereitschaft zu warten, bis sich Handlungen in aller Ruhe aus deiner Mitte heraus entfalten können. Sie ist so stark und machtvoll, weil sie aus einer klaren Intention heraus erwächst. Einer subtilen, aber unbeugsamen Klarheit darüber, was dein Herz und deine Seele sich wirklich wünschen. So eine klare Intention kann nur aus Stille und Kontemplation heraus formuliert werden. Jedes Mal, wenn man in die Ruhe im Sturm zurückkehrt, wird sie genährt und aufgefrischt.

Oft weiß man dann gar nicht, wie genau es geschieht, dass die subtile Kraft dieser Intention die Führung übernimmt. Die eigenen Handlungen und Worte leitet und nach und nach, fast unsichtbar, zu einem Wandel führt. Der Schlüssel dazu ist der feste Entschluss, sich nicht mehr zu heftigen Reaktionen hinreißen zu lassen und wirklich nur noch aus dieser Stille und klaren Intention heraus zu handeln.

Der Weg zur Verbundenheit

Das ist natürlich alles andere als einfach. Es ist eine Sache, sattvische Kraft zu empfinden, während man meditiert. Aber eine ganz andere, mitten im Tumult der Handlungen mit ihr verbunden zu bleiben. Gerade weil sie so subtil ist, fühlt sich sattvische Kraft nicht immer “stark” an. “Ich bin so sehr daran gewöhnt, Wut und selbstgerechte Empörung als Antrieb zu benutzen, dass es wirklich schwer ist, darauf zu vertrauen, dass auch diese weiche Seite an mir eine Kraftquelle sein kann”, sagte Amy einmal. “Was, wenn ich dadurch passiv werde? Was, wenn ich einfach aufgebe und meinen Sohn meinem Ex überlasse?”

Amy hatte ganz offensichtlich Angst, in die Unbeweglichkeit von Tamas abzugleiten. Gerade bei den Aktiven, den “Macher*innen”, liegt diese Befürchtung nahe. Sie assoziieren tamasige Energie mit Versagen und Depression. Deshalb treiben sie umso gnadenloser an, ja keinen Moment der Stille zuzulassen. Dabei verlieren sie den Zugang zu ihrer Ruhe im Sturm.

In der inneren Mitte bleiben

Ich konnte Amy davon überzeugen, diese Kraft auf neue Weise wahrzunehmen und anzuerkennen. Einige Wochen später hatte sie den entscheidenden Termin am Familiengericht. Sie saß im Gerichtssaal, schloss einen Moment die Augen und gab ganz bewusst ihre Erwartungen an den Ausgang des Prozesses auf. Stattdessen bat sie innerlich darum, dass die richterliche Entscheidung die beste für ihr Kind sein möge. Sie konzentrierte sich auf diese Intention und begann, ihren Atem ganz bewusst zum Mittelkanal ihres Körpers zu lenken. Einatmend zum unteren Ende der Wirbelsäule, ausatmend zum Herzzentrum. Ganz egal, was nun verhandelt wurde und wie sehr ihr die Angst den Bauch zusammenkrampfte, sie blieb bei diesem bewussten Atem.

Als sie dann das Wort erteilt bekam, gelang es ihr, weiter ruhig zu atmen und deutlich ihre Intention zu spüren. “Die Worte schienen ganz von selbst aus meinem Mund zu kommen”, erzählte sie mir später. “Ich spürte deutlich eine Kraft, die aus meiner Mitte kam. Und in dem Moment wusste ich auch, dass ich gewinnen würde.” Der Richter entsprach ihrem Wunsch auf gemeinsames Sorgerecht. Natürlich nicht allein aufgrund von Amys Worten. Dennoch war für Amy etwas sehr Wichtiges geschehen. Sie hatte gelernt, dem tiefen Geheimnis ihrer sattvischen Kraft zu vertrauen.

So bei sich, seinem Atem und seiner inneren Mitte zu bleiben und dabei zugleich die nötige Konzentration zu halten, um angemessen und klug zu agieren, gelingt nicht ohne eine gewisse Übung. Wenn es aber gelingt, dann hat man Zugang zu einer Kraft gefunden, die auch den stärksten Stürmen des Lebens standhalten kann.


Sally Kempton Yogajournal

Sally Kempton zählte international zu den wichtigsten Lehrer*innen für Meditation. Sie schrieb viele Jahre für das YOGA JOURNAL über Yogaphilosophie und spirituelle Persönlichkeitsentwicklung. Mehr Infos unter sallykempton.com

Erfahre in diesem Interview, wie sattvische Ernährung funktioniert:

Bücher für Yogi*nis – die Tipps der Redaktion

Bücher für Yogis

Bist du auf der Suche nach einem guten Yogabuch? Dann haben wir hier genau das Richtige für dich: Egal ob Ayurveda, Achtsamkeit, Yogatheorie, Yogaphilosophie, Spiritualität, Rezepte oder Asana-Praxis – hier findest du garantiert auch DEIN neues liebstes Yogabuch. //anzeige

“Chakra – 7 Tore zur Seele” von Raphael Kempermann

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Die jahrtausendealte Tradition der Chakren-Arbeit, verknüpft mit den Herausforderungen der Neuzeit: Das ist, kurz gesagt, die Essenz von Raphael Kempermanns Buch. Es trägt den Untertitel „Erlöse deinen Urschmerz“, denn der Körper- und Traumatherapeut sieht in den Chakren Spiegel der seelischen Entwicklung und frühen Lebenserfahrungen – und dadurch  letztlich den Schlüssel zur emotionalen Selbstheilung. Dafür stellt er Übungen, Techniken und Meditationen aus unterschiedlichen spirituellen und therapeutischen Richtungen vor. Spannend! 


“Yoga Nidra für Kinder und Jugendliche” von Sandra Walkenhorst

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Rund ein Drittel aller Kinder und Jugendlichen steht heutzutage unter Stress, Tendenz steigend. Umso wichtiger ist es, ihnen regelmäßig Erholungsinseln zu schaffen, auf denen sie Ruhe und Entspannung finden. Dieses Buch über den „Schlaf der Yogis“, geschrieben von der Sozialpädagogin und (Kinder-)Yogalehrerin Sandra Walkenhorst, gibt Eltern, Lehrenden und Psycholog*innen dafür wirksame Tipps und Tools an die Hand. 


“Yoga, Sex and Happiness” von Carolin-Marie Roth

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Auch wenn der Titel den Sex sehr hervorhebt: Hier geht es um weitaus mehr!

In diesem modular aufgebauten Buch findest du Tipps, Übungen und Inspirationen für die unterschiedlichsten Herausforderungen und Gesundheitsfragen: Von Ängsten und Stress über Haarausfall, Essstörungen und Menopause bis eben hin zu Sex ist eine große Bandbreite menschlichen Seins abgedeckt, basierend auf 50 Jahren Yogapraxis und einer Menge Lebenserfahrung der Autorin.


“Du bist viel mehr als deine Gefühle” von Jeannine Mik

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Kennst du das, wenn dich deine Gefühle schier überrollen und du nicht mehr klar denken, geschweige denn handeln kannst? Meist ist ein überlastetes Nervensystem schuld an diesen Ausnahmezuständen. Emotional-Health-Expertin Jeannine Mik ist überzeugt: „Jedes Nervensystem ist formbar und veränderlich.“ In ihrem neuen Buch erklärt sie, wie du starke Emotionen, Stress und Überwältigung mit einfachen Übungen besser regulieren und wieder sicherer und ruhiger werden kannst. 


“Spirituelle Anatomie” von Daaji Kamlesh D. Patel

Cover Buch, Spirituelle Anatomie von Daaji Kamlesh D. Patel

„Spirituelle Anatomie“, das klingt für westliche Leser*innen vielleicht erst mal wie ein Widerspruch in sich. Ganz anders ist das in der indischen Weisheitstradition. Daaji Kamlesh D. Patel erschließt uns diesen verborgenen „Körperbau“ mit seinen Chakras, Nadis und dem feinstofflichen Energiefluss nicht nur in der Theorie: Er zeigt auch, wie man anhand von Meditationstechniken und anderen Übungen innere Blockaden lösen und in die Balance finden kann. 


“Radikale Akzeptanz” von Marie Ehlers

Cover Buch, Radikale Akzeptanz von Marie Ehlers

„Die Realität ganz wertfrei anzunehmen und zu erkennen, dass wir manchmal nicht die Kontrolle haben“ – das ist der Weg der radikalen Akzeptanz, zu dem sich die Autorin Marie Ehlers nach ihrer Brustkrebsdiagnose entschließt. Den Anspruch kennen wir aus dem Yoga, aber mal ehrlich: Wer bekommt das schon hin, dieses wertfreie Annehmen dessen, was ist? So eine Diagnose, die ist doch erst mal ziemlich… schlimm. Ausgehend von ihrer eigenen Heilungsgeschichte teilt sie tiefgreifende Erfahrungen, hilft Bedürfnisse zu erkennen und zu verstehen und gibt ihren Leserinnen schließlich Werkzeuge an die Hand, mit denen sie sich aus der Lähmung befreien und zurück in die eigene Kraft und Handlungsfähigkeit kommen können, darunter zum Beispiel Atemtechniken, Affirmationen und Meditationen. 

Wichtig dabei: Jeder (Heilungs-)Weg ist individuell, Vergleiche bringen uns nicht weiter. Und: Man muss nicht erst auf die große Krise warten, um von diesem Buch profitieren zu können!


“Feine Sinne, starke Seele” von Miriam Sompek

Cover Buch, Feine Sinne starke Seele von Miriam Sompek

Eines Tages erhält sie eine Mail von einer Unbekannten, die alles verändert…

Strengen dich laute Umgebungen extrem an, nimmst du Gerüche intensiv wahr und hast nach einem Abend unter Menschen oft einen „sozialen Kater“?
Dann geht es dir wie schätzungsweise 15 bis 30 Prozent aller Menschen – und wie Luisa, der Protagonistin dieses Hochsensibilitäts-Leitfadens in Romanform, in dem wissenschaftliche Erkenntnisse mit einer berührenden Erzählung und praktischen Übungen verknüpft sind.


“In der Ruhe liegt der Wahnsinn” von Adam Fletcher

Cover Buch, In der Ruhe liegt der Wahnsinn von Adam Fletcher

„Das hier würde nicht schwierig werden, bloß langweilig“, glaubte der Autor und Protagonist dieses Buches, als er von seiner (Noch?-)Partnerin Evelyn dazu verdonnert wurde, sich bei einem Vipassana-Aufenthalt selbst zu finden. Eine kolossale Fehleinschätzung, versteht sich! Offen, berührend und zugleich urkomisch berichtet der britische Wahlberliner Adam Fletcher von seiner abenteuerlichen Reise ins eigene Innere: „Wie ich in einem 10-tägigen Schweige-Retreat den Verstand verlor, aber mein Glück und alles andere fand“ – der Untertitel ist Programm!


Ayurveda-Tipps für den Sommer: Hitzeperioden gelassen überstehen

Ein paar ayurvedisch inspirierte Tipps und Tricks erleichtern den Alltag in der heißesten Zeit des Jahres. So beruhigst und schützt du all jene Körperregionen, in denen dein Pitta besonders kräftig lodert.

Text: Nancy Rones / Titelbild: Katherine Hanlon via Unsplash

Leichte Kleidung

Sommerhitze und synthetische, eng anliegende Kleidung passen nicht wirklich gut zusammen. Greife lieber zu locker sitzenden Tops und Hosen aus luftiger Baumwolle oder Leinen. Auch die Farbwahl ist wichtig: Schwarz absorbiert Licht und wandelt es in Wärme um, während Weiß und Blau das Licht reflektieren. Im Ayurveda gilt auch Grün als eine kühlende Farbe.

Entspannung für die Augen

Weil sich das Element Feuer als Licht und Hitze manifestiert, wird im Ayurveda das Sehen dem Pitta-Dosha zugeordnet. Durch grelles Sonnenlicht und Pitta-Überschuss werden die Augen trocken und gereizt. Ein Augenkissen aus Seide beruhigt und hilft, sich tiefer auf den Atem einzustimmen – ganz besonders wenn es mit Lavendelblüten gefüllt ist. Lavendelduft kann erwiesenermaßen Angst und Erregungszustände lindern und die Entspannung fördern. Hier zeigen wir dir, wie du ein eigenes Lavendel-Augenkissen ganz einfach selbst machen kannst.

Welcher Ayurveda-Typ bist du? Mach den Test.

Selbstmassage

Die tägliche Selbstmassage wird im Ayurveda dazu eingesetzt, die Ausscheidung von Giftstoffen zu fördern und zugleich Muskeln und Nerven zu entspannen und zu nähren. Entscheidend ist die richtige Ölmischung. Wärmende Öle wie Sesamöl öffnen die Poren und helfen der Haut, beruhigende Kräuterwirkstoffe wie Brahmi (Nabelkraut) aufzunehmen. Um die wärmende Wirkung etwas auszugleichen, mischt man ein kühlendes Öl dazu, zum Beispiel eines aus Sonnenblumenkernen. Im Video zeigen wir dir, wie du eine Selbstmassage durchführen kannst.

Hautpflege mit Aloe Vera

Wenn Pitta außer Rand und Band ist, dann kann die Haut mit juckenden Ekzemen oder Akne reagieren. Eine Gesichtsmaske auf Basis von Aloe Vera beruhigt die Haut und dämpft ausuferndes Pitta. Einmal von der Haut aufgenommen, erhöht Aloe Vera den Feuchtigkeitsgehalt der Zellen und macht sie widerstandsfähiger. Auch bei Sonnenbrand ist Aloe ein wirkungsvoller Helfer.

Erfahre hier, wie Pitta im Körper wirkt und mit welchen Lebensmitteln du dich von innen kühlen kannst:

Hier zeigen wir dir eine Yogahaltung, eine Atemübung und Meditation, die dich bei Sommerhitze unterstützen können:


Die Autorin dieses Artikels, Nancy Rones, arbeitet als freiberufliche Journalistin. Ihre Spezialgebiete sind Gesundheit und Lifestyle.

Yogaherbst Gastein 2025: 10 Jahre Jubiläum “Quelle der Inspiration”

Yogaherbst Gastein 2025

Wenn der Herbst das Gasteinertal in warmes Gold taucht und die klare Bergluft den Geist erfrischt, öffnet sich vom 17. bis 26. Oktober 2025 ein Tor zu innerer Ruhe und neuer Kraft: Der Yogaherbst Gastein feiert sein zehnjähriges Jubiläum – eine Dekade gelebte Achtsamkeit, tiefer Begegnungen und inspirierender Naturerfahrungen. /anzeige

Titelbild: Yogaherbst (c) Gasteinertal Tourismus GmbH, Michael Koenigshofer

Yoga im Herzen der Alpen

Yogaherbst Gastein 2025
Berglandschaft im Herbst (c) Gasteinertal Tourismus GmbH, Marktl Photography

Am Rande der Hohen Tauern gelegen, umgeben von majestätischen Gipfeln, heilsamen Thermalquellen und einer einzigartigen Energie, wird das Gasteinertal in diesen zehn Tagen zum pulsierenden Herz der Yoga-Community. Mehr als 300 Yogaeinheiten laden ein, den Körper zu bewegen, den Geist zu klären und die Seele zu nähren. Ob auf kraftvollen Gipfeln mit Panorama-Ausblick, im stillen Kurpark beim sanften Morgenyoga oder direkt im warmen Heilwasser der Thermen – hier verschmelzen Natur und Praxis zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Yogaherbst Gastein 2025
Wasserfall Bad Gastein Sommer (c) Gasteinertal Tourismus GmbH, Marktl Photography

Jubiläumshighlights 2025

Zum runden Geburtstag erwarten dich tolle Highlights, die den Yogaherbst 2025 zu etwas ganz Besonderem machen:

  • Charity-Session mit Alexandra Meraner – 17. Oktober 2025
    Eine therapeutische Yogaeinheit für alle, die Heilung und Lebensfreude suchen – unabhängig von den eigenen finanziellen Möglichkeiten. Im Rahmen des Yogaherbst öffnet diese Charity Einheit den Raum für “Yoga für alle” – offen, herzlich und kostenlos.
  • Opening Ceremony – Wasserzeremonie mit Carmen Jedinger – 18. Oktober 2025
    Am Wasserfall von Bad Gastein begleitet dich Carmen auf einer spirituellen Reise, inspiriert vom heiligen Element Wasser.
  • Neumond-Ritual & Kakao-Zeremonie mit Fia Sonora – 21. Oktober 2025
    Unter dem Zeichen des Neumonds öffnen sich Räume für Intuition, Herzverbindung und inneres Wachstum. Rohkakao, Musik und Meditation machen diesen Abend zu einer wohltuenden Reise nach innen.
  • “Good Vibes”-Workshops mit Marcel Clementi – 24. & 25. Oktober 2025
    Lebendige Flows, motivierender Spirit und moderne Praxis – Marcel bringt Energie, Leichtigkeit und Freude auf die Matte. Zwei Tage, die dich bewegen, begeistern und inspirieren.

Erlebnisse abseits der Matte

Yogaherbst Gastein 2025
Kurpark Bad Hofgastein im Herbst (c) Gasteinertal Tourismus Gmb

Das legendäre Yogaclubbing im Kraftwerk am Wasserfall ist zurück! Zum Jubiläum des Gasteiner Yogaherbst wird der Abend am 24. Oktober 2025 zu einer Celebration of Connection – LOVE X RISING: kraftvoll, ekstatisch, bunt und frei. Gemeinsam mit DJ Danny Saggers aus Ibiza tanzt du in eine andere Sphäre – getragen von deepem, organischem und melodischem Sound, inspiriert vom Spirit Ibizas und geerdet in den Gasteiner Alpen.

Yogaherbst Gastein 2025
Thermenherbst in Gastein (c) Gasteinertal Tourismus GmbH, Marktl

Außerdem schenkt dir der Yogaherbst Momente purer Entspannung: Lass dich vom warmen Thermalwasser beim Aqua Yoga tragen, lausche bei einem inspirierenden Yogafilm in geselliger Runde den eigenen Gedanken oder finde auf einer Bank im Kurpark jene Stille, die im Alltag oft verloren geht.

Deine Yogaauszeit buchen

Yogaherbst (c) Gasteinertal Tourismus GmbH, Michael Koenigshofer

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Der Yogaherbst Gastein ist mehr als eine Veranstaltung – er ist eine Rückkehr zur eigenen Quelle. Zehn Jahre “Quelle der Inspiration” bedeuten zehn Jahre, in denen Menschen aus allen Himmelsrichtungen zusammenkommen, um Atem und Bewegung, Herz und Natur miteinander zu verbinden. 2025 lädt dich Gastein ein, Teil dieser besonderen Geschichte zu werden – an einem Ort, an dem Körper und Seele im Einklang schwingen.

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Surya & Savitr: Die Lichtgötter hinter Sonnengruß und Gayatri-Mantra

Krieger Yogapose in der Sonne Hampi Tempel

Im Yoga verneigen wir uns mit dem Sonnengruß – Surya Namaskar – vor der Sonne. Doch “Surya” tritt in den alten Schriften auch als ein Lichtgott in personifizierter Gestalt auf. Auch “Savitr”, den wir mit dem Gayatri-Mantra besingen, verkörpert Klarheit, Licht und innere Führung. In diesem Artikel erfährst du, was genau hinter den beiden Namen steckt, worin sie sich unterscheiden – und wie ihre Sonnen-Energie deine Yogapraxis im Sommer inspirieren kann.

Titelbild: yurakrasil via Canva

Surya – Lichtgott und Sonnensymbol im Yoga

Schon im Rigveda, der ältesten vedischen Schrift, steht Surya (Sanskrit : सूर्य, sūrya) sowohl für die Sonne als Himmelsobjekt, als auch für den gleichnamigen Sonnengott. Auch wenn der Kontext jeweils unterschiedlich ist, steht Surya immer für das Licht, das uns Leben, Ordnung und geistige Klarheit schenkt. Surya gilt als “das Auge der Welt” oder “das Auge der Götter”, eine göttliche Instanz, die Dunkelheit vertreibt und Erkenntnis ermöglicht.

1. Surya als Gottheit

Bildliche Darstellung von Lord Surya auf seinem Himmelswagen
Lord Surya auf seinem Himmelswagen. Foto: Nomu420, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Surya wird als Gott mit goldener Kleidung und leuchtender Aura beschrieben, der in einem von sieben Pferden gezogenen Wagen über den Himmel fährt – ein Bild für die sieben Farben des Lichts, die sieben Wochentage oder die sieben Chandas (Metrik-Formen der Veden). In seinen Händen trägt er oft Lotusblüten. Ein weiteres Symbol, das ihn in manchen Darstellungen begleitet, ist das Rad (Chakra), das für die zyklische Natur der Zeit und des Universums steht. Über religiöse, astrologische und yogische Kontexte hinweg bleibt Surya das, was alles durchdringt: Licht, Wärme und Leben.

2. Surya im Yoga: Kraftquelle für Körper und Geist

In der Yogapraxis wird Surya besonders durch den Sonnengruß (Surya Namaskar) verehrt, der in seinen unterschiedlichen Variationen oft bei Sonnenaufgang geübt wird. Diese besondere Bewegungsabfolge ehrt nicht nur die physische Sonne, sondern auch das, wofür sie innerlich steht: Bewusstsein, Energie, Ausrichtung und Dankbarkeit.

3. Spirituelle Bedeutung: Licht als Symbol der Erkenntnis

Jenseits der körperlichen Praxis steht Surya auch für das innere Licht – jenes Bewusstsein, das die Dunkelheit (Täuschung/Ignoranz) vertreibt und zu klarer Wahrnehmung (Wahrheit) führt. Das macht jeden Sonnenaufgang zu einer spirituellen Lehre, jeden Sonnenstrahl zu einer Erinnerung an unsere eigene göttliche Natur.

Savitr – der antreibende Sonnenaspekt

Savitr (Sanskrit: सवितृ, savitṛ) ist in den vedischen Schriften eine göttliche Kraft, die der aufgehenden Sonne vorangeht. Er gilt als “der Antreiber”, derjenige, der die Sonne “in Bewegung setzt”, also das Licht hervorbringt – nicht nur am Himmel, sondern auch im Inneren.

1. Savitr als dynamischer Aspekt des Lichts

Während Surya oft mit der sichtbaren Sonne gleichgesetzt wird, beschreibt Savitr den subtileren, initiierenden Moment davor – die Qualität des Lichts, bevor es am Horizont erscheint. Im Rigveda wird Savitr als mächtige Gottheit gepriesen, die Lebewesen inspiriert, aufweckt und in Gang setzt. Er gilt als Beschützer des Tagesbeginns, als “goldarmig”, mit gütiger, antreibender Energie.

2. Gayatri-Mantra: Die geistige Verbindung zu Savitr

Vielleicht hast auch du schonmal zum Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang das Gayatri-Mantra gechantet. Doch warum ausgerechnet dieses Mantra? Es ist eines der zentralen Mantras im Yoga und hat seine Wurzeln im Rigveda 3.62.10. Es richtet sich explizit an Savitr:

„Om bhūr bhuvaḥ svaḥ
tat savitur vareṇyaṁ
bhargo devasya dhīmahi
dhiyo yo naḥ pracodayāt“

Freie Übersetzung: “Om Erde, Weltraum, Himmel. Wir meditieren über das höchste göttliche Licht, die strahlende Quelle des Seins. Möge es unsere Herzen und unseren Verstand inspirieren und leiten.”

In manchen Auslegungen richtet sich das Mantra an eine weibliche Göttin namens Savitri, die wiederum eng verbunden oder gleichgesetzt wird mit der Göttin Gayatri.

Das Mantra ruft jedenfalls das göttliche Licht an, um unseren Geist zu klären und das Denken zu erleuchten. Dabei geht es nicht nur um Licht im physischen Sinn, sondern um die Verbindung mit der Intelligenz des Universums – ein stilles Erwachen, das Handlungen und Entscheidungen inspiriert.

Rad am Himmelswagen von Surya, im Sonnentempel von Konark
Eines der 24 Räder des Himmelswagens des Sonnengottes, zu finden im wohl bekanntesten Tempel zu Ehren des Gottes Surya – dem Sonnentempel von Konark in Odisha, Indien. Foto: Vismayam von Getty Images via Canva

3. Savitr als spiritueller Impulsgeber

In der symbolischen Deutung vieler yogischer Richtungen steht Savitr für den Moment der inneren Bewegung, den Impuls zur Praxis, zur Klarheit, zum Aufbruch. Er wirkt dort, wo Licht noch nicht sichtbar, aber schon spürbar ist. Auch in der Savitri Upanishad, ein kurzer Teil des Samaveda, wird er verehrt – oft als Kraft, die das Herz bewegt, das Bewusstsein aktiviert und zur Erleuchtung hinführt.

Übertragen auf unsere Yogapraxis ist Savitr der leise, innere Antrieb – die Kraft, die uns zur Matte zieht, uns aufstehen lässt, noch bevor der Tag beginnt. Während Surya das sichtbare Licht verkörpert, ist Savitr das unsichtbare Versprechen von Klarheit und Orientierung – in der Morgenstille wie in unserem inneren Wandel.

Wie wir das Licht von Surya und Savitr im Yoga verkörpern können

Auch wenn Surya und Savitr aus einer jahrtausendealten Mythologie stammen, lassen sich ihre Qualitäten ganz konkret in unsere moderne Yogapraxis integrieren.

1. Sonnengruß als tägliche Verehrung des Lichts

Der Klassiker: Surya Namaskar ist mehr als nur eine Aufwärmsequenz. Er ist eine dynamische Meditation in Bewegung – eine rituelle Verneigung vor dem Leben, dem Tag, dem Licht. Du kannst ihn morgens bewusst als Übergangsritual vom Dunkel zum Hellen üben.

2. Gayatri-Mantra zur geistigen Ausrichtung auf Savitr

Vor oder nach der körperlichen Praxis kannst du das Gayatri-Mantra (siehe oben) chanten oder still innerlich wiederholen. Besonders morgens, wenn der Tag noch formbar ist, wirkt es wie ein innerer Sonnenaufgang. Doch auch abends, mit Blick auf den Sonnenuntergang, kann es sehr magisch sein, dieses Mantra zu chanten.

3. Meditation für dein inneres Licht

Frau in Meditationshaltung der Sonne zugewandt
Foto: yurakrasil via Canva

Gerade im Sommer kannst du die Energie der äußeren Sonne nutzen, um dich mit deinem inneren Licht zu verbinden. Eine einfache Praxis:

Licht-Meditation (5–10 Minuten):
Setze dich in die Morgensonne. Schließe die Augen. Stelle dir beim Einatmen vor, dass du Licht aufnimmst – durch die Stirn, das Herz oder den Solarplexus.
Beim Ausatmen verströme dieses Licht in dein Umfeld.
Wiederhole innerlich: “Ich bin verbunden mit der Kraft des Lichts.

Reflexionsfragen:

  • Wie fühlt sich die Sonne in dir an?
  • Was bringt dich innerlich in Bewegung – so wie Savitr das Licht bewegt?
  • Welche Geste, welches Ritual, welches Wort könnte dein persönlicher “Sonnengruß” sein?

Lass dich von der äußeren Sonne im Sommer inspirieren – und entdecke das Licht, das dich von innen leitet und das dir hilft, klar zu sehen, mutig zu handeln und innerlich zu wachsen. Vielleicht beginnt deine nächste Yogaeinheit mit der stillen Frage:

Was möchte heute durch mich leuchten? Und wie kann mein Leuchten auch andere Menschen oder Lebewesen erhellen?


Hier zeigt dir Timo Wahl eine fließende Sommerpraxis, die du im Anschluss an den Sonnengruß üben kannst:

Somatic Strength – Teil 1: Übungen für den unteren Rücken

lizzie lasater somatic strength

Kraft und Mobilität sollten in einer gesunden Asana-Praxis ausgeglichen sein – aber mal ehrlich: Oftmals kommt die Kraft beim Üben zu kurz. Hier stellen wir dir ein Krafttraining vor, das funktionellen Muskelaufbau mit achtsamer, yogischer Körperwahrnehmung verbindet: Somatic Strength Training.

Text: Stephanie Schauenburg / Übungen: Lizzie Lasater & Mary Richards / Fotos: Dani Gruber

Als Tochter einer Yogalehrerin übt Lizzie Lasater schon fast ihr gesamtes Leben lang Asanas. Dennoch wurde ihr irgendwann klar, dass ihr Körper nicht so stark und resilient ist, wie sie eigentlich dachte. Mal waren es Schmerzen in der Schulter, mal im unteren Rücken, dann wieder eine Muskelreizung am Oberschenkel. Nichts wirklich Schlimmes, aber die Wehwehchen nahmen einfach zu. “Kurz bevor ich 40 wurde, spürte ich deutlich, dass mein Körper nicht mehr von alleine kräftig blieb”, erzählt Lizzie. Sie erkannte, da ist etwas nicht im Gleichgewicht. Die Yogatherapeutin Mary Richards bestätigte Lizzies Vermutung: Es fehlt Kraft. Das war der Ausgangspunkt für ihr gemeinsames Projekt – sie entwickelten Somatic Strength, ein funktionelles Krafttraining von und für Yogi*nis.

Aber noch mal einen Schritt zurück: Wie kann es sein, dass wir jahrelang Yoga üben und dennoch zu wenig Kraft haben? Mary und Lizzie sehen dafür mehrere Gründe. Zum einen neigen die meisten von uns dazu, das zu mögen, was wir sowieso schon gut können. Zum Yoga zieht es nicht zufällig viele Menschen (besonders Frauen), denen Beweglichkeit von Natur aus leicht fällt. Übt man dann jahrelang weiter in diese Flexibilität hinein, dann verstärkt sich ihr Ungleichgewicht im Verhältnis zur Kraft immer mehr. Dazu kommt, dass Yoga ursprünglich ja nicht als Fitness-Tool gedacht war. Den traditionellen Yogis ging es in ihrer Asana-Praxis nicht um Muskelaufbau, geschweige denn um eine funktionelle Bewegungslehre. “Viele der Bewegungen, die wir dankbar aus der indischen Kultur erben durften,” erklärt Lizzie, “waren weder für Frauen gedacht, noch passen sie zu unserem modernen Verständnis der Physiologie.” Ihr war klar: “Wir brauchen noch etwas anderes.”

Somatic Strength – die Kraft der Körperwahrnehmung

Diese “Versorgungslücke” wollten die beiden schließen – und zwar mit einem neuen Blick auf Yoga: “Ich sehe Asana im Kontext unseres täglichen Lebens”, erklärt Mary Richards: “Die Asana-Praxis ist nicht nur eine Form der aktiven Meditation, sie sollte es uns auch leichter machen, gut zu sitzen, gehen, stehen, laufen oder springen.” Doch als Therapeutin war ihr klar: “Für sich genommen entwickelt die Praxis nicht zwangsläufig unsere körperliche Widerstandskraft.” Sie erklärt das so: Gerade wenn man schon länger Asanas übt und sie einem leicht fallen, fließt man allzu leicht durch die immer gleichen, geliebten, gewohnten Bewegungen. Wenn Yoga dann auch noch das einzige “Training” ist, dem man sich aussetzt, dann fehlt es dem Körper an Gelegenheiten, in die Belastung zu gehen. Ohne ausreichend Belastung geht aber spätestens mit zunehmendem Alter unweigerlich Muskelmasse verloren und damit Spannkraft und Stabilität.

Was Lizzie Lasater und Mary Richards mit ihrem Somatic-Strength-Konzept vorschwebt, ist also gezielter Kraftaufbau auf der Grundlage von Yoga. Das geschieht durch funktionelle Bewegungen mit dem eigenen Gewicht: Muskeln und Gewebe werden belastet, um sie zu stärken. Aber es kommt noch etwas anderes, Wichtiges dazu: “Wenn wir Krafttraining auf die Matte bringen, dann tun wir das aus einem sensorischen Blickwinkel“, erklären die beiden. “Somatisches Lernen bedeutet, sich langsam zu bewegen und die Bewegung ganz genau von innen heraus zu spüren.” Statt also nach einem vorgefertigten Fitness-Plan drei Sets à 20 Wiederholungen runterzunudeln, nimmst du die Bewegung ganz genau wahr und spürst, was für dich in diesem Moment möglich ist und was es bewirkt.

Somatics und die emotionale Ebene

Der Begriff “somatisch” stammt aus einem Konzept aus der Psycho- und Bewegungstherapie, das auch im Yoga immer mehr an Bedeutung gewinnt: Somatics. Soma ist das altgriechische Wort für Körper. Dabei geht es darum, mehr Bewusstsein und Verständnis dafür zu entwickeln, was wo im Körper vorgeht: Man nimmt bewusst wahr, wo eine Bewegung herkommt, wie sie sich anfühlt und was sie bewirkt. Diese somatische Wahrnehmung erstreckt sich aber nicht nur auf den Körper, sondern auch auf die emotionale Ebene. Mary und Lizzie sprechen in diesem Zusammenhang auch gerne von “Interozeption”, also Innenwahrnehmung.

Mehr über Somatic Yoga erfährst du hier:

Diese Fähigkeit, sich selbst körperlich und emotional gut wahrnehmen zu können, ist umso wichtiger, als sie in unserem modernen, stark nach außen gewandten Lebensstil vielen Menschen verloren zu gehen scheint. “Viele bewohnen ihren Körper gar nicht mehr richtig”, beobachtet Lizzie. Es fehlt ihnen ebenso sehr an Muskelkraft wie auch an der Kraft der Eigenwahrnehmung. Beides gleichermaßen zu trainieren, ist das eigentliche Ziel von Somatic Strength Training. Lizzie meint: “Das ist eine ganz neue Deutung davon, was es bedeutet, körperliche Kraft aufzubauen.”

Die sinnliche Erfahrung von Somatic Strength und die Verbindung zum Yoga

Für Lizzie Lasater war diese Form des Trainings eine Offenbarung: “Es hat nicht nur meine Haltung verbessert, sondern auch meiner Asana-Praxis einen neuen Geschmack gegeben.” Sie fühlt sich heute nicht nur kraftvoller und müheloser in ihren Bewegungen, sie hat auch das Gefühl, ihren gesamten Körper, wie er hier und heute ist, wirklich zu bewohnen. “Es ist, als würde in mir ein Licht angehen, das den gesamten Körper von innen heraus erleuchtet, während ansonsten vielleicht 60 Prozent von Licht durchdrungen waren.” Mary Richards mag dieses Bild – und sie hat auch gleich eine yogische Interpretation parat: “Das Licht, das du da beschreibst, ist wirklich da. Das ist Prana!” Den Körper in ganz langsamen und bewussten Bewegungen zu kräftigen, in die somatische Empfindung einzutauchen und wahrzunehmen, was sich dabei verändert, erlebt auch Mary als eine sehr stärkende Erfahrung. Sie ist sich sicher: “Je mehr wir in diese sinnliche und emotionale Erfahrung eintauchen, desto näher kommen wir dem, was in der Yogaphilosophie als Befreiung beschrieben wird.”

Dennoch sieht Lizzie Somatic Strength nicht als Ersatz für ihre gewohnte, traditionelle Asana-Praxis: “Ich habe großen Respekt vor der traditionellen Lehre und trenne das lieber: Ich mache mein Krafttraining zur Vorbereitung und übe dann Asana mit viel Zeit und Aufmerksamkeit für ein wirklich gutes Alignment.” Auf diese Weise, meint sie, würden die Asanas von der Notwendigkeit befreit, ihren Körper gesund zu erhalten. Lizzie Lasater und Mary Richards sind sich einig: Wer lange vital sein und auch mit 100 Jahren noch Yoga üben will, der muss sich seine Kraft erhalten: “Krafttraining ist ein Lebenselixier!

Somatic Strength Übungen für den unteren Rücken

Etwa 10 Minuten genügen für diese kräftigende Sequenz, die deinen unteren Rücken stabilisiert und dir mehr Halt und Leichtigkeit schenkt. Sie kann für sich alleine geübt werden, ist aber auch ein gutes Warm-up für deine Asana-Praxis.

SO ÜBST DU

• Bewege dich langsam und lass die Bewegungen von innen nach außen entstehen.

• Spüre genau hin. Nimm auch wahr, wo innerhalb eines Bewegungsbogens du nachlässt oder dich “durchmogelst”.

• Setze dich der Anstrengung bewusst aus und steigere allmählich die Zeiten unter Spannung.

• Höre dabei immer auf die Signale deines Körpers und überschreite nicht deine Grenzen.

1. Fersen-Gleiten

Lizzie Lasater, Fersen-Gleiten, Somatic Strength

Darum geht’s: Bei dieser Übung lernst du, deinen unteren Rücken gezielt mit den Bauchmuskeln zu stützen – auch dann, wenn die Energie einer Bewegung vielleicht mal größer ist, als angenommen.

So geht’s: Lege dich mit dem Rücken so auf die Matte, dass einer deiner angestellten Füße nicht mehr auf ihr, sondern auf dem glatten Boden steht. Beginne nun, dieses Bein langsam zu strecken und wieder zu beugen. Drücke die Ferse etwas gegen den Untergrund, während sie vor und wieder zurück gleitet. Achte dabei darauf, Becken und Rumpf völlig stabil zu halten: Das Kreuzbein liegt flach am Boden, während die Lendenwirbelsäule ihre natürliche Wölbung behält und auch mit der Beinstreckung nicht flacher wird. Dazu musst du deine Bauchmuskeln aktivieren: Zieh den Nabel tief nach innen in Richtung Wirbelsäule und spüre, wie hier Energie entsteht und nach unten fließt.

(10–15 Wiederholungen auf jeder Seite)

2. Katze-Kuh in Rückenlage

Katze-Kuh in Rückenlage, Lizzie Lasater, Somatic Strength

Darum geht’s: Der Beckenboden ist ein integraler Bestandteil für die Gesundheit des unteren Rückens. Mit dieser Übung schaffst du ein Bewusstsein dafür, wie er Bewegungen von Becken und unterem Rücken führen und stützen kann. Dabei erlaubt dir die Rückenlage mehr Halt und eine feinere Wahrnehmung als die Version im Vierfüßlerstand.

Lizzie Lasater, Nahaufnahme Katze-Kuh in Rückenlage, Somatic Strength

So geht’s: Stelle die Füße in der Rückenlage in einem für dich bequemen Abstand auf. Ziehe nun ausatmend das Steißbein langsam nach oben und schiebe einatmend das Schambein wieder nach vorn und unten. Deine Beine und Füße sollten bei dieser Kippbewegungen des Beckens völlig unbeteiligt bleiben: Sie geht allein von Steißbein und Schambein aus und damit vom Beckenboden. Dabei führt der Atem.

(10–15 Wiederholungen)

3. Asymmetrischer Unterarmstütz

Lizzie Lasater, Asymmetrischer Unterarmstütz, Somatic Strength

Darum geht’s: Diese ziemlich fordernde Übung erzeugt Aktivität im gesamten Stützapparat und hilft, die funktionelle Skoliose auszugleichen, die die meisten Menschen im Lauf der Zeit ausbilden: Die schrägen Bauchmuskeln der nicht-dominanten Seite müssen im Alltag mehr halten und sind daher oft stärker. Deshalb trainieren wir hier betont die dominante Seite.

Nahaufnahme asymmetrischer Unterarmstütz, Lizzie Lasater, Somatc Strength Training

So geht’s: Setze im Vierfüßler die Ellenbogen schulterweit oder etwas breiter auf die Matte, mache Fäuste und schiebe die Handgelenke auf der Seite der kleinen Finger fest gegen die Unterlage. Wandere dann mit Knien und Füßen nach hinten, bis du spürst, dass dein gesamter Körper sich aktiviert. Wenn du möchtest, streckst du die Beine und bildest von den Fersen bis zu den Schultern eine lange Linie (Plank). Du kannst die Knie aber auch am Boden lassen.

Stelle dir vor, dass du deine Bauchorgane mit Muskelkraft von unten stützt. Ziehe den Nabel Richtung Wirbelsäule, schiebe durch die Fersen nach hinten und verlagere etwas mehr Gewicht auf die Außenseiten der Füße. Versetze jetzt deine dominante Hand (als Rechtshänder*in wäre das die rechte) etwas nach vorn. Versuche bewusst zu atmen und halte die Spannung, so lange es dir möglich ist. Zittern ist kein schlechtes Zeichen: Dein Körper wird einfach nur müde und bildet dabei Widerstandskraft. Dein Ziel sind (irgendwann) 10–16 Atemzüge. Anschließend übst du mit der nicht-dominanten Hand vorn und zum Schluss ein weiteres Mal mit der dominanten.

(3 Wiederholungen)

4. Schwanzwedelnde kleine Kobra

Lizzie Lasater, Schwanzwedelnde kleine Kobra, Somatic Strength Training

Darum geht’s: Dysfunktion der Iliosakralgelenke ist eine häufige Ursache von Schmerzen im unteren Rücken. Die klassischen Drehhaltungen sind dann meist keine gute Idee. Mit dieser Übung mobilisieren wir den Bereich auf sichere Art und kräftigen zugleich die Muskeln an Bauch und Taille, die die Bewegung führen. Außerdem wird die oftmals zu feste Körpervorderseite gedehnt, insbesondere an den Oberschenkeln.

Nahaufnahme schwanzwedelnde kleine Kobra, Lizzie Lasater, Somatc Strength Training

So geht’s: Stütze dich in der Bauchlage auf deine Unterarme. Je näher beim Rumpf du die Ellenbogen aufsetzt, desto anspruchsvoller ist die Übung, wähle also einen Abstand, bei dem dein unterer Rücken sich friedlich anfühlt. Die Beine sind entspannt nach hinten ausgebreitet, gerne auch etwas gegrätscht, und dein Becken ist völlig entspannt. Beuge jetzt deine Knie und bewege deine Füße langsam hin und her. Dabei lässt du das Becken mit von einer Seite zur anderen rollen, als ob du mit dem Schwanz wedeln würdest.

(4–6 Wiederholungen auf jeder Seite)

5. Hüft-Balance auf dem Block

Hüft-Balance auf dem Block, Lizzie Lasater, Somatic Strength Training

Darum geht’s: Die Achse der Hüften ist eine der wichtigsten im ganzen Körper. Mit dieser Übung kräftigen wir die seitliche Muskulatur der Hüften, stabilisieren diese Achse und nehmen sie bewusster wahr.

Nahaufnahme Fußstellung bei Hüftbalance auf dem Block, Somatic Strength, Lizzie Lasater

So geht’s: Stelle einen Fuß auf einen flach liegenden Block und den anderen daneben. Wenn du Probleme beim Balancieren auf einem Bein hast, nimm eine Stuhllehne oder die Wand als Hilfe. Die Übung funktioniert auch sehr gut auf einer Treppe. Schiebe den oberen Fuß kraftvoll gegen den Untergrund, strecke das Bein und hebe den zweiten Fuß, sodass deine Hüften auf einer Höhe stehen. Dann beugst du das Standbein wieder und setzt den freien Fuß zurück auf den Boden. Bewege dich langsam und bewusst: Du stößt dich ab, ziehst dich nach oben und senkst den Fuß auch wieder kontrolliert ab. Nimm die sich ändernden Druckverhältnisse und die Bewegungen in Hüften und unterem Rücken möglichst genau wahr. Achte dabei darauf, die Füße mittig zwischen zweitem und drittem Zeh am Boden zu verwurzeln.

(10–12 Wiederholungen auf jeder Seite)

6. Modifizierter Drehsitz

Modifizierter Drehsitz, Lizzie Lasater, Somatic Strength

Darum geht’s: In dieser Variante mobilisieren wir Wirbelsäule und Hüften, dehnen die Flanken und massieren zugleich die inneren Organe. In der Drehung nach rechts wird besonders die Leber zusammengedrückt, unser wichtigstes Entgiftungsorgan.

So geht’s: Setze dich auf den Boden, einen Block oder ein Kissen und ziehe beide Füße auf deine linke Seite. Versuche nicht, wie beim klassischen Bharavadjasana möglichst aufrecht zu sitzen, sondern lehne dich im Gegenteil deutlich nach rechts. Lass deinen linken Oberschenkel und die linke Gesäßhälfte schwer nach unten sinken. Das Gewicht des linken Oberschenkelknochens scheint dich zu halten, wenn du nun mit den Fingerspitzen nach rechts und hinten wanderst und dich drehst. Dabei hebt sich die linke Gesäßhälfte und dreht über den weiterhin schweren linken Oberschenkel hinweg mit nach rechts. Wenn du möchtest, lehnst du den Oberkörper in dieser Drehung weiter nach vorn, vielleicht möchtest du mit der Zeit sogar deine Unterarme ablegen. Spüre, wie Atem und bewusste Wahrnehmung den Körper durchdringen und bleibe so lange in der Haltung, bis die Empfindung deutlich nachlässt. Meist geschieht das nach 8–10 Atemzügen. Dann löst du die Drehung behutsam wieder auf und wechselst zur anderen Seite.

(2–4 Wiederholungen auf jeder Seite)

7. Aktives Apanasana

Lizzie Lasater, Aktives Apanasana, Somatic Strength

Darum geht’s: Hier kräftigen wir zum einen die Hüftbeuger, die uns zum Beispiel das aufrechte Sitzen erleichtern. Zum anderen bauen wir die Mitten- und Stützkraft auf, die den unteren Rücken und überhaupt den Rumpf wirkungsvoll stabilisieren.

So geht’s: Lege dich auf den Rücken, hebe die Knie und lege die Hände bequem auf die Oberschenkel. Dann baust du Druck auf: Die Oberschenkel drücken aktiv Richtung Brust, die Hände schieben sie kraftvoll vom Körper weg. Achte dabei darauf, dass sich der untere Rücken nicht nach oben wölbt. Stattdessen stützt du die Lendenwirbelsäule, indem du den Nabel mitsamt den Bauchmuskeln nach unten ziehst. Du schiebst also nicht den unteren Rücken gegen die Matte, sondern deine Bauchmuskeln. Nach etwa 3 Atemzügen löst du die Spannung und setzt die Füße wieder ab.

(3–4 Wiederholungen)

8. Urdhva Hanumanasana auf dem Bolster

Urdhva Hanumanasana, Lizzie Lasater, Somatic Strength

Darum geht’s: Nach den aktivierenden, kräftigenden Übungen dehnen wir nun die Hüftbeuger und den Bauch.

So geht’s: Lege dich auf den Rücken, stelle die Füße auf und platziere ein Bolster oder eine gerollte Decke quer unter deinem Becken. Auch ein Teil des unteren Rückens sollte gestützt sein, während oberer Rücken, Schultern und Kopf am Boden liegen. (Bei akuten Schmerzen im unteren Rücken kann es besser sein, flach am Boden zu liegen.) Wenn eine bestimmte Hüfte dir manchmal Probleme macht, dann zieh das gegenüberliegende Bein zuerst zur Brust. Verschränke deine Hände in der Kniekehle, das ist schonender als die auf dem Foto gezeigte Variante mit den Händen auf dem Knie. Wenn sich dabei deine Schultern stark vom Boden lösen und den Nacken krümmen, dann verwende einen Gurt. Nachdem du all das gut eingerichtet hast, streckst du das freie Bein lang nach vorne aus. Lass es einige Atemzüge lang schwer und fest werden und belaste dabei bewusst die Innenseite der Ferse, dann löse diese Aktivität wieder auf. Spiele mit den Möglichkeiten von Anspannung und Entspannung und spüre die Wirkung. Bleibe so lange, wie es sich stimmig anfühlt, und wechsle dann zur anderen Seite.

9. Stonehenge

Shavasana Stonehenge, Lizzie Lasater, Somatic Strength Training

Darum geht’s: Diese Variante von Shavasana mit erhöht gelagerten Beinen ist die perfekte Entspannungshaltung für den unteren Rücken, nicht nur zum Abschluss unserer Sequenz, sondern auch nach deiner Asana-Praxis. Sie hilft dir, den gesamten unteren Rücken tief zu entspannen, was besonders bei Schmerzen wichtig ist.

Augenkissen, Shavasana Stonehenge, Lizzie Lasater, Somatic Strength Training

So geht’s: Lege ein Bolster quer über zwei Blocks (so wie beim Megalith-Denkmal Stonehenge die Deckplatten über zwei Pfeilern liegen). Lass nun in der Rückenlage nicht nur deine Unterschenkel, sondern vor allem auch deine Kniekehlen auf diesem Bolster ruhen. Die Füße hängen locker herunter. Ganz wichtig für die Entspannung: Ziehe etwas über und decke dich warm zu. Finde eine wirklich bequeme Position für Kopf und Nacken, gerne auch mit einem Kissen. Lizzie ist außerdem ein großer Fan von Augenkissen und einem sanften Druck. Mary empfiehlt ein extra Tuch, das um Becken und unteren Rücken gewickelt ist. Lass dir Zeit: Dein Nervensystem braucht alleine schon 15 Minuten, um vollständig aus der Aktivität in den Ruhe- und Regenerationsmodus zu wechseln. Zum Auflösen der Haltung rollst du dich behutsam zur Seite.

(mindestens 20 Minuten)

Stay tuned: Bald setzen wir diese Reihe mit Übungen für den Core und die Schultern fort.


Mary Richards arbeitet seit über 20 Jahren als Yogalehrerin und -therapeutin. Mit einer Mastertitel in Yogatherapie und ihrem Buch “Teach People, Not Poses” gilt sie international als eine der führenden Expertinnen auf diesem Gebiet. Sie lebt mit ihrem Mann in Virginia, USA. Mehr auf yogawithmaryrichards.com und Instagram @yogawithmaryrichards

Auf den Fotos zu diesem Artikel siehst du die Yogalehrerin Lizzie Lasater. Geboren in San Francisco lebt sie heute mit ihrem Mann und kleinen Zwillingen in Salzburg. Sie hat etliche Online-Kurse entworfen und schreibt jeden Sonntag einen Gratis-Selfcare-Newsletter. Mehr auf lizzie.yoga und Instagram @lizzie.lasater


Protein-Smoothies überall – brauchst du den Hype wirklich?

vegane Proteinshakes - gut oder schlecht

Sie sehen gut aus, versprechen viel und sind auf Insta und TikTok kaum zu übersehen: bunte Protein-Smoothies. Mal mit Spinat, mal mit Beeren, mal mit Matcha. Immer mit Pulver. Aber was können die Shakes eigentlich – und brauchst du als Yogi*ni wirklich extra Protein? Oder ist das nur ein Marketinggag in Vanillegeschmack?

Wir nehmen den Hype unter die Lupe – kritisch, aber offen. Und zeigen dir, wie du Proteinpulver sinnvoll (und lecker!) in deinen Alltag integrierst. /anzeige

Titelbild: Peter Berglund von Getty Images Signature via Canva

Erstmal ehrlich: Wer braucht extra Protein?

Spoiler: Nicht jede*r. Wenn du dich ausgewogen und vollwertig ernährst, ausreichend Hülsenfrüchte, Nüsse, Getreide und Gemüse isst, bekommst du meist genug Protein.
Aber: Wenn du dich vegan ernährst, viel Yoga praktizierst oder gerade körperlich besonders aktiv bist (z. B. in einer fordernden Ausbildungsphase), kann dein Bedarf steigen. Und dann wird es manchmal eng – vor allem, wenn es schnell gehen muss oder du unterwegs bist.

Genau hier können vegane Proteinpulver sinnvoll sein: als praktische Ergänzung, nicht als Notwendigkeit.

Was steckt eigentlich drin?

Die meisten veganen Proteinpulver bestehen aus Kombinationen wie Erbsen-, Reis- oder Hanfprotein. Hochkonzentriert, leicht verdaulich, oft mit Vitaminen oder Mineralstoffen angereichert. Veganes Proteinpulver mit Vanille-Geschmack oder Schoko-Note kombiniert pflanzliche Proteine mit leckerem Aroma – ideal für Smoothies oder eine gesunde Bowl. Und obendrein wird der kleine Süßhunger auch noch gestillt.

Klingt gut – aber Vorsicht bei Zusatzstoffen: Achte auf kurze Zutatenlisten, möglichst ohne künstliche Süßstoffe, Aromen oder Füllstoffe. Dein Körper sagt danke.

Kurzer Faktencheck: Was ist Protein eigentlich – und warum brauchst du es?

Protein-Smoothie vegan mit Vanille
Bild: pixelshot via Canva

Protein – oder auf Deutsch: Eiweiß – ist ein lebenswichtiger Nährstoff und besteht aus Aminosäuren, den “Bausteinen des Lebens”. Dein Körper braucht Protein, um Muskeln, Haut, Haare, Enzyme, Hormone und sogar dein Immunsystem zu erhalten und zu erneuern. Besonders nach körperlicher Aktivität – also auch nach dem Yoga – unterstützt Eiweiß die Regeneration und den Muskelaufbau.

Pflanzliche Proteinquellen sind zum Beispiel:

  • Hülsenfrüchte wie Linsen, Kichererbsen, Bohnen
  • Nüsse & Samen, z. B. Mandeln, Hanf- oder Chiasamen
  • Vollkornprodukte wie Haferflocken oder Quinoa
  • Tofu, Tempeh & andere Sojaprodukte
  • Grünes Gemüse wie Brokkoli, Spinat oder Grünkohl

Viele dieser Lebensmittel findest du auch in unseren veganen Rezepten, die sich leicht in den Alltag integrieren lassen. Und wenn’s mal richtig schnell gehen muss, sind Protein-Smoothies eine praktische Ergänzung. Probiere doch mal dieses leckere Rezept – bei uns in der Redaktion schwer beliebt.

Smoothie-Rezept: So einfach geht’s

Zum Ausprobieren: Rezept für einen Post-Yoga-Smoothie, der nicht nur super schmeckt, sondern dich auch mit wertvollen Nährstoffen versorgt:

Protein-Smoothie vegan mit Vanille
Bild: hannahmillerick von Getty Images via Canva

Protein-Smoothie mit Beeren, Banane & Vanille
Zutaten:
– 1 reife Banane
– 200 ml pflanzliche Milch (z. B. Hafer oder Mandel)
– 1 TL Mandelmus
– 1 Dattel (entkernt)
– 1 Messlöffel veganes Proteinpulver

Zubereitung:
Wenn du es besonders erfrischend magst, gib ein paar Eiswürfel oder gefrorene Beeren mit in den Mixer – so wird dein Smoothie extra cremig und bekommt einen kleinen Frischekick. Einfach alle Zutaten zusammen mixen, kurz durchatmen – und genießen! Perfekt nach der Yogapraxis oder als schnelles Frühstück to go.

Wann ist ein Proteinshake sinnvoll – und wann eher nicht?

Ein Shake kann genau das Richtige sein, wenn du nach dem Yoga keine Zeit für eine ausgewogene Mahlzeit hast, aber trotzdem deinen Körper gut versorgen möchtest. Auch wenn du dich rein pflanzlich ernährst, kann ein hochwertiges Proteinpulver helfen, deinen Eiweißbedarf unkompliziert zu decken. Du trainierst regelmäßig, bist körperlich aktiv oder gerade im Muskelaufbau? Dann unterstützt dich ein Shake zusätzlich bei der Regeneration. Und nicht zuletzt: Wenn du es einfach gern praktisch magst und einen schnellen Snack im Glas willst – warum nicht?

Weniger geeignet ist ein Proteinshake, wenn du damit ganze Mahlzeiten ersetzt und sonst nicht viel isst – denn Pulver allein macht keine ausgewogene Ernährung. Auch wenn bei dir ohnehin schon viele verarbeitete Lebensmittel auf dem Speiseplan stehen, solltest du lieber zu frischen, natürlichen Varianten greifen. Und falls du denkst, Protein sei ein Allheilmittel oder “Shortcut” zu mehr Fitness, Energie oder Balance: So einfach ist es (leider) nicht.

Ein Shake ist eine Ergänzung – kein Ersatz. Und am besten funktioniert er als Teil eines gesunden, achtsamen Lebensstils.

Shake it – aber mit Köpfchen

Protein-Smoothie vegan mit Vanille
Bild: Peter Berglund von Getty Images Signature via Canva

Protein-Smoothies sind kein Muss, aber sie können sinnvoll sein – wenn du sie klug einsetzt. Besonders für Yogi*nis, die sich pflanzlich ernähren, körperlich aktiv sind oder einfach einen gesunden Snack suchen, kann ein gut gemachter Shake eine echte Bereicherung sein.

Und wenn du mehr darüber wissen willst, wie Ernährung und Yoga zusammenhängen, empfehlen wir dir unseren Artikel “Yoga und Ernährung – ein ganzheitlicher Weg zur inneren Balance”.

Ayurveda Ernährungstipps für den Sommer: So kühlst du dich von innen

30 Grad im Schatten, warme Sommerluft und laue Nächte – der Sommer zeigt sich von seiner intensivsten Seite. So sehr wir die sonnigen Tage lieben, manchmal wünschen wir uns doch ein bisschen Abkühlung. Genau dafür haben wir etwas für euch: unser kühlendes Ayurveda-Rettungsprogramm.

Text: Nancy Rones / Titelbild: jakkapan21 von Getty Images via Canva

Von innen kühlen

Heiße Sommertage: Sonnenbaden unter blauem Himmel, Grillpartys mit Freunden, Happy Hour auf der Dachterrasse. Klingt eigentlich super, aber manchmal wirkt all das auch ganz schön aufreibend. Die Folge: ein gereizter, im wahrsten Wortsinn überhitzter, ziemlich unerträglicher Zustand. Jetzt könnte man die Hitze verfluchen und den unangenehmen Zustand irgendwie aushalten. Oder man beherzigt die Weisheiten des Ayurveda, der 5000 Jahre alten indischen Heilkunst. Ein Sommer-Burn-out lässt sich nämlich leicht vermeiden, wenn man die feurige Pitta-Kraft etwas zügelt. Jeder Mensch trägt diese Energie in sich. Während langer, heißer Sommertage baut sie sich auf, entfacht Aggressionen, Hyperaktivität, Streitsucht, schwächt das Immunsystem und begünstigt Kopfschmerzen, bis man irgendwann nur noch erschöpft ist.

Im Ayurveda geht es darum, die verschiedenen Energien im Gleichgewicht zu halten: feuriges Pitta, luftiges Vata und erdiges Kapha (siehe unten). Diese Balance ist Voraussetzung für körperliche und geistige Gesundheit. Indem man die ayurvedischen Grundsätze in die Ernährung, Lebensweise – und Yogapraxis – integriert, kann man Pitta beruhigen, Hitzeperioden gelassen überstehen und den Sommer einfach nur genießen.

Die 3 Doshas

Mit diesem Überbegriff werden im Ayurveda drei grundlegende Energien bezeichnet. Jedes Dosha beeinflusst verschiedene Körperteile und Funktionen im menschlichen Körper.

Vata ist eine Mischung aus Äther (Raum) und Luft. Es reguliert das Nervensystem und überwacht die mentalen und motorischen Aktivitäten wie Denken, Laufen, sowie Kreislauf und Verdauung.

Pitta besteht aus Feuer und Wasser und ist verantwortlich für die Verdauung (von Nahrung wie auch von Emotionen), für Stoffwechsel, Intellekt, Sehkraft, Blut und Haut.

Kapha kombiniert Wasser und Erde. Es beeinflusst die Struktur und Form des Körpers (Muskel-, Knochen-, Organwachstum und vieles mehr) und ist verantwortlich für die Feuchtigkeit von Gelenken und Haut.

Hier erfahrt ihr noch mehr über Vata, Pitta und Kapha.

Die Zusammensetzung der Doshas ist individuell verschieden, sie begründet die persönliche Konstitution und ist verantwortlich dafür, wie ein Mensch auf Dysbalancen reagiert. Ein Übermaß an Pitta entfacht das innere Feuer, während dominantes Vata ein Gefühl von Unsicherheit und Zerstreutheit erzeugen kann und übersteigertes Kapha leicht zu Trägheit und Gewichtszunahme führt. Über die Lebensgewohnheiten hat man einen gewissen Einfluss auf die Balance der Doshas.

Typische Pitta-Symptome

Aufgrund der persönlichen Konstitution mag es jeder etwas unterschiedlich empfinden. Doch es gibt ein paar typische Hinweise darauf, dass der Pitta-Anteil zu hoch ist:

  • Wut und Gereiztheit
  • Ungeduld und Streitlust
  • ein Drang, sich vergleichen und andere herausfordern zu wollen
  • Verdauungsprobleme (Sodbrennen und Durchfall)
  • trockene, gerötete Augen
  • Dehydrierung
  • übersteigertes Schwitzen
  • unruhiger Schlaf
  • Ausschläge, Akne
  • Entzündung der Magenschleimhaut

Lebensmittel mit adstringierendem (zusammenziehendem), süßem oder bitterem Geschmack haben aus ayurvedischer Sicht anti-entzündliche Wirkung, sie kühlen den Körper von innen und bringen Pitta ins Gleichgewicht.

Adstringierend: 
Granatapfel, Cranberry, Hibiskus, Kichererbsen, grüne Bohnen, Kartoffeln, Alfalfa-Sprossen – all diese Nahrungsmittel haben laut Ayurveda eine gefäßverengende, trocknende Wirkung. Das ist hilfreich, wenn man leicht schwitzt. Die typisch adstringierende Wirkung, die den Mund trocken und leicht pelzig macht, wird durch pflanzliche Wirkstoffe, so genannte Polyphenole, erzeugt, die auch für ihre antioxidanten und entzündungshemmenden Eigenschaften bekannt sind.


Süß:

Die ayurvedischen Qualitäten von Süße – dick, feucht und kühl – wirken erdend, sie schenken Wohlbehagen und bremsen einen überreizten Organismus etwas herunter. Süße Nahrungsmittel wie Datteln, Mangos, Avocado, Basmati-Reis, Kokosöl oder Milch können neueren Studien zufolge sogar unmittelbare Glücksgefühle auslösen.


Bitter:

Aus ayurvedischer Sicht regen bittere Lebensmittel wie Aloe Vera, Kurkuma, Schwarztee, Kaffee, Löwenzahn und Spinat die Verdauung an. Dadurch werden Giftstoffe ausgeschieden, die Hitze und Entzündungen hervorrufen. Der Inbegriff bitterer Nahrungsmittel ist dunkles Blattgemüse. Es ist reich an Ballaststoffen, Magnesium und Sauerstoff und soll laut Ayurveda dafür sorgen, dass das Blut von Hitze erzeugenden Säuren gereinigt wird.

Doch nicht nur Lebensmittel helfen von innen zu kühlen. Hier verraten wir, wie “Kühl atmen” und Meditation gegen die Hitze helfen.


Die Autorin dieses Artikels, Nancy Rones, arbeitet als freiberufliche Journalistin. Ihre Spezialgebiete sind Gesundheit und Lifestyle.


Noch mehr zu Ayurveda in der YogaWorld Podcast-Folge mit Dr. Annette Müller-Leisgang: