Astrologie: So wirkt der November-Neumond im geheimnisvollen Skorpion

Wann ist Neumond? Den nächsten Neumond erwarten wir am 20. November 2025. Um 07:47 Uhr steht er im Zeichen Skorpion. Welche Energien jetzt wirken und wie du diese am besten für dich nutzen kannst, erfährst du weiter unten im ArtikelHier ist eine Übersicht aller Neumonde 2025, alle Daten mit Uhrzeit, Sternzeichen sowie einige Tipps für die Arbeit mit der Neumondenergie.

Titelbild: Alan Phillips von Getty Images via Canva

Der Mond übt schon seit Tausenden von Jahren eine starke Faszination auf die Menschheit aus. Immerhin regelt er mit seiner Kraft die Gezeiten und nimmt auch bei manchen Menschen Einfluss auf das Schlafverhalten. Er gilt als Symbol für weibliche Energie, Weisheit und Intuition. Die bewusste Auseinandersetzung mit den verschiedenen Mondphasen hilft dabei, dich mehr mit dir, der Erde und dem Kosmos zu verbinden.

Nutze die Neumondenergie, um deinen Fokus und deine Ziele neu zu setzen oder aufzufrischen. Öffne dich neuen Ideen und Projekten. Hier findest du Inspiration für dein Neumond-Ritual.

Neumond 2025
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29. Januar 2025: Neumond im Wassermann

Um 13:35 Uhr: Der erste Neumond des Jahres findet im Luftzeichen Wassermann statt. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um deine Intentionen für die kommenden Monate zu setzen und deine Ziele klar zu formulieren.

Die vorangegangene Steinbock-Energie hat uns einen klaren und fokussierten Blick beschert. Dadurch haben wir die Dinge realistisch gesehen und eingeordnet. Nach dieser strukturierten und eher dunklen Zeit bringt der Wassermann mehr Leichtigkeit mit sich. Er lädt uns ein, den Blick weiter werden zu lassen und offen nach vorne zu gehen. Der Wassermann hilft uns, Visionen zu erkennen und Neues anzunehmen. Frage dich daher:

Wo kann ich Kontrolle abgeben?” Bist du bereit, den kommenden Monaten mit offenen Armen entgegenzugehen?

Die Themen rund um Wandel, Veränderung und Dynamik sind mit Pluto im Wassermann generell prägende Faktoren in diesem Jahr. Es findet der Übertritt in eine neue Ära mit technischen Entwicklungen, gemeinschaftlichen Verantwortungen und neuen Machtverhältnissen statt. Eine ziemlich herausfordernde Zeit für alle, die gerne an ihren gewohnten Strukturen festhalten und die Kontrolle behalten.

Neumond 2025
Januar Wassermann: Herzöffner
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Nutze daher den Neumond und seine Energie, um leichter in diese dynamische Zeit einzutreten. Wandel ist unvermeidbar. Daher hilft es, offen und neugierig zu bleiben, frei nach dem Motto: “Open your mind”!

Dabei kann dich auch deine Yogapraxis unterstützen. Schaffe dir mit erdenden Asanas eine haltgebende Basis, um voller Mut und Vertrauen dein Herz zu öffnen und dem Leben zu vertrauen.

28. Februar 2025: Neumond in den Fischen

Um 01:44 Uhr findet der Neumond in den Fischen statt. Dieses Mondereignis ist sehr kraftvoll und fordert dich dazu auf, deine Ängste zu ergründen und aufzulösen. Lass deine perfektionistischen Ansprüche los und gib dich, wie ein Fisch im Wasser, deiner Intuition und dem Vertrauen in das Leben hin.

Die Fische-Saison leitet eine empfindsame und verträumte Zeit ein. Themen wie Urvertrauen, Kreativität und Spiritualität sind in dieser Zeit besonders präsent. Wie ein Fisch in die tiefen und dunklen Regionen eines Gewässers taucht, erkunde auch du die Tiefen deines Unterbewusstseins. Nimm dabei ganz bewusst wahr, auf welche Glaubenssätze, Empfindungen und Ängste du stößt. Wo engst du dich selbst in deinem Leben ein und wo wirst du von dir selbst zurückgehalten?

Nimm diese Erkenntnisse wahr und lass sie anschließend wie von einer Strömung davontragen. Vertraue auf dich, deine Bedürfnisse und den Fluss des Lebens.

Spiritualität, Kreativität
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Fische sind sehr kreative und spirituelle Wesen. Daher ist es gut möglich, dass du den Drang verspürst, dich neuen Projekten zu widmen. Der Frühling steht vor der Tür und es ist Zeit dich den Farben und schönen Dingen des Lebens zu öffnen.

Mars direktläufig

Dabei können dich auch die Energien des direktläufigen Mars unterstützen. Seit dem 24.2. bringt Mars mehr Bewegung in unser Leben und weckt uns aus dem Winterschlafmodus auf. Er sorgt dafür, dass unsere Gefühlswelt wieder in Schwung kommt und wir den Mut finden, Situationen oder Aufgaben anzupacken, die uns in den letzten Wochen noch unerreichbar schienen. 

Nimm diese frische Energie mit in deine Yogapraxis und lass dich, wie ein Fisch durchs Wasser, von deiner Intuition durch die Bewegungen tragen. Sei frei und fließend auf deiner Matte, sodass die Abfolge fast schon tänzerisch wirkt. Gestalte die Praxis so, wie du durch dein Leben gehen möchtest.

29. März 2025: Neumond im Widder

Um 11:57 Uhr findet der erste Neumond im astrologischen Venus-Jahr statt, das am 20.März begonnen hat. Der Neumond im Widder läutet als erster Archetyp im Tierkreiszeichen den Frühling und den Start für ein weiteres Kapitel in deinem Leben ein. Gleichzeitig beendet eine partielle Sonnenfinsternis die beim letzten Vollmond eingeleitete Eclipse-Saison.

partielle Sonnenfinsternis
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Waren die letzten zwei Wochen emotional aufwühlend? Kein Wunder, denn ausgelöst von der Mondfinsternis werden häufig Themen an die Oberfläche gebracht, die wir lieber im Verborgenen lassen wollen. Die Eclipse-Saison fordert uns auf, genauer hinzusehen, Veränderungen einzuleiten und uns von negativen Einflüssen zu verabschieden.

Die Sonnenfinsternis bereitet dich nun auf neue Ereignisse und Erlebnisse vor. Jetzt hast du wieder genug Kraft, um dich zu öffnen. Dabei geht es bei diesem Neumond gar nicht darum, konkrete Pläne und Ziele zu manifestieren – öffne dich einfach für dein Leben. Unterstützt von diesem Ereignis und der feurigen Widder-Energie wirst du intuitiv spüren, was du tun möchtest und was nicht. 

Deine Yogapraxis kann dich dabei unterstützen. Dazu bieten sich Herzöffner an, die die Hingabe an das Leben symbolisieren.

27. April 2025: Neumond im Stier

Um 21:31 Uhr steht der Neumond im Stier. Die erdende Energie des Stier-Neumonds lädt dich dazu ein, dich damit zu beschäftigen, was (Selbst-)Sicherheit und Kreativität für dich bedeuten. Finde deine innere Stabilität und deine Kraft durch deinen Selbstausdruck und dich wird so schnell nichts erschüttern können. Wie kommst du am besten in deine Power? 

Bedenke aber auch, dass weniger oft mehr ist: zu viel Kraft und Anstrengung kann dich auch unflexibel werden lassen. Versteife dich nicht und vermeide übermäßigen Perfektionismus. Eine Meditation oder ein Ritual können dir dabei helfen, alte Meinungen und Überzeugungen zu hinterfragen und all das aufzulösen, was dir nicht mehr dient.

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Stiere gehören zum Element Erde und sind für ihre Ausgeglichenheit und Loyalität, aber auch für ihre Sturheit bekannt. Wo könntest du einen Ausgleich brauchen? Wo lohnt sich vielleicht etwas mehr Beharrlichkeit und Standfestigkeit? Und wo darfst du lernen, ein bisschen mehr loszulassen?

Wenn du möchtest, nimm diese Fragen mit in deine Yogapraxis. Vielleicht übst du heute deine Core-Stabilität, deine Balance oder du praktizierst Grounding.

27. Mai 2025: Neumond im Zeichen Zwillinge

Um 05:02 Uhr steht der Neumond im Luftzeichen Zwilling. Die Zwillingsenergie bringt Neugierde, Offenheit und eine frische Brise Leichtigkeit mit und macht damit diesen Neumond zu einer perfekten Gelegenheit für einen Reset. Vor allem das Thema Kommunikation wird jetzt besonders relevant und birgt unter dem Einfluss des spielerischen und manchmal etwas vorlauten Zwilling auch das Potenzial für Missverständnisse. Überlege jetzt gut, was wichtig ist und formuliere bedacht und klar. Die Zeit um den Neumond ist wunderbar geeignet, um Intentionen für das zu setzen, was du in dein Leben einladen möchtest – doch was genau ist das? Wage es, ganz konkret zu träumen und nimm deine Wünsche beim Wort. Vielleicht hilft dir auch ein Ritual, deine Gedanken zu sortieren und dir eine kleinen Ruhepol in dieser übersprudelnden Energie zu schaffen. 

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Planeten: Saturn im Widder und Merkur im Zwilling

Saturn zieht am 25. Mai in den Widder und schafft damit die Grundlage für Struktur und Durchhaltevermögen. Allerdings kann die Natur des Widders auch manchmal etwas sprunghaft sein, doch mit der richtigen Portion Achtsamkeit kannst du wertvolle Impulse setzen. 

Einen Tag vor dem Neumond, am 26. Mai, tritt Merkur, der Herrscherplanet des Zwilling in sein Zeichen. Damit intensiviert er nochmal dessen positive Energie.

25. Juni 2025: Neumond im Zeichen Krebs

Am 25. Juni um 12:31 Uhr steht der Neumond im Krebs. Ganz typisch für ein Wasserzeichen ist der Krebs sehr sensibel und kann manchmal seiner schwankenden Stimmung ausgeliefert sein. Wenn ihm etwas zu viel wird, zieht er sich schnell in seine harte Schale zurück.

Da der Mond den Krebs beherrscht, wirkt dieser Neumond besonders auf emotionaler Ebene. Er bringt die Chance mit sich, endlich damit aufzuhören, ständig Dinge aufzuwirbeln, die eigentlich längst klar sind. Stattdessen kannst du langsam in ruhigere Gewässer aufbrechen. Ein achtsamer und friedlicher Umgang mit dir selbst im Inneren und mit anderen im Außen steht jetzt vor allem im Mittelpunkt.

Dieser Neumond ist ideal, um dich zu fragen: Mit welchen Emotionen möchte ich in die Zukunft gehen? Was ist in diesem Moment wichtig und was gehört in die Vergangenheit? Und was davon ist wirklich meins – was trage ich für andere?
Für alle, die auf einen Durchbruch gewartet haben: Jetzt ist die Zeit dafür gekommen. Doch es ist ein leises Loslassen: Es wird keine großen Wellen schlagen, dafür aber große Kreise ziehen.

Yoga-Tipp: Versuche einen sanften, intuitiven Flow, der dich achtsam mit dir sein lässt und dich behutsam von einer Asana in die Nächste leitet.

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24. Juli 2025: Neumond im Zeichen Löwe

Am 24. Juli um 21:11 Uhr steht der Neumond im Feuerzeichen Löwe und entfacht Selbstvertrauen und neuen Mut. Es geht heiß her: Löwen sind leidenschaftlich, was ihre Überzeugungen angeht und stark in ihren Entscheidungen. Sie folgen ihrem Herzen und treten entschlossen den Herausforderungen entgegen, die auf diesem Weg gemeistert werden müssen.

Was liegt vor dir auf deinem Weg, das du annehmen darfst?

Löwe
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Der Neumond fordert dich heraus, dich zu fragen, wofür du brennst. 
Jetzt ist es an dir zu erkennen, was dich ausmacht und wie du deine individuellen Fähigkeiten einsetzen kannst, um dein inneres Feuer zum Leuchten zu bringen. Sei dabei achtsam mit dir und anderen und höre auf dein Herz. 

Yogatipp: Integriere Herzöffner in deine Yogapraxis. Vielleicht inspiriert dich dieser Flow für eine kraftvoll ausbalancierte Energie.

23. August 2025: Neumond im Zeichen Jungfrau

Am 23. August 2025 um 08:06 Uhr steht der Neumond im Sternzeichen Jungfrau. Es gilt als ordnungsliebend und bringt als Erdelement eine ruhige Energie mit sich. Dieser Neumond eignet sich daher hervorragend, um nicht nur Intentionen zu setzen, sondern gleich einen konkreten Plan zu formulieren. Dafür braucht es eine klare Haltung, Genauigkeit und eine gesunde Portion Pragmatismus.

Herz und Kopf dürfen zusammenarbeiten und die innere Stimme möchte nicht nur gehört werden, sondern auch sachlich sprechen. Der Fokus liegt dabei besonders auf der praktischen Durchführung der nächsten Schritte. Folgende Fragen können dabei helfen:

Wo bedarf es mehr Ordnung und Struktur in deinem Leben?
Was sind die nächsten Teilziele, die dich deinem Traum näher bringen?
Wie sehen diese genau aus und wie lassen sie sich effektiv in deinen Alltag integrieren?

Yoga-Tipp: Eine erdende Sequenz beruhigt und verbindet Körper und Geist zu einer Einheit. Wenn du strategisch üben möchtest, versuche Somatic Strength Training. Es kräftigt den Körper, stärkt das Nervensystem, und schafft das Fundament für eine vielseitige und individuelle Praxis.

c: Tim Samuel von Pexels
Foto: Tim Samuel von Pexels via Canva

21. September 2025: Neumond im Zeichen Jungfrau (partielle Sonnenfinsternis)

Am 21. September um 21:54 Uhr steht der Neumond im Erdzeichen Jungfrau. Moment, hatten wir das nicht schon im August? Tatsächlich könnte dieser Neumond fast wie ein Déjà-vu wirken, denn mit der Wiederholung der Jungfrau-Energie wirbelt er noch einmal dieselben Themen auf: Struktur, Ordnung, Selbstwert – hier darfst du einen zweiten Blick darauf werfen. Was mit dem August-Neumond auf 0° angefangen hat, schließt mit dem Septembermond auf 29° und einer partiellen Sonnenfinsternis ab. Dazwischen war – wir erinnern uns – noch der Blutmond, der die tiefste Intuition ans Licht gebracht hat. Die Sonnenfinsternis trägt dich nun über die Schwelle in deine neue Realität. 

Herbsttagundnachtgleiche am 22.09.2025

Als wäre das noch nicht genug, wirst du einen Tag nach dem Neumond von der Herbsttagundnachtgleiche in deinem Wandel unterstützt. Sie legt dir den Wendepunkt direkt vor die Füße. Das ist kein schnelles energetisches Aufräumen mehr, das ist innerer Großputz! Gleichzeitig bietet sich eine echte Chance für nachhaltige Transformation. Nimm dir die Zeit zurückzublicken, was sich in den letzten vier Wochen verändert hat:

Welche Gewohnheiten hast du etabliert?
Wo konntest du mehr Klarheit gewinnen?
Was durftest du für dich erkennen?

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Hast du noch etwas übersehen? Schau dich ein letztes Mal genau um, bevor du in dein nächstes Kapitel aufbrichst. Nimm nur mit, was dir dienlich ist. Dann blicke auf das, was vor dir liegt: unberührtes Potenzial, das darauf wartet, von dir gestaltet zu werden. Doch sei dir darüber im Klaren, dass es auch dich formen wird. Bist du bereit?

Yoga-Tipp: Du wirst merken, wie wenig du brauchst, wenn du dir die Freiheit gibst, dich selbst immer wieder neu zu (er-)leben. Somatic Yoga hilft dir dabei, deine Bewusstheit und Wahrnehmung zu entwickeln und deine Wahrheit zu verkörpern. Erde dich, indem du dich in der Verbindung zu dem spürst, was dich umgibt. 

21. Oktober 2025: Neumond im Zeichen Waage

Am 21. Oktober um 14:25 Uhr steht der Neumond im Zeichen Waage. Das ausgeglichene Luftzeichen steht für Gerechtigkeit, Harmonie und Balance und ist bekannt dafür, am liebsten immer im Gleichgewicht sein zu wollen. Doch die Aufgabe der Waage ist nicht der Zustand der Ausgeglichenheit allein, sondern das Messen dessen, was es braucht, um diesen Zustand zu erreichen.

Frage dich, wo die Dinge aus dem Lot geraten sind. Was kannst du für einen Ausgleich tun? Bedenke aber, dass es dafür ein gewisses Maß an Sensibilität und Fingerspitzengefühl braucht. Auch kleinere Schwankungen sind völlig normal. Lass dich davon nicht aus der Bahn werfen. Gehe behutsam und klug vor, um zu viel Hin und Her zu vermeiden.

Balance ist nichts Statisches, sondern etwas Dynamisches. Vielleicht geht es weniger um einen festen und scheinbar sicheren Halt als vielmehr um das Etablieren einer freiheitlichen Haltung, die auch etwas Spielraum zulassen kann.

Das Lichterfest Diwali

Für Yogi*nis ist dieser Neumond etwas Besonderes, denn er fällt mit Diwali zusammen, dem hinduistischen Fest der Lichter. Es ist eine spirituelle Erinnerung daran, dein inneres Licht, welches im Kontext mit Yoga als Symbol für Bewusstsein steht, zu entzünden.

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Yoga-Tipp:

Mit Hilfe von Meditation kannst du dein Leben auf den Prüfstand stellen. Doch vergiss nicht: Auch Ernsthaftigkeit und Spiel dürfen Hand in Hand gehen. Lerne Leichtigkeit zuzulassen und zentriere dich mit einem kreativen Flow für Core und Gleichgewicht. Hilfreiche Tipps, wie du deine Balance-Haltungen noch besser stabilisieren kannst, findest du hier:

20. November 2025: Neumond im Zeichen Skorpion

Am 20. November gegen 7:47 Uhr steht der Neumond im Sternzeichen Skorpion. Das Wasserzeichen steht für Tiefgründigkeit und Intuition, und bringt in Kombination mit der Neumondphase ein besonders intensives Transformationspotenzial. 

Unterdrückte Gefühle, von denen du dachtest, sie wären schon lange untergegangen, wollen jetzt an die Oberfläche kommen. Lass ruhig zu, dass sie auftauchen. Dann atme tief durch und lass sie ziehen. Auch deine Ängste möchten liebevoll konfrontiert werden. Sie fragen dich: Welche Geheimnisse hast du vor dir selbst? Die Antwort ist zugleich der Schlüssel zur Lösung.  

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Jegliche Arten von Beziehungen, sei es freundschaftlich, familiär oder romantisch, können sich jetzt vertiefen oder klären und auf eine neue Ebene gehoben werden. Hier liegt eine große Chance für echte Nähe und Intimität. Die Voraussetzung dafür ist allerdings, dass du auch die Verbindung zu dir selbst nicht verlierst und deine Bedürfnisse authentisch und mit Freude lebst. 

Yoga-Tipp:

Nutze gezielt das Potenzial der Chakren, um dich der emotional transformativen Energie des Skorpions zu öffnen. Pranayama ist eine zuverlässige Konstante, die dich im Prozess der Veränderung unterstützt.


Alle nächsten Neumonde 2025 im Überblick:

20. Dezember 2025 um 02:43 Uhr im Zeichen Schütze


Du möchtest wissen, an welchen Tagen 2025 Vollmond ist? Alle Daten und Tipps findest du in unserem Vollmondkalender:

Weck dein Herz auf – Herzöffner-Sequenz mit Annika Isterling

Aufmachen, statt zumachen: Annika Isterling ist überzeugt, dass ein offenes, liebendes Herz die beste Kraft ist, um in dieser von Unsicherheit, Gewalt und Angst geprägten Zeit zu bestehen. Hier erklärt sie, wie uns die Yogapraxis in drei Schritten auf den richtigen Weg bringen kann und zeigt dir eine passende Herzöffner-Sequenz.

Text und Sequenz: Annika Isterling / Fotos: Nela König

Die Nachrichten machen es uns dieser Tage nicht gerade leicht: Vieles von dem, was wir da hören, sehen oder lesen, kann uns überfordern, ängstigen oder so traurig machen, dass wir uns dem Geschehen am liebsten gar nicht mehr aussetzen wollen. Trotzdem wäre es falsch, jetzt dicht zu machen, sich nicht mehr berühren zu lassen und abzustumpfen. Im Gegenteil: Gerade jetzt ist der Moment, sich immer wieder darin zu üben, offen zu bleiben und wach für all das Gute, das dieses ganze wilde, große Leben neben dem Schwierigen ja auch bereithält – und für dich selbst darin.

Was immer wir nämlich üben und praktizieren, wird stärker, das gilt auch für unsere Fähigkeit zu lieben. Das Gegenteil von Liebe ist nicht die Wut, sondern die Angst. Sie trennt uns von der Welt und den anderen. Jede Angst, mit der wir uns nicht auseinandersetzen, wird zum Gift für unser gesamtes System. Wer sein Herz dagegen öffnet und liebevoll, mitfühlend auf seine Ängste schauen kann, wird erkennen, dass die Liebe immer stärker ist als die Angst. Das Herz verbindet. Das ist seine Aufgabe.

In den Moment kommen

Aber wie können wir das im Yoga üben und ein waches, offenes Herz kultivieren? Nach meiner Erfahrung geschieht diese Öffnung in drei Schritten. Es beginnt damit, dass wir ganz bewusst in den Moment kommen. Alleine schon, indem wir pausieren und langsamer werden, steigt unsere Fähigkeit, den Moment wahrhaftig zu erleben. Im Jetzt angekommen, können wir auch unsere Gewohnheitsmuster bewusster wahrnehmen, allem voran unsere Sorgen und Zweifel. Wir alle tragen ein tiefes Bedürfnis nach Sicherheit in uns. Neurobiologisch sind wir darauf konditioniert, unsere Antennen für Bedrohungen ständig offen zu halten und besorgniserregenden Informationen sehr viel mehr Raum zu geben als den positiven. In der ersten Phase der Praxis kultivieren wir deshalb eine ruhig beobachtende Haltung, in der wir uns selbst, unsere Gefühle, Reaktionen und Muster achtsam wahrnehmen. Gleichzeitig verbinden wir uns aber immer wieder ganz bewusst mit dem jetzigen Moment. Diese Art, präsent zu sein mit dem, was ist, ist die reinste Form von Liebe.

Das Gute zuerst sehen

Im zweiten Schritt geht es darum, dem Guten auf mehreren Ebenen mehr Raum zu geben. Häufig vergessen wir die uns eigene Güte, unsere Fähigkeit, freundlich, wohlwollend und nachsichtig gegenüber anderen und natürlich auch uns selbst zu sein. Stattdessen fühlen wir uns häufig eher im Mangel. Weil wir uns nach Belohnung sehnen, halten wir ständig Ausschau nach etwas, das der gegenwärtige Moment, die gegenwärtigen Personen womöglich nicht haben. Auch hier haben wir damit zu kämpfen, dass sich negative Erfahrungen schneller und fester in unserem Bewusstsein verankern als positive.

Dem kann man aber entgegenwirken: Schon wenn du nach einer positiven Wahrnehmung 20 bis 30 Sekunden innehältst, kann diese schöne Erfahrung in deinem Gedächtnis besser Raum greifen. Deswegen solltest du in diesem Teil der Praxis immer wieder pausieren und das Gute in dir und diesem Moment bewusst spüren. Das ist auch deshalb so heilsam, weil es für viele zu einer Art Autopilot geworden ist, sich selbst und andere permanent zu bewerten. Die Praxis ist also auch eine Einladung, diesen Autopiloten abzuschalten und erst mal vor allem das Gute in dir und in anderen zu sehen. Andere Menschen sie selbst sein zu lassen, sie nicht mehr ändern zu wollen, ist unglaublich befreiend und erhebend.

Liebe leben

Schon Rumi sagte: “Deine Aufgabe ist es nicht, nach Liebe zu suchen. Finde stattdessen die Barrieren, die du in dir selbst gegen die Liebe aufgerichtet hast.” Je mehr wir Liebe geben, desto mehr füllen wir uns selbst mit dieser Liebe an. Im dritten Teil der Yogapraxis weiten wir den Herzensraum, öffnen uns für liebevolle Energie und erlauben ihr, durch uns hindurchzufließen. Diese Form von Liebe kennt keine Bedingungen. Das ist bedeutsam, denn unser Bedürfnis nach Zugehörigkeit führt häufig dazu, dass wir Liebe konditionieren, dass wir in Beziehungen kontrollieren oder festhalten. All das verschließt das Herz und führt zu Erwartungen und Schuldzuweisungen. Mit einem offenen, liebevollen Herzen wird es einfacher, alle Arten von Beziehungen zu akzeptieren. Das üben wir in der Yogapraxis, indem wir Kontrolle bewusst ab- und uns der körperlichen Wahrnehmung hingeben. Empfange auch den Atem mit offenem Herzen und werde (vor allem in den restorativen Asanas am Abschluss der Sequenz) ganz berührbar für dich selbst.

Phase 1: In den Moment kommen

So übst du

Nimm dir für jede Übung Zeit. Verbinde dich immer wieder bewusst mit deinem Atem, dem gegenwärtigen Moment und deinem Herzraum. Halte zwischendurch auch mal inne:
Was empfindest du? Was freut dich, wofür bist du dankbar?
Viele Asanas dieser Sequenz sind Herzöffner. Vielleicht möchtest du im Anschluss an einige Übungen in die Stellung des Kindes gehen und deinen unteren Rücken entlasten.

1. Meditation: Herzatmung

Annika Isterling, Meditationssitz, Strand, Meer, Yogamatte

Richte eine dir bequeme Sitzhaltung ein und erlaube dir, vollständig anzukommen: Fülle deinen Körper bewusst aus und zentriere dich in deinem Atem. Schließe die Augen. Stelle dir dann vor, dass du durch dein Herz einatmest und durch deinen Sitz ausatmest. Bleibe so lange bei dieser Übung, wie es für dich angenehm ist.

2. Bergstellung

Bergstellung Asana, Annika Isterling, Strand, Meer

Beginne deine Asana-Praxis nun in einem engen Stand, bei dem du dein Gewicht gleichmäßig auf beide Füße verteilst. Aktiviere die Beinmuskulatur und richte den Oberkörper lang auf. Strecke die Arme aktiv an den Seiten des Körpers entlang nach unten und lass die Handinnenflächen dabei zur Körpermitte zeigen. Spüre sowohl die Verbindung über die Füße zum Boden, als auch über die Krone des Kopfes in den Raum, der über dir liegt. (5–10 Atemzüge)

3. Stehende Taube

Annika Isterling, stehende Taube Asana, Strand, Meer, Yoga

Verlagere aus der Bergstellung dein Gewicht auf den linken Fuß. Finde in die Balance, beuge dein Standbein und lehne dich mit geradem Oberkörper etwas nach vorn. Dann kreuzt du den rechten Fuß über den linken Oberschenkel. Flexe dabei aktiv den rechten Fuß, um das Knie zu schützen. Lege deine Hände von außen an Knie und Fuß des gekreuzten Beins. Atme ruhig und nimm wahr, wie die Balance deine vollständige Aufmerksamkeit und Präsenz beansprucht. (5 Atemzüge, dann Seitenwechsel)

4. High Lunge mit hinten verschränkten Händen

High Lunge mit im Rücken verschränkten Händen, Annika Isterling, Yoga am Strand, Herzöffner

Setze aus dem geschlossenen Stand den rechten Fuß nach vorne in einen weiten Ausfallschritt. Dabei stehen deine Füße etwa hüftbreit. Atme ein, hebe den Oberkörper und verschränke die Hände hinter dem Rücken. Versuche, dein hinteres Bein etwas zu heben, während du das vordere Bein tiefer beugst. Hebe dein Herz und atme ruhig ein und aus. (5 Atemzüge, dann Seitenwechsel)

5. Rockstar

Yoga, Annika Isterling, Rockstar Pose

Beginne im Liegestütz und strecke von dort dein linkes Bein etwa mittig zwischen rechtem Arm und Bein hindurch nach rechts. Verankere deine linke Fußaußenkante am Boden, bevor du den Oberkörper nach rechts aufdrehst und gleichzeitig den rechten Arm senkrecht nach oben streckst. Ziehe dich kraftvoll in alle Richtungen auseinander, atme bewusst und spüre auch hier, wie du dich im gegenwärtigen Moment fokussierst. (5 Atemzüge, dann Seitenwechsel)

Phase 2: Das Herz weiten und das Gute sehen

6. Halber Frosch

Yoga, Halber Frosch Pose, Annika Isterling, Herzöffner, Strand

Lege dich auf den Bauch und stütze deinen linken Unterarm auf. Beuge dein rechtes Knie und greife mit der rechten Hand (oder mithilfe eines Gurts) deinen rechten Fuß. Mit einer Einatmung schiebst du nun Hand und Fuß gegeneinander und richtest dich behutsam auf in eine leichte Rückbeuge. Dabei bleibst du im Oberkörper aktiv und gerade nach vorne ausgerichtet. Der linke Arm streckt nur so weit, wie es dein unterer Rücken zulässt. (5 Atemzüge, dann Seitenwechsel)

7. Tiefer Ausfallschritt mit Hand Richtung Ferse

Tiefer Ausfallschrit mit Hand richtung Ferse, Annika Isterling, Yoga, Herzöffner

Komme wieder zurück zum Stehen und in einen weiten Ausfallschritt mit dem rechten Fuß vorne. Lege dein hinteres Knie ab und lasse mit der Ausatmung dein Becken tiefer nach vorne und unten sinken. Stabilisiere dich dann, indem du vordere Ferse und hinteres Knie energetisch zueinander bewegst. Dabei bleibt das Becken tief. Hebe nun mit einer Einatmung beide Arme über den Kopf. Mit der Ausatmung lehnst du Oberkörper und Arme sanft nach hinten. Führe die linke Hand zur Oberschenkelrückseite, Kniekehle oder bis zur Ferse und hebe die rechte. Erlaube dir, die Stellung Atemzug für Atemzug sanft zu vertiefen, bevor du mit einer Einatmung den Beckenboden aktivierst, den Bauchnabel einziehst und dich wieder aufrichtest. (5 Atemzüge, dann Seitenwechsel)

8. Reclined Warrior

Reclined Warrior, Yoga, Annika Isterling, Herzöffner

Beginne in einer weiten Grätsche und strecke die Arme auf Schulterhöhe zu den Seiten. Drehe dann den linken Fuß leicht ein und den rechten Fuß um 90 Grad nach außen. Verlängere einatmend deine Wirbelsäule nach oben und aktiviere die Muskulatur in den Beinen. Mit der Ausatmung beugst du dein rechtes Bein etwa in einen 90-Grad-Winkel: Du bist nun in der Heldenhaltung 2. Beuge dann den Oberkörper behutsam nach links und senke deine linke Hand bis auf den linken hinteren Oberschenkel. Gleichzeitig hebst du den rechten Arm. Spüre auch hier, wie du fest am Boden geerdet bist und dein Herz voller Kraft und Zuversicht weit machen kannst. (5 Atemzüge, dann Seitenwechsel)

9. Zurückgelehnter Baum

Zurückgelehnter Baum Yoga Pose, Annika Isterling, Herzöffner

Beginne in einem hüftbreiten Stand. Verlagere dein Gewicht dann auf den linken Fuß. Finde dein Gleichgewicht, beuge das rechte Bein etwas und setze deine rechte Fußsohle innen an den linken Ober- oder Unterschenkel. Achte dabei darauf, dass die Zehenspitzen gerade nach unten zeigen. Stabilisiere deine Körpermitte und verschränke nun die Hände hinter dem Rücken. Hebe dein Herz und lehne dich sanft nach hinten. Spüre deinen Halt und die Weite im Herzen. (5 Atemzüge, dann Seitenwechsel)

10. Heldensitz mit Anjali Mudra

Heldensitz mit Anjali Mudra Yogapose, Annika Isterling

Setze im Vierfüßler die Knie dicht zueinander und schiebe die Füße etwas weiter als hüftbreit auseinander. Setze dich dann zwischen deinen Füßen auf den Boden, ein Bolster oder einen Block. Wähle die Unterlage in jedem Fall so hoch, dass die Knie nicht spannen und achte darauf, dass die Füße gerade nach hinten zeigen. Dann legst du die Handflächen vor dem Herzen in Anjali Mudra aneinander und erlaubst dir, anzukommen und tief nach innen zu spüren. (mindestens 5 tiefe Atemzüge)

Phase 3: Liebe leben

11. Wild Thing mit Hand auf dem Herzen

Yoga, Wild Thing Asana mit Hand auf dem Herzen, Annika Isterling, Herzöffner Sequenz

Richte die Hände im Vierfüßler senkrecht unter den Außenseiten deiner Schultern aus. Setze die Füße von hier nach hinten in den Liegestütz. Hebe dann das Becken und strecke die Sitzknochen weit nach hinten und oben in den herabschauenden Hund, dabei bewegst du Hände und Füße nicht von der Stelle. Drücke alle zehn Finger in der ganzen Länge gegen den Boden, um die Armmuskulatur zu aktivieren. Hebe dann dein rechtes Bein, beuge das Knie und drehe die rechte Hüfte zur Seite auf. Senke nun vorsichtig deinen rechten Fuß und setze ihn hinter dir auf. Gleichzeitig löst du die rechte Hand von der Unterlage und legst sie an dein Herz. Schiebe aus den Füßen heraus dein Becken etwas weiter nach oben und weite den Herzraum in die Rückwärtsbeuge hinein. (5 Atemzüge, dann Seitenwechsel)

12. Kamel mit Anjali Mudra

Yoga Kamel Pose mit Anjali Mudra, Annika Isterling, Herzöffner Sequenz

Beginne im Kniestand mit aufgestellten Zehen. Atme ein, hebe die Ellenbogen seitlich bis auf Schulterhöhe und strecke die Unterarme senkrecht nach oben (Kaktus-Armhaltung). Ziehe in dieser Haltung bewusst die Seiten deines Oberkörpers in die Länge. Aktiviere dann kraftvoll die Muskulatur in den Oberschenkeln und hebe dein Brustbein, bevor du ausatmend den Oberkörper sanft nach hinten bewegst. Hole dir einatmend neue Länge im Oberkörper und lehne dich ausatmend vielleicht noch etwas weiter in die Rückbeuge. Dabei legst du die Hände in Anjali Mudra an dein drittes Auge. (3–5 Atemzüge)

13. Halber Heldensitz mit verschränkten Armen

Halber Heldensitz Yogapose mit verschränkten Armen, Annika Isterling, Herzöffner Sequenz

Setze dich vor ein längs auf deiner Matte liegendes Bolster. Lehne dich nach links, ziehe die rechte Ferse an den Oberschenkel und lege das angewinkelte Bein am Boden ab. Falls das nicht schmerzfrei möglich ist, setzt du dich erhöht und erhöhst entsprechend auch das Bolster. Stelle den linken Fuß auf und lege dich dann behutsam nach hinten auf das Bolster. Greife mit beiden Händen den jeweils gegenüberliegenden Ellenbogen, entspanne den Nacken und atme bewusst in den Herzraum. (2–3 Minuten, dann Seitenwechsel)

14. Restorativer liegender Winkel

Yoga, restorativer liegender Winkel Pose, Annika Isterling

Lege Rücken und Kopf erneut längs auf das Bolster. Stelle die Füße auf und lasse die Knie locker nach außen sinken. Die Arme breitest du entspannt zu den Seiten aus. Richte die Haltung möglichst bequem ein: Wenn du magst, legst du Blöcke oder Kissen unter deine Knie und stützt den Nacken mit einem kleinen Kissen. Schließe deine Augen, atme ruhig und spüre nach innen. (3–5 Minuten)

15. Meditation

Meditationspose, Annika Isterling, am Strand, Herzöffner

Richte dir zum Abschluss noch einmal einen angenehmen Meditationssitz ein. Die Wirbelsäule ist entspannt aufgerichtet, die Hände liegen in deinem Schoß ineinander. Schließe die Augen, spüre deinen Atem und gib der Stille Raum. Dann sprich innerlich die folgenden Worte fünfmal hintereinander: Freude, Mitgefühl, Liebe, Frieden. (mindestens 5 Minuten)


Annika Isterling übt und unterrichtet Yoga, Meditation und Achtsamkeit seit über 20 Jahren. Die Verbindung zum Herzen und die Feier des Lebens sind für die Buchautorin und Mutter von zwei Teenagern dabei im wahrsten Sinn des Wortes eine Herzensangelegenheit. Mehr erfährst du auf annikaisterling.com

Auf ihrer Website thedeepconnection.de steht der Community-Gedanke im Vordergrund mit vielen Möglichkeiten sich auszutauschen, gemeinsam zu praktizieren und sich weiterzuentwickeln.

Du möchtest weiter mit Annika praktizieren? Hier zeigt sie dir eine schöne Meditation, die deine weibliche Urkraft stärkt:

Götter auf der Matte: Vishnu – Bedeutung, Annäherung & Symbolik im Yoga

In unserer Reihe “Götter auf der Matte” stellt uns Sybille Schlegel Göttinnen und Götter vor, die du vielleicht schon mit einem Mantra besungen hast, oder die als Deko dein Yogastudio zieren. Wir wollen wissen: Wo kommen sie her und was haben sie im modernen Yoga zu bedeuten? In diesem Teil geht es um Vishnu, einen der drei indischen Hauptgötter. Er gilt als eine Art Superheld, der in verschiedener Gestalt auftreten und die Ordnung des Universums wiederherstellen kann. Klingt, als ob wir einen wie ihn gut brauchen könnten …

Text: Sybille Schlegel / Titelbild: Anastasia Gold, Getty Images via Canva

Bestimmt kennst du seinen Namen: Vishnu. Ich nenne ihn den “007” im Götterhimmel. Denn meist ist es Vishnu, der die Welt vor dem Bösen retten soll. Doch dazu gleich mehr.

Die wichtigsten männlichen Gottheiten Indiens – Brahma, Vishnu und Shiva – werden oft als Dreiheit (Trimurti) gesehen, in der jeder der Herren eine besondere Aufgabe hat: Brahma ist der Schöpfer. Er initiiert die Dinge und schafft Existenz. Shiva gilt als Zerstörer. Er ist derjenige, der die Dinge aus ihrer Existenz wieder in das große Nichts überführt. Als dritter in dieser universellen Dynamik des Werdens und Vergehens ist Vishnu der Erhalter und Bewahrer, der Herr des Hier und Jetzt.

Die Ordnung des Universums

Aber was hat das mit Yoga zu tun? Warum ist dieser James Bond unter den indischen Göttern mit seiner Energie überhaupt wichtig für uns? Denn das ist ja die Idee und Fragestellung, die uns in dieser kleinen Artikelreihe begleitet. Also mal sehen: Als Erhalter der Existenz wird Vishnu immer dann gerufen, wenn die Ordnung und Harmonie des Universums bedroht ist. In den altindischen Geschichten geschieht das meist, sobald Dämonen im Spiel sind. Sie wenden List und Tücke an, um ihre Macht zu steigern und im besten Fall Unsterblichkeit zu erlangen. Da aber jeder Körper vergänglich ist, ist dieses Streben wider die Natur, die universelle Ordnung, das Dharma. So gesehen symbolisiert der Dämon, der diese Gesetze beugen will, Chaos, Widernatürlichkeit.

Im modernen Yoga deuten wir diese dämonischen Kräfte als das Ego, das ich-zentrierte Verlangen, oder auch als Avidya, die Unkenntnis über unsere eigentliche, wahre Unsterblichkeit. Es geht also darum, zu erkennen, dass wir nichts festhalten müssen, da wir in Wahrheit unsterbliches Bewusstsein (Atman) sind.

Foto: Manaku of Guler, Public domain, via Wikimedia Commons

Ein Job, viele Formen

In den meisten dieser altindischen Legenden schafft es ein Dämon irgendwie, dass ihn niemand mehr töten kann. Doch dann erhält Vishnu den Auftrag, das Unmögliche möglich zu machen, den Dämon auszuschalten und die Ordnung wiederherzustellen. Das gelingt ihm auch zuverlässig, denn er hat die Fähigkeit, immer genau in der Form aufzutreten, die nötig ist, um den jeweiligen Dämon zu vernichten. Die Gestalten, die er annimmt, wenn er auf die Erde hinabsteigt, heißen Avatare, was nichts anderes bedeutet als “der, der hinabsteigt”. Mal ist er ein Fisch, mal eine Schildkröte, dann ein riesiger Eber oder ein Mischwesen aus Mann und Löwe. Im Epos Ramayana tritt er als Held Rama auf, in der Bhagavad Gita als Krishna.

Manches davon erinnert dich vielleicht direkt an die Yogapraxis, etwa Matsyasana (Fisch), Kurmasana (Schildkröte), oder Simhasana (Löwe). Auch Hanumanasana und Anjaneyasana beziehen sich auf Vishnu, denn der Halbgott Hanuman ist ein Mitstreiter Ramas und einer seiner Beinamen lautet Anjaneya (Sohn der Anjani). Vielleicht ist dir auch das Vishnu Mudra geläufig: eine der gebräuchlichen Handhaltungen für die Wechselatmung und andere Pranayama-Techniken.

Was all diese Yogatechniken zu Vishnu-Techniken macht, sind aber nicht so sehr ihre Namen, sondern ihre Fähigkeit, uns fest im Hier und Jetzt zu verankern, den Geist zu beruhigen und zu klären. Denn nur so bekommen wir eine Chance, das grundliegende Missverständnis (Avidya) über unsere wahre Natur zu überwinden und in Weisheit zu verwandeln.

Annäherungen an Vishnu

Vishnu ist der Gott des Hier und Jetzt. Seine Kraft ist die Verbundenheit im gegenwärtigen Moment. Sie macht unsere Yogapraxis tiefer, gibt ihr Klarheit und Fokus. Einer von Vishnus Avataren ist Krishna. Sein Name bedeutet “das, was nach innen zieht”. Zur Verbindung im Moment gehört die Verbindung nach innen, vor allem in der Versunkenheit der Meditation. Das ultimative Vishnu-Mantra besteht in der Anrufung Vishnus in drei Namen: Hari, Krishna und Rama:

OM.
Hare Krishna Hare Krishna
Krishna Krishna Hare Hare.
Hare Rama Hare Rama
Rama Rama Hare Hare.


Sybille Schlegel Autorin

Sybille Schlegel schreibt regelmäßig für uns über Yogaphilosophie. Mit ihrer Götter- und Göttinnen-Kolumne widmet sich unsere Autorin der Frage, was moderne Yogi*nis von indischen Göttersagen lernen können.

Nach vielen Jahren als Yogalehrerin und -ausbilderin konzentriert Sybille sich jetzt ganz aufs Üben und Schreiben. Du findest sie auf Instagram unter: @sybi_bille


Im letzten Teil ging es um die Göttin Sarasvati. Erfahre hier mehr über sie:

Entfache deine innere Wildheit und Lebenskraft – Praxis mit Sinah Diepold

Mit Sinah Diepolds Praxis feiern wir unsere natürliche Freiheit und Lebendigkeit. Die Sequenz soll dir helfen, aus vorgefertigten Mustern und Zwängen auszubrechen, deine innere Wildheit zu entfachen und deine Lebenskraft zu spüren. Deswegen sind die Anleitungen bewusst kurz gehalten: Nimm wahr, was dir guttut, was stimmig für dich ist, wo die Energie fließt – und vertraue deinem Gefühl.

Text & Sequenz: Sinah Diepold / Fotos: Susanne Schramke

Bist du manchmal auch so eingespannt in all den Dingen, die man so tun “muss”? Ob nun im Job, im Haushalt, in der Familie oder sogar in der Yogapraxis? Wie geht noch mal das perfekte Trikonasana und wie oft soll ich pro Woche meditieren, am besten jedenfalls täglich mindestens eine Stunde Self Practice, aber unbedingt vor dem Kaffee! Das sind alles ehrenwerte Ansprüche und sicher hilfreicher, als den Tag mit endlosem Scrollen und dauerndem Vergleichen zu beginnen. Aber fühlst du dich da auch manchmal eingesperrt, verlierst auch du dieses kraftvolle Gefühl von Lebendigkeit und innerer Freiheit und Wildnis?

„Erleuchtung? Für mich ist das
vollkommene Lebensfreude, die durch jede Zelle fließt.“

Wenn man im Flugzeug über Deutschland fliegt und nach unten schaut, dann sieht man mit dem Lineal gezogene Felder, eingezäunte Wiesen, schnurgerade Straßen und abgegrenzte Wälder. Genau so fühle ich mich manchmal: Ich verliere meine Wildnis, weil ich so viele Erwartungen habe an alles, weil der Laden laufen muss, das Alignment noch optimiert werden könnte oder die Morgenroutine etwas runder werden soll. Ich versuche, mich in vorgefertigte Formen zu drücken, die mich einschränken und limitieren. Doch was ist denn eigentlich das Ziel von Yoga? Erleuchtung. Okay, aber was ist das? Ich stelle es mir so vor: Es ist vollkommene Lebensfreude, die durch jede Zelle fließt, die strahlt und leuchtet. Angefüllt mit Prana, der yogischen Lebenskraft, und trotzdem geerdet und durchdrungen von einem Gefühl von Stabilität und tiefer Verbundenheit – mit mir selbst, den anderen Wesen auf diesem Planeten und überhaupt mit der Natur, dem Leben.

Aus dieser Sehnsucht nach Lebendigkeit heraus habe ich angefangen immer öfter so zu üben, dass ich mich darauf konzentriere, wie ich die Energie in mir bewege, wie ich meinen Kopf und Körper von den selbst auferlegten Pflichten befreie und eintauchen kann in Lebendigkeit und Wildnis, meinen inneren Dschungel. Das ist die Idee von “Rekindle your Wild”, die du mit den Übungen auf den kommenden Seiten kennenlernen kannst. Erforsche diese Sequenz am besten mit guter Musik, vor allem aber spüre aufmerksam in dich hinein und gehe so durch die unterschiedlichen Bewegungen, Asanas, dynamischen Übungen und sogar durch die Meditation: Spüre die Energie, vertraue dir, deinem Gefühl und deiner inneren Wildnis.

TIPP: Am schönsten übt sich diese Sequenz mit Musik. Nutze dazu gerne die Playlist “ReWild Class” von Kale&Cake:

1. Grounding

Nimm dir ausgiebig Zeit, um anzukommen und dich zu erden, bevor du mit den Asanas beginnst. Dazu schlage ich dir zwei Übungen vor:

A: Bauchatmung

Sinah Diepold Susanne Schramke Bauchatmung

Atme in einer bequemen Sitzhaltung oder auch im Liegen bewusst in deinen Bauch. Spüre, wie du ankommst, wie dein System herunterfährt und du dich erdest. Lass dir dafür mindestens 4–5 Minuten lang Zeit, gerne auch mehr. Vertraue deinem Gefühl.

B: Balasana

Lege danach 2–3 Minuten lang in der Kindshaltung deine Stirn auf dem Boden ab. Lass dein Gewicht nach unten sinken und alle Anspannung abfließen. Atme dabei weiter bewusst in den Bauch und spüre, wie der Kontakt zum Boden dich erdet und wie sich Geist und Körper beruhigen. Vertraue deinem Gefühl.

2. Clearing

Bevor ich neue Energie kreiere, möchte ich erst mal durchlüften, abgestandene Energien loswerden und mich sozusagen neutralisieren. Dazu liebe ich diese beiden Übungen, denen ich die Namen “Tote Fische” und “Holzhacken” gegeben habe. Du kennst sie aber vielleicht auch mit anderen Bezeichnungen. Sie aktivieren vor allem die Lymphe, vitalisieren die Wirbelsäule und öffnen die Lungen.

A: Tote Fische

Stehe stabil in einem weiteren Stand, beuge die Knie leicht und lass deine Arme wie tote Fische um dich herum schwingen, während du dich von den Beinen ausgehend dynamisch um deine eigene Achse drehst. Atme dabei weich und gleichmäßig und entspanne dein Gesicht. Mach das etwa 3 Minuten lang. Du wirst sofort merken, wie du Stress loswirst und die Müdigkeit weicht.

B: Holzhacken

Hier mobilisierst und aktivierst du noch gezielter deine Schultern und Lungen. Du stehst weiterhin relativ breit und mit leicht gebeugten Knien. Mit der Einatmung hebst du die Arme wie zum Holzhacken dynamisch über den Kopf, mit dem Ausatmen lässt du sie vor dem Körper vorbei nach unten sausen. Beweg dich dabei möglichst locker und mit wenig Spannung, bleib aber dynamisch und atme in vollen Zügen. So wird die Übung zu einem Pranayama. Nach etwa 2–3 Minuten kommst du wieder zur Ruhe und nimmst dir genug Zeit, um nachzuspüren und zu genießen.

3. Flow

Komm jetzt mit einigen Sonnengrüßen in einen ruhigen Fluss an Bewegung: Fließe leicht und bewusst durch 2–3 Runden Surya Namaskar. Wähle dabei die Variante, die dir vertraut ist und die du magst. Halte dich nicht allzu sehr damit auf, die einzelnen Haltungen perfekt ausführen zu wollen. Spüre stattdessen die Verbindung von Atem und Bewegung und stell dir vor, wie du im dynamischen Fluss deine innere Sonne entfachst.

4. Feuer und Transformation

Nun sind wir bereit, das Feuer zu entfachen. Feuer kann wärmen, transformieren, aber auch zerstören. Um das nährende Feuer der Transformation und die feurige Willenskraft zu nutzen, die wir im Yoga Tapas nennen, braucht es für mich zuerst Erdung und eine gute Verbindung nach innen.

A: Bicycle Crunches

Sinah Diepold Susanne Schramke bicycle crunches

Lege in der Rückenlage die Hände an den Hinterkopf, aktiviere deinen Core und ziehe die Knie Richtung Brust. In dieser aktiven Haltung beginnst du, mit den Beinen “Fahrrad” zu fahren. Dabei ziehst du jeweils den entgegengesetzten Ellenbogen zum gebeugten Knie. Lass die Bewegung aus der Brustwirbelsäule kommen und spüre, wie Feuer in der Körpermitte entsteht. Mach das etwa 1–2 Minuten lang, auf jeden Fall aber über den Punkt hinaus, wo der Kopf keine Lust mehr hat, der Körper aber noch kann. Lass in der Bewegung deinen Atem weiterfließen und halte den Nacken lang.

B: Kali Flow

Nun geht es in die Transformation. Die indische Göttin Kali steht für Zerstörung, aber auch für die Erneuerung und kann Wünsche erfüllen. Also vorsichtig, was du dir wünschst! Du beginnst in einer breiten Grätsche mit schräg nach außen gedrehten Zehen und gebeugten Knien (Utkata Konasana). Dann verbindest du vier Bewegungen zu einem Flow:

1. Breite einatmend die Arme weit zu den Seiten aus und weite die Brust in eine Rückbeuge.

2. Ausatmend rundest du deinen Oberkörper, führst die Arme von den Seiten gestreckt nach vorn und legst die Handrücken zusammen.

3. Mit der nächsten Einatmung streckst du die Beine, hebst Arme und Kopf und verschränkst die Finger senkrecht nach oben zeigend in Kali Mudra: Die Zeigefinger sind lang, die Daumen und restlichen Finger verschränk wie ein Schwert.

4. Ausatmend schlägst du das Schwert kraftvoll nach unten und beugst die Beine zu einer tiefen Hocke. Wenn du magst, kannst du dabei deine Zunge rausstrecken und einen entsprechenden Laut von dir geben.

Wiederhole diesen Flow 5–10 Mal. Dabei atmest du tief und richtest deinen Geist auf eine persönliche Intention: Was möchtest an Glaubenssätzen und Begrenzungen du zerstören, damit Raum für Neues entstehen kann? Bleib danach noch etwas ruhig stehen, schließe die Augen und spüre ein paar Atemzüge lang. Was kannst du jetzt wahrnehmen?

5. Liberation

Nun geht es an die Befreiung und die Öffnung in die Lebendigkeit. Dazu übst du zuerst die klassische Tänzer-Asana, die deinen Herzraum weitet und dir ein Gefühl von Kraft und Balance schenkt, bevor du dich ganz dem freien Fluss und der Energie der Bewegung überlässt.

A: Yoga-Tänzer

Sinah Diepold Susanne Schramke natarajasana

Verlage dein Gewicht auf einen Fuß, erde dich bewusst und finde deine Mitte, bevor du den anderen Fuß vom Boden löst und mit der Hand umfasst. Welche Version von Natarajasana du übst, spielt keine Rolle, du musst den Fuß nicht so weit heben wie auf dem Bild. Viel wichtiger ist, dass du 5–10 Atemzüge lang in der Haltung bleiben kannst, mit einem klaren Blick und einem entspannten Gesicht. Genieße deine Kraft und die Öffnung im Herzraum. Blick und Brustkorb sind nach vorne gerichtet, der Fuß schiebt gegen die Hand und der Atem schenkt dir die eigentliche Tiefe in der Haltung. Dasselbe wiederholst du noch einmal seitenverkehrt.

B: Tanzparty

Für mich ist der direkte Highway zu Lebendigkeit eine Tanzparty: Lieblingslied an und einfach lostanzen. Keine Gedanken daran, wie es aussieht, sondern nur spüren, wie es sich anfühlt. Befreie dich bewusst von limitierenden Gedanken und dem Bild im Außen. Bewege dich so, wie dein Herz es braucht. Mein absoluter Favorit dafür ist das Lied “Spectrum” von Florence and the Machine.

Sinah Diepold Susanne Schramke tanz

Stehe danach für ein paar Momente stabil auf beiden Beinen, schließe die Augen und lege deine Hände auf Herz und Bauch. Wie geht es dir? Kannst du die Lebendigkeit durch dich strömen spüren, das Prana, das laute “Ja” zum Leben?

6. Integration

Nun lass uns diese Energie integrieren und einen Anker setzen, um den fruchtbaren Boden unserer Wildnis auch zu nutzen und von da zu wachsen.

A: Drehung

Sinah Diepold Susanne Schramke twist

Komm in einen sitzenden Twist deiner Wahl. Ich liebe den halben Lotus mit Bindung. Genauso gut eignet sich auch Ardha Matsyendrasana oder eine sanfte Drehung im Schneidersitz. Wähle eine Version, in der du dich richtig gut fühlst. Du musst nichts erreichen und erfüllen. Schließe die Augen, atme bewusst in deine Körperrückseite und verbinde dich nach innen.

Bleib 5–10 Atemzüge lang, dann löst du den Drehsitz behutsam auf und wiederholst dieselbe Version noch einmal seitenverkehrt.

B: Vorwärtsbeuge

Sinah Diepold Susanne Schramke baddha konasana

Um noch deutlicher in die Ausrichtung nach innen zu kommen und dich auf Shavasana vorzubereiten, kommst du jetzt noch in eine Vorwärtsbeuge deiner Wahl. Ich habe ein lockeres Baddha Konasana gewählt, mit den Füßen weit weg von der Sitzfläche. Genauso gut eignet sich auch Pashchimottanasana (Vorwärtsbeuge aus dem Langsitz), Upavishtha Konasana (Vorwärtsbeuge aus der Grätsche) oder ganz entspannt in der Rückenlage Apanasana, wo du nur locker die Knie zum Brustkorb ziehst. Bleib hier gerne 10–20 Atemzüge lang. Lass dich einsinken. Spüre deinen Atem, deinen Körper, deine Energie und Verbundenheit.

„Ich fühle mich durchdrungen von einem Gefühl tiefer Verbundenheit – mit mir selbst, den anderen Wesen auf diesem Planeten und überhaupt mit dem Leben.“

7. Shavasana

Die Entspannung am Ende der Sequenz ist genauso wichtig wie die Übungen selbst: Lebendigkeit in der Ruhe, Zeit für Integration. Mach es dir in der Rückenlage so richtig bequem: Vielleicht magst du ein Bolster unter die Knie legen, oder du brauchst ein flaches Kopfkissen. Deck dich auch gerne zu. Dann schließ deine Augen und lausche noch tiefer nach innen, auf deinen Atem, deine Lebendigkeit. Gönne dir 7–10 Minuten Shavasana.

8. Meditation

Eine Meditation ist die ideale Ergänzung nach dieser Praxis. Wähle eine Meditationsform, die du magst, die dich freut. Ich liebe an dieser Stelle eine Mantra-Meditation, beispielsweise auf das uralte Hindu-Mantra “So Ham“, das ganz natürlich mit dem Atem fließt und uns tief in die Verbindung mit allem Leben bringt, sodass wir spüren, wie wir im Sein verankert sind. Du kannst aber im Stillen auch ein ganz anderes Mantra wiederholen, zum Beispiel “Ich erlaube mir einfach zu sein” oder “Mein Wert ist unantastbar”. Meditiere in einem bequemen Sitz oder auch im Liegen und bestimme, wie lange – alles ist richtig, 5 Minuten, 30, oder auch irgendetwas dazwischen.


Die Münchener Yogalehrerin SINAH DIEPOLD gehört mit ihrer ansteckenden Lebensfreude und ihrem Engagement für mehr Selbstakzeptanz und Toleranz zu den absoluten Lieblingen der deutschen Yogaszene. Zu ihren Herzensthemen gehört neben Yoga auch Female Empowerment. Mehr zu Sinah und ihrer Arbeit auf www.kaleandcake.de oder auf Insta @sinahdiepold.

Hör auch gerne in unser Podcast-Interview mit Sinah rein. Hier erfährst du, wie du Spiritualität in deinen Alltag integrieren kannst:

Dies.Das.Asanas mit Jelena Lieberberg – das dynamische Kamel

Kamele gelten ja als ausgesprochen eigensinnige Tiere – und so ähnlich hast du es vielleicht auch in deiner Yogapraxis schon erlebt. Unsere Asana-Kolumnistin zeigt dir hier, wie du den Spieltrieb deines Kamels wecken und es dabei noch mal ganz neu kennenlernen kannst.

Text: Jelena Lieberberg / Foto: Theresa Bartmann

Ich geb’s ehrlich zu: Das Kamel, Ushtrasana, gehört nicht zu den Asanas, die ich täglich übe. Vielleicht hast du selber schon mal beobachtet, dass manche sich in Vorwärtsbeugen wohler fühlen und andere eher in Rückbeugen zu Hause sind. Nur bei wenigen Yogi*nis ist das in beiden Richtungen ausgewogen. Beim Kamel ist spannend, dass es beide Typen, also die Frontbender und die Backbender, vor Herausforderungen stellt: Die einen zwickt es danach im Rücken, weil sie in diese Richtung nur wenig beweglich sind. Die anderen hängen ohne stabilen Halt in den Bändern ihrer Beweglichkeit und wieder andere weigern sich schlichtweg, es zu üben, aus Angst, sich zu verletzen.

Mehr Energie durch den Herzöffner Ushtrasana

Dabei kann das Kamel dir, wenn du es korrekt ausführst, einen ordentlichen Energiekick verleihen. Außerdem schafft es einen heilsamen Ausgleich zu der im Alltag meist überbetonten nach vorne gebeugten Körperhaltung: Es weitet die Körpervorderseite und aktiviert die Rückseite. Bei dieser Variante kommt noch ein weiterer Aspekt dazu: Anstatt die Rückbeuge statisch zu halten, konzentrieren wir uns auf eine dynamische Kräftigung der Beine. Dabei versuchen wir, uns mit dem Kopf einem Stapel Klötze, einem Stuhl, einer Wand oder vielleicht sogar dem Boden zu nähern, dort kurz anzutippen und uns aus der Kraft der Mitte wieder aufzurichten. Nicht wundern: Da Ushtrasana zu den Herzöffnern zählt, können sich auch Widerstände auf emotionaler Ebene zeigen und behutsam aufgelöst werden. Umgekehrt schenkt dir diese Challenge nicht nur Kraft in den Beinen, sondern auch eine ordentliche Prise Selbstvertrauen.

Macht das Spaß?

Auf jeden Fall! Auch wenn Ushtrasana in seiner klassischen Form zu den fortgeschritteneren Haltungen zählt, ist sie in Varianten für alle Yogi*nis empfehlenswert. Hör also gut auf deinen Körper, achte und stabilisiere deinen unteren Rücken und finde die Variante, die dir heute am besten entspricht. (Mehr dazu in der Anleitung.)

Muss ich das können?

Natürlich nicht. Aber es spricht wie immer viel dafür, es zu probieren: Alle, denen Rückbeugen sowieso liegen, stärken mit dieser Variante die Stabilität und Kontrolle, die gerade bei sehr beweglichen Menschen oft fehlt. Für diejenigen, die sich nicht so leicht mit ihnen tun, bietet die dynamische Bewegung eine Möglichkeit, sich langsam heranzutasten und Vertrauen in die eigene Kraft herzustellen.

Wie bereite ich mich vor?

Wärme deinen Körper gründlich auf und lege dabei den Schwerpunkt auf Rückbeugen (zum Beispiel die Kobra ohne Hände) und auf die Muskulatur von Beinen und Po (etwa mit einfachen Kniebeugen und Ausfallschritten).

Step by step in das dynamische Kamel

Jelena Lieberberg, Herzöffner, Ushtrasana, das dynamische Kamel

1. Beginne im Fersensitz und richte dich von dort zum Kniestand auf. Bei Bedarf kannst du deine Matte unter den Knien doppelt falten. Wechsle nun ein paar Mal mit möglichst aufrechtem Oberkörper zwischen Fersensitz und Kniestand hin und her und spüre, wie dabei deine Oberschenkel beginnen zu “feuern”.

2. Richte im Kniestand Becken und Oberkörper senkrecht über den Knien aus, strecke deine Hüften, kippe das Becken leicht nach hinten und aktiviere Bauch und Beckenboden. Lege die Hände zunächst stützend ans Kreuzbein, wenn du nun Rippen und Brustbein hebst, den Kopf kontrolliert sinken lässt und dich dann langsam nach hinten lehnst. Gehe nur so weit du kommst, ohne die Extension der Hüften zu verlieren, dann kehre langsam wieder zurück, indem du das Becken nach vorne und das Brustbein nach oben schiebst. Wiederhole diese Bewegung 3 bis 5 Mal, gerne auch im Atemrhythmus.

3. Wenn du bereit bist für mehr, dann stellst du dich jetzt in passendem Abstand vor eine Wand, einen Stuhl oder einen Stapel Klötze. Beginne die Übung wie zuvor: gestreckte Hüften, aktiver Bauch, Rippen und Brustbein gehoben. Strecke deine Arme waagerecht nach vorn und lehne dich behutsam und kontrolliert nach hinten. Tippe mit dem Kopf an dein “Ziel” und bewege dich dann aus der Kraft von Mitte und Beinen wieder zurück in den Kniestand. Übe 3 Runden à 3 bis 5 Wiederholungen und entspanne zwischendurch und danach in der Stellung des Kindes.

4. Variante: Wenn du deinen unteren Rücken schonen, aber dennoch deine Bein- und Mittenkraft stärken willst, kannst du eine “Sissy Squat” probieren, bei der du dich aus dem Kniestand gerade wie ein Brett nach hinten lehnst.


JELENA LIEBERBERG ist Osteopathin und Yogacoach in Berlin. Ihre eBooks, Retreats und Workshops findest du unter kickassyoga.com oder besuche Jelena auf Insta @kickassyoga.

Wie wäre es zum Beispiel mit einem entspannenden Stretch:

Falls du dich in der grauen Jahreszeit oft müde und erschöpft fühlst, findest du hier eine Mini-Practice für einen kleinen Energiekick im Alltag:

Shakti spüren – 4 Übungen, um ihre Präsenz unmittelbar zu erfahren

Shakti ist die allen Formen des Lebens innewohnende schöpferische Urkraft. Jene Lebensenergie, die den Fluss erst fließen lässt, die dich atmen lässt, dein Herz zum Schlagen bringt, deine Muskeln formt und deine Neuronen befeuert. Mit diesen vier Übungen von Sally Kempton lernst du die Shakti-Präsenz wahrzunehmen.

Text: Sally Kempton / Titelbild: Content Pixie via Unsplash

Shakti bedeutet Kraft, Macht oder Energie. In der indischen Mythologie wird Shakti grundsätzlich als weiblich beschrieben, häufig ist sie als Devi (Göttin) personifiziert, meist als weibliches Gegenüber zum männlichen Gott Shiva. Auf einer tieferen Ebene aber transzendiert Shakti das Geschlecht. Im metaphysischen Sinn ist sie – in der indischen Tradition ebenso wie im Taoismus, wo Shakti als Qi bezeichnet wird – der Inbegriff jener grundlegenden schöpferischen Dynamik, die das gesamte Universum hervorbringt. Sie wird als die Quelle sowohl der Materie als auch der physikalischen Energie, im Grunde also jeglicher Erscheinung, angesehen. Ihr Tanz ist der Tanz des Kosmos.

Gleiche Kraft für alle

In letzter Zeit wurde die Shakti stark von der weiblichen Spiritualität in Beschlag genommen. Das hatte den unseligen Nebeneffekt, dass männliche Yogis das Gefühl bekamen, in ihnen sei keine Shakti. Dabei ist diese Energie in Männern genauso präsent wie in Frauen. Ganz unabhängig vom Geschlecht wird ein Mensch, der bewusst Yoga übt, in seiner Praxis sehr wahrscheinlich Qualitäten wie Feuereifer, Vitalität, Achtsamkeit, Gefühl und Flow (völliges Aufgehen im Tun) an den Tag legen. Ebenso gut kann sich Shakti aber auch als tiefe Ruhe manifestieren oder als die Wahrnehmung eines inneren Zeugen, der wertfrei das eigene Leben betrachtet. Die Shakti erwacht auf ganz verschiedene Weise: durch Pranayama (Atemarbeit), Chakra-Übungen, Mantras, Meditation oder im Kontakt mit einem Menschen, dessen Shakti schon erweckt ist. Es kann aber auch sein, dass sie mehr oder minder spontan aktiviert wird, als natürlicher Bestandteil im Prozess inneren Wachstums.

4 Übungen zur Wahrnehmung von Shakti

1. Spüre die Energie

Halte die Handflächen in einem Abstand von 5 bis 8 Zentimetern zueinander und spüre die Energie dazwischen. Dann vergrößere den Abstand um einige Zentimeter, halte das Gespür für die verbindende Kraft aber aufrecht. Sobald du die Verbindung verlierst, nähere die Hände einander wieder an und nimm den Kontakt erneut auf.

2. Richte die Aufmerksamkeit auf dein Herz

Atme tief ein und aus und stelle dir vor, dass der Atem durch das Herz hindurchströmt und auf der Körperrückseite wieder austritt. Dann mache dir die subtile Energie hinter dir bewusst. Sie stützt dich wie eine Rückenlehne. Nimm diese energetische Stütze an, als ob du dich daran anlehnen würdest. Spüre, wie die Energie um dich herum fließt und dich von allen Seiten umhüllt. Atme langsam und tief ein und lenke diese Energie an Stellen in deinem Körper, die sich verspannt oder blockiert anfühlen. Erkenne, dass du pure Shakti atmest.

3. Mache dir die Gegend um das untere Ende der Wirbelsäule bewusst

Spüre die Präsenz eines subtilen Energiekanals, der von dieser Basis aus durch die Körpermitte bis zur Krone an der Schädeldecke verläuft. Nutze den Atem, um die Aufmerksamkeit von der Wurzel zum Herz hinauf steigen zu lassen, dann vom Herzen zur Schädeldecke und wieder zurück. Mache dir bewusst, dass es sich um eine sich bündelnde Wahrnehmung von Energie handelt, die sich in diesem inneren Kanal bewegt. Du kannst diese Energie als eine Art Ausdehnung empfinden, als Kribbeln oder als ein feines Gefühl von Elektrizität. Es handelt sich in jedem Fall um Shakti.

4.  Richte während der Asana-Praxis die Aufmerksamkeit auf den Fluss des Atems

Lenke den Fokus sanft in die Mitte des Körpers, zu dem subtilen Energiekanal, der vom unteren Ende der Wirbelsäule zum Herzen verläuft. Während der weiteren Übungen wirst du dort vielleicht feine körperliche oder energetische Empfindungen wahrnehmen können, zum Beispiel Schauer, ein Gefühl von Ausdehnung, Hitze, Leichtigkeit oder Schwere, vielleicht sogar den Herzschlag. Auch zum Ende deiner Praxis, bei der Entspannung in Shavasana (Totenstellung), treten diese Empfindungen nicht selten auf, denn die subtile Wahrnehmung fällt leichter, wenn der Körper ruht.

Alles Shakti, oder was? Im YOGAWORLD JOURNAL 06/2025 haben wir uns dem Titelthema “Weibliche Kraft” gewidmet und sind der Frage nachgegangen: Brauchen wir einen feministischen Blick auf Yoga – oder eher einen freieren Blick auf Weiblichkeit? Hier kannst du dir das Heft bestellen:


Foto: David Martinez

Sally Kempton schrieb regelmäßig für das amerikanische YOGA JOURNAL, veröffentlichte mehrere Bücher (z.B. “Awakening Shakti”) und unterrichtete weltweit Workshops und Retreats. Mehr Info auf sallykempton.com

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Von der Freiheit eine Gurke zu sein – Freiheitsbegriffe im Yoga

Freiheit – ein großes Wort. Spätestens seit Corona empfindet es unsere Autorin als überstrapaziert. Zumal Freiheit häufig so definiert wird, dass man machen kann, was man will. So leben, wie man will. Auch das Yogasutra beschreibt Freiheit als Ziel – aber ist das die gleiche Idee von Freiheit? Eher nicht.

Text: Sybille Schlegel / Titelbild: tjasam von Getty Images Signature via Canva

Wir sitzen im Auto. Meine Tochter verbindet ihr Smartphone mit dem Autoradio – Zeit für ihre Musik. “My love has got no money, he’s got his strong beliefs. My love has got no power, he’s got his strong beliefs. (…) Freedom and love is what he’s looking for. Freed from desire, mind and senses purified.” Ein Track der Gruppe Gala aus dem Jahr 1997. Nachdem das Kind darüber hinweg ist, dass ich den Song spontan mitsingen kann, versinken meine Gedanken. 1997 hatte ich noch rein gar nichts mit Yoga zu tun. Heute übe und studiere ich es seit mittlerweile 21 Jahren und stelle fest: “Freed from desire” beschreibt einen Yogi. Einen, dessen gesamtes Streben auf Freiheit und Liebe ausgerichtet ist. Dem Geld, Macht und Ruhm nichts bedeuten. Der sich von seinen Begehrlichkeiten befreit, Geist und Sinne reinigt. Ich muss schmunzeln. Wirkt fast, als hätte man Yogasutra oder Hatha Yoga Pradipika mit Disco-Beats unterlegt …

Freiheit im Yoga

Und damit wird klar: Freiheit im Yoga ist eigentlich das Gegenteil davon, das eigene Wollen ausleben zu können. Freiheit im Yoga ist die Abwesenheit von Wollen. Ein Geist, der von Verlangen befreit und damit klar und rein ist. Es ist die Freiheit von Getriebensein, die Freiheit von Angst. Wollen und Fürchten gehen nämlich oft Hand in Hand: Man will etwas haben, man fürchtet, es zu verlieren. Beides sind starke Treiber. Wollen ist unmittelbar. Im Moment des Wollens scheint das, was wir wollen, absolut, gültig und bindend zu sein. Aber wenn man sein Wollen über die Tage mal genauer betrachtet, muss man feststellen, dass man mal dies und mal jenes will. Gerne auch in Gegensatzpaaren: Ich will schlafen, ich will Action. Ich will meine Ruhe, ich will Kontakt. Ich will Geld, Macht und Ruhm, ich will meinen inneren Frieden …

Frau am Strand mit Tuch, das im Wind weht, Symbolbild für Freiheit
Foto: Milan Markovic von Getty Images via Canva

Wollen oder nicht wollen?

Wollen hält den Geist im Spannungsfeld der Dualität gefangen, denn das Nicht-Wollen ist bei jedem Wollen auf der Gegenseite aktiv. Ich habe in einem meiner Artikel im YogaWorld Journal schon mal erzählt, wie meine Tochter als Kleinkind auf einer Marktstraße hin und her rannte und immer das wollte, was sie gerade sah. Am Ende der Straße hielt sie inne, drehte sich zu mir um und verkündete: “Jetzt will ich ein Eis.” Das war der Dreijährigen-Code für: “Ich fühle mich schrecklich getrieben. Ich leide, weil ich nichts von dem, was ich wollte, bekam. Jetzt möchte ich meinen Frieden.” Genau das lehren auch die yogischen Schriften: Wollen erzeugt Leid. Spätestens dann, wenn die Erfüllung des Wollens ausbleibt oder die Bedingungen des Lebens nicht mit unserem individuellen Wollen übereinstimmen. Der Wunsch, Leid zu vermeiden, führt meist zu Angst vor Leid – und damit zu neuen Formen von Leid.

Die Freiheit des Seins

Wie kommen wir da raus? Patanjali erklärt im Yogasutra, dass Wollen, Vermeiden und Angst allesamt darauf zurückzuführen sind, dass wir uns mit unserem sterblichen Körper identifizieren und nicht erkennen, dass wir eigentlich unsterbliches Bewusstsein sind. Wir haben einen menschlichen Körper und machen menschliche Erfahrungen – und das bindet uns in jedem Denken und Handeln. Ich hab‘ Hunger, ich bin müde, ich brauch‘ mehr Anerkennung, ich könnt‘ grad ausrasten, ich will mal wieder wegfahren … Bis du erkennst, dass du all das nicht bist. Die Essenz ist ganz etwas anderes. Von zukünftigem Leid können wir uns befreien, wenn wir uns von diesem Missverständnis befreien.

Wenn du nichts werden musst, nichts haben und nichts darstellen, weil das Leben sich im Leben erfüllt und das Bewusstsein auch ohne den Körper und die jetzige Persönlichkeit fortbesteht, dann lebt es sich befreiter. Im Maha Mrityunjaya Mantra wird das mit einem kuriosen Bild beschrieben: “Wir opfern dem Dreiäugigen (Shiva), dem Wohlduftenden, dem Wohlmeinenden. Auf dass wir dereinst wie eine reife Gurke vom Stiel abfallen können, vom Tod befreit, nicht von der Unsterblichkeit.

Foto: Adrian Moise via Unsplash

Die Freiheitsbegriffe im Yoga

Kaivalya ist der wichtigste Freiheitsbegriff aus dem Yogasutra und zugleich der Titel von dessen letztem Kapitel: das Ziel der Yogapraxis nach Patanjali. Oft liest man als mögliche Übersetzung neben “Befreiung” auch den etymologisch näher liegenden Begriff “Isolation”, was auf der Gefühlsebene erst mal nicht unbedingt mit unserer Idee von Freiheit harmoniert. Gemeint ist die Absonderung des ewigen Seins (Purusha) von der vergänglichen Materie (Prakriti). Auf dieser Ebene gibt es keine Dualität mehr, sondern absolute Einheit. Kaivalya ist also Freiheit von Zeit, Veränderung, Vergänglichkeit, Unterschiedlichkeit.
Es ist die Freiheit der Ewigkeit.

Moksha ist ein Freiheitsbegriff, der vor allem im Advaita Vedanta verwendet wird. Moksha kommt von der Sanskrit-Wurzel muc “befreien, freilassen, loslassen”, das Partizip dazu ist mukti. Es bezeichnet die Freiheit vom Einfluss des Karma, welches uns zwar Erfahrungen beschert, die uns hoffentlich der Weisheit näher bringen, was uns aber allzu lange im leidvollen Kreislauf der Wiedergeburten gefangen hält. Moksha ist die Freiheit von Wiedergeburt, von Leid und von Abhängigkeit.
Es ist die Freiheit der Unabhängigkeit.

Nirvana ist ein zentraler Freiheitsbegriff im Buddhismus. Nirvana bedeutet wörtlich übersetzt: ausgelöscht, geleert, beruhigt, tot. Es wird oft als das “große Verwehen” beschrieben. Hier umfasst Freiheit das Gefühl von Losgelöstheit und Unabhängigkeit. Die Gebundenheit an Leid endet, das endlose Nichts bleibt. Ähnlich wie bei Kaivalya und Moksha ist Freiheit auch hier die Freiheit vom eigenen Wollen und Getriebensein.
Es ist die Freiheit des Nicht-Müssens.


Alles andere als “vergurkt” finden wir die lebensnahen Texte über die Yogaphilosophie, mit denen Sybille Schlegel uns seit vielen Jahren bereichert. Mehr über Sybille erfährst du auf ihrem Instagram-Account.

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Rückläufiger Merkur: Bedeutung, Chancen & praktische Tipps

Mercury Retrograde, oder auf Deutsch, der rückläufige Merkur ist eines der bekanntesten astrologischen Phänomene und wird oft für verschiedenste Herausforderungen im Alltag verantwortlich gemacht. Doch was steckt wirklich dahinter? Erfahre mehr über die tiefere Bedeutung des rückläufigen Merkur, welche spirituellen Chancen diese Phase bietet und wie du sie für deine persönliche Entwicklung optimal nutzen kannst. Plus: alle nächsten Termine im Überblick.

Titelbild: buradaki/Getty Images via Canva

Das astronomische Phänomen

Lass uns zunächst einmal die Fakten klären: Denn der Merkur wandert nicht etwa plötzlich rückwärts durch unser Sonnensystem. Rückläufigkeit bezeichnet in der Astronomie nur eine scheinbare Rückwärtsbewegung eines Planeten am Himmel. Beim Merkur entsteht dieser optische Effekt dadurch, dass er die Erde auf seiner inneren Umlaufbahn um die Sonne überholt. Aus Perspektive der Erde erscheint seine Bewegung dann für einige Wochen rückwärts gerichtet. Das geschieht drei- bis viermal im Jahr.

Die nächsten Termine von Mercury Retrograde 2025/2026:

  • 9. November bis 29. November 2025
  • 26. Februar bis 20. März 2026
  • 29. Juni bis 24. Juli 2026
  • 24. Oktober bis 13. November 2026

Astrologische Deutung des rückläufigen Merkur

In der Astrologie hingegen ist die Rückwärtsbewegung des Merkur weit mehr als nur eine astronomische Erscheinung. Der Planet Merkur steht vor allem für das Thema Kommunikation, unseren Intellekt und Denkprozesse. Er beeinflusst, wie wir denken, sprechen, Informationen verarbeiten und miteinander interagieren. Auch die Themen Handel, Technologie und Transport stehen stark unter dem Einfluss des Merkur. Wenn dieser rückläufig ist, stehen all diese Bereiche Kopf. Das kann sich folgendermaßen auswirken:

  • Kommunikation und Verständigung: Missverständnisse, Verspätungen, technische Probleme
  • Reisen und Transport: Verspätungen, Pannen, Umwege
  • Handel und Verträge: Verzögerungen, Änderungen, Unklarheiten
  • Lernen und Studium: Konzentrationsschwierigkeiten, Informationsüberlastung
  • Entscheidungsfindung: Unsicherheit, Zweifel, Rückzug

“Ist der Merkur schon wieder rückläufig?”

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Das ist bei uns in der Redaktion inzwischen mit die erste Frage, die im Raum steht, wenn es technische Probleme gibt. Je nach dem, von wem der Satz kommt, mit einem mehr oder weniger ernst gemeinten Augenzwinkern 😉.

Denn diese Situationen, die wie verhext scheinen, kennen wir alle. Diese eine wichtige E-Mail geht einfach nicht raus, weil das WLAN wieder hängt, kurz darauf stürzt der Computer ab und irgendwie redet man seit Tagen mit seinen Kolleg*innen aneinander vorbei. Wenn dann auch noch auf dem Heimweg der Zug ausfällt, ist klar: Da muss doch irgendetwas los sein im Universum. Schnell das Handy gezückt (wenn es denn noch geht…), kurz gegoogelt und dann ist klar: Tatsächlich ist der Merkur an allem Schuld.

Und so sehr es auch nervt, wenn nichts so richtig funktionieren will, sind wir damit aber gleich bei einem wichtigen Punkt. Denn bevor wir den armen kleinen Planeten mit Schuldzuweisungen überhäufen, können wir diese Zeit als eine kosmische Einladung zur Innenschau betrachten. Natürlich ist das oft leichter gesagt als getan. Deswegen haben wir hier einige Tipps, wie du das Beste aus der rückläufigen Phase des Merkur herausholen kannst.

Kommunikation überdenken

Beim Thema Kommunikation lädt der rückläufige Merkur uns ein, unsere Kommunikationsmuster grundlegend zu überdenken: Drücke ich mich deutlich genug aus? Kommuniziere ich gewaltfrei? Wann kommen “alte” Kommunikationsmuster zum Vorschein? Woran liegt es wirklich, dass mein Gegenüber mich nicht richtig versteht? Spreche ich meine Wahrheit?

Nutze diese Fragen auch gerne als Journaling Prompts.

Geduld & Achtsamkeit üben

Wenn sich zur Phase des rückläufigen Merkur Verspätungen häufen und du gezwungen bist Zeit abzusitzen, nutze diese sinnvoll. Ist es wirklich nötig, diese “leeren” Zeiträume möglichst effizient zu füllen? Wenn du zum Beispiel 20 Minuten länger am Bahnhof warten musst, ist das eine Chance, dich in Geduld zu üben und den Stillstand auszuhalten. Oder wie wäre es mit einer Achtsamkeitsübung? Was siehst du, was hörst du, was riechst du? Wie fühlen sich deine Füße auf dem Boden an? Wie fühlt sich die Kleidung auf deiner Haut an? Beobachte deinen Atem.

Digital Detox & zur Ruhe kommen

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Wenn die Technik dich im Stich lässt, freue dich über den ungeplanten Digital Detox. Deinem Gehirn tut das unglaublich gut, wenn nicht ständig neue Informationen darauf einprasseln. Und auch deine Augen werden es dir danken, wenn die Bildschirmzeit jetzt reduziert wird. Gerade weil wir während Mercury Retrograde sowieso oft Konzentrationsschwierigkeiten haben, ist jetzt der optimale Zeitpunkt, etwas mehr zur Ruhe zu kommen und die Wellenbewegungen im Geist zu verlangsamen: Citta Vritti Nirodha at its best.

Was wird laut, wenn alles andere ruhig wird? Lausche der Weisheit deiner Seele. So ist der rückläufige Merkur nicht nur eine Phase der Herausforderungen, sondern ein Portal zu tieferer Selbsterkenntnis und spirituellem Wachstum.

Dein spiritueller Werkzeugkasten für die rückläufige Phase

🌟 Praktiken: Meditation, Fokus auf das Halschakra, Journaling, energetische Schutzpraktiken
🌟 Kristalle: Sodalith, Amethyst, Schwarzer Turmalin
🌟 Räucherwerk: Salbei, Palo Santo, Weihrauch
🌟 Affirmationen: “Ich kommuniziere klar und wahrhaftig.” / “Ich spreche meine Wahrheit.”


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