Berufliche Zufriedenheit durch Meditation: Wege zu mehr Gelassenheit im Job

Dauerstress, Unsicherheit, Personalmangel – die heutige Arbeitsrealität bringt viele an ihre Grenzen. Gleichzeitig wächst die Sehnsucht nach Sinn, Stabilität und echter Erfüllung im Arbeitsalltag – nicht nur nach dem nächsten Karriereschritt. Doch wie findet man mehr Zufriedenheit im Job? Meditation kann helfen, da klarer zu sehen – und vielleicht sogar aus einem Brotjob einen Traumjob zu machen.

Text: Ulrich Hoffmann, Titelbild: Kaboompics.com via Pexels

Meditation macht kompromissbereiter

Wer regelmäßig meditiert, kennt das: Mal läuft es gut und der Geist kommt zur Ruhe. An anderen Tagen muss man sich zehnmal in 5 Minuten zur Ordnung rufen, um nicht weiter im Kopf die Einkaufsliste zu schreiben. Ganz nebenher lehrt die Meditation uns dabei Demut vor dem Unterschied zwischen Anspruch und Ergebnis: Es muss nicht alles immer perfekt klappen, damit wir mit uns und der Welt zufrieden sein können. Sein momentan Bestes zu geben, ist schon ganz schön viel!

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Den Job achtsam einschätzen

Wir Menschen wollen einen Sinn in unserem Handeln sehen. Wir brauchen das Gefühl, dass es nicht egal ist, ob wir da sind oder nicht. Das wusste schon Apple-Gründer Steve Jobs. Er sagte: “Man kann nur gute Arbeit leisten, wenn man seine Arbeit liebt.” Doch muss man dazu im Traumjob tätig sein? Oder können wir auch Aspekte unseres Brotjobs lieben? Dabei helfen meditative Ruhe und achtsame Beobachtung: Wenn wir uns die Situation in Ruhe anschauen und ehrlich mit uns selbst sind, werden wir erkennen, ob die derzeitige Tätigkeit uns tagtäglich mit Freude erfüllt, einen Zwischenschritt zu einem höheren Ziel darstellt, oder als notwendiges Übel dafür sorgt, dass Essen auf den Tisch kommt.

In allen drei Fällen haben wir die positive Seite unseres Jobs ausgemacht. Wer seiner inneren Stimme folgt und damit genug verdient, um angstfrei zu leben: super! Es lohnt sich aber auch anzuerkennen, wenn der aktuelle Job nur ein Etappenziel darstellt: Wohin will ich, wie weit bin ich schon gekommen, und welche Elemente meines Traumjobs begegnen mir schon jetzt jeden Tag? Die häufigste Situation ist jedoch: Ich gehe zur Arbeit, weil das nun mal so ist. Es wird einem im Leben schließlich nichts geschenkt. Dann kann man innerlich kündigen – oder versuchen, das Beste daraus zu machen.

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Den Arbeitsalltag zur Meditation machen

Versuche einmal, an deinen Job so authentisch und persönlich wie nur möglich heranzugehen. Wie kannst nur die diese Aufgabe erfüllen? Stelle dir selbst zum Beispiel die Aufgabe, jedem Gegenüber so aufmerksam wie möglich zuzuhören. So entsteht bei Kund*innen oder Kolleg*innen das Gefühl, gesehen und gehört worden zu sein. Selbst wenn du die Probleme der anderen nicht lösen kannst – hinterher geht es allen Beteiligten besser. Vielleicht schreit dann ein Mann später seine Freundin nicht an, oder eine Mutter liest der Tochter abends noch vor. Und das ist dein Verdienst! Diese besondere Achtsamkeit und Hingabe kann man auf alle möglichen Tätigkeiten übertragen: Sei es auf eine E-Mail, die du mit so viel Sorgfalt und Liebe verfasst, wie du kannst, einen Labortest, den du durchführst, oder ein Büro, das du putzt. Alternative oder Bonus: Nimm dir vor, jeden Tag jemanden ausdrücklich zu loben oder online eine positive Bewertung zu schreiben.

Eins nach dem anderen

Vergiss Multitasking. Unser Gehirn kann kein Multitasking. Wir können es nur dazu zwingen, schnell zwischen mehreren Aufgaben hin und her zu schalten. Auf die Dauer führt das jedoch zu schlechteren Arbeitsergebnissen, Kopfschmerzen, Burn-out. Erledige lieber eine Aufgabe nach der anderen. Die in der Meditation erworbene Konzentrationsfähigkeit hilft genau dabei. Auch aus der Asana-Praxis wissen wir: Sich einer Übung beziehungsweise einer Aufgabe ganz und gar zu widmen, ist am Ende viel befriedigender. Unter anderem, weil man – wortwörtlich – weiß, was man getan hat. Die fokussierte Aufmerksamkeit führt zu besseren Ideen und weniger Langeweile. Das kennt man noch aus der Schule. Wer nur mit einem Ohr hinhört, versteht auch bloß die Hälfte. Weiß man hingegen mehr und kann dem Unterricht folgen, ist er auf einmal sogar interessant. Naja, oder wenigstens nicht grausam.

Arbeite mit Leib und Seele

Vielleicht könnte tatsächlich auch jemand anderes deinen Job machen. Dennoch hast du die Möglichkeit, ihn auf eine Art und Weise zu verrichten, die deinen Mitmenschen das Leben verschönert. Vielleicht mit einem Lächeln, vielleicht mit Humor, vielleicht mit Sorgfalt und Bedacht. Arbeite mit Leib und Seele. Entzünde und behüte in den ruhigen Momenten der Meditation den einzigartigen Funken, den du ganz persönlich all deinen Interaktionen mitgeben kannst. Wir verbringen viel Zeit mit unserer Arbeit, deshalb sollten wir bewusst Herzensweisheit investieren. Auf diese Weise machen wir Tag für Tag die Welt besser – die eigene und die aller anderen.

Meditation für mehr berufliche Zufriedenheit

  • Setze dich bequem und aufrecht hin. Stelle einen Timer auf 5 Minuten und dein Handy auf Flugmodus. Hole tief Luft und lasse sie langsam ausströmen. Noch einmal.
  • Dann vergegenwärtige dir einen guten Moment im Job. Oder, wenn dir keiner einfällt, stelle dir einen vor. Je näher an der Wirklichkeit, desto besser. Halte die Vorstellung einen Moment lang in der Aufmerksamkeit, dann lasse sie los.
  • Achte nun wieder auf deinen Atem. Wie fühlt er sich an? Geht er flach oder tief, schnell oder langsam? Wo spürst du ihn am deutlichsten? Beobachte deinen Atem, Atemzug für Atemzug, bis der Timer piepst. Wenn du zwischendurch bemerkst, dass du an etwas ganz anderes gedacht hast: Kein Problem, alles in Ordnung, das passiert auch dem Dalai Lama. Zucke innerlich mit den Achseln, lächele dir mitfühlend zu, und kehre wieder zur Beobachtung des Atems zurück.

Im Video: Atemtechniken für mehr Fokus und Klarheit


Ulrich Hoffmann Autorenfoto

Ulrich Hoffmann ist Yoga- und Meditationslehrer sowie mehrfacher Bestsellerautor. Er schrieb u.a. den Longseller Mini-Meditationen. Vor kurzem erschien von ihm 50 philosophische Erkenntnisse, die das Leben leichter machen. Mehr über den Autor findest du auf seiner Website.

Entlastung der Halswirbelsäule: 4 stabilisierende Übungen

Halswirbelsäule Übungen

Jalandhara Bandha, das aktive Verschließen der Kehle, kennst du vermutlich nur aus der Atempraxis. Eigentlich schade, findet unser Therapie-Experte Dr. Ronald Steiner. Hier stellt er eine moderne Version für die körperliche Praxis vor. Sie entlastet die Halswirbelsäule und stabilisiert viele Asanas von innen heraus. Dazu zeigt er passende Übungen für die Halswirbelsäule.

Text: Dr. Ronald Steiner, Fotos: Philipp Wulk

Mula Bandha (Beckenbodenaktivität) und Uddiyana Bandha (Bauchspannung) sind in der körperlichen Praxis des modernen Yoga ziemlich geläufig. In diesem Beitrag geht es um die dritte klassische Verschlusstechnik: Jalandhara Bandha. Im Gegensatz zu den beiden anderen Bandhas erhält sie im Kontext der Körperübungen bisher noch wenig Beachtung. Wir kennen sie fast nur aus der yogischen Atemarbeit, dem Pranayama. Dort unterstützt sie in vielen Übungen die Haltephasen nach der Ausatmung. Diese klassische Ausführung von Jalandhara Bandha hilft uns in der körperlichen Praxis nicht weiter. Zum einem würde das dabei stark gesenkte Kinn die Bewegungsmöglichkeiten deutlich einschränken, zum anderen halten wir in Asanas üblicherweise die Luft nicht so stark an. Eine etwas andere Ausführung von Jalandhara Bandha aber kann die körperliche Praxis nicht nur unterstützen, sondern sogar spürbar transformieren. Sie hilft, die Halswirbelsäule vor Überlastung zu schützen und gibt ihr Stabilität für anspruchsvolle Körperhaltungen.

Lies mehr zu Kehlverschluss: Jalandhara Bandha in unserem Asana Finder.

Anatomischer Hintergrund

Die Innenwand unseres Körpers ist mit quer verlaufenden Faszienschichten ausgekleidet. Der Mundboden, das Zwerchfell und der Beckenboden bilden dabei drei Trennebenen (Diaphragmen). Sie untergliedern das Körperinnere in Segmente. Untereinander sind die drei Diaphragmen aber durch senkrechte Faserverläufe an der Vorder- und Rückseite des Innenraumes miteinander verbunden. Daher überträgt sich jede Bewegung eines Diaphragmas auch auf die beiden anderen. Die mittlere Trennebene, das Zwerchfell, reguliert die Atembewegung und gibt dadurch einen Rhythmus vor. Dieser wird vom Beckenboden und Mundboden aufgefangen. Doch auch diese beiden wirken umgekehrt auf das Zwerchfell ein.

Ein weiterer wichtiger anatomischer Faktor im Zusammenhang mit Jalandhara Bandha ist das Zungenbein. Dieser kleine, hufeisenförmige Knochen befindet sich unterhalb des oberen Diaphragma (Mundboden) an der Faszienverbindung zum mittleren Diaphragma (Zwerchfell). Heben wir das Zungenbein bewusst an, so ziehen wir gleichzeitig unseren gesamten innersten Faszienschlauch nach oben. Dieser Effekt ist im gesamten Körper deutlich spürbar: Die Wirbelsäule richtet sich auf, während die Bauchdecke sich strafft und nach innen zieht. Selbst der Beckenboden hebt sich merklich.

Erfahre hier mehr über die 5 Bandhas: Die 5 Bandhas – Im Fluss der Lebensenergie

Physiologische Wirkung

Diesen Effekt können wir in der körperlichen Praxis gut nutzen: Ziehen wir willentlich das Zungenbein nach hinten und oben, dann aktivieren wir die Muskeln, die das Zungenbein mit dem Mundboden verbinden (Suprahyale Muskulatur). Und zusätzlich auch Muskeln, die das Zungenbein nach unten zur Innenseite des Brustbeines verbinden (Infrahyale Muskulatur). Das bewirkt, dass gleichzeitig mit dieser Variante von Jalandhara Bandha auch Mula Bandha und Uddiyana Bandha entstehen. Die Supra- und Infrahyale Muskulatur arbeitet dabei im Teamwork mit der tiefen Halsmuskulatur (Prävertebrale Muskulatur). Gemeinsam wandeln sie Druckkräfte auf die Halswirbelsäule in Zugspannung um. Die Halswirbelsäule kommt dann in eine Schwebespannung und ihre Bandscheiben erfahren Entlastung.

Diese anatomischen und pysiologischen Zusammenhänge machen deutlich, wie sinnvoll diese Form von Jalandhara Bandha in der körperlichen Yogapraxis sein kann. Die leichte Spannung der genannten Muskel-Faszienzüge schützt die Halswirbelsäule vor Überlastung. Und das ist umso wichtiger, je mehr sie durch eine Körperhaltung beansprucht wird. Mit anderen Worten: Gerade in anspruchsvolleren Rückbeugen und armgestützten Haltungen können wir die Stabilität und Integrität der Asana erhöhen und die fragile Halswirbelsäule effektiv schützen.

4 Übungen für eine stabile Halswirbelsäule

Mit dieser Übungsreihe entwickelst du systematisch eine moderne Form von Jalandhara Bandha. Du entlastet und stabilisierst deine Halswirbelsäule, förderst die Aufrichtung und kannst so deine gesamte körperliche Praxis beflügeln.

1. Das Zungenbein heben

A Um zunächst einmal Bekanntschaft mit diesem wenig bekannten Knochen deines Körpers zu schließen, nimm eine aufrechte Körperhaltung ein und ertaste den Kehlkopf. Der vorspringende obere Teil des Kehlkopfes ist der Schildknorpel. Von dort aus wanderst du mit den Fingerspitzen sanft tastend weiter nach oben. Wo der Schildknorpel endet, setzt sich eine Membran nach oben fort. Verfolge diese etwa einen Fingerbreit. Hier stößt du auf einen filigranen hufeisenförmigen Knochenbogen. Du hast dein Zungenbein gefunden! Alternativ kannst du das Tasten auch am Unterkiefer beginnen. Dabei streichelst du an deinem Kinn entlang Richtung Hals. Das Zungenbein findet sich genau am Knick zwischen Unterkiefer und Hals.

B Als nächstes greifst du die zarten Knochenvorsprünge des Zungenbeins von beiden Seiten. Du kannst nun das Zungenbein sanft hin und herschieben. Wenn der Impuls der einen Seite auf der anderen Seite ankommt, kannst du sicher sein, die richtige Struktur ertastet zu haben.

C Nun beginnt die eigentliche Übung: Du versuchst, das Zungenbein nach innen und oben zu ziehen. Was so einfach klingt, wird vermutlich nicht auf Anhieb gelingen. Nimm dir also etwas Zeit und probiere es spielerisch aus: Du kannst zum Beispiel damit beginnen, deine Mundwinkel leicht zu heben. Vielleicht hebt sich dabei auch dein Zungenbein? Alternativ kannst du mit verschiedenen Stellungen der Zunge oder leichten Schluckbewegungen experimentieren. So wirst du mit der Zeit lernen, die Bewegung des Zungenbeins bewusst zu koordinieren.

Effekt: Indem du die aktiven Bewegungsmöglichkeiten des Zungenbeines erforschst, erhältst du bewussten Zugang zu den Muskeln, an denen das Zungenbein zwischen Unterkiefer und Kehlkopf aufgespannt ist (Supra- und Infrahyale Muskulatur). Dabei lernst du, das Zungenbein willentlich anzuheben, was wiederum einen bedeutsamen Effekt auf das Fasziensystem des gesamten Körpers hat. Du ziehst dabei deinen gesamten inneren Faszienschlauch nach oben und richtest dich von innen heraus auf.

2. Jalandhara-Bandha-Atmung: Einatmung

Du beginnst erneut in einer aufrechten Körperhaltung. Verschränke deine beiden Hände und lege die Fingeroberseiten von unten an den Kiefer. Dann atmest du tief durch die Nase ein, schiebst die Ellenbogen gegeneinander und hebst den Blick. Dabei erzeugst du mit dem Kinn einen bewussten Gegendruck gegen deine Hände.

Effekt: Das Heben des Kopfes unter Gegenspannung führt zu einer exzentrischen Kontraktion der an der Vorderseite der Halswirbelsäule befindlichen Muskulatur (prävertebrale Muskulatur). Mit anderen Worten: Diese Muskeln spannen an, während sie zugleich in die Länge gezogen werden. Dabei wächst mit der Zeit ihre Kraft, was sie in die Lage versetzt, die Vorderseite der Halswirbelsäule besser nach oben zu ziehen. Dadurch erfahren die empfindlichen Bandscheiben und Facettengelenke der Halswirbelsäule eine Druckentlastung.

3. Jalandhara-Bandha-Atmung: Ausatmung

Direkt im Anschluss an die in Übung 2 beschriebene Einatembewegung atmest du nun wieder kraftvoll aus. Dabei öffnest du deinen Mund so weit wie möglich, streckst die Zunge maximal weit heraus und öffnest weit deine Augen. Gleichzeitig senkst du dein Kinn gegen den Widerstand der Hände und hebst deine Ellenbogen so weit es geht. Wiederhole diese Ein- und Ausatmung (Übung 2 und 3) einige tiefe Atemzüge lang. Dabei wirst du die Aktivierung der für die gesunde Halswirbelsäule so essenziellen Muskulatur schnell beobachten können.

Effekt: Das kraftvolle Öffnen des Mundes gegen Widerstand geschieht durch das Zusammenspiel zweier Muskelgruppen: Dabei wird die den Unterkiefer mit dem Zungenbein verbindende Muskulatur (Suprahyale Muskulatur) und die das Zungenbein mit dem Kehlkopf und Brustbein verbindende Muskulatur (Infrahyale Muskulatur) aktiv und gekräftigt. Diese Muskeln gehören zum innersten Faszienschlauch. Sie verbinden an der Körpervorderseite das obere Diaphragma (Mundboden) mit dem mittleren Diaphragma (Zwerchfell). Dabei lenkt sich ihre Aktivität über den Mundboden auf die Wirbelsäule in einen Zug nach oben um und die gesamte Halswirbelsäule wächst von innen heraus nach oben.

4. Die Anwendung in der Yogapraxis: Kobra

Besonders deutlich kannst du den Effekt von Jalandhara Bandha in der Kobra erleben. Stütze in der Bauchlage deine Hände etwa unter den Schulterblättern auf. Halte die Ellenbogen dicht am Körper, während du die Hände gegen den Widerstand der Matte nach hinten ziehst. Dabei schiebt sich deine Brust nach vorne und du kannst den Oberkörper relativ mühelos anheben. Dein Blick wandert dabei etwa in die Horizontale. Aktiviere nun ganz bewusst Jalandhara Bandha. Lasse einatmend zunächst nur in der Vorstellung, den Hinterkopf nach oben wachsen. Ausatmend ziehst du das Zungenbein nach hinten oben. Du wirst die von innen heraus entstehende Länge in der Halswirbelsäule und den Effekt auf den restlichen Körper leicht beobachten können.

Effekt: Was in der Beschreibung sehr subtil klingt, hat doch einen deutlich spürbaren Effekt auf die Halswirbelsäule und von dort aus auf die gesamte Aufrichtung. Die mit der Atmung verbundene Vorstellung aktiviert die tiefe Halsmuskulatur, die du in den vorherigen Übungen bereits kennengelernt hast. Im Teamwork ziehen die Prävertebrale Muskulatur und die Infrahyale Muskulatur die Halswirbelsäule lang. So kann sie sich trotz der in dieser Haltung stattfindenden Rückbeuge kraftvoll und angenehm aufspannen, anstatt eng zu werden und eventuell abzuknicken.

Zum Vergleich: Das klassische Jalandhara Bandha

Solltest du noch nicht mit der klassischen Technik vertraut sein, dann kannst du diese mit einer einfachen Atemübung kennenlernen: Rechaka Kumbhaka.

Nimm dafür eine bequeme, aufrechte Sitzhaltung ein und stimme dich eine Weile auf deine Atmung ein. Kultiviere allmählich eine gleich lange Ein- und Ausatmung. Nachdem du das passende Atemtempo gefunden hast, beginne damit, in der Atemleere nach der Ausatmung einen Moment lang inne zu halten. Wähle dafür eine dir angenehme Dauer, achte aber darauf, dass Ein- und Ausatmung weiterhin gleich lang bleiben. Die Atemleere kann unterschiedlich lang sein.

Um dir das Anhalten des Atems zu erleichtern, setze nun zusätzlich Jalandhara Bandha: Dazu hebe am Ende der Ausatmung das Brustbein kraftvoll an, schiebe dein Kinn etwas nach vorne und drücke es dann nach unten. Je nach Länge des Halses und Form des Brustkorbes senkt sich das Kinn dabei bis in die Kehlgrube hinein. Um wieder einzuatmen, löse Jalandhara Bandha und lass die Luft wieder sanft und frei in dich hineinströmen.


Dr. Ronald Steiner ist Sportmediziner, Wissenschaftler und einer der bekanntesten Ashtanga-Yogis. Die von ihm begründete AYI-Methode steht für traditionelles Ashtanga-Yoga und innovative Yogatherapie. Sein Ziel: Körper und Geist zueinander in eine harmonische Balance führen. Mehr auf ashtangayoga.info

Vibhuti Pada: Freude am Üben vs. Selbstoptimierung

Zweckdenken, Zielorientierung und Selbstoptimierung sind machtvolle Motive unserer Kultur. Das ist auch im Yoga oft spürbar. Sollte es aber nicht. Hier liest du, warum es eigentlich nur um das Tun selbst geht – und die Freude daran. Autorin Rina Deshpande stellt dir das Konzept “Vibhuti Pada” aus Patanjalis Yoga Sutra vor.

Text: Rina Deshpande, Titelbild: Thomas Barwick/Getty Images

In meinen späten Zwanzigern durchlebte ich eine auf katastrophale Weise zerbrochene Beziehung. Mit meinem gebrochenen Herzen umzugehen, während ich zugleich einen herausfordernden Job meistern musste – es war einfach alles zu viel. Ich fühlte mich so erschöpft, dass ich morgens kaum noch aus dem Bett kam: unvorstellbar, wie ich den Tag bewältigen sollte? Das Einzige, was ich schaffte, war, mich auf den nächsten kleinen Schritt zu konzentrieren, der vor mir lag: Ich wusste noch nicht, wie ich ins Bad kommen und mir die Zähne putzen sollte, aber immerhin konnte ich schon mal beide Füße aus dem Bett auf den Boden bewegen.

Dabei folgte ich einem Rat von Oprah Winfrey: Innerlich (oder sogar laut) “Danke” sagen bei jedem einzelnen Schritt. Zugegebenermaßen fühlte ich mich dabei nicht wirklich dankbar, aber immerhin war es diese Technik, die mich Tag für Tag in die Lage versetzte, aufzustehen und viele kleine “Danke”-Schritte später das Haus zu verlassen. Abends daheim noch die Yogamatte auszurollen, daran war natürlich nicht zu denken. Aber da die Vorstellung mich schreckte, nach der Arbeit in meine leere Wohnung zurückzukommen, ging ich immerhin regelmäßig in den Unterricht einer Lehrerin, die ich gut fand.

Die Kunst der kleinen Schritte

Die Medien sind voller Ideen, was man alles machen könnte oder sein sollte – aber dieser Überfluss an Inspirationen führt oft dazu, dass wir uns erst recht blockiert fühlen. In so einer Stimmung hilft es, sich zu fragen: Welchen sanften, kleinen Schritt kann ich jetzt schaffen? Gerade die simplen Übungen, die eigene, schlichte Praxis ist es, die dazu führt, dass wir Yoga leben statt es zu “machen”. Statt bestimmte Wirkungen zu erwarten, kannst du dich dem Fluss des Übens – und des Lebens – anvertrauen und dich freuen an dem, was sich von selbst zeigt: Vibhuti.

Yoga leben, statt es nur zu machen

Nachdem ich monatelang nur von einem Schritt zum nächsten gelebt hatte, begann ich zu bemerken, dass manche Asanas mir allmählich wieder leichter fielen. Einige waren sogar richtig angenehm. Weil ich so regelmäßig kam, begann ich, die Gesichter und Namen meiner Mit-Yogi*nis zu kennen und auch diese Begegnungen wurden mit der Zeit schöner. Selbst das morgendliche “Danke”-Ritual kam mir irgendwann nicht mehr nur über die Lippen, sondern tatsächlich von Herzen.

zwei lachende Frauen auf Yogamatten im Freien Vibhuti Pada - Yoga versus Selbstoptimierung
Foto: FatCamera/Getty Images via Canva

Aber die Sache ist die: Das alles war nie das Ziel. Ich bin nicht ins Yoga gegangen, um meinen Herzschmerz zu heilen oder Freund*innen zu finden, nicht mal, um meine Asanas zu verbessern. All das waren nur Nebenprodukte meiner Praxis. In dieser besonderen Phase meines Lebens war ich längere Zeit zurückgeworfen auf das reine Tun. Und irgendwann führte dieses völlig von jedem Zweck losgelöste Üben – jeder Atemzug, jeder Schritt, jede Haltung, jede Yogastunde – dazu, dass ich das Gefühl hatte, Yoga zum ersten Mal nicht nur zu “machen”, sondern es zu leben. Noch heute, viele Jahre später, bemerke ich die Früchte dieser Transformation – und weiterhin ganz besonders dann, wenn ich nicht nach ihnen Ausschau halte.

Nebenprodukte der Yogapraxis

Die Yogaphilosophie spricht an verschiedenen Stellen über dieses Phänomen und sagt: Ganz egal, wie hingebungsvoll du übst, bestimmte Wirkungen der Praxis sind nie garantiert – aber es werden sich immer Wirkungen zeigen. Dahinter steht das Prinzip von Vibhuti Pada, einer der grundlegenden Lehren aus Patanjalis Yoga Sutra. Vibhuti werden darin beschrieben als Errungenschaften, die sich als Nebenprodukte der Yogapraxis einstellen, während das Wort Pada sowohl “Fuß” bedeuten kann als auch “Schritt” oder “Weg”. In der Hindu-Kultur, in der ich aufgewachsen bin, versteht man unter Vibhuti vor allem eine gräulich-weiße “heilige Asche”. Man opfert sie bestimmten Gottheiten oder tupft sie zum Beten oder für manche Rituale auf das “Dritte Auge” in der Mitte der Stirn.

Freudenfeuer

Interessanterweise ist diese Vibhuti-Asche, genau wie die yogischen Errungenschaften, von denen Patanjali spricht, auch ein Nebenprodukt: Sie entsteht beim Verbrennen von Holz während hinduistischer Riten. Die Bhagavad Gita handelt in Kapitel 4, Vers 19, davon, wie wir diesen Gedanken auf unser Leben anwenden sollten:

यस्य सर ्व े समारम्भा: कामसङ्कल्पवर ्जि ता
ज्ञानाग्नि दग्धकर ्माणं तमाह ु: पण्डि तं ब ुधा:

yasya sarve samārambhāḥ kāma-saṅkalpa-varjitāḥ
jñānāgni-dagdha-karmāṇaṁ tam āhuḥ paṇḍitaṁ budhāḥ


Diejenigen, die weise sind, lassen jegliche Handlung frei sein
vom Verlangen nach Gewinn oder Genuss.
Verbrenne jeglichen Wunsch nach Ergebnissen deines Tuns im Feuer
der göttlichen Weisheit; widme deine Arbeit der Arbeit selbst.

Bhagavad Gita | Kapitel 4, Vers 19

So wie beim Brennen eines Feuers Asche und Rauch entstehen, so entstehen durch unsere ernsthafte und regelmäßige Yogapraxis Vibhuti. Sie sind nichts als Nebenprodukte dieses Übens, oder um es mit der Bhagavad Gita zu sagen: Nebenprodukte der “Arbeit selbst”. Wir können uns an diesen Errungenschaften freuen – an einer schwierigen Asana, die wir endlich meistern, an den Menschen, die in unsere Klassen kommen – aber dafür üben wir nicht! Auf diese Weise erinnert uns die alte Weisheit des Yoga daran, dass Erfolge und Genuss uns kein dauerhaftes Glück bescheren können und dass wir uns darin üben sollten, das zu akzeptieren.

Der Übungsweg: Üben um des Übens willen

Yoga zu üben, um etwas Bestimmtes zu erreichen, kann durchaus dazu führen, dass du es tatsächlich erreichst – aber sicher ist das nicht. Wenn du dich dabei ertappst, wie du dich unter Druck setzt, Yoga “machst”, “gut” darin sein willst, etwas Bestimmtes schaffen oder erschaffen willst, seien es nun materielle oder vom Ego diktierte Ziele, dann ist es sicher eine gute Idee, innezuhalten und zu überlegen, wie du deiner Praxis eine andere Richtung geben könntest. Yoga könnte etwas sein, das dir einfach “nur” Freude macht. Bei dem du dich gut fühlst. Es kann sein, dass dir diese Umstellung erst mal nicht leicht fällt. Das ist nicht schlimm: Du darfst in ganz kleinen “Danke”-Schritten vorgehen. Vielleicht so:

Vorschlag 1: Zurück zum Ursprung

fröhlich lachende Yoginis in einer Yogaklasse Vibhuti Pada, Yoga versus Selbstoptimierung
Foto: Thomas Barwick/Getty Images

Nimm dir Zeit, um dich in einer ruhigen Stunde mit deiner Hinwendung zum Yoga zu verbinden. Frage dich: “Was hat mich ursprünglich zu dieser Praxis gebracht?” Und: “Weswegen bin ich dabei geblieben?” Manche von uns haben durch die eigene Familie oder die Kultur, in der sie aufgewachsen sind, ein frühes Band zu Yoga entwickeln können. Für sie fühlt sich die Praxis an wie ein Nachhause-Kommen. Für andere war es eher so, dass sie irgendwann mal in eine Yogastunde gegangen und dann dabei geblieben sind. Vielleicht ganz einfach, weil es sich so gut anfühlt. Womöglich wie ein Nachhause-Kommen zu sich selbst.

Vielleicht ist es für dich auch etwas ganz anderes, es spielt keine Rolle. Nichts ist besser oder schlechter. Es geht nur darum, dich wieder mit dem eigentlichen Sinn zu verbinden, den die Praxis für dich hat. Mach dir bewusst, was die uralte Weisheit des Yoga tatsächlich in deinem Leben verändert, jenseits der kleinen und großen Errungenschaften und temporären Erfolgserlebnisse.

Vorschlag 2: Freude kultivieren

In meiner eingangs geschilderten Lebenskrise war die Gemeinschaft mit meinen Mit-Yogi*nis das Vibhuti meiner Praxis. Im westlichen Verständnis von Yoga werden solche Aspekte von Selbsthilfe und Selbstfürsorge häufig ins Zentrum gestellt, doch ich halte das für ein Missverständnis. Die Möglichkeit, Gemeinschaften zu bilden, ist für mich ein typisches Beispiel für ein Nebenprodukt der Praxis. Genau wie gelinderte Rückenschmerzen oder die Fähigkeit, sich besser zu konzentrieren. Aber das heißt nicht, dass wir diese “Nebenprodukte” gering schätzen sollten, ganz im Gegenteil: Die einfache, ehrliche Begegnung mit gleichgesinnten Menschen zum Beispiel, hilft uns, uns einfach gut zu fühlen – und das ist sehr kostbar. Wir sollten uns also an den Vibhuti freuen – auch und gerade wenn wir nicht um ihretwillen üben.


Rina Deshpande lehrt Yoga und Yogaphilosophie, sie forscht und schreibt über Yoga und Achtsamkeit und versteht es dabei als US-Amerikanerin mit indischen Wurzeln, das traditionelle Wissen für Menschen von heute greifbar zu lassen. Erfahre mehr über Rina auf ihrer Website oder ihrem Instagram-Account @rinathepoet

Du möchtest mehr von Rina lesen? In diesem Artikel gewährt sie uns Einblick in die spirituellen Traditionen Indiens rund um den Mond:

Style Guide: Jivamukti Yoga – die befreite Seele

heraufschauender hund jivamukti yoga

Es begann im New York der frühen 80er Jahre. David Life war Punk, malte und führte das Life Café. Damals ein bekannter Künstlertreff im East Village. Sharon Gannon tanzte, sang und fiel besonders durch ihr New-Wave-Styling auf. Doch schon bald sollte ihre leidenschaftliche Lebensweise eine völlig andere Richtung nehmen. Nach intensiven Jahren des Yogastudiums entwickelten sie gemeinsam ihren eigenen Yogastil. Heute spielt er weltweit eine große Rolle.

Text: Gabriela Bozic, Titelbild: fizkes/Getty Images via Canva

Als sich Sharon und David trafen, versuchte Sharon, eine Rückenverletzung mit Yoga zu kurieren. Vor fast 30 Jahren war das eine exotische Idee. Aber Yoga half ihr und es bewegte bei Sharon noch viel mehr als ihren Rücken. So begannen die beiden ein jahrelanges intensives Studium der Yogatradition. Sie gingen nach Indien und lebten in Mysore bei Sri K. Pattabhi Jois. Vom Begründer des Ashtanga Yoga lernten sie den fließenden Vinyasa-Stil. Guruji gab ihnen seinen Segen, einen eigenen Stil zu kreieren.

Sie lernten Swami Nirmalananda kennen. Einen anarchistischen Einsiedler in Südindien, der ein Jahrzehnt lang Mauna (Schweigen) übte und in seinem Wirken Ahimsa (Gewaltlosigkeit) verkörperte. Er bestärkte sie darin, Yoga durch seine soziale Kraft und als Verantwortung für die Welt und alle Geschöpfe zu verstehen. Und Shri Brahmananda Saraswati, ein indischer Arzt und Psychotherapeut, der 1964 das “Ananda Ashram” in der Nähe von New York eröffnete. Er machte Sharon und David die Wichtigkeit der alten Schriften bewusst. Mit ihm tauchten sie tief in Sanskrit und in den Klang der Mantras ein. Über diese drei Param Gurus, die Lehrer der Lehrer, läuft eine ungebrochene Traditionslinie zurück bis zum Ursprung des Yoga. Aus ihr entwickelte sich Jivamukti Yoga.

Grundlagen des Jivamukti Yoga

Der Bezug auf diese Lehrertradition ist für das Verständnis von Jivamukti Yoga sehr wichtig. Denn aus ihr ergeben sich die fünf Pfeiler, auf denen dieser Yogastil gründet. Das Studium der Schriften, Hingabe, Gewaltlosigkeit, Meditation und Klang. Shastra, Bhakti, Ahimsa, Dhyana und Nada Yoga. Diese Kombination war 1986 in der kleinen Yogaszene Amerikas nicht nur ungewöhnlich, sondern im Grunde eine Provokation.

Im ersten Jivamukti-Studio wurde ohne Klimaanlage zu lauter Musik geübt. Die alten Schriften wurden gelesen und ethischer Vegetarismus als unverzichtbarer Bestandteil von Gewaltlosigkeit und Hingabe propagiert. Sharon und David entwickelten sich schnell zu entschlossenen Aktivisten für Tierrechte. Für viele haben sie die Idee des spirituellen Aktivismus erfunden. Auf den ersten Yogakonferenzen in den 90er Jahren gab es kein vegetarisches Essen. Sharon und David mussten für ihre Ideen kämpfen und wurden dafür belächelt. Aber der Erfolg war durchschlagend. Das Studio wuchs und die Methode etablierte sich weltweit.


✤ Häufig beginnen die Stunden mit einem gesungenen Mantra, das die Schüler an Mitgefühl und Respekt gegenüber allen Lebewesen erinnern soll.

Lokah Samastah Sukhino Bhavantu

Mögen alle Wesen überall glücklich und frei sein. Mögen all meine Gedanken, Worte und Taten zu diesem Glück und dieser Freiheit beitragen. ✤


Jivamukti in der Welt

Unter den Schüler*innen der ersten Stunde war auch Patrick Broome. Ich lernte ihn kennen, kurz bevor er nach New York zog, um dort die Ausbildung zum Jivamukti-Lehrer zu absolvieren. Als gebürtige Kroatin war ich gerade wegen des Bürgerkriegs von Bosnien nach München geflüchtet. Ich stürzte mich in mein Studium an der Universität und ins Nachtleben. Aber eine richtige Aufgabe für mein Leben fand ich erst durch Yoga. Heute kann ich sagen, dass ich als Jivamukti-Yogalehrerin das effektivste Werkzeug gefunden habe, mein Dharma zu verwirklichen. Beim Yogaunterricht war ich zum ersten Mal wirklich glücklich. Ich hatte entdeckt, dass es im Leben um mehr als nur um Erfolg, Ehrgeiz und selbstsüchtiges Vergnügen geht.

Nach und nach erfuhr ich, was liebende Hingabe (Bhakti), Mitgefühl (Karuna) oder Urvertrauen (Shraddha) mit meinem Leben zu tun haben. Ich erkannte, dass es einen erheblichen Unterschied macht, was man isst, wo man einkauft und wofür man die durch die Yogapraxis gewonnene Energie einsetzt. Bald eröffneten Patrick und ich gemeinsam ein Studio. Sharon und David wurden meine spirituellen Eltern und zu Yoga entwickelte ich eine tiefe, kreative und leidenschaftliche Beziehung.

Am Anfang wurden wir als die jungen Wilden der Szene angesehen und fühlten uns auch so. Aber wir haben es ernst und ehrlich gemeint. Anderen war es zu hip, zu amerikanisch, zu cool, zu radikal und vielleicht zu laut. Das war unser Versuch, aus der Welt einen herzlicheren und liebevolleren Ort zu machen. Für uns war daher auch ein Nacktfoto unserer Lehrer*innen für eine PETA-Kampagne kein Widerspruch. Immerhin heißt Mukti “Befreiung” und Jiva “individuelle Seele”. Ein Jivanmukta ist also eine befreite Seele.

Die heutige Jivamukti-Yogalandschaft

Inzwischen gibt es eine zweite Generation von Jivamukti-Studios in München und weiteren deutschen Großstädten. Auch international gibt es außer in New York eine Vielzahl Jivamukti-Schulen in Metropolen wie Chicago, Sydney, London, Moskau, Bern und Johannesburg, aber auch in kleineren Städten. Für ihre Schulen wird von Sharon und David eine Lizenz vergeben, doch es werden keine Gebühren erhoben.

Die Gemeinschaft der Lehrenden organisiert sich über eine internationale Website und kommuniziert ein monatlich wechselndes Thema. Den “Fokus des Monats”, der als spirituelle Inspiration für Lehrer*in und Schüler*in gedacht ist. Einmal im Jahr findet ein großes internationales “Jivamukti Tribe Gathering” statt. Die yogische Idee, die dahintersteht, ist ein “Global Satsang”. Eine große internationale Yogafamilie, die von einem gemeinsamen Verständnis von Yoga und einer äußerst differenzierten Methode zusammengehalten wird.

Die Jivamukti-Yogapraxis

Jivamukti Yoga wird in “Open”-Stunden für Fortgeschrittene und “Basic”-Stunden für Anfänger*innen unterteilt. Die Anfänger*innen bewegen sich in einem vierwöchigen Rhythmus durch stehende Haltungen, Vorbeugen, Rückbeugen und Umkehrhaltungen. Fortgeschrittene üben frei nach einem 14-Punkte-Programm. Das umfasst alle Bewegungsrichtungen des Körpers, Meditation und Mantras. In den deutschen Studios hat sich zusätzlich die “Medium”-Stunde entwickelt. Diese Zwischenstufe soll den bisherigen Anfänger*innen den Übergang in die “Open”-Stunden erleichtern. Dabei ist das Wichtigste, den Atem, die Bewegung und die Intention in Einklang zu bringen. Vinyasa Krama heißt das Prinzip. Aus dem Sanskrit: “vi” für intelligent, “nyasa” für plaziert und “krama” für Abfolge oder Schritt.

Einerseits geht es um fließende und atemgeführte Abfolgen, andererseits um die exakte Ausrichtung und Aneinanderreihung in den Asanas. Sharon und David haben eine Vielzahl von speziellen Sequenzen entwickelt, um verschiedene Asanas miteinander zu verbinden. Zum Beispiel “Flying Eagle” oder “Blossoming Lotus”. Die Kunst, die ineinander übergehenden Sequenzen fließend zu üben und in der exakten Atemfolge zu unterrichten, ist zum Merkmal geworden. Als Bestandteil der Asana-Abfolgen lernen Jivamukti-Schüler*innen bereits in den Beginnerstunden den Ujjayi-Atem. Dadurch werden die Stunden “heiß” und herausfordernd. Denn ohne Schwitzen, Leidenschaft und wachen Geist geht es nicht. Der Anspruch: die körperlichen, psychologischen und spirituellen Aspekte des Yoga harmonisch miteinander zu verbinden.

Eine neue Herangehensweise

Das Ziel: die Integration des ganzen Menschen. Die Einheit von Körper, Geist, Gefühlen, Gedanken, Atem und Seele durch die Übungspraxis. Eine weitere Besonderheit ist die intensive körperliche Arbeit der Lehrpersonen. In den Stunden berührt und korrigiert diese durchgehend. Diese “Herangehensweise” an die Schüler*innen war nicht immer selbstverständlich. Inzwischen aber ist sie stilbildend. Wer das einmal erleben möchte, sollte eine In-Class-Private-Stunde (ICP) nehmen. Während der Stunde ist eine zweite Lehrperson bei einem/einer einzelnen Schüler*in. Diese begleitet jede Asana mit seinen Händen, seinem Gewicht und Hilfestellungen. Selbst für jemanden, der jeden Tag übt, kann es eine Überraschung sein. Dieses Assistieren eröffnet neue Möglichkeiten für die Praxis und intensiviert diese.

Am Ende oder vor Beginn wird in drei Schritten meditiert. Die Schüler*innen finden einen Sitz, werden still und richten ihre Konzentration aus. Die Ausrichtung auf ein Mantra soll die Gedanken klären und beruhigen. Sharon und David sind davon überzeugt, dass auch kleine Meditationsübungen ein Erlebnis von Stille, Raum und Zeitlosigkeit vermitteln. Das überträgt sich als Ruhe und Gelassenheit schon nach kurzer Zeit in den Alltag. Mehr noch: “Samadhi ist Yoga. Samadhi bedeutet Erleuchtung. Was der erleuchtete Geist realisiert, ist Wahrheit, das Selbst oder Gott”, sagt Sharon. (Samadhi – Versenkung, tiefe Meditation)

Viele “Neuerungen” aus den Anfangsjahren des Jivamukti Yoga haben sich heute allgemein durchgesetzt. Oder werden zumindest als gleichberechtigter Weg akzeptiert. Das Üben zu Musik, die Beschäftigung mit den Schriften und die Mantras stören niemanden mehr. Dagegen polarisiert die Forderung nach Vegetarismus oder Veganismus im Yoga nach wie vor. Die Vorstellung, dass sich Yoga seiner Natur nach mit sozialem Engagement und persönlicher Verantwortung verbinden muss, wird jedoch immer aktueller. Sie darf als wegweisend verstanden werden.


Jivamukti-Yogastudios im deutschsprachigen Raum


Literatur

  • Yoga fürs Leben. Von Gabriela Bozic und Patrick Broome (Gräfe und Unzer Verlag)
  • Yoga der Befreiung. Das Praxisbuch des Jivamukti Yoga. Von Sharon Gannon und David Life (Vianova Verlag)
  • Jivamukti Yoga: Practices for Liberating Body and Soul. Von Sharon Gannon und David Life (Ballatine Books)
  • The Art of Yoga. Von Sharon Gannon und David Life (Stewart, Tabori & Chang)
  • Yoga and Vegetarianism: The Path to Greater Health and Happiness. Von Sharon Gannon (Mandala Publishing)

Gabriela Bozic

Gabriela Bozic ist eine international anerkannte Yogalehrerin und bekannt für ihren dynamischen, leidenschaftlichen, lebensfrohen und gründlichen Unterrichtsansatz, in dem sie geschickt mystische und praktische Lehren des Yoga in ihren Klassen miteinander verbindet. Sie hat einen Master-Abschluss in Linguistik und eine Advanced Zertifizierung in Jivamukti Yoga. Sie war Mitgründerin der ersten Jivamukti Yoga Studios in München und unterrichtet weltweit Workshops, Teacher Trainings und auf Yogakonferenzen.

Mehr zu Gabi auf ihrer Webseite gabrielabozic.com und auf Instagram @gabriela.bozic


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Astrologie: So wirkt der Juni-Neumond im Krebs

Wann ist Neumond? Den nächsten Neumond erwarten wir am 25. Juni 2025. Um 12:31 Uhr steht er im Zeichen Krebs. Welche Energien jetzt wirken und wie du diese am besten für dich nutzen kannst, erfährst du weiter unten im ArtikelHier ist eine Übersicht aller Neumonde 2025, alle Daten mit Uhrzeit, Sternzeichen sowie einige Tipps für die Arbeit mit der Neumondenergie.

Titelbild: Alan Phillips von Getty Images via Canva

Der Mond übt schon seit Tausenden von Jahren eine starke Faszination auf die Menschheit aus. Immerhin regelt er mit seiner Kraft die Gezeiten und nimmt auch bei manchen Menschen Einfluss auf das Schlafverhalten. Er gilt als Symbol für weibliche Energie, Weisheit und Intuition. Die bewusste Auseinandersetzung mit den verschiedenen Mondphasen hilft dabei, dich mehr mit dir, der Erde und dem Kosmos zu verbinden.

Nutze die Neumondenergie, um deinen Fokus und deine Ziele neu zu setzen oder aufzufrischen. Öffne dich neuen Ideen und Projekten. Hier findest du Inspiration für dein Neumond-Ritual.

Neumond 2025
Foto: Katrin-Bolovtosva via Canva

29. Januar 2025: Neumond im Wassermann

Um 13:35 Uhr: Der erste Neumond des Jahres findet im Luftzeichen Wassermann statt. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um deine Intentionen für die kommenden Monate zu setzen und deine Ziele klar zu formulieren.

Die vorangegangene Steinbock-Energie hat uns einen klaren und fokussierten Blick beschert. Dadurch haben wir die Dinge realistisch gesehen und eingeordnet. Nach dieser strukturierten und eher dunklen Zeit bringt der Wassermann mehr Leichtigkeit mit sich. Er lädt uns ein, den Blick weiter werden zu lassen und offen nach vorne zu gehen. Der Wassermann hilft uns, Visionen zu erkennen und Neues anzunehmen. Frage dich daher:

Wo kann ich Kontrolle abgeben?” Bist du bereit, den kommenden Monaten mit offenen Armen entgegenzugehen?

Die Themen rund um Wandel, Veränderung und Dynamik sind mit Pluto im Wassermann generell prägende Faktoren in diesem Jahr. Es findet der Übertritt in eine neue Ära mit technischen Entwicklungen, gemeinschaftlichen Verantwortungen und neuen Machtverhältnissen statt. Eine ziemlich herausfordernde Zeit für alle, die gerne an ihren gewohnten Strukturen festhalten und die Kontrolle behalten.

Neumond 2025
Januar Wassermann: Herzöffner
Foto: Elina Fairytale via Canva

Nutze daher den Neumond und seine Energie, um leichter in diese dynamische Zeit einzutreten. Wandel ist unvermeidbar. Daher hilft es, offen und neugierig zu bleiben, frei nach dem Motto: “Open your mind”!

Dabei kann dich auch deine Yogapraxis unterstützen. Schaffe dir mit erdenden Asanas eine haltgebende Basis, um voller Mut und Vertrauen dein Herz zu öffnen und dem Leben zu vertrauen.

28. Februar 2025: Neumond in den Fischen

Um 01:44 Uhr findet der Neumond in den Fischen statt. Dieses Mondereignis ist sehr kraftvoll und fordert dich dazu auf, deine Ängste zu ergründen und aufzulösen. Lass deine perfektionistischen Ansprüche los und gib dich, wie ein Fisch im Wasser, deiner Intuition und dem Vertrauen in das Leben hin.

Die Fische-Saison leitet eine empfindsame und verträumte Zeit ein. Themen wie Urvertrauen, Kreativität und Spiritualität sind in dieser Zeit besonders präsent. Wie ein Fisch in die tiefen und dunklen Regionen eines Gewässers taucht, erkunde auch du die Tiefen deines Unterbewusstseins. Nimm dabei ganz bewusst wahr, auf welche Glaubenssätze, Empfindungen und Ängste du stößt. Wo engst du dich selbst in deinem Leben ein und wo wirst du von dir selbst zurückgehalten?

Nimm diese Erkenntnisse wahr und lass sie anschließend wie von einer Strömung davontragen. Vertraue auf dich, deine Bedürfnisse und den Fluss des Lebens.

Spiritualität, Kreativität
Foto: irynakhabliuk via Canva

Fische sind sehr kreative und spirituelle Wesen. Daher ist es gut möglich, dass du den Drang verspürst, dich neuen Projekten zu widmen. Der Frühling steht vor der Tür und es ist Zeit dich den Farben und schönen Dingen des Lebens zu öffnen.

Mars direktläufig

Dabei können dich auch die Energien des direktläufigen Mars unterstützen. Seit dem 24.2. bringt Mars mehr Bewegung in unser Leben und weckt uns aus dem Winterschlafmodus auf. Er sorgt dafür, dass unsere Gefühlswelt wieder in Schwung kommt und wir den Mut finden, Situationen oder Aufgaben anzupacken, die uns in den letzten Wochen noch unerreichbar schienen. 

Nimm diese frische Energie mit in deine Yogapraxis und lass dich, wie ein Fisch durchs Wasser, von deiner Intuition durch die Bewegungen tragen. Sei frei und fließend auf deiner Matte, sodass die Abfolge fast schon tänzerisch wirkt. Gestalte die Praxis so, wie du durch dein Leben gehen möchtest.

29. März 2025: Neumond im Widder

Um 11:57 Uhr findet der erste Neumond im astrologischen Venus-Jahr statt, das am 20.März begonnen hat. Der Neumond im Widder läutet als erster Archetyp im Tierkreiszeichen den Frühling und den Start für ein weiteres Kapitel in deinem Leben ein. Gleichzeitig beendet eine partielle Sonnenfinsternis die beim letzten Vollmond eingeleitete Eclipse-Saison.

partielle Sonnenfinsternis
Foto: Sandra Dans via Canva

Waren die letzten zwei Wochen emotional aufwühlend? Kein Wunder, denn ausgelöst von der Mondfinsternis werden häufig Themen an die Oberfläche gebracht, die wir lieber im Verborgenen lassen wollen. Die Eclipse-Saison fordert uns auf, genauer hinzusehen, Veränderungen einzuleiten und uns von negativen Einflüssen zu verabschieden.

Die Sonnenfinsternis bereitet dich nun auf neue Ereignisse und Erlebnisse vor. Jetzt hast du wieder genug Kraft, um dich zu öffnen. Dabei geht es bei diesem Neumond gar nicht darum, konkrete Pläne und Ziele zu manifestieren – öffne dich einfach für dein Leben. Unterstützt von diesem Ereignis und der feurigen Widder-Energie wirst du intuitiv spüren, was du tun möchtest und was nicht. 

Deine Yogapraxis kann dich dabei unterstützen. Dazu bieten sich Herzöffner an, die die Hingabe an das Leben symbolisieren.

27. April 2025: Neumond im Stier

Um 21:31 Uhr steht der Neumond im Stier. Die erdende Energie des Stier-Neumonds lädt dich dazu ein, dich damit zu beschäftigen, was (Selbst-)Sicherheit und Kreativität für dich bedeuten. Finde deine innere Stabilität und deine Kraft durch deinen Selbstausdruck und dich wird so schnell nichts erschüttern können. Wie kommst du am besten in deine Power? 

Bedenke aber auch, dass weniger oft mehr ist: zu viel Kraft und Anstrengung kann dich auch unflexibel werden lassen. Versteife dich nicht und vermeide übermäßigen Perfektionismus. Eine Meditation oder ein Ritual können dir dabei helfen, alte Meinungen und Überzeugungen zu hinterfragen und all das aufzulösen, was dir nicht mehr dient.

Foto: redonion1515 von Getty Images Sinature via Canva

Stiere gehören zum Element Erde und sind für ihre Ausgeglichenheit und Loyalität, aber auch für ihre Sturheit bekannt. Wo könntest du einen Ausgleich brauchen? Wo lohnt sich vielleicht etwas mehr Beharrlichkeit und Standfestigkeit? Und wo darfst du lernen, ein bisschen mehr loszulassen?

Wenn du möchtest, nimm diese Fragen mit in deine Yogapraxis. Vielleicht übst du heute deine Core-Stabilität, deine Balance oder du praktizierst Grounding.

27. Mai 2025: Neumond im Zeichen Zwillinge

Um 05:02 Uhr steht der Neumond im Luftzeichen Zwilling. Die Zwillingsenergie bringt Neugierde, Offenheit und eine frische Brise Leichtigkeit mit und macht damit diesen Neumond zu einer perfekten Gelegenheit für einen Reset. Vor allem das Thema Kommunikation wird jetzt besonders relevant und birgt unter dem Einfluss des spielerischen und manchmal etwas vorlauten Zwilling auch das Potenzial für Missverständnisse. Überlege jetzt gut, was wichtig ist und formuliere bedacht und klar. Die Zeit um den Neumond ist wunderbar geeignet, um Intentionen für das zu setzen, was du in dein Leben einladen möchtest – doch was genau ist das? Wage es, ganz konkret zu träumen und nimm deine Wünsche beim Wort. Vielleicht hilft dir auch ein Ritual, deine Gedanken zu sortieren und dir eine kleinen Ruhepol in dieser übersprudelnden Energie zu schaffen. 

Foto: Orchidpoet von Getty Images Signature via Canva

Planeten: Saturn im Widder und Merkur im Zwilling

Saturn zieht am 25. Mai in den Widder und schafft damit die Grundlage für Struktur und Durchhaltevermögen. Allerdings kann die Natur des Widders auch manchmal etwas sprunghaft sein, doch mit der richtigen Portion Achtsamkeit kannst du wertvolle Impulse setzen. 

Einen Tag vor dem Neumond, am 26. Mai, tritt Merkur, der Herrscherplanet des Zwilling in sein Zeichen. Damit intensiviert er nochmal dessen positive Energie.

25. Juni 2025: Neumond im Zeichen Krebs

Am 25. Juni um 12:31 Uhr steht der Neumond im Krebs. Ganz typisch für ein Wasserzeichen ist der Krebs sehr sensibel und kann manchmal seiner schwankenden Stimmung ausgeliefert sein. Wenn ihm etwas zu viel wird, zieht er sich schnell in seine harte Schale zurück.

Da der Mond den Krebs beherrscht, wirkt dieser Neumond besonders auf emotionaler Ebene. Er bringt die Chance mit sich, endlich damit aufzuhören, ständig Dinge aufzuwirbeln, die eigentlich längst klar sind. Stattdessen kannst du langsam in ruhigere Gewässer aufbrechen. Ein achtsamer und friedlicher Umgang mit dir selbst im Inneren und mit anderen im Außen steht jetzt vor allem im Mittelpunkt.

Dieser Neumond ist ideal, um dich zu fragen: Mit welchen Emotionen möchte ich in die Zukunft gehen? Was ist in diesem Moment wichtig und was gehört in die Vergangenheit? Und was davon ist wirklich meins – was trage ich für andere?
Für alle, die auf einen Durchbruch gewartet haben: Jetzt ist die Zeit dafür gekommen. Doch es ist ein leises Loslassen: Es wird keine großen Wellen schlagen, dafür aber große Kreise ziehen.

Yoga-Tipp: Versuche einen sanften, intuitiven Flow, der dich achtsam mit dir sein lässt und dich behutsam von einer Asana in die Nächste leitet.


Alle nächsten Neumonde 2025 im Überblick:

24. Juli 2025 um 21:11 Uhr im Zeichen Löwe

23. August 2025 um 08:06 Uhr im Zeichen Löwe

21. September 2025 um 21:54 Uhr im Zeichen Jungfrau (partielle Sonnenfinsternis)

21. Oktober 2025 um 14:25 Uhr im Zeichen Waage

20. November 2025 um 07:47 Uhr im Zeichen Skorpion

20. Dezember 2025 um 02:43 Uhr im Zeichen Schütze


Du möchtest wissen, an welchen Tagen 2025 Vollmond ist? Alle Daten und Tipps findest du in unserem Vollmondkalender:

Gefühlen Raum geben – ein Gespräch über Meditation und Psyche

Positiv denken und „die beste Version seiner selbst realisieren“ – moderne Ratgeber sind voller solcher Tipps. Der Psychotherapeut Andreas Knuf empfiehlt genau das Gegenteil: Schwierigen Gefühlen mehr Raum geben – ganz besonders auch in der Meditation.

Interview: Ulrich Hoffmann / Titelbild: Štefan Štefančík via Canva

Ich habe in meiner Ausbildung noch gelernt: In der Meditation soll man Gedanken und Gefühle vorüberziehen lassen wie Wolken. Sie sagen dagegen: Das ist gar nicht ideal.

Ja, weil die Ergebnisse aus der Forschung ganz klar zeigen: Wenn wir Gefühle wegschieben, werden sie nicht schwächer, sondern sie bleiben eher bestehen oder können sogar noch stärker werden. Wir verstärken Gefühle dadurch, dass wir sie nicht haben wollen.

Aber niemand will unangenehme Gefühle haben …

… das ist klar. Keiner hat Lust auf Verzweiflung oder Scham. Und das hat zur Folge, dass es automatisiert ablaufende Prozesse gibt, diese Gefühle wegzudrücken. Diese Prozesse laufen auch in der Meditation ab, wenn ich sie mir nicht bewusst mache.

Die meisten von uns meditieren ja nicht stundenlang. Ist es da nicht okay, für zehn Minuten den Liebeskummer mal los sein zu wollen?

Genau das Gegenteil wäre der Fall! Wenn es mir gelingen würde, den Liebeskummer – oder welches Gefühl auch immer – in der Meditation möglichst achtsam wahrzunehmen, besteht die Chance, dass es wieder gehen kann. Denn so funktionieren Gefühle im Großen und Ganzen: Wenn sie wahrgenommen werden und einen gewissen Raum bekommen, können sie langsam wieder abebben.

Woher weiß man all das?

Neurowissenschaftliche Studien zeigen das eindrücklich: Da bekommt eine Gruppe von Versuchspersonen den Auftrag, ein Gefühl wahrzunehmen. Sie wird verglichen mit Leuten, bei denen ein Gefühl aktiviert wurde, denen man dann aber eine mentale Aufgabe zum Ablenken gibt. Bei denen, die das Gefühl nicht wahrnehmen konnten, sind die emotionalen Hirnareale länger aktiv. Die Forscher haben Emotionen daher mit einem Wecker verglichen: Wenn ich das Gefühl wahrnehme, kann ich auf den Wecker draufdrücken und er gibt Ruhe. Wenn ich das Gefühl habe, es aber nicht wahrnehme, besteht diese Chance nicht.

Ich habe durchaus ein bisschen Schiss vor unangenehmen Gefühlen. Ich weiß ja nicht, was da kommt: Angst, Trauer – eine unerfreuliche Wundertüte. Woher bekomme ich die Zuversicht, dass mich das nicht total überrollt?

Ja, das ist die klassische Befürchtung: Oh Gott, wenn ich diesen Topf aufmache, dann passiert etwas ganz Schlimmes. Der Verstand sagt: Wenn du da hinguckst, wirst du das Gefühl nie wieder los. Das wird immer schlimmer. Das hältst du nicht aus. In Wirklichkeit ist das aber gar nicht so.

Andreas Knuf, Gefühlen Raum geben, Meditation
Andreas Knuf empfiehlt beim Meditieren den Gefühlen durch den Körper Raum zu geben. Foto: Serge Yonas

Ihre Empfehlung ist also: Lass diese alarmierenden Gedanken ziehen, öffne dich aber durchaus für die Gefühle. Richtig?

Das gilt vor allem für Gefühle, die in einer aktuellen Situation stimmig sind. Wenn ich einen Verlust erlebt habe und es kommt Trauer, wenn etwas Bedrohliches passiert und es zeigt sich Angst. Diese Gefühle sollten unbedingt wahrgenommen werden. Es geht dabei nicht nur darum, sie kurz zu registrieren, wie wir das bei einem Gedanken vielleicht tun würden, sondern ihnen etwas mehr Raum zu geben.

In der Meditation wird allerdings oft empfohlen, auch Empfindungen nur kurz mit einer kleinen mentalen Notiz zu benennen, zum Beispiel: „Da ist Angst“…

Das ist der erste Schritt, in diesen Fällen geht es aber auch darum, der Empfindung Raum zu geben: Kein Nachdenken, kein Verstehen wollen, sondern eine innere Bereitschaft, das Gefühl wahrzunehmen, solange es da ist. Dann gibt es aber auch andere Gefühle, etwa solche, die wir durch unsere Gedanken selber erzeugen. Denen brauchen wir nicht viel Aufmerksamkeit zu schenken, da geht es eher darum, unsere Gedanken ziehen zu lassen, damit das Gefühl wieder abklingt.

Sie unterscheiden hier zwischen Gedanken und Gefühlen …

Ja, aber diese Unterscheidung ist letztlich nicht korrekt. Wenn man genauer hinguckt, sind Gedanken und Gefühle hoch systemisch vernetzt. Es gibt keine reinen Gedanken ohne eine emotionale Qualität, und es gibt auch kein reines Gefühl ohne eine mentale Qualität. Trotzdem glaube ich, dass es in den meisten Fällen hilfreich ist, wenn wir diese Unterscheidung treffen und uns daran orientieren.

Ich habe als Vorbereitung auf unser Gespräch in meinen Meditationen Gefühle bewusst zugelassen, um zu gucken, was das ändert. Dabei erlebte ich einen ganz unangenehmen Moment, in dem mit dem Einatmen direkt Angst zu spüren war. Und sofort kamen auch Gedanken, ausgelöst durch dieses Gefühl von Furcht. Sie erschienen mir wichtig, weil sie eine emotionale Qualität hatten …

Womöglich ist da ein Gefühl wahrgenommen worden, das sonst auch da ist. Wenn wir Gefühle in unser offenes Gewahrsein einbeziehen, werden sie eher wahrnehmbar. Wir haben natürlich viele Gedanken, die nur verbale Erinnerungsblitze sind, ohne großen emotionalen Gehalt. Die können wir guten Gewissens vorbeiziehen lassen. Und dann taucht ein Gedanke an ein Abendessen mit Freunden auf und ich merke: Das ist nicht nur ein Gedanke, sondern da ist noch was anderes. Eine milde Aufregung. Dann würde ich dieser Aufregung etwas Raum geben. Aha, Aufregung. Ich bleibe weiterhin in der Achtsamkeit. Ich nehme wahr, was passiert. Und dann würde die leichte Aufregung vielleicht stärker werden, oder sie würde gehen und es würde irgendeine andere Empfindung an die Stelle treten. Das wäre wirkliche Achtsamkeit: Man wäre mit dem offenen Gewahrsein Wahrnehmer diese ganzen Empfindungen, die sich zeigen.

Viele Menschen meditieren, um im Alltag Ruhe und Entspannung zu finden. Und nicht, um noch mehr zu fühlen…

Die Frage ist, wie wir in Verbindung kommen mit Empfindungen von Ruhe, Frieden oder Stille. Oft versuchen wir, diese Empfindungen zu „machen“, man strengt sich an, jetzt besonders ruhig zu sein. Meistens klappt das nicht und das verursacht dann noch mehr innere Unruhe. Bei dieser Methode ist ein Wollen dahinter, ein zu erreichendes Ziel. Tiefere Stille oder Frieden sind aber nicht geplant erreichbar. Dorthin gelangen wir nur durch eine Form von Hingabe. Bei dieser Form der Meditation lassen wir alles da sein, was ist. Wenn wir das sogenannte Offene Gewahrsein wirklich ernst nehmen, können wir uns auch vor unseren Gefühlen und Stimmungen nicht verschließen. Wir nehmen wahr, was ist, ohne uns an diese Empfindungen anzuhängen, also dem Gedanken folgen, das Gefühl verstehen wollen usw. Es ist wirklich ein reines Wahrnehmen.

Was geschieht dann?

Mit der Zeit geht es wie bei einer Zwiebel Schicht für Schicht immer weiter hinein. Dann kommt man sozusagen auf eine natürliche Weise in diesen stilleren Bereich. Meditation sollte nicht funktional eingesetzt werden, um etwas zu erreichen, sondern als eine Bereitschaft, sich für das zu öffnen, was ist. Dann geht irgendwann die Tür auf. Das passiert ja nicht immer, aber jeder, der lange meditiert, kennt diesen Zustand, wenn die Tür aufgeht oder wenn die Tür eben nicht aufgeht.

Das bedeutet, ich muss mir im Vorfeld keine Gedanken machen: Wie lange fühle ich etwas und wann höre ich damit wieder auf? Sondern ich fühle das Gefühl und von alleine passiert irgendwann was anderes?

Ja, das ist ein Prozess, der nicht unter meiner Kontrolle ist. Ich muss nur in dieser Bereitschaft bleiben, mich dem zu öffnen. Die meisten Emotionen halten nur sehr kurz an, eine Minute oder sogar noch weniger. Wenn ich aber beispielsweise in einem akuten Trauerprozess bin und mich zum Meditieren hinsetze, wird natürlich immer wieder die Trauer kommen, und ich gebe ihr immer wieder Raum. Mit der Zeit wird das Gefühl dann schwächer werden und ich habe sozusagen Trauerarbeit auf dem Meditationskissen gemacht – das ist nicht das Schlechteste.

Yin Yang, Zen, Meditation, pixelshot via Canva
Foto: pixelshot via Canva

In Ihrem Buch „Nix wie fühlen!“ schreiben Sie, dass es nicht sinnvoll ist, von guten und schlechten Gefühlen zu sprechen, sondern eher von angenehmen und unangenehmen. Im Grunde läuft es darauf hinaus, dass auch die unangenehmen Gefühle gut für uns sind. Richtig?

Ursprünglich sind alle Gefühle hochfunktional. Die Evolution wäre nicht so blöd gewesen, sich irgendwelche Gefühle auszudenken, die für nichts gut sind. Aber den reinen Ausdruck eines Gefühls, das reine Durchleben der Gefühlswelle, erleben wir eigentlich nur bei Kindern. Sobald das mentale System einsetzt, finden Bewertungsprozesse des Gefühls statt und mentale Prozesse erzeugen selbst Gefühle, erhalten sie aufrecht oder verstärken sie. Dann nimmt der innere Schlamassel seinen Lauf. Wir versuchen dann, unangenehme Gefühle loszuwerden. Aber man kann auch nicht sagen, dass man generell alle Gefühle immer fühlen soll. Es gibt durchaus Gefühle, die nicht durchfühlt werden sollten.

Welche?

Zum Beispiel immer wiederkehrende Gefühle, die biografisch verursacht sind, etwa eine frühe Verlusterfahrung. Wenn ein Elternteil früh verstorben ist, dann kann es gut sein, dass ich im späteren Leben immer wieder von dem Gefühl von Traurigkeit, von Verlassenwerden, von Einsamkeit oder Isolation berührt werde. Dieses immer gleiche Gefühl tausend Mal zu fühlen, bringt mich nicht weiter. Für solche Gefühle brauchen wir professionelle Unterstützung, die lassen sich nicht „wegmeditieren“. Wenn ein Mensch eine Trauma-Erfahrung gemacht hat, dann schießen in der Folge trauma-assoziierte Gefühle manchmal sehr schnell in großer Heftigkeit ein. Und wenn man die fühlt, dann ist man verloren, sie sind zu stark.

Wenn mir in der Meditation immer wieder dasselbe Gefühl begegnet und nicht von alleine nach einer Weile verschwindet, dann wäre es also gut, das mit jemand anderem anzugucken?

Genau. Diese biografisch verursachten Gefühle kann man in der Regel erkennen. Zum Beispiel daran, dass sie sich immer gleich anfühlen, dass keine Veränderung stattfindet. Außerdem gehen sie oft einher mit dem Empfinden von Ohnmacht, Ausgeliefertsein oder auch Verzweiflung. Es gibt also durchaus Kriterien, woran man sie erkennen kann.

Welche Ausnahmen gibt es noch?

Die sogenannten sekundären Gefühle. Sie haben die Funktion, ein anderes Gefühl zu überdecken, zu tarnen. Man hat zum Beispiel Angst, spürt die Angst aber nicht, sondern geht in den Ärger hinein. Auch Schamgefühle sind sehr aversiv: Ich will das nicht haben und gehe dann in den Ärger hinein, in die Attacke. Wenn wir jetzt achtsam das sekundäre Gefühl fühlen, können wir uns nicht für die eigentliche Empfindung öffnen. Oft ist Ärger solch ein sekundäres Gefühl. Wenn das stark ist oder sich immer wieder zeigt, kann man sich fragen: Was ist dahinter oder darunter? Da sind dann die verletzlicheren Gefühle, eben beispielsweise die Scham. Aber dazu muss ich den Meditationsprozess, in dem es ja nur um die reine Wahrnehmung geht, verlassen und mich fragen, worum es eigentlich geht.

Hier geht es um Selbsterforschung?

Ja, und das ist tatsächlich nicht einfach. Wenn ich mich gut kenne oder mich gut wahrnehme, kann ich diesen Prozess vielleicht selber durchlaufen, oder mit freundschaftlicher Unterstützung, eventuell auch in einer therapeutischen Arbeit. Aber das ist etwas, das außerhalb der Meditation laufen muss. Innerhalb der Meditation geht das nicht. Deshalb sollte meiner Meinung nach die Meditation durch Selbsterforschung ergänzt werden.

Viele Menschen kommen zum Yoga oder in ein Meditations-Retreat, weil sie schlimme Erfahrungen gemacht haben und sich besser fühlen wollen …

Die Gefahr ist natürlich, dass ich mit meinem biografischen Köfferchen komme und denke: Oh, Yoga oder Meditation oder der MBSR-Kurs, der wäre doch jetzt gut für mich. Und insgeheim hoffe ich, zumindest für einige Zeit vor diesen blöden Empfindungen meine Ruhe zu haben. Dabei setze ich die Praxis funktional ein, um eine bestimmte Empfindung loszuwerden. Was ja vollkommen paradox ist, denn Achtsamkeit bestünde ja genau darin, präsent zu sein, sich für alles zu öffnen, was da ist, und möglichst wenig Bewertung vorzunehmen. Wenn ich versuche, auf diese Weise meine unangenehmen Gefühle zu meiden, wäre ich in die Falle gegangen. Aber das ist natürlich absolut verständlich.

Gibt es auch Meditationen, wo gar keine Gefühle auftauchen, oder hat man dann etwas falsch gemacht?

Wenn man auf eine bestimmte Art meditiert, kann man sich auch vor Gefühlen schützen: Wenn man den Körper überhaupt nicht bewegt, die Augen schließt, die Atmung stark kontrolliert und seinen Geist mit einem Mantra oder womit auch immer beschäftigt, verhindert man Gefühlswahrnehmung. Das wird ja teilweise auch genauso eingesetzt. Ich öffne mich dann nicht für das, was ist, sondern ich kontrolliere und manipuliere meinen Körper und Geist. Gefühle werden dann weniger wahrgenommen und meiner Meinung nach wird sich auch eine tiefere Form von Entspannung und innerem Loslassen nicht einstellen. Die Kontrolle führt eher zu einer Festigung der Ich-Struktur, als dass wir sie langsam loslassen könnten.

Meditation, Gefühlen Raum geben, HONG SON von pexels via Canva
Foto: HONG SON via Canva

Wie unterscheide ich zwischen Durchfühlen und Anhaften? Woran erkenne ich, ob ich emotional weiterkomme oder an einem Gefühl hängenbleibe?

Beim Durchfühlen sind wir wirklich mit der emotionalen Empfindung verbunden. Da bin ich im gegenwärtigen Moment. Ich nehme wahr: Da ist eine Traurigkeit, die sitzt im Brustraum, und wenn ich jetzt hinspüre, weitet sich diese Traurigkeit sogar noch aus. Sie nimmt noch mehr Raum in der Brust ein. Ich merke dann, wie sich das Gefühl vertieft. Und weil Gefühle nun mal über den Körper laufen, bedeutet das in der Regel auch, dass ich mit dem Körper gut verbunden bin. Das Anhaften dagegen ist ein mentaler Prozess. Ich frage mich: Warum bin ich schon wieder so traurig? Was ist nur los mit mir? Ich müsste die Traurigkeit doch längst überwunden haben, ich meditiere doch schon so lange. Oder mir fallen andere Situationen in meinem Leben ein, wo ich so traurig war. Mentaler Prozess oder Körperebene: Ich glaube, das ist der zentrale Unterschied.

Wie meditieren Sie selbst?

Ich meditiere mit viel Raum für den Körper. Die Zeit, wo ich mich zur Meditation hingesetzt habe und dann dachte, jetzt sitze ich hier still auf dem Kissen und bewege mich nicht mehr – das ist vorbei. Ich unterrichte das heute auch so und empfehle, dem Körper Raum zu geben. Der Körper darf sich auch während der Meditation bewegen.


Das Interview führte Ulrich Hoffmann. Er ist mehrfacher Bestsellerautor und zertifizierter Meditationslehrer. Er schrieb unter anderem das Standardwerk „Was Meditation wirklich kann“. Mehr Infos zu seinen Büchern gibt es auf seiner Website ulrichhoffmann.de.
Anlass für dieses Interview war Andreas Knufs Buch: „Nix wie fühlen! Achtsamer Umgang mit Gefühlen in Beratung, Therapie und Coaching“ (Arbor Verlag). www.andreas-knuf.de

Hier liest du einen weiteren Beitrag von Ulrich Hoffmann zu Meditation in Krisenzeiten:

Und hier erfährst du mehr über die Zusammenhänge von Psyche und Meditation:

Meditation: In 5 Schritten zu innerem Sonnenschein

Meditation vor einem Sonnenuntergang
(c) kieferpix getty images via canva

Man kennt’s: Die ewigen Klagen über das Wetter, den Regen, die Hitze, Gewitter … Gerade in unseren Breitengraden ist der Frühling nicht immer nur schön, sondern oft sehr wechselhaft. Um sich von solchen äußeren Gegebenheiten frei zu machen und die innere Mitte (wieder) zu finden, kann dir diese Meditation auf das dritte Chakra beziehungsweise den Solarplexus helfen.

Titelbild: Kieferpix/Getty Images via Canva

In der Yogatradition geht man davon aus, dass im Manipura Chakra der eigene Wille und die Kraft, in der Welt zu agieren, sitzen. Diesem Chakra werden die Farbe Gelb und das Element Feuer zugeordnet. Indem du dich bewusst darauf konzentrierst, kannst du deine persönliche Kraft und innere Mitte aktivieren und neuen Schwung in dein Leben bringen: Die innere Sonne geht auf!

Meditation: Innere Sonne

  1. Sitze bequem und mit aufrechter Wirbelsäule auf dem Boden oder einem Stuhl. Die Kopfkrone ist dabei himmelwärts ausgerichtet, die Arme sind vollkommen entspannt und die Hände liegen auf den Knien.
  2. Schließe die Augen und beobachte deinen Atem, ohne ihn zu verändern: Erlaube ihm, seinen natürlichen Rhythmus zu entfalten.
  3. Stell dir vor, dass du deinen Atem in einem goldenen Kreis auf Höhe des Solarplexus sammelst. Lass jeden Atemzug in diesen Kreis hinein fließen und dort zirkulieren.
  4. Visualisiere, wie beim Einatmen dieser goldene Kreis immer heller wird, wie ein funkelndes Feuer. Sprich beim Ausatmen leise oder innerlich das Bija-Mantra des dritten Chakras: “ram”.
  5. Wiederhole diesen Zyklus für 10 bis 20 Atemzüge. Vielleicht kannst du anschließend wahrnehmen, wie du nun energetisiert und zentriert in deinen Alltag zurückkehren kannst.

Du brauchst noch mehr Sonnenenergie? Im YogaWorld Journal 03/2025 findest du eine energetisierende Sonnen-Praxis mit Patrick Broome. So wie die Sonne den Tag zum Leuchten bringt, stimuliert diese Yogasequenz deine Lebensenergien, dein Prana, und lässt dich von innen heraus strahlen. Hier kannst du dir das Heft bestellen:

7 Dinge, die richtig gute Yogalehrer*innen ausmachen

guter Yogalehrer

Die Yogalehrerausbildung ist kein Zuckerschlecken – dir wird einiges abverlangt und es gibt viel zu lernen.  Wir möchten dir deshalb 7 Tipps an die Hand geben, die es sich als Yogalehrer*in zu wissen lohnt!

Text: Tobias Frank / Titelbild: Anthony Shkraba via Pexels

1. Wichtig ist, wer du bist, nicht was du weißt

Denkst du manchmal, dass du nicht genug weißt, um Yoga unterrichten zu können? Deine Schüler*innen kommen zu dir, weil sie durch dein Beispiel inspiriert werden wollen. Es geht nicht darum, was du weißt, sondern wer du bist. Sie wollen von dir nicht die tiefgründigste Erläuterung zu Patanjalis Yoga Sutren hören, sondern sie wollen oftmals nur wissen, wie Yoga DEIN Leben verändert hat.

2. Lieber authentisch als perfekt

Durch den Kontakt mit Yoga entwickelst du möglicherweise allerlei Idealvorstellungen eines yogischen Lebens: Vegane Ernährung, jeden Tag eine Stunde auf der Matte üben und so einiges mehr. Doch ganz ehrlich: Ständig Licht und Liebe sein müssen, kann einem ganz schön auf den Keks gehen. Wenn du wütend bist, kehr deine Wut nicht unter den Teppich. Und du musst deinen Schüler*innen auch nicht vorspielen, perfekter zu sein als du eigentlich bist. Stark ist, wer selbstbewusst zu seinen menschlichen Macken steht.

3. Vorbereitung ist gut, Spontanität ist besser

Hast du dir auch schon einmal die perfekte Yogastunde überlegt und am Ende kam alles ganz anders? Ein*e gute*r Lehrer*in ist spontan und in der Lage, auf die Bedürfnisse der Gruppe oder einzelner Schüler*innen einzugehen. Klar, Vorbereitung gibt Sicherheit. Souverän ist jedoch, wer sich auch manchmal traut, den Kopf auszuschalten und einfach aus dem Herzen zu sprechen.

4. Alles, was du nicht erlebt hast, ist geborgtes Wissen

Für mich persönlich ist nichts langweiliger als eine zehnminütige Geschichte, die ein*e Yogalehrer*in aus einem Buch vorliest oder ein Talk, in dem erzählt wird, was er oder sie gelesen oder von jemand anders gehört hat. Yoga ist Erfahrung, geborgtes Wissen dagegen wertlos! Unterrichte nur, was du persönlich verstanden, erlebt und durchdrungen hast und lasse den Rest einfach weg.

Lies auch: So bereitest du dich auf eine Yogalehrer-Ausbildung vor

5. Übung macht den Meister

Ein*e gute*r Lehrer*in wirst du durchs Unterrichten und deine eigene Praxis. Die Ausbildung kann dich auf diesen Schritt vorbereiten, doch es macht keinen Sinn, allzu lange zu zögern, noch mehr Bücher zu lesen oder Zusatzausbildungen zu machen. Anzufangen zu unterrichten ist ein Sprung ins kalte Wasser – aber einer, der sich lohnt und Freude macht.

6. Um mit Yoga Geld zu verdienen, reicht es nicht aus, ein guter Lehrer oder eine gute Lehrerin zu sein

Wenn du Yoga zu deinem Beruf machen möchtest, hast du bald zwei Jobs. Du bist Yogalehrer*in und gleichzeitig selbstständige*r Unternehmer*in. Der zweite Job ist bei den meisten Yogalehrenden nicht sonderlich beliebt. Doch wenn du wirklich von Yoga leben möchtest, begreife dich auch als Dienstleister*in. Das Wort Dienstleistung kommt von Dienen. Also fang an, deinen Schüler*innen zuzuhören und mit ihnen zu kommunizieren – beispielsweise mit Hilfe eines durchdachten Marketings.

7. Mach mal Pause – auch wenn es Spaß macht

Yoga zu unterrichten ist eine Arbeit, die Freude macht. Soviel Freude, dass du vor Begeisterung vielleicht leicht mal vergisst, dir selbst eine Auszeit zu gönnen. Doch wer viel geben möchte, sollte sich selbst auch genügend Aufmerksamkeit und Achtsamkeit gegenüber bringen. Ausreichend Pausen für dich und deine eigene Praxis helfen dir, fit und inspiriert zu bleiben!

Wie haben dir die 7 Tipps für Yogalehrende geholfen? Kannst du sie sogar noch ergänzen? Wie freuen uns über deinen Kommentar.


Tobias Frank ist Bodyworker, Buchautor und Seminarleiter seit über 15 Jahren. Vielleicht kennst du ihn von unserer YogaWorld Academy, wo er seine beliebten Thai Yoga Basisausbildungen anbietet. Thai Yoga hat sein Leben auf vielfache Weise bereichert: “Ich habe gelernt, dass ich der Welt umso mehr zu geben habe, je mehr ich mir die Erlaubnis gebe, Pause zu machen, für mich zu sorgen und meine eigene Energie hoch zu halten.” Mehr zu Tobias auf seiner Webseite thaiyoga.de oder direkt bei uns in der Academy.


“Der beste Yogalehrer, den man je finden kann, befindet sich im eigenen Inneren.” Was Mark Stephens damit meint, liest du hier:

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